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' den beim Spinnen ans der Schürze sich festsetzenden Abwurf ent fernen zu dürfen. DaS lockte schon dm alten Hans Sachs: Komm, ich will Dir zeigen Den allerschönsten Jungfrau'nhof, Da »vollen wir den schönen Docken Die Agen abschütteln von dem Nocken. Dann giebt r» auch wohl rin luftiges Gefecht, Schncebällen, wobei mancher Kuß schuell geraubt — oder auch gegeben wird, und Pfänderspiele, die ja stets auf einen und denselben, Weiblein und Männlein wohlbclannte» süßen Refrain ausgeheu. Ueberhaupt haben sich auch die Unterhaltungen und Spiele in der Spinnstube mvdernisirt, und Hans Lienhärt hat im Elsaß sogar das ganz »auf der Höhe der Zeit" stehende Spiel »Einen hypnotisiren" erfunden, das natürlich auch auf einen Schabernack hinausläuft. Aber nicht zu allen Zeiten geht eS in der Spinnstube so her. Es giebt Abende, an denen die Räder still stehen müssen, soll der Spinnerin nicht Unheil widerfahren. So heißt es, daß bei Monden- scheiu überhaupt nicht gesponnen werden dürfe: „der Tag gehört dein, die Nacht gehört mein,- warnt der Mond in einer Neukirchener Sage die Spinnerin. Auch der Sonnabend und die Abende vor einem Fest« find verbotene Tage; ein Mädchen, das am Sonnabend di« Spindel hatte laufe» lassen, wurde im Jenseits durch eine glühende Hand bestraft, so erzählt die Sage, und ihr Geist erschien ihrer Freundin und rief ihr warnend zu: Sieh' was ich in der Hölle gewann, Weil ich am Sonnabend Abend spann. Derlei Sonnabendgam bringt auch nie Segen; es bricht oder bleicht nicht, oder hegt gar Ungeziefer. Auch di« „Zwölften- find in einigen Gegenden solche Sperrnächte. ES liegt in der Natur dieser Einrichtung und in der des Bauern dolle», daß die Spinnstube zu mancherlei Unfug Anlaß gab. Darum wird in manche» Gegenden streng darauf gehalten, daß nicht später al» 10 Uhr alle Teilnehmer ausclnandcrgehen, und im Westerwald patronillirt sogar der Büttel oder der gestrenge Herr Bürgermeister selbst, um ans Ordnung zu sehen und das Ende zu künden. Daher schreiben sich auch die zahlreichen Erlaste, die seit dem 16. Jahr hundert sich gegen die Spinnstnben richten. So warnt schon 1526 der Roth von Nürnberg, es müsse „zuchtigklich, erberklich und be- scheidentlich- dabei zugehen und „streffliche leichternigkeit" abgestellt werden, und 1572 ging er noch strenger vor. Andere Städte und Länder handelten im gleichen Sinne. Noch 1836 ist ein Büchlein gegen die Nockenstuben erschienen, das warnend ausrief: „Rocken- puben, böse Buben I Nockenlnechte, böse Mägde!* Es ist aber mit Recht hervorgehoben »vorden, daß die Verbote der Spinnstuben ihren Zweck nicht erreicht und nur anderen Gepflogenheiten, die schlimmerer Art sind, die Wege gebahnt haben. Mt der Spinnstube ist freilich ein Vorwand zu mancher leichtsinnigen und zuchtlosen Handlung aus der Welt geschasst, aber e» ist aus dem dörflichen Leben ein Mittelpunkt genommen worden, von dem Gemeingefühl, Anregung and Frohsinn auSging, und in dein der alte Geist des Volles seine Stätte hatte. „Wie man Männer fesselt". Hierüber giebt Paul von Schönthan im „Berl. Lokal-Anzeiger di« nachstehenden amüsanten Winke: In einem Wiener Theater wird seit Wochen ein Pariser Schwank gegeben, für den der deutsche Bearbeiter den glücklichen Titel, der über diesen Zeilen steht, gefunden hat. Ich habe dm Stück nicht gesehen, den« die obige Frage ist für mich völlig gleich giltig; umsomehr da ich kein Gendarm bin — die müssen es am besten wissen, wie man Männer fesselt. Der Titel hat eingeschlage». Besonders die schönere Hälfte der Wiener Menschheit ist ausmerksam geworden, und die Damen zogen in Schaaren nach jenem Theater, in der geheimen Erwartung, dort eine werthvoll« Belehrung zu erhalten, denn: Willst Du wissen, was sich ziemt, so frage nur bei edlen Pariser Schwankdichtern an ,nb «S scheint, daß die Frage: „Wie fesselt man Männer?- tn unseren Tamenkrelsen plötzlich eine brennende geworden ist. Aber die Frauen erfahren abermals das Schicksal, getäuscht zu »erden, denn eS hat keine Einzige auch nur das Mindeste durch das Stück profitirt und für ihren persönlichen Gebrauch benierkenswerthe Winke mit nach Hause genommen. Sie sind so klug als wie zuvor, denn Herr Hennequin, der Pariser Autor, steht der interessanten Frag« ganz fern und hat sie in seinem Schwank der Lösung nicht näher bringen wollen. Es soll darin kaum die Rede davon sein. Dagegen fällt der Hauptdarstellerin in dem Stück die ehrenvolle Anfgabe zu, in mehrere» sensationellen Entkleidungen auf der Bühne zu erscheinen, das ist die nackte Fabel des Stücks. Moderne NitteiMimdbahtten. London ist eine der intcressaiitcsteii Städte der Welt und zwar zum Theil wegen seiner VcrkehrSei'nrichtniige», die sich theil» über, theils unter der Erde in einem weit verzweigten Netz von Straßenbahnen und anderen Verkehrswegen erstrecken. Da in der dentschcn Neichshanptstadt gegenwärtig viel die Rede vo» der geplanten Ueberführung der Berlinerelektrische» Hoch» bahn in eine Untergrundbahn ist, so wird da» beistehende Bild, welches einen Durchschnitt des Untergründe» von London giebt,' in welchem bereits mehrere Untergrundbahnen verkehre», für »nftt^ Leser gewiß vo» Interesse sein. ' >2' Im oberen Theile de, Zeichnung sieht mä,i eine der. ge-, wohnlichen, die Stadt zum Theil auf Viadukten durchquerenden Hocheisenbahnen, ähnlich wie die Berliner Stadtbahn. Unter diesem Theil befindet sich die von der Hochbahn überschritten« Königin Viktoria-Straße mit ihrem zahlreichen Personen- und Wagenverkehr. Rechts sieht man den Durchschnitt eine» Laden» nebst Kellerräumen, darunter folgt sodann der ge schloffene Straßenuntergrund, welcher von Gas- und Wasser leitungen bezw. Siel-Leitungen durchzogen ist »nd in seiner Mitte im Querschnitt eine zweigleisige Untergrundbahn zeigt, die mit Dampf betrieben wird. Dieselbe liegt mit dem oberen Theil ihres Bvgengewölbcs 20 Fuß unter dem Pflaster. 77 Fuß tief unter dem letzteren sehe» wir die im unteren Theile unserer Zeichnung dargestellte neueste elekwjschc Untergrundbahn, welche vor Kurzem erst eröffnet worden ist und von der Bank nach der Waterloo-Station führt. Zwischen der elektrischen Unter grundbahn und der alten mit Dampf betriebe,cn Untergrund bahn befindet sich das Hauptleitungsrohr der unterirdischen Kanalisation. Die elektrische Unttrgrundbahn ist in einem Stahltunnel untergcbracht, der mit Zcmentpackung umgeben ist. Es ist eine ganz außerordentliche Tiefe, in welcher die elektrische Untergrundbahn angelegt worden ist, jedoch war das bei den zahlreichen Kanälen, Stohren, Gas-, Wasser- und elektrischen Leitungen, welche den Straßenuntergrund durchziehen, unver meidlich. Nur in der Welt des Schein» mag das hiiigehe», im Leben dürfte die Mannigfaltigkeit der Toiletten und die Häufigkeit des Kostümwechscls nicht gerade das zuverlässigste Mittel sei», um Männer zu fesseln. Es soll sogar — nicht nur in den „Fliegenden Blättern- — sehr zahme Gatten geben, deren ganze Leidenschaft un angenehm entfesselt wird, wenn sie die Schnciderrechnungen ihrer Lebensgefährtinnen überblicken. — So sagt man — ich weiß es nicht. Das Interesse für den Gegenstand ist aber nun einmal erwacht, und es ist in Wien sogar eine Enquete veranstaltet worden, man hat eine Reihe von bekannten Wiener Theatcrdame» ans dem nicht mehr ungewöhnlichen Wege der Rundfrage als Sachverständige ver nommen, obwohl nach meiner ganz unmaßgeblichen Anschauung den Bühnenkünstlerinnen nur die Fähigkeit, Publikum zu fesseln, zugetraut werden sollte. Ob dieses Publikum ans Männern und Frauen be steht, wird ihren Direktoren ziemlich glcichgiltig sein. Aber wie ge sagt, ich spreche da nur meine naive Auffassung aus, der man jeden falls das Zeugniß ausstellen wird, daß sie moralisch ist. Ich versteh e» nicht besser. — Wahrscheinlich ist da» aber auch nicht der sicherste Weg, um die große Frage einer endgiltigen Beantwortung znzuführen, denn wenn irgendwo, so ist die Generalisirung hier ein Mißgriff. Ich denke mir — wieder völlig als Laie —, daß die Art einer Ballettänzerin, Männer zu fesseln, eine andere sein muß, wie die einer eben flügge gewordenen jungen Dame, die auf de» Ball ge führt wird» damit sie einen Tänzer findet, der sie ernähre» kann. Man muß, dächte ich, einen angehende» Freier, einen Bräutigam ganz anders fesseln, wie man einen unstät n Knnstinücenas fesselt, »nd ferner kann ich den Verdacht nicht unterdrücken, daß Diejenigen, die Bescheid wisse», sich wohl hüten werden, ihr Geheimniß ans- znplaudern; nur Närrinnen könnten die oft durch Jahrzehnte ge sammelten, kostbaren Erfahrungen Plötzlich preisgeben, um die Neu gierde eines Interviewers zu befriedige». Und ferner: „Das Beste darf man den Jungen dich nicht sage».- — Dorum muß Mich dieser eg als verfehlt bezeichnet werden, und man ist dadurch kaum um einen Schritt weitergekommen. Das interessante Fragezeichen ist nicht kleiner geworden. Inzwischen soll nach den von leisen Seufzern begleiteten Ge ständnissen der armen Frauen ihre Lage immer schwieriger werden. Thürschwelle an der verschlossenen Thür stehend fand, neugierig die selbe anschaucnd und sie ihn heftig fortgewiesen hatte, da das Zimmer „dem anderen Kinde- gehörte und er machen sollte, daß er fortkam. Den Eindruck bemerkend, den sie aus ihn vadurch machte, brnntzte sie oft die Gelegenheit, „von dem anderen Kinde" zu sprechen, um ihm zu imponiren. Kein Wunder, daß er einst, in Gedanken sitzend, halblaut die Bemerkung machte: „Ich liebe das andere Kind nicht. - Doch fragte er niemals danach, zur großen Verwunderung Wilhelm's. Wie Kinder so oft Fragen thun, auf welche man ganz unvorbereitet ist, so unterlassen sie es häufig, gerade wenn man eS erwartet. Klein Bennie wurde krank, sehr krank; es war ein Kampf zwischen Leben und Tod, und Tage und Wochen vergingen, ehe die Krisis eintrat. Frieda sorgte für Alles und ließ eS dem kleinen Patienten an Nichts fehle». Sie wachte bei ihm, wenn die Zeit kam, ihren Mann abzulösen, der so wenig wie möglich ron dem Bcttchen wich; aber Alles geschah in eiskalter Pflichterfüllung. Und als die Gefahr vor über war und der Patient weniger Pflege gebrauchte, zeigte sie sich in immer größere» Zwischenpausen im Krankenzimmer, cS ihrem Manne überlassend, den Kleinen beschäftigt zu halte». Das Letztere kostete übrigens wenig Mühe, da er meistens in einem großen Buch verlieft war, da» Bilder enthielt und Berschen, die er selbst lesen konnte. Dies Buch war sein Alles; schon vor seiner Krankheit hatte er mehr danach verlangt, als nach allem anderen Spielzeuge, und während seiner Krankheit wollte er eS nicht von sich lassen. Es mußte i» seinem Bereich sein, wenn er erwachte und unter seinem Kissen liegen, wenn er schlief. Frieda und Wilhelm lächelten oft darüber, mit welch' ängstlicher Sorge er seinen Schatz bewachte, und als Wilhelm einst scherzend gesagt hatte, er wollte es in den Ofen Wersen, war eine solche Thräiicnflnth gefolgt, daß die beiden Pflege eitern ihr Möglichstes thaten, den kleinen Nervösen zu beruhigen. „Papa", sagte Bennie eines Mittags, nachdem er eine Weile nachdenklich still gelegen hatte, sein kostbares Buch fest im Arme haltend, „wo ist denn Mama? Anfangs war sie oft hier und jetzt fast gar nicht mehr." „Mama kan» nicht immer hier sein, Mama hat andere Dinge z« thun.' Der kleine Junge schwieg einige Augenblicke; dann sagte er: „Weißt Du, was ich denke? Daß das andere Kind auch krank ist, darum kann Mama natürlich nicht mehr bei mir sein." Es traf Wilhelm in's Herz, daß er es so natürlich fand, in vlchem Falle dem anderen Kinde nachgesetzt zu werden und als Frieda, die ihren Mann am Bettchen ablösen wollte» hörte, was Bennie gesagt hatte, setzte sie sich etwas schuldbewußt bei dein Kinde nieder. Sie dachte, er schliefe, aber er schlug sogleich die Augen aus und fragte »nilleidigen Tones: „Hatte er Schmerzen und glühte sein Kopf auch, und hatte er argen Durst?- Sie dachte seine Gedanken abzulenken, indem sie sagte, er sollte jetzt schlafen und sie würde ihm zu trinken geben; doch obgleich er keine Frage» mehr that, merkte man es ihm an, daß sein« Gedanken dieselbe Richtung hatten. Er sprach mehr zu sich selbst, ohne eine Antwort zu erwarten: „Ob er weiß, daß ich auch krank bin? Ob er weiß, daß ich ihn nicht lieb hatte? Aber jetzt bin ich ihm doch gut, nun er krank ist." Frieda fand es peinlich, diese Herzensergüsse, in mitleidigem Tone gesprochen, anzuhören, und sie that ihr Bestes, ihn zum Schweige» zu bringen: „Sst, Bennie, nicht mehr sprechen, Du mußt jetzt schlafen.- Zuerst wurde er wirklich still und lag eine Weile ruhig, danach begann er sich hin »nd her zu werfen und drückte sein Buch fest an sich. Aber plötzlich richtete er sich in die Höhe, reichte das Buch hastig Frieda und sagte: „Da, das ist für das andere Kind; bringe es ihm schnell." Doch das Opfer wurde nicht angenommen, so wie er, der cs brachte, erwartete; das Buch fiel zur Erde, da Frieda mit unge stümer Bewegung aufsprang, am Bettchen niederkniete und schluchzend ihr Gesicht in den Händen verbarg. Die schwache Seite war getroffen; die „ihrem Kinde" erzeugte Liebe war allein im Stande gewesen, die Eisrinde zum Schmelzen zu blingen. Und der gonzc Schatz von Liebe und Zärtlichkeit, so lange an ein Traumbild verschwinde«, sollte endlich über das Kind ansgegossen werden, das so lange verstoßen'gewesen war. Ich glaube, Goethe sagt schon, wenn ich nicht irre im „Tafso", un« gefähr: „Nach Freiheit strebt der Mann", — »a also, wie soll man hn da fesseln? — Es erscheinen alljährlich auf dem Makulaturmarkt Bücher, die den Männern Anweisungen gebe», den Damen zu gefallen und ihre Gunst zu erringe»; ans mißverstandener Delikatesse unterläßt man es, den mindestens ebenso ungeübten Damen mit Nathschlägen und Regeln an die Hand zn gehe»; es fehlt jede Methode, und so mag wohl mitunter jahrelang herumgcstümpert werden, und glaubt man wirklich endlich einen sogenannten Herrn der Schöpfung „gefesselt- zu haben, — flugs ist der Vogel davon, sowie man ihn »ur ein bischen unbewacht ließ. Die schönen Leserinne.i — auch die unschönen (wenn es solche gäbe!) lverden gewiß, wenn auch nicht mit enthusiastischem Ja-Ruf zugeben, daß ihr Ges hlecht dem Wunsch, Männer zu fesseln, nicht fernsteht; das ist ein offenes Geheimniß, man begeht keine Indiskretion, wenn man eS wieder einmal koiistatirt, und kein Mann wird es einer Frau übernehmen. Ja, noch mehr. Manche widmeit diesem — wie mir scheint, nichtigen — Zweck ihre gesammten Kräfte, alle Zeit und alle ihre Fähigkeiten. Gerade in Wien, wo dies« Zeilen entstehen, soll es besonder- schwierig sein, sich als fesselndes Wesen zur Geltung zu bringen. Schönheiten find hierzulande nicht selten, und die Konkurrenz, um ein etwas rüde klingendes Wort an unpassender Stelle zu gebrauchen, ist groß; — nicht zu spreche» von dem unlauteren Wettbewerb durch zweifelhafte Ausverkäufe wegen Kränklichkeit des Besitzers oder «egen vargerückter Saison, den Gelegenheitsverkäufe», und wie all' die Schliche heißen möge». Unsere Dame» haben es nicht leicht. Sie quälen sich mit der liebenswürdigsten Miene vo» der Welt ab nnt» lassen sich das süße Gefühl, zu gefallen, oft recht sauer werden. Im Gewühl des Ringstraßcii-Korso's lassen sic sich wie Druck sachen behandeln, sie werden nicht müde, die Hauplallee des Praters entlang zu fahren, sie denken unaufhörlich an den Stoffwechsel, und in den große» Kurorten sieht man fleißige Müßiggängerinncn drei bis vier Toiletten täglich j produzier,,. Sie geben sich im Bnllsaal Blößen, sie schnüren sich und ertragen Aihembekleiinuiingen mit dem heroische» Lächeln ciiics sterbenden antiken Helden; Andere greifen zur Flasche und ergebe» sich d.-m Haarsärben; solche, die gar keine Liebhaberei für Sport empfinde», lasse» sich willig auf's Zwcirad flechte», sie sitze» i»> Ballsaal ausdauernd auf dem Anstand, sie fischen Komplimente, ja selbst zu schwere» Arbeite» sieht man sie entschlossen: Sie tragen Steine (an den Armen und i» den Ohre») und fegen die Straßen mit ihren Kleider». Alles nur den Männer» zu Liebe! Aber ich sehe die Ungeduld der aufmerksamen Leserin, di« sich von dem Titel dieser a»spruchslosen Betrachtungen vielleicht Nutzen und Vortheil versprochen hat, wachsen, und es schwebt auf ihren schönen Lippen (Leserinnen haben immer schöne Lippen) Wohl schon längst di« Frage: „Also nmd's bald, wie fesselt man denn nun di« Männer?- Zunächst scheint mir die Frage in dieser Fassung etwas frivol. Ueberlafsen wir das Fesseln der Männer im Plural getrost den frei« finnigeren Damen jenseits des Rheins. Für uns kan» höchstens die Frage so lauten: „Wie fesselt man den Mann?" Um''zum Schluß zil kommen: Ich meine, daß Diejenigen, dl» also fragen, es überhaupt nie lernen lverden. Das ist eine An gelegenheit angeborener Begabung! Das Leben lehrt hundert- und tausendmal, daß Damen, reuen man diese Zanbermacht nicht zu- trauen möchte, geliebt, verehrt und gehcirathet wnrden und selbst Lebemänner in willenlose Slcwen verwandelt haben, und dann giebt es junge Mädchen, vo» denen die Herren jahrelang rühmen: „Eilt reizendes Geschöpf, znm Anbeißen!" aber a»beißen will keiner. I» dem Bestreben, den Leserinnen, die etwa an der Trag« Interesse nehme», mit eine», gute» Rath zu dienen, habe ich mich vorsichtig einer Ilugen und schönen Frau genähert und ihr die Frage „Wie fesseln Sie Ihren Mann" »ntergeschoben. Sie begriff mit ihrem äußerlich und innerlich Hellen Kopf sofort, um was cs sich handelt, und gab mir die Auskunft: „Wodurch ich Felix fessele? Dadurch, daß ich ihm die größt« Freiheit gebe.- — Glauben Sie mir, das Mittel ist probat. — Während sie so sprach, stand sie bet dem Vogelbauer in der Ecke des eleganten BoudoiS (Schriftsteller führen nur in „hochelegante» Boudoirs" Gespräche mit schöne» Frauen), und sie lockte einen kleinen zwitschernden Kanarienvogels der sich auf ihren Finger setzte, dann die Flügel erhob und m» vergnügtem Flug 'das Boudoir durchstatterte. ../I« I