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l- f. Gleich einer Bittende» streckte st« ihm schüchtern die Hand entgegen. „Kennen Sie mich nicht mehr?" fragte sie mit ihrer weiche», innige» Stimme, au» der dann aller Stolz dahinschmolz. „Ich bi» ja da» arme, arme Strandgut!" ES lag eine überwältigende Wehmnth in dieser Frage »nd ei» überwältigender Zauber in ihrer holden, lichtnmflossenen Gestalt, de» traurigen Augen, und dennoch schien cs, als wolle er diesen von sich abschüttel», sie nicht kennen, dann aber, als schäme er sich dieser feige», »»ritterlichen Regung, reichte er ihr die Hand und sagte ehrlich: »Gewiß erkenne ich Sir. Ich habe Sie gleich bei unserer erste» Be gegnung erkannt, obgleich ich nach dem, was ich durch den alten Jause» erfahre», Sie für lobt halten mußte." Wieder wallte das verrätherische Blut heiß in ihr Gesicht und sie erwiederte mit niedergeschlagenen Blicken und unsicherer Stimme: „So wisse» Sie, Herr Graf, mit welcher Absicht ich damals die Insel verlassen?" „Ja, ich kannte sie", gab er z», „und " „Und vernrtheilten mich deshalb", siel sie ihm, als er zögerte, schmerzlich erregt in s Wort. „Nein, das that ich nicht. Ich bedauerte Sic nur ans tiesster Seele", erwiderte er ernst, „nnd freue mich von Herzen, daß sich, wie k» den Augenschein hat, Ihr Schicksal so günstig gestaltet. Sie sind verlobt?" fügte er mit etwas ausfallender Kürze, die Vergangenheit abschließend nnd in die Gegenwart znrückkehrend» hinzn: „Ja", sagte sie leise, unsicher» „ich bin es!" Er hatte ans der Lippe, zu fragen, „nnd glücklich?" Aber er sah auf ihr tieferblaßtes Gesicht und verwarf diese Frage sofort, als eine banale Redensart und sagte nnr, um etwas zu sagen: „Schon lange?"„ „Nein, erst seit Kurzem, Ich war bis vor einigen Monaten in einer Erziehungsanstalt, um mich zur Lehrerin ansznbilden. Das anhaltende Slndiren aber griff meine Gesundheit an. Vielleicht hatte ich zu viel nachzuholen; auch war ich des ernsten Lernens ungewohnt. Als mein Wohlthätcr, ich meine mein Verlobter, mich besuchte, fand er mich krank. Er nah», mich ans der Pension und machte mir einen HeirathSanlrag. Er ivar so gut zu mir, ich halte ihm so viel, so sehr viel zu danken, es erdrückte mich fast — da wurde ich seine Braut." Der Graf antwortete nicht. Es Ivar ihm unmöglich, auf dieses einfache, offene Bekenntnis,, das mit wenigen Worten so unendlich viel verrietst, eine alltägliche, »och weniger eine gleichgiltige Antwort z» geben. So schritten sie einige Zeit auf dem weichen Dünengrase schweigend und lautlos neben einander her. Plötzlich fuhr Mona leicht zusammen, rasche, kräftige Schritte näherten sich ihnen. „Da kommt mein Verlobter vom Bade zurück," sagte sie hastig, verlege». „Darf ich Sie mit ihm bekannt machen, Herr Graf?" Unwillkürlich mußte Graf Fabrie an bas letzte Gcspräch denke» und was wohl „die Exclusiven" zu dieser Situation sagen würde». Er erklärte drin Rheder, daß er mit Mona eine alle Bekannt schaft erneuert habe. Der Rheder maß ihn mit einem mißtrauischen Blick. Er kannte angenscheinlich mehr von der Welt, als Mona und schien diese frühere Bekanntschaft keineswegs mit günstigen Augen zu betrachten. „Ich erinnere mich," sagte er kalt, „wir begegnete» uns schon einmal ans den Wiesen. Sie erkannten aber damals meine Braut nicht," setzte er trocken hinzu. „Wenigsten- war ich meiner Sache nicht ganz sicher, da fast sechs Jahre nach nuferer Begegnung auf dieser Insel dahingegangcn, und Ihr Fräulein Braut damals noch ein halbes Kind war," ent- gegnete der Graf mit ruhiger Sicherheit de» vornehmen Mannes auf diesen indirecten Angriff. „Ach, von jener Zeit her kennen Sie Mona?" ries der Rheder mit einem raschen Blick nach ihr hin, welche während dieser Unter haltung unausgesetzt die Farbe gewechselt nnd jetzt so weiß wie das Kleid anssah, das ihre zarte Gestalt »mhüllte. „Ja, von jener Zeit her", bestätigte Graf Fabrie mit einem offenen Blick scincr duullen Auge». „Wir waren damals wie zwei gute Kameraden, nicht wahr, Fräulein Mona?" Seine überlegene Ruhe »nd offene Sicherheit beschämten nnd enlwaffneten des Rheders Mißtrauen. „Also ein guter Kamerad waren Sie meinem armen Strand gut?" fragte er mit stinem breiten, gulmttlhigcn Lächeln, das zu seinem Gesichte viel besser als die argwöhnische Reserve paßte. „Nun freilich, seitdem hat sich Mona ettvas verändert; leider ist ihre Ge sundheit nicht z»m Besten," und er faßte dabei mit derber Vertraulich keit seiner jungen Braut unter das Kinn. „Du sichst auch heute Wieder wie ei» weißes Segeltuch ans, Kleine," setzte er hinzu. „Die hcimathliche Seeluft, von der ich für Dich mir so viel Gutes ver sprochen, übt die erwartete Wirkung nicht ans." „Sie wird sich schon »och cinstellen," beruhigte ihn Mona leb haft. „Biele Farbe hatte ich überhaupt nie." „Das ist wahr," stimmte ihr Graf Fabrie bei. „Vielleicht er innert sich Fränlein Mona, wie ich sic oft scherzweise die kleine, weiße Mimose genannt." Ob sie sich daran erinnerte? Sie lächelte znstimmend nnd dachte, daß diese Worte nicht die einzigen geblieben, die ihr Gedächlniß be wahrt hatte. (Fortsetzung folgt.) Cholera Berichte. Wie voransznsche» war, erweisen sich die erlassenen Vorsichts maßnahmen gegen die Cholera in Rußland als äußerst hinfällig, da es überall an der nöthigen und sorgfältigen Aufsicht über die Aus führung fehlt. Alles, was sich auf dem Papier so schön nnd rationell ansnimmt, ist in Wirklichkeit keinen Heller Werth »nd nach wie vor wird die Epidemie durch die Unvorsichtigkeit der Leute verbreitet. Den Wolgadampfern ist Desinficirnng vorgeschriebe», ebenso wnrde ihnen zur Pflicht gemacht, gekochtes Trinkwasscr für die Passagiere bereit zu halten. I» Wirklichkeit aber beschränkt sich die Desinficir- ung darauf, daß ein Matrose zwei- oder dreimal am Tage die Stellen, wo keine Menschen oder Sachen liegen, mit Carbvl ans einer Flasche besprengt und als gekochtes Trinkwasscr dient eine übelriechende Flüssigkeit in wenig appetitlichen Fässern, die mit schmierigen Papier setzen zngcdeckt sind. Auch die ärztliche Untersuchung der Passagiere an einem Landungsplätze entgeht dem allgemeine» Schicksal russischer Sicherheitsmaßnahmen nicht. Auf Dampfer», die am Tage anlegen, „durchschreitet" noch ein Arzt, wie vorgeschriebe», die Reiben der Passagiere, doch ohne sie sich anzusehen oder zu befragen; erfolg! das Anlegen znr Nachtzeit, so fällt selbst diese Formalität weg. Unter solche» Umstände» werden die beste» Absichten zu Schande» nnd der thäligste Administrator erfüllt seine Pflicht mit dem Bewußtsein, daß seine Bemühungen »nr zum Tsteil ihre» Zweck erreichen. Auch in Petersburg sind bereit» Wühlereien versucht worden. Fleisch und Würste sollten vergiftet sein, wie die Hetzer dem Volke einreden, wobei cs bemerkenswcrlh ist, daß alle Petersburger Wurst macher durchweg Deutsche sind. Der polizeiliche Schutz ist darauf sofort verschärft und der Befehl erthci'lt worden, mit rücksichtsloser Strenge allen lärmenden Auftritten entgegenzuwirken. — Die wirth- schastlichcn Schäden, die Rußland an- der Cholera erwachse», nehmen einen immer größeren Umfang an. In Baku hat man die Ge winnung von Petroleum ans das Aenßcrste eiuschränken, zum Theil völlig einstellc» müssen, weil auch der grüßte Theil der Arbcitcr- bevölkernng entflohen ist Die Petrolenmpreise steigen dementsprechend ganz erheblich. Die Messe in Nischnej-Nowgorod wird in diesem Jahre einen großen Mißerfolg verzeichnen. Die Waarenznfuhr ist gering, die Kanslnsligen schien. — An der deutschen Grenze gegen Rußland waltet jetzt die schärfste Wachsamkeit ob. Die Cholera hat in den letzten Tagen die Städte Wjatka »nd Nachilschcwani ergriffen. In Pnltawa sind vor einigen Tagen fünf ans dem Kaukasus cingetrvsfene Arbeiter der Cholera erlegen. Längs der Wolga, und zwar speciell in Zaryzin, Dubowka, Kamhschi», Saratow, Wolsk nnd Chwalinsk, wurden mit Ambulanz-Baracken ansgcstallcte Sanitälsstationen zur Ausnahme der Cholerakranke» der Dampfschiffe errichtet. Endlich gesteht man nunmehr in Paris ein, daß die dort »nd in der Umgebung herrschende Chvlecine wirklich die asiatische Cholera ist. Ei» von 1),-. Daxembecg im „Journal des Dcbals" verösfcnt lichter Artikel besagt daß die i» Paris nnd Umgebung herrschend Epidemie i» der Thal die asiatische Cholera sei, dieselbe aber keinen durch rasche Verbreitung hervortretendcn gefahrdrohenden Charakter trage und auch merklich nbnehme. Gestorben sind an der Krankheit bis znm 30. Juli 400 Personen. Die Meldung französischer Blätter, daß die Cholera in Rumänien ausgcbrochen sei, ist »ach Mitiheilnng von maßgebender Bnkareslcr Seile völlig unbegründet. Der Gesundheitszustand ist, wie die „Agence Nonmainc" versichert, im ganzen Lande cin guter. Das amtliche Blatt in Bukarest veröffentlicht die sanitären Maßnahme» gegen die Cholera, welche die Provenienzen aus Rußland, der Türkei und Bulgarien betreffe». Amtliche Mittheiluug der Beschlüsse der am 18. «nd 28. Juli 1892 abgchaltene« Lihrmgen veS Gemeinderalhes r« Wittgensdorf. 1. Zinn Gesuche des Herrn Ncstanratcnrs St. um Schaiikerlaubuiß- erlheilnug auf die geplante, »euzuerbancnde Räumlichkeit, beschließt man, die Bedürsnißsragc zu bejahe». 2. Von der Eingabe des Herrn Rittergutsbesitzers St. über de» Chemnitz- flnß Briickcnban wird Kenntnis) genommen nnd schließt man sich den darin gemachte» Vorschläge» durchweg an. 3. Zur Erbauung dcr Böschungsmauer bei Cat.-Nr. 71 und zu der Ab walzung der Wcgestrccke dortielbst, saßt man den Beschluß, beide Herstellungen im nächsten Jahre zur Ausführung bringe» zu lasse». 4. Tie beide» Schlenßcn nnd Bassins bei Cat.-Nr. 828. und Cat.-Nr. 23 soll zufolge Beschlusses der Maurer W. Herstellen. ü. Ten Reparatnrban des niedere» Spritzenhauses beschloß man dem Maurer 3t. zu übertragen. 6. Das bei Cat.-Nr. 5 noch nicht hergestcllte Schiiiltgerinne soll durch den neuen Besitzer zur Anssührnng gebracht »erden »nd beschließt man des halb, bei der königl. Aintchaiiptniannichaft dahingehend vorstellig zu werden. 7. Weiter wurden 4 Gesuche um Erlaß bez. Hcrabminderung der 1892er Gcineindcanlagc» berücksichtigend erledigt. 8. Ferner wurde die Einschätzung des 4. Nachtrages twrgenvinmc» »nd entsprechend znr Erledigung gebracht. Desgleichen gelangte die Einschätzung des hiesigen Produktenvertheilimgsllercines »ach Maßgabe znr Staatsstencr zur Erledigung. 9. Ter Einkauf mm Steinkohlen für die Gemeinde und Schule, sowie für die Armen nnd Krankcnstation wurde zufolge Beschlusses dem Herrn Vor sitzenden übertragen. 10. Ans das Gesuch des Herr» Sp- um Entlassung ans dem Sparkassen' Ausschüsse sand Bcrjlitjichtignng und wurde Herr U. a» Stelle des Sp. in den gedachten Ausschuß gewählt. 11. Hierauf wurde von der nunmehr crsolgtcn Ab- bez. Zuschreibung dcr znr Wegeverbreiternng erworbenen Grundstücke Kcmitniß genommen. Gleich zeitig wnrde die Einlegung einiger Steinzengrohre an dem Grundstücke des Herrn L. genehmigt. 23. Juli 1892. 1. Von einer andcrwcitcn Eingabe des Herrn Rittergutsbesitzers St., be treffend die Uebertragnng dcr Neparalurarbeiten an den Banmcistcr R., wird znstimmend Kenniniß genommen. Im Weiteren gelangte eine Eingabe des Herr» Baumeisters R. znr Kemctnißnahme und stimmte man de» darin ent haltene» Vorschlägen über Art «nd Weise des bctrcssend.ni Rcparalnrbanc-Z allenthalben z». Auch erklärte man sein Einverständnis) j„ Bezug des Preises, dcr Stärke und der Länge der zu diesem Bruckenban zu verwendenden Bohlen. Bedingt wurde aber, daß die betreffenden Bohle», welche Herr Entsbesitzer Oe. zu liesern übernommen halte, splindsrei sein müßten. 2. Zum Schluß fanden »och 4 Reclamationen Erledigung. M., Reg. Ans Nah nnd Fem. — Ei» braver Soldat: Di- „T. N." schreibt: Nach Schluß der Gefechtsübungen, welche im Hochgebirge der Vogesen, zwischen dem Wcsscrlinger Thale »nd de», Mnnsterihale in der letzten Woche statlsande», wnrde einer dcr Mühlhanser 32er Dra goner vermißt. Ucbcr seinen Verbleib war »»geachtet aller An strengungen einstweilcii nichts zu ermitteln. Endlich am Sonntag, drei Tage nach den Ucbnngc», meldete er seinem Schwadronschcf, daß er leidend in Wcsscrling liege, das Pferd sei unversehrt. Die dorthin eilende» Ofsiciere erfuhren folgendes: Nach einer NckvgnoS- cirung in besonderem Aufträge ansgesendct, gericth er am suchen Morgen bei dichtem Nebel an steilem Abhang in die Nothwendigkeit, der Gefahr wegen abznsitzen und sein Roß am Zügel zu führen. Abrollcnde Fclsbrocken ließe» das Pferd straucheln und abstürzen, mehr als 40 iw tief, den Reiter mit sich reißend. Als dieser, vom Sturze betäubt, nach längerer Zeit z» sich kam, fand er sein Roß tief im Schlamme dcS Bodens eingesunken. Er bemühte sich nnn, dem Thicrc zu helfen und setzte die heldenhaslcsten Bemühungen drei Tage lang fort. Für sei» Roß schaffte er von rings umher GraS herbei, er selbst »ährte sich von dem wenigen Kommißbrod und Wasser, sowie vo» Waldbccrc». Auch versäumte er nicht, seine Lanze oben auf dem Abhänge zu befestige», um so möglicher Weise Hilfe hcrbcizurnfen. Alle» Scharfsinn wendete er auf, m» sein Roß z» befreien, denn cs stand bei ihm fest, daß er dies entweder erreichen oder selbst dabei zu Grunde gehen müßte. Am dritten Tage Abends, als er sowohl, wie sei» vierbeiniger Kamerad anfingcn, kraftlos zu werde», wnrde sein flatterndes Fähnlein von einem Bauer» bemerkt, dcr dann Hilfe hcrbeijchasste. Verletzt sind weder Roß noch Mann. Eine solche Aufopferungsfähigkeit bei unseren Reiter» ist ja glück licherweise nicht selten, immerhin aber hoch erfreulich. — Die Rache der Maler. Ein junger Maler in Berlin, der mit besonderem Eifer dem Studium von Charakterbildern obliegt, unternahm am Sonntag mit einigen gleichgestimmten Freunden eine Vergnügungsfahrt „ach dem Sprcewalde. Ui» das Angenehme mit dem Nützliche» zu verbinden, sollte ihnen beim Anblick schöner Land schaften »nd ausgeprägter Charakterlvpsc ein mitgenommener photo graphischer Apparat znr Seile siehe». I» Burg war eben der Gottesdienst dcendet, und so viele schon geputzte Spreewaldcrinnen, wie hier ans der Kirche kamen, Hallen die jungen Leute noch niemals auf einem Fleck bcisammcngeschen. Dieser günstige Augenblick sollte für die Kunst nicht ungenützt vornbergehcn. Flugs wird in einem passenden Hintergründe der Apparat ausgestellt; die Sprcewälderinnen stutzen, bleiben stehe», und i», N» sind sie photographirt. Da legt sich eine schwere Hand auf die Schulter des auSsührendcn Künstlers. Es ist der Gendarm, der das Photographirc» als eine der gesetz lichen Sonntag-rnhc zuwiderlcmscnde Beschäftigung verbietet und »ach Namen, Stand und Wohnort der „Photographen" fragt, m» für die Uebertretnng die g^luhe^Sühne herbeizufahren Pflichtschuldig, wird ihm auch die geforderte AnSknust erlheilt, doch selbst die heilige Hermandad ist, wenn sie mit einem Knnstlervölkchen in Berührung tritt, nicht vor dem hier besonders ausgeprägten Humor gefeit. Wäh rend dcr Herr Gendarm die Namen in sein Notizbuch einlrägt, wird auch er, ohne daß er's merkt, photographirt, und gerade die» Por trait soll das gelingcnste von allen sein. — Unter den Augen der Mutter ertrunken. Ein be- klagenSwerther Unfall ereignete sich Mittwoch Vormittag an dcr Waldcmarbrücke in Berlin. Eins der dort spielende» Kinder stürzte in das Wasser, die in der Nähe befindliche Mutter besann sich keinen Augenblick »nd sprang ihrem Kinde nach, um «S zu rette». Dies gelang der Unglücklichen aber nicht; dieselbe gericth vielmehr ernstlich i» Gefahr, ans der sie durch einige Männer mittels des Netliiiigskahnes befreit wnrde. Das Kind ist leider ertrunken. — Es kann nicht schaden k Dcr Sohn eines Großindustrielle» in Berlin war vor einigen Tagen »ach Hamburg abgedampft; der 18jährige Jüngling hatte seinem begüterte» Vater einige Tausend Mark entwendet »nd wollte ii» freien Amerika cin freies Lebe» führe». Im letzte» Augenblicke wnrde er jedoch ans Requisition seines Vaters von Hamburg zurückcxpedirt. Der Vater hat dem reuigen Sprößling verziehen; ui» ihm aber die Lust zu benehme», »och fernerhin solche Streiche zu machen, hat er den extravaganten junge» Mann zu einem gestrengen Schnhmachermeister in die Lehre gegeben, mit der Weisung, eventuell den Knieriemen nicht zu schonen. So »illß der Milliovcirssoh», der vor eine», halbe» Jahre von einer diesigen höheren Lehranstalt mit dem Einjährigen-Zeiigniffe abge- gangc» ist, jetzt vom frühen Morgen bis zum späte» Abend de» Schusterschemel drücken. — Die Rächerin ihrer Ehre. Ter junge und reiche Vikomte Doundoni aus Foggia hatte sich schon lange bemüht, die Liebe der bildschönen Tommasina di Lalla, der Tochter eines Gast- wirlhs in Vico Garganico, zu gewinne». Sie wnrde die Geliebte des galant:» Francisco v. Donadoni. Freilich hatte cr ihr ver sprochen, sic bald als seine Gattin heimfiihren z» wollen. Das ließ dcr Herr Vikomte aber hübsch bleiben und war sogar leichtsinnig genug, sich öffentlich ihrer Gunst zu rühmen. „Solche Mädchen küßt man wohl einmal, aber man heirathct sie nicht," fügte er im trockenen Tone Hinz». Als er am 19. Juli durch die Straße» von Foggia schritt, stellte sich ihm plötzlich Tommasina entgegen. „Urroncr sein, signore!" sagte sie, „ich möchte cin Wörtchen mit Dir reden" —. „Ans dem Wege," schrie dcr Vikomte. Doch das Mädchen ließ sich nicht ans der Fassung bringen. „Willst D» die Ehre, die Du mir geraubt hast, wieder Herstellen so gut cs eben geht?" fragte Tomma» siua. — „Rein!" rief Francisco. — „Du willst mich also nicht Heimchen?" — „Nein!" — „Tann will ich Dir nur sagen, daß Du trotz Deiner hohen gesellschaftliche» Stellung ei» Lump bist, »nd ein solcher Schuft ist nicht wcrlh, daß er lebt. Luons. sein, sig- uors!" Spracht und stieß dem Bikomle cin langes Stillet in die Brust, so daß er blutüberströmt zusammenbrach und schon nach wenigeil Minuten seinen Geist anfgab. Tommasina betrachtete kalt- lächelnd den Leichnam nnd stellte sich dann freiwillig dem Richter. — Schlechter Kircheubesuch. In der City von London sollen nenn Kirche» »iedergerisscii werden, da sie zwecklos geworden sind und der Gottesdienst vor leeren Bänken gehalten werden must. — Berliner Leben. Die Tochter eines Rentners in Berlin hatte die Bekanntschaft eines jungen Mannes gemacht und ohne Wissen ihrer Eltern mit ihm Briese gewechselt. Die Familie wollte nun i» einigen Tagen ins Bad reisen und dem jungen Mädchen lag daran, vorher noch ihre» Liebliaber de» Eltern vvrznstclle». Hierzu wurde cin Bestich dcS Zoologischen Gartens bestimmt, »nd der junge Man» schlug vor, sie solle unversehens ihre Uhr verliere», er werde sie ihr ttberbri'ngeii und das Weitere werde sich dann von selbst er gebe». So geschah cS denn auch, das junge Mädchen ließ die Uhr falle», ihr Liebhaber hob sie auf und — verschwand damit auf Nimmerwiedersehcn. Erst lange darnach vermochte sich das Mädchen zu überzeugen, daß sie einem Gauner in die Hände gefallen war. — Eruptioucu aus der Toutte. In dcr letzten Zeit haben Eruptionen aus der Sonne von ganz besonderer Gewalt dcr Aus dehnung die Astronomen lebhaft beschäftigt. Diese erhöhte „Nervosität" der Sonne hat sich schon seit Anfang dieses Jahres gezeigt und namentlich im Frühjahr gesteigert, wie erst jetzt bekannt wird. Namentlich der französische Astronom Trvnvclot i» Algier hat diese Erscheinungen verfolgt, während andere Forscher ihre Aufmerksamkeit mehr den Soniienfleckcu ziiwandlen, worüber wir schon berichtet habe». Tronvclot hat allein im März d. I. 23 mächtige Fackeln gesehen, denen aber später noch weit bedeutendere gefolgt sind» wenn die Anzahl sich auch pro Monat verringerte. So wurde eine Pro tuberanz gesehen, deren Basis 145010 Kilometer und deren Höhe 93 000 Kilometer betrug. Eine Vorstellung vo» dcr Größe düscS gewaltige» Feuerbogeus erhält ma», wenn man bedenkt, daß 22 Kugeln vo» der Größe unserer Erde gleichzeitig unter jenem Platz hätten finden könne». Eine andere, an ihrer Basis schmälere, Prvtnberanz stieg gar zu der enormen Höhe von 170000 Kilometer» empor. Endlich ist »och eine zu erwähnen, deren Fuß sich über 34 ° des Svnnenrandes erstreckte, also übcr eine Länge vo» 410 632 Kilo meter, welche Strecke mehr als 10 mal so groß ist. wie dcr Umfang der Erde. 8«ruutworNIch: für VoMIschrs, Orrilichc? uud FriilüktoiNftisch«» Julius Theitzt für SüchslschrS: grau , Gsoe; für dcu iibr>,,-u Tbtii lrr ivcrN'ii-,; sümmiiilli in Lüciuuitz, cgür »iusbcwabniug und opUscuduue uiHl crbeiruer MuuuMipir wud lucht eei-itret.) AlWkl Slicks - GtiMl-AiWWl). Unser Anzeiger wird einschließlich seiner Beigabe „Souutagsblatt" nd mit dem Extra-Beiblatt „Lustiges Bilderbuch" auch ferner allen berechtigten Ansprüchen zu genügen suchen, welche gcrechterweise an ein billiges vvlksthümlichcs Blatt gestellt werden dürfe». Unser Anzeiger ist die billigste tägliche Zeitung, er kostet mit dem Extra-Beiblatt „Lustiges Bilderbuch" vierteljährlich 105 Pf., mouatlich also uur 35 Pf. in Chemnitz frei in s Hans. Außerhalb Chemnitz ist für Zntragen monatlich 15 Pf. zu entrichten. Das Abonnement nnscreS Anzeigers ohue „Bilderbuch" kostet monatlich uur 25 Pf. i» Chemnitz frei in'S HauS. Außerhalb Chemnitz ist für Zntragen monallich 1b Pf. z» entrichten. Bei den Post-A»stallen ist dcr Anzeiger nnr mit dem Beiblatt „Lustiges Bilderbuch" zu beziehen und kostet monallich 35 Pf. (Zntragen lb Pf.). Postzeitnngspreisliste 10. Nachtrag Nr. 5580 Die Beiblätter: „Kleine Botschaft", „Sächsischer Erzähler" Sächsische Gerichtszeitnng". „Sächsische» Allerlei" nnd „JllnstrirteS UntcrhnltungSblatt" sind mit dem gleichfalls in unserem Verlage er« scheinenden Wochenblaltc: „Sächsischer Landbote" zu beziehen.