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DI« deutsch« Rcichsp-st In Siw-Wkst-Afrika. Kür dir Erschließung einer Kolonie ist die Schaffung von VerkehrSeinrichtuiigen bekanntlich von höchster Bedeutung, sei es, daß dieselbe» dem Nachrichtenwesen diene», wie in erster Linie Post und Telegraph, sei es, daß dieselben den Per sonen- und Gütertransport zu bewerkstellige» haben, wie Eisenbahnen, Frachtfuhrwerke und die Flußschifffahrt. An letztere» hat unsere Kolonie in Södwesiasrika aus Gründen ihrer natürlichen Beschaffenheit fast vollstündigen Mangel; nur der Bau einer Bahn von dem Hafenort Swakvp- ninnd landeinwärts nach Windhoek, dem Ber- waltttngssitzd ju, ist in Angriff genommen und «in kleiner Theil der Strecke auch bereit- voll endet worden. Dagegen hat sich i» erheblich rascherem Maaße die Einrichtung regelmäßigen Postverkehrs bewerkstelligen lasten. Wir bringen hierüber unseren Leser» in beisteheuder Karte eine Skizze, zu der an der Hand einer sehr interessanten Ausführung in der „Deutsche» Berkehrszeitung" Folgendes zu bemerken ist: Di« erste deutsche Postanstalt wurde im Jahre 1888 in Otjimbingue crrichtet. Sie wurde im Jahre 1891 nach Windhock verlegt und blieb bis zum Jahre 1895 die einzige. I» diesem Jahre entsandte das Reichspostaint einen Beamten mit dem Austrage »ach dem Schutzgebiete, die weitere Errichtung von Postanstalten, sowie die Her stellung der erforderlichen Verbindungen in die Hand zu nehmen- und das Postwcsen dort zu orgonisiren. Es wurden nun in rascher Auf einanderfolge Postanstalten cingerichiet; im Jahre 1895 in Swakopmund, in Otjimbingue, Omaruru, Okahandja, Gibeou, Keetmanshop und Lüderitz- Bncht: dann im Jahre 1896 in Warmbad» Kap Kroß» Rehoboth; 189? in Hohewarte, SeeiS; 1898 inOutjo.Gobabis und Grotz-Barmen. Haupt postamt in Südwestasrika ist Windhoek, dem die übrigen Pvstanstalte» unterstellt sind, Windhoek selbst steht unmittelbar unter dem Neichspostamt. Nnr ein Theil des PostPcrsonalS besteht aus deutschen Postbeamte», znm größeren Theil sind farbige Eingeborene als Unterbeamte eingestellt, welche neben freier Verpflegung und Kleidung eine jährliche Getdvergütung von etwa 120 Mk. erhalten. Die Verwaltung d:r nicht mit Reichspostbeamten besetzten Postan- anstalten ist Privatpersonen oder Angehörigen der Schutztruppe über tragen, so daß man unter den Postagenten Unteroffiziere, Kausleute, Missionare u. s. w. findet. Die Postanstalten befassen sich mit der Beorderung von Briefen, Zeitungen Und zum Theil auch von Packeten und Post anweisungen. Die Postbeförderung zwischin dem Mutterlande und dem Schutzgebiete erfolgt vermittelst der die Häsen der Kolonie an- lanfenden deutsche» oder englischen Dampfer. Die Routen derselben sind in unserer Karte durch eine Strichlinie markirt. Die Post Verbindungen über Land find in unserer Karte durch grade schwarze Linken wiedergegebe». Die Entfernung von Swakopmund bis Wind hoek beträgt 381 Kilometer, es findet hier alle 14 Tage eine Post- besörderung vermittelst 8spänniger Ochsenkarre» statt; die Dauer dieser Beförderung ist 7 Tage. Außerdem findet zwischen der Ochsenkarrenbeförderung ein Postverkehr mittelst Fußboten statt. Verbindung in I4tügigen Zwischenräumen nach Omaruru unterhalten. Von letzterem Orte aus geht eine wöchentliche Botenpost nach Outjo, der nördlichsten Postanstalt. Von Groß. Barmen aus verkehrt eine wöchentliche Botcnpost nach Okahandja. Von Windhoek sühn in öst licher Richtung über Hohewarte und Seeis eine wöchentliche Bvten- post nacb dem 227 Kilometer entfernt liegenden Gobabis. Von Windhoek gehen nach Süden wöchentliche Botenposten nach Keetmanshop; die Besörderungsdaner beträgt 7 Tage. Seitens einer kaufmännischen Firma wird dann von Keetmanshop noch weiter nacy Süden über Warmbad nach Steiukopf aus dem Gebiet der britischen Kapkolonie alle 4 Wochen mit einer 11 tägigen Be Isame» Epidemie gewesen zu >en>. Im Elsaß wurde diese Erschein«»«- nach dem heiligen Beit St. Veitstanz genannt, aber es sei gleich erwähnt, daß der Veitstanz, jener eigenartig« krankhafte Zug. welchen, die medizinische Wissenschaft mit diesem Namen belegt, nichts al- den Namen mit jener Tanzwuth des Mittelalters gemein hat. Der heilige Veit war der Schutzpatron gegen alle dämonischen Krankheiten» gegen die HundSwuth u. s. w.» und so dürste e» der Fall gewesen sein^ daß die von der Tanzwuth Befallenen diesen Heiligen in der Noth ange- rufen haben mögen und daß sie hiervon den Nomen erhalten hat. Aber wen» auch die größere» Epidemien dieser Krankheit mit dem Auf treten derselben in Straßburg aufgehört z» haben scheinen, so ist keineswegs dieselbe erloschen gewesen. Immer kehrte dieselbe wieder und bedeutend- Aerzte des Mittelalters, wie Paracelsus, Johann Schenk, v. Grnffcnberg widmeten der wunderlichen Krankheit ihre ganze wissenschaftliche Aufmerlsamkeit und cs dauerte bis iil'S 17. Jahrhundert hinein, ehe die Erscheinung vollständig ihr Endes erreichte. Noch im Jahre 1623 theitt der Arzt Gregor Horst i» einem Brief an einen Zeitgenossen ron einigen von der Tanzsnch befallene» Frauen mit, die alljährlich nach einer Kapelle des heilige» Veit zu Drevelhauscn bei Weißens!«» im Ulmer Gebiet wallfahrteteu, um am St. Veitstage unter Musikbegleitung bei Tag und bei Nacht gleich Wahnsinnigen um de» Altar zu rasen, bis sie krafilos zu Bode» stürzte». Doch die Kapellen des heiligen Veit zerfielen in Asche und Staub, sic mußte» dem neuen Zeitgeist weichen und »>it ihnen jene grausamen Krankhcilserschciiiunge», von denen wir in der neuen Zeit nichts inehr gehört haben. Aber mehr als 2 Jahrhunderte hat die Tanzwulh ofimals Viele in Schrecke» v:rsetzt und nur ein einziges Mittel wird von allen Chronisten, allen Acrzteu und onftigen Berichterstattern über dieselbe mitgctheilt, das gegen die Tanzwuth mit Erfolg angcwendet wurde. Dieses Mittel ist die Macht der Musik. Scho» bei den Rasereien der Johannestäuzer i« Aachen spielte die M»sil eine große Noüc, Musikbanden zogen mit den Tänzern, ihre rauschenden Weisen nahmen nach und nach einen langsameren Takt an und gingen von hohen zu ticsen Lünen über und mit dem Klange der Musik erstarrte die Wulh der Tänzer. Achnlich ist eZ mit der fröhliche» Tanzwulh der heutigen Zeit, einer gesellschaftlichen Krankheit, die in jedem Jahre ihre Opfer fordert. Wenn die Saison verrauscht, wenn die Tauzneise» seltener »verbeiß, wenn lieblichere Töne drangen in der Natur .erschalle», dann hört auch die Tanzwuth auf, dann erstirbt in uns die Lust am fröhlichen Tanzgetriebe und ivic in jedem Jahr, so b.i jeder Tanzfestlichkeit. Zum Schluffe des Balles vereint wohl noch die Theilnehmer nach dem rasenden Galopo ein langsam dahin schwebender Walzer und die größte Tanzsrendigkcil erstirbt in dem er i.üaelen Tänzcr. Pflege -es kindlichen Knochenfystems. Von vr. Emil Graf. Machdruck verboten.) - Gegen die Hhgiciue des Knochenfystems wird fehr häufig scho« der frühesten Kindheit, aber noch mehr in der Knaben- und Mädchenzeit gefehlt. Dahin zählt schon die immer noch, irr weiter» Kreisen sortbestehcnde Einschnürung deö kindlichen Körper» in Windeln s und Decken, wodurch die naturgemäße Bewegung gehindert, dagegen m vricnmcn -cupivwnic ane » Wvmcn mir einer rrragrgrn -oe- 7. „.'7. förderuugsdaner eine Postoerbindung vermittelst Pferdekarreu unter-1'^ oft «ne emse.t.ge Richtung des Mnskelzngs am Knvchengernfle halten. Daneben verkehrt noch eine Botenpvst in 4wöche»tliche» Zwischenräumen. Von Steinkvps aus hat die densche Post Anschluß an die britische Landpost nach Kapstadt. Außer den vorgenannten regelmäßigen Postoerbindungen wird noch durch die Schutztruppe für eine gewisse Beförderung von Post sendungen dadurch gesorgt, daß jede Patrouille aus den Stationen und Pvstanstalte», welche sie aus ihrem Wege berührt, Postsendungen Von Swakopmund bis Walfischbai ist wöchentliche Botenpost. Von so weit als nur möglich mitnimmt, auch wird vielfach von Privat- Otjimbingue wird von einer kaufmännischen Finna eine Postfahr-Neuten die Beförderung von Postsendungen milbesvrgt. »Ja" — fuhr die allerliebste Frau fort, — „eS ist das einzige sichere Mittel. Sie wissen, daß unsere Ehe eine sehr harmonische ist. Ich bin gescheit genug, Felix nicht zu quäle», zu verstimmen und mit dem Kleinkram der täglichen Sorgen zu behellige». Er weiß, daß ich ihn gern habe, aber wir sind nicht die siamesischen Zwillinge, Wie oft sage ich ihm: „Geh' aus, bleib' an, Abend fort, amüsire Dich!" »Nun" — wandte ich ein, — „das ist sehr schön, abcr ver zeihen Sie: Ich an seiner Stelle würde doch nachdenklich werden, wenn mir eine Frau wie Sie das sagte, — ich würde mir denke»... hin ..." „Io, sehr richtig, solche Gedanken sind ihm wahrscheinlich auch schon aufgesiiege», und trotz seines Passepartout sitzt er fast immer zu Hause, weicht er kaum von meiner Seite... Sehen Sie", schloß sie »ach einer kurzen Pause, indem sie nach dem Vogelkäfig wies, »er macht es wie der dort!" Der Kanarienvogel war in diesem Augenblick nach Beendigung seiner kurzen Rundreise wieder in seine Behausung gehüpft. Im nächsten Augenblick öffnete sich die Thür, und der andere Verächter der Freiheit, der gefesselte Felix erschien. — Die Taiizplage -es Mittelalters. Von F. Kurtholz. Nachdruck verboten. In den Wochen, da die Tanzsröhlichkeit den höchsten Maßstab zu erreichen pflegt, wo wir von einem Karnevalvergnügen immer erst ausznschlafe» gepflegt haben, wenn wir uns jzu dem folgenden vorbereiten, mögen wohl manchmal ei» gar zu solider Vater, eine auf die Gesundheit ihrer Kinder gar zu 'wohlbedachte Mutter über die Tanztollheit zetern; abcr diese Zürnenden wisse» gewiß nicht, daß es wirklich einmal eine wahre und wahrhastige Tanztollheit ge geben hat, eine schreckliche Krankheit, von der uns die alten Chroniken des Mittelalters erzähle». ES ist eine der eigenartigsten Erscheinungen im Volksleben des späteren Mittelalters, von der wir hier berichten wolle», von der Tanzwulh, einer Manie von M unheimlichem Charakter, so gefährlicher, ansteckender Kraft und geradezu über wältigender Wirkung, daß sie das wissenschaftlich« Interesse der Nachwelt eb nso im höchsten Grade zu erregen im Staude ist, wie sic die berechtigte Bewunderung der Zeitgenosse» hervorrief. Kaum hatte gegen Ende des 14. Jahrhunderts der „schwarze Tod" Millionen von Menschen als Opfer gefordert, als plötzlich zu Aachen am Rhein gewaltige Schaar«« von deutschen Pilgern beiderlei Geschlechts einzogen, um in cer alte» Krönungsstadt ein Wesen zu treiben, das Allen ebenso sonderbar als unerklärlich erschien. Man hatte allerdings schon vorher ähnliche Erscheinungen wahrgenommen, Uebcrreste einer alte», heidnischen Gottesverehrnng. Ei» uralter, in ganz Asien und Europa verbreiteter Brauch war cs, daß man sich am 24. Juni, dem Johanncstcigc, znsammcnthat um das sogenannte „Notsyr", das Nvthfeuer, zn umtanze», ei» Gebrauch, d:r schr vst zu einer förm liche» Raserei anszuarten Pflegte. Man nannte diesen Tanz später den Johannestauz, und jene Tauzwüthigcn in Aachen wurden später auch dieJohannestänzer genannt. Diese hatten das Haupt bekränzt und waren mit bnnteu Tücher» geschmückt. So tanzten sie mit bacchantischer Lust in den Häusern, i» de» Höfe» und auf den öffentlichen Plätzen, insbesondere aber an den gelv.ihten Stätten der Kirche» und Kapellen, unberührt von alledem, was um sie her vorging. Von der fürchterlichen, u» begrenzten Ausdehnung dieser Tollheit wird man sich schwerlich ei'ncn Begriff mache» können, und wenn die Geschichtsschreiber der damaligen Zeit berichten, daß die Tanzwüthigen in toller Rastlosigkeit dahin rasten, bis ihre Leiber unförmlich anfschwollen, bis sic dann be wußtlos hinfielen, um, wenn sie sich von ihrer Erschöpfung erholt Hallen, von Neuem z» rasen, bis sie endlich mit schäumendem Munde im Krampfe zu Boden stürzten und halb todt vom Platze geschafft werde» mußte», so sind das wahrhafte Schreckbilder, die, da sie in glaubhaftester Weise dargestellt werden, kaum übertrieben sein dürften, zumal noch berichtet wird, daß diese von der Tollheit besessenen Jvhanneslänzer noch von mancherlei Idiosynkrasien befangen waren, daß sie allerlei Visionen und Wahnvorstellungen hatten. Personen jeden Alters, Greise und Kinder, waren von dieser fürchterlichen Epidemie angestcckt worden, in allen Kreisen der Gesellschaft, bei Arm und Reich, bei Hoch und Niedrig, hatte die seltsame Wuth ihre Opfer gefordert, freilich war mehr die ärmere Bevölkerung davon be fallen worden. Jene, die nicht an HauS und Hof gefesselt waren, sie zogen dann in ihrer tolle» Raserei von Ort zu Ort, wo neue Opfer sich ihnen anschloffen. Kinder verließen ihre Ellern, sonst sorgsame Familienväter und — Mütter verließe» ihre Angehörige», dieselben dem Elend preisgebcnd, nm sich dem tollen Treiben an zuschließen. Fragt man »ach den Ursachen dieser Erscheinung, so scheine» diese in einer furcht,rliche» Nothlage ihren Grund zu haben. Fürchterliche Ueberschwemmiing n in den Main- und Rheinland«! halten im Anfang des Jahres 1374 Tausende von Familien ins Elend gestürzt, was den Wctlcrmächten um so cher gelang, als der Boden für das soziale Elend durch -die traurige politische Lage jener Zeit in grausamster Weise vorbereitet war. Es war unter Karl s l V. haltloser Regierung eine kaum glaubliche Unsicherheit im Verkehrs leben entstanden, die fürchterlichste Zeit der Rechtlosigkeit, die je in Dciuschland geherrscht, bedrückte nicht nur das arme Volk, sondern machte sich in allen Kreise» der Bevölkerung beuurkbar, dazu kamen schreckliche Plagen, wie der schon erwähnte „schwarze Tod", „das große Sterben", das Millionen von Menschen dahingerafst hatte, und alle diese entsetzliche» Zustände hctttcn in der nicderen Bevölkerung eine solche Verzweiflung hervorgeruse», daß wohl dies zu jener Krankhciteerkcheiming geführt haben mag, vor welcher wir bewundernd und fragend den Kops schütteln. Die Feier des Jvhannesfestes im Juni 1374 war der Ausbruch jener »raffen haste» Verzweiflung, die sich in solch seltsamer Weise kundgab, di« eine so schrcckcnerregende Ausdehnung annahm, daß sie sich vom Ansbruchsorte bald über weite, weite Land strecken verzweigte. In einer Zeitdauer von beinahe, einem Jahre erstreckte sich dieser krank hafte Fanatismus über die ganzen Niederlande und Belize», Alles bedrohend, Eigcnthum, Sitte, Religio», Familie, alle Güter der Menschheit. In einigen Städte» soll die Krankheit, gegen welche Priester vergeblich predigten, Aerzte ohne Nutze» ihre Heilmittel an- wendetcn, drei bis vier Jahre gewährt habe», ohne abcr in Jahr zehnten ganz zu erlöschen. Noch im zweiten Jahrzehnt des 15. Jahr hunderts werden ähnliche Vorgänge aus Straßburg berichtet und auch da scheint volkswirthschastliche Nothlage die Ursache der seit- hcrbeigesührt wird. So entstehen die häufigen Verkrümmungen der Unterschenlelknochen (L- und O-Beine) bei kleinen Kindern dadnrch, daß die Untcrschcnkelninskcln immer nur einen Zug ans ihre Ansatz» stellen an den Füßen ausübe», also wesentlich diese nnr nach oben ziehen können, so daß die Uuterschenkelknochenachse allmählich von der Gerade» abwcicht. Daß Liese Erklärung richtig ist, geht daraus her vor, daß die krummen Beine in der Regel bald wieder gerade werden, wenn die Kinder laufen, also ihre Bcinmiiskcl nach allen Richtungen wirken lassen könne». Weiter wird manchmal die Wirbelsäule, oder, wie man im Leben sagt, der Rücken der Kinder dadnrch. schief, daß die Kindermädchen dieselben stets mir auf ein und dcmselb.ii Arme tra en und dabei die eine Seite gegen ihr eigene Brust drucken nnd stutze», woher es auch rühit, daß schr vst die Mädchen selbst durch einseitige Belastung ihres noch »icht gehörig gefesteten Skelet s zu gleich schief werden. Sehr oft wird ferner der wcichkiiochige, rasch wachsende Fuß des Lanfki'iides schon in ganz ciigaiischkicßciide, feste Schuhe cingezwängt, woraus dann Entstellungen desselben resnlti'rc». Noch öfter wird durch falsche Ernährung, besonders durch zu sehr überwiegende Brot- und Kartoffelnahrnng, wofür die »leisten Kinder (und auch noch die Knaben nnd Mädchen) eine besondere Vorliebe haben, eine schlechte Kuvchcnbildung herbeigcfiihrt. Daher rühren dann schwache und oft kranke Knochen und Zähne, welche letzteren in der Regel für das ganze Leben dadnrch geschädigt, „schlecht" werden. Kommen zu solcher verkehrten Ernährung »och die Einflüsse duinpscr, feuchter Wohnungen ohne Lust und Licht und Uurcinlichkcit, so ent stehen Skrophnlvsc und Rhachitis (englische Krankheit! mit allen ihren schlimmen Folgen für Las Knocheiisystcm. Daß es so wenige regel recht gebildete Füße nnd so viele mit rcrkrninmlc» Zehen und mit eingesunkener Wölbung gibt, rührt von schlechtem, den Kindern nnd Knaben und Mädchen zngemilthetcn Schnhwerk her: im ersten Falle von zu kurzen und zn schmäle i Schnhspitzcn, »der Schuhe» mit zu hohen Absätzen, in welchen der Fuß durch daz Körpergewicht stets nach vorn gedrängt wird; im zweiten durch zu flache, weiche Schnhsoh'en, deren Bug »icht nach oben gewölbt btcibt nnd fehlende oder zu niedere Absätze. Du ch weichliche Erzic u»g und besonders durch den Mangel an körperlicher Arbeit und Mnskcliibungcn bleibt sehr oft das ganze Skelett unentwickelt, wird dünnlnochig und schlank, wobei es wie Weiden wohl in die Länge schieß«, abcr »icht in die Dicke wächst. Hohe Schultern und schiefe Kopfhaltung entstehe» bei Knaben und besonders bei den von Natur ans schwichlnochigcn Mädchen durch schlechte Schulbänke und dadnrch bewirkte schiefe Körperhaltung, die bei den letzteren noch durch Näh- und Strickarbeiten später oft gesteigert wird. Schmalbrüstigkeit nnd schmale Hüsten sind ebenfalls oft gezüchtet und zwar am häufigsten durch V.rmeidnng jener körper lichen Arbeit, die nicht „vornehm" ist. Ungleiche Bildung des Schädels ist gar nicht selten die Folge vom ständigen Liegen auf einer Seite in der Wiege: ist doch der Schädel des Kindes bekanntlich schr leicht in bestimmte Formen z» bringen, wie die künstlichen, durch Schnürungen und Druck hcrbeigesnhrtt» absonderlichen Schädel» bildnngc» bei gewissen Völkcrslnmincn (Indianern n. s. w.) beweise». Selbst gewisse Unsitte» und Unarten haben Einfluß ans die Knochcn- entwicklnng. So z B. ist es eine bekannte Erfahrung, daß sogen. Lutscher nicht nur einzelne verbildete Finger und Zähne, sondern auch allgemeine Knvchenschwäche sich hcrbcilutsche», weil durch Lutsche» das Hungergefühl geschwächt und dadnrch die Ernäihriing be einträchtigt wird. Häßliche Nägel entstehe» häufig durch stetes Kauen a» denselben, das mit dem Lutschen verwandt ist, dann durch versäumtes Schneiden, wodurch die Nägel Längsspriinge bekommen; falsche und häßliche Zahnstellungen abcr oft durch versäumte recht zeitige Entfernung der Milchzähne. Angeborene Mißbildungen de- Fußsttlettes, wie Klump- nnd Pferdefuß werde» häufig zu bleibenden» weil sie nicht rechtzeitig, d. h. in der frühen Kindheit, operirt wurden. Die sogen, angeborene» Gelenkverrenkungen in Schulter und Huste sind meist nichts Andere-, als durch rohes Ziehen rc. an den Gliedern