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— 1SVV. — srr. 10. Liest verbreitetste „npartciischc Leitung erscheint Wochentags Abends (nril Datum de- nächste» .Lager) und kostet mit de» sllns wöchentlichen B eiblättern: Meine Botschaft, Sächsischer Erzähler, Gerichts-Zeitung, Sächsisches Allerlei, Jllustrirtes Nnter« haltnngsblatt, Sei de» Posianstalte» und Lek > de» Ausgabestellen rnouallich 40 Pfennige. 1889. Poslliste: Nr. 2877. kelegramm - Ad:,fl,: weueralanzelger, fternjprelyikrllc r'/r. irur. Freitag, den 13. Januar. für Chemnitz und Umgegend. lSSchsischer LanveS-Anretger). - Gegründet 1873 als „Anzeiger" i«. Bertas und Motati-uSmaschiuen-Dr»»« von Alexander Wiede in Chemnitz, Theaterstratz« Nr. 8. AiizeigeilpreiS: Sgespalten, CorpnSzcile (ca.9 Zilbeu fasseud) oder deren Nam» l 5Psg. (PrclS- verzeichnisse 5 Zeile 20 Pfg.) — Bevorzugte Stelle (6gespaltene Petit-Zeile circa 11 Silben sassrnd) 30 Pfg. — Anzeigen können»»» bi- Bormlttag 10 Uhr angenommen werden, da Drink und Verbreitung der große» Auslage längere Zeit erfordern. Geschäftliche Anzeiger-Inserate finden für billigsten Preis zugleich Verbreitung durch di« täglich erscheinende Chemnitzer Eisenbahn-Zeitung. Amtliche Anzeigen. Ha,tdelSregister.Eintragungen. Aus dem die Firma „Wilhelm Vogel" in Chemnitz betresscnden Kalium 458 wurde verlauibart. daß Herr Wilhelm Grumbt nicht mehr Prokurist ist und daß Herr August Richard Steudtuer in Chemnitz Prokura mit der Beschränk»»» ertheilt erhallen hat, daß derselbe und die bereits eingetragenen Prokuristen Herren Friedrich Georg tlylmauu und Rodrtch Otto August Ztmmermauu die Firma nur ie zu Zweien gemeiuschastlich zeichnen dürfen, ^ . ans dein die Firma „Paul Kohl" in Chemuitz beweisenden Follui» 4023 wurde Herr William Nhlich in Chemnitz als Prokurist eingelrage», ans de> Foliun» 4315 Leopold Ar , und daß die Firma nunmehr „Richard Jokttsch L Zahn" lautet und aus Folium 4468 ivurde die Firma „Alfred Neumanu" in Chemuitz und als deren Inhaber Herr Kaufmann Heinrich Alfred Neumaun daselbst eingetragen. Versteigerung. Morgen» Freitag, vo« Vormittags v Nhr ab, sollen im Berstcigerungsraniue des hiesigen JustizgebändeS folgende Psaudstütke, als: Möbel, Spiegel, Bilder. Regulatcnre. Piatünos, 1 taselsörm. Pianoforle, 1 Miisikaniomat, Schrcibujchc, Schreibpulle, Ladentafeln, Regale, l Brücken waage, Kopuprcssen. Maaren-, Geld- und Eisschränke, 1 Billard, > sechsarm. Zttglenchter,'Nähmaschinen, 1 Teppich, Blnmenständer, Hcrrenkleider, bO Paar Herren- und Dame» - Gummischuhe, ca. 500 Mtr. AtlaSseide. 252 Packete Spitze», 1 Rolle Linoleum, ca. 2>/r Zentner Leim, 2 Zweiender, 1 Teiglheil- maschinc, Maschinenöl, ca. 60 Kilo grün. Glaspapier, » Häute Sohlenleder, ca. 20,000 Stück Zigarren, Roth-, Weiß- und Südwcine in 9 Fässern und Flaschen. 4 leeie Weinfässer, 1 Fillrirmaschine, 1 Sickeinnaschine, 8 Durch» würfe, 2 Pappenschcercn, l Pappenhobel, 1 Präge-, 1 Hest- und 1 Ritz- niaschine, 1 an'.crilaniicher und 1 Rcgulir-Osen. 2 Kasten- nnd l Korbwagen, 1 Pferd. 1 Pferdegeschirr. 2 Pferdedecken, 1 Musikwerk. 1 mechan. Zither (Cordcphon), 100 Fl. schwarze Lederappretur, 1 Schuhmacher-Säulenmaschine, ca. 30 Dtzd. neue Regenschirme, ca. 106 Dtzd. neue Regenschirmgestelle u. Berich, m., öffentlich versteigert werden. Deutscher Reichstag. 8. Sitzung vom 11. Januar 1899, 1 Uhr. Am Tisch des Bundesraihes: Graf Pofadowsky. In die Kommission für Arbeiterstatistik werden als Vertreter des NeichSIages di« Abgeordneten vr. Hitze (Zentr), Lctocha (Zentr.), Jakvbskötter (kons.), Schmidt-Bingen (sreis. Ver.), Molkenbuhr (Svz.), Hehl zu HerrnSheini (natl.) und Aauermeister (Neichsp.) gewählt. Ferner irerden die Mitglieder der Reichsschulden-Kommission »viedergeivählt. Sodann wird die Besprechung der Interpellation Wangenheim betr. Fleischnoth fortgesetzt. 'Abg. Stolle (Svz.) (Auf der Trübine sehr schwer ver ständlich): Wenn die Konservative» das Interesse der Produzenten vertreten, so ist cs unsere h.flicht, das weit größere und wichtigere Interesse der Konsumenten hier zur Geltung zp bringe». Als erste Folge der Grenzsperre ist die stark vermehrte Einfuhr von Fleisch- prvdulten aller Art in gepökeltem oder geränchcrtem Zustande zu be trachte». Mit Recht aber legt die Bevölkerung Gewicht auf ein gutes nahrhaftes Fleisch und bevorzugt deshalb frisch geschlachtetes Schic eiiiefleisch. Daß die Schlachtungen zurnckgegaiige» sind, darüber kann kein Zweifel bestehen. Aus vielen Städten im Osten und Wese» ist ein starker Rückgang gemeldet. Auch die Statistik beweist de» Rückgang. Schweine nnter einem Jahre alt giebt es zwölf Millivnen, über ein Jahr nur zwei Millionen. (Oho! rechts.) Sehen Sie die Statistik an! Das zeigt, daß der Vorrath a» Schlachlvie) gering ist. Die Vertheuerung des Schweinefleisches wird selbst hier zugegeben. Diese zw'iiigt dem Verbraucher zur Ein schränkung. Aufgabe der Negierung ist es aber nicht blos, die Jntercse» der Bich-Erzeuger zn schützen, sondern vor Allem die der arme» Leute. Freilich scheint selbst die Negierung sich Legenden zu eigen zu muhen, wie die. daß die bösen Fleischer allein an der Thencung schuld sind. Ei» Beweis wird dafür nicht beigebracht, kann e- au t, nicht. Das eingcsührte Fleisch ist zu thener für die Arbeiter. Daß aber Mangel an frischem Fleisch vorhanden ist, be weisen doch die Angebote von Pfcr'.e- und frischem jungen Hunde- fleisch, wie in Chemnitz und anderen Orten. Darüber sieht man aber stets hinweg in der zärtlichen Sorge um den ländlichen Pro duzenten, der Großgrundbesitzer. In Sachsen stellt sich nämlich das Merkwürdige heraus, daß der Viehbestand der Betriebe über ze,u Hektar zwar.,uge vmme», aber der der kleinen Betriebe abgenommcn hat. Woher ko nmt das ? Wcil man fortgesetzt ans Kosten der Bauern die Cro'cb.triebe begünstigt hat. (Große Unruhe!) Gehe» Sie doch hin, sich zu überzeugen! Dem kleinen Bauern sperren Sie das Magervich ab (erneute Unruhe), und so muß er die Mästung, die ihn bisher wesentlich stützte, anfgeben; ihm fehlt der Nachwuchs. Ans das Züch en kann er sich nicht cinlasscn. Die Seuchengefahr w ro übcrtri bcn. Schon im eigenen Interesse bekämpfen die Aus länder die Scnchcii im heimischen Lande. Das ist auch kaum der Hauptgrund ter Sperrmaßnahmen; man hat das Interesse der Groß grundbesitzer cinfach schon zn sehr in sich ausgenommen. Warum er löschen bei uns die Seuchen nicht? Die Ma»l> und Klauenseuche wird nicht eher aufhöre», che, wenigstens im Osten, aus die Reinlich keit und Gejni.dheit der Ställe mehr Gewicht gelegt wird, che eine dauernde Inspektion das erzwingt. Die Stallungen sind immer «och sehr schlecht, wenn auch freilich iininer noch besser als die Arbciterwohnungen. Oeffnet die Grenzen für Handel und Verkehr! (Beifall links.) Abg. Nissler (daher. Bauernb.): Der Gastwirth rv» Zwickau, der vor mir sprach, hat bewiese», daß er von der Landwirthschaft .gar Nichts versteht. (Lebhafter Beifall rechts.) Sonst hätte er nicht " ^en könne», der Besitzer von weniger als zehn Hektar könne nicht ehr Schweine züchten. Daß der Fleischer das Pfund nicht unter ) Ps. verkaufe» kann, steht mit dem Herabgehcn der Vichprcise bei MN» in Widerspruch. Sie (zu den Sozialdemokraten) sprechen immer .gar sage vom Interesse des Arbeiters. Ich verstehe das. Aber Arbeiter sind auch die Bauern und auch die Gutsbesitzer. (Beifall rechts.) Das Elend der Arbeiter in derj Industrie stammt aber auS anderen Gründe»! Gehen Sie doch einmal am Sonntag in die Wirth- schasten auf dem Lande und in der Stadt. (Sehr richtig! rechts.) Unser ländlicher Bürger trinkt höchsten» rin oder zwei Glas Bier! (Sehr richtig! rechts.) Es handelt sich für den Bauer um die Existenz. (Sehr richtig! rechts. Lachen links.) Das können Sie mit Redensarten nicht weglengnen. Die Landflucht haben Sie (zu den Sozialdemokraten) mit verschuldet; jedenfalls gesteigert. Das schädigt uns ebenfalls sehr. Der Beweis ist nicht erbracht, daß die Landwirthschaft cs an Fleiß hat fehlen lassen, die Ernährung des Volkes selbst zu decken. Leider hat die Regierung der Linken immer nachgegeben (Lachen links!) und die Linke ist ein unersättlich Volk! Auch wenn man der Sozialdemokratie Alles giebt, was sie wünscht, kann man sie nicht zufrieden machen. Ich schließe mit dem Schlußwort (Heiterkeit): Ei» Staat, der seine Landwirthschaft schützt, ist unbesiegbar. (Beifall rechts.) Staatssekretär Graf PosadowSky bekämpft die Ausführungen des Abg. Stolle auf Grund des statistische,i Materials, das keine Steigerung der von Produzenten erzielten Flcischpreise anfweist. Wie wirkt aber eine Seuche auf den Viehbestand! Der kleine Besitzer ist, um den Schaden voll zu machen, meist nicht versichert »nd in manchen Fällen muß er den Stall wegreißeu, um den Ansteckungs- floss zu vernichte». Die Behauptung des Abg. Stolle, daß bei den kleinen Besitzern unter 10 Hektaren die Viehzucht nicht gestiegen sei, wird von der Statistik widevlegt; sowohl bei den Besitzern unter 100 Hektar wie von unter 2b Hektar ist die Fleischvroduknon ge stiegen. Die Reichsregierung ist durchaus geneigt. daS Interesse der Konsumenten anzuerkenne». Es handelt sich hier aber darum, ob wir die überwiegende städtische Bevötkerung ans Kosten der ländlichen Minderheit dauernd bevorzugen können. Das ist nicht möglich, wir müssen zum Schutze der Landwirthschaft die bisherigen Maß nahmen ausrecht erhalte». (Beifall rechts.) Abg. Pansche (nat.-lib.): Meine Freunde haben die Inter pellation mit unterschrieben, weil sie die Erörterung dieser nächtigen nationalen Frage hier im Reichstage sür sehr förderlich hielten. Aus der ganze» Agitation der Gegner ist eine lächerliche Maus heraus- gckouuuen,-nachdem visu Monat« lan,; so gelhair halt« »ni» in Artikeln sich verbreitet halte, als müßten die Arbeiter verhungern und als würde das Volk vo» de» Agrariern ausgesvgen. Von de» vor liegenden Petitionen, die die Fleischnolh behandeln, ist die der Stadt Berlin eigentlich das Maximum, was man einer Volksvertretung bieten darf. Für das Ausland hat man Alles übrig, ob aber niisere Viehzucht zu Grunde geht, darum kümmert man sich offenbar in den Kreisen, die die Berliner Pelition verfaßt haben, nicht. (Sehr richtig! rechts.) Völlig irrig ist es, wen» Herr Stolle meint, daß sich die Schweinezucht hauptsächlich,!» den Händen dcr Großbesitzer be finde. (Stolle: Sehr richtig.) Nein, Herr Stolle, das ist nicht richtig, auch nicht für Sachsen. Die Schweinezucht liegt überall, und mit Recht, mehr in den Händen der Kleinbesitzer. Redner be- spricht dann die Petition der Fleischer. Die Freisinnigen hielten ihre schiftende Hand über die Schlächter, die auf einmal Konsilinenten geworden sei» sollten. Er begrüße jedenfalls das Vorgehen der Regierung mit Freude, diese sei auf dem rechten Wege, wen» sie unsere» Biehstand regen Senchcncinschleppuiig zu schützen bestrebt sei. Abg. I)r. Rösicke (bei keiner Fraktion) drückt seine große Znsriedeiih it über den Gang der Debatte aus. Die ganze Flcisch- nothsrage sei von der gegnerische» Presse aufgebanscht worden aus Aula.; der preußisch.» Landlcigswahlen. (Sehr richtig! rechts.) Die Grenzen dürsten erst wieder aiifgcmacht werden, wen» im Auslände der bedrohliche Zustand ausgchört habe, wen» das Ausland absolut seuchcnfrei sei. (Gelächter links.) Die kontingcntirlc Zulassung v» Schweinen »ach Oberschlesien sei ja ei» Ucbclstciud, aber doch iininer noch der »nbcschrüultcn und uiikoiilrolirbarcii Einfuhr vor'.»ziehen. Ten ganzen Gewinn von der Viehzucht schluckten die Händler und selbst Biehlreiber bezöge» »lanchmal Gchältcr wie preußische Minister Ein sundamentaler Jrvftl»» sei es, daß die Einfuhr vom Auslände »öthig sei, im Gcgcnlheil diese drücke »ur unsere Viehprvdukticn nieder. Erfreulich sei cs, wie in dieser Frage nationale Töne, »amcnllich vom Vorredner angeschlagen worden scic». Abg. Miiller-Waldeck (deutsche Reformp.): Unsere Partei stellt die Landwirthschaft i» dieser Frage in den Vordergrund. Durch die Sperre muß wieder gut gemacht werden, was bei den H ndclsverträgen gefehlt worden ist. Die heimische Vicherzcugnng ist sehr wohl im Stande, den gcsammteu Bedarf des deutschen Volles ohne Hilfe des Auslandes zu decken. Die Worte des Land- wirthschaftsmiliisters haben allgemeine» Beifall gcfniiden und werden hoffentlich ihrcn Eindruck auch auf den Abg. Fischbcck nicht verfehlen. Abg. I),. Strphan-Benthe» (Ztr.) tritt dem Abg. Or. Rösicke entgegen, er wisse sich dabei frei von Feindseligkeite» gegen die Land« wirthschast. Auch er wünsche, daß die Landwirthschaft im Stande wäre, der Nachfrage nach Fleisch zu genüge», au t, <r habe gegen nolhwcndigc sanitäre Maßnahmen nichts. v>. Rösicke verlangt die völlige Schließung der russischen Grenze, eine solche Maßregel habe nicht einmal Herr v. Wangenheim verlangt. Es sei Thatsache, daß Oberschleficii nicht im Stande sei, den Bedarf des oberschlcsischen Jndustriebezirls an Schweinefleisch zu decken; die Einsuhr aus Rußland sei deshalb nicht zu entbehren. Wenn in Bcnthcn in den letzten Wochen von dem Kontingent nicht in seinem vollen Umfange Gebrauch gemacht worden sei, so liege bas wohl daran, daß dort die Schwcincprcise i»> Vergleich zu früher ganz außerordentlich in die Höhe gegangen seien» und das hänge wiederum zusammen mit der seit Jahre» andauernde» Verringerung dcs Eiufnhrkontingcnls. Abg. Ricke» t (srcis. Ver.): De» Verdacht,, daß saiiitäre Be denken vorgeschützt werden gegen die Einfuhr, um agrarische Zwecke zu verfolge», hat nicht die linke Seite des Hauses zuerst ausge sprochen, sondern der Herr LaiidwirthschaftSmiiiister hat auf das Unzulässige dieses Verfahrens hingewiesen. Röslcke'S Forderung, die Grenzsperre bis zur absolnlen Gewähr der Seuchenfreiheit ausrecht zu erhalte», heißt doch nichts Anderes, als die Sperre für alle Ewigkeit zu erklären. Der Präsident Graf Ballestrem theilt mit, daß von den Abgg. Basiermann und v. Levetzow ein Antrag auf Schluß der Debatte eiiigegangen sei. Darauf beantragt Abg. Singer (Soz.) namentliche Abstimmung über den Schlußantrag. Der Antrag findet die nöthige Unterstützung. Der Schluß der Sitzung wird mit 143 gegen 82 Stimmen abgelehnt. Landtvirthschaftsmiiiister Freiherr V» Hammersteln weist darauf hi», daß früher von dem Abg. Richter und gestern vom Abg. Fischbeck behauptet wurde, daß die Regierung die Vertragstreue nicht streng innehalte. Diesen Vorwurf habe er als nicht national bezeichnet und halte diese Bezeichnung auch jetzt noch aufrecht. Abg. Hasse (Soz.): „Ob die Landwirthschaft den Bedarf DentschlandS decken kann oder nicht, ist eine akademisch« Frage, da» Volk Hai nicht Zeit, daraus zu warten, bis sie mit Hilfe der Veterinärpoiizei cmtschiedcn ist. Wunderbar ist die Haltung der Landwirthschaftskamnicr für Ostpreußen gewesen; sie hatte für die Theucrung in Königsberg einen Händlerring von fünf bis sechs Großhändlern verantwortlich gemacht. Nach unseren Feststellungen giebt es dort 50 bis 60 Großhändler, die im erbitterten Kampfe mit einander stehen. In Stadt und Land Hanau hat sich Aehnliche» zugctragen. Wir bringen daher der Enquete der NeichSregierung das größte Mißtrauen entgegen Man könnte, aus sie das Wort de» Abg. v. d. Äröben-Areustei» auwenden, der in einem Briese über di- ostpreußische LaudwirthschastSkammer urtheilte: „Was soll aus Engherzigkeit, Einseitigkeit und Neid heran Kommen?" Die Berliner Petition, die hier so getadelt wurde, überragt thurmhoch alle Leistungen der Agrarier und des Abg. Paasche, soweit er sich agrarisch bethätigt hat. Die Militärverwattnng hat, wie ein Gcheimrath gestern auSsührte, keine Mühe gehabt mit der Fleischbeschassung und nur einen gering« Preis ansschlag bezahlt; da» ist leicht zurrklären, denn das Reich hat langsristige Verträge, es spürt Len Preisausschlag kam». Aber wenn man aus diesen Verhältnissen auf die Zustände in der arbeitenden Bevölkerung schließen will, so >h»t man Unrecht. Die Klagen der arbeitenden Bevölkerung über Fleischnoth sind durch«, aus bcrcHtigt, wie man aus den Petitionen der Städte, namentlich Hamburgs, ersehen kann. In den meisten Provinzen Preußen» herrschen keine Seuchen. Ich bin einverstanden, daß Maßregeln gegen die Scuchengefahr getroffen werden, aber lassen Sie Schweine i» die Schlachthäuser einführen, meinetwegen in plombirte» Wagen, und, wo die Seuche erloschen ist, mag man die Absperrung aufgeben l Man hat uns vvrgeworfen, daß wir die Interesse» der ländliche» Arbeiter schlecht vertre en, n»d ein konservatives Flugblatt hat uns vvrge,vorfeil, daß wir die Seuche ciuschleppeii. Trvtzdem haben wir dort 18,000 Stimmen vom platten Lande gewonnen, und da die Konservativen genau so viel verloren haben, ist dies die Vorfrucht der Sozialdemokratie. Abg. V. Jania Polezynski (Pole) vertritt den Standpunkt des Interpellant ». Abg. Schrempf (kons) bestreitet das Vorhandensein einer Fleiichnolh niiü weist den Vorwurf zurück, als ob die Landwirthe höhere Preise künstlich hcrbcjführen wollten. Die Behauptungen von der Fleischnolh seien nur Angriffe auf die Landwirthe. Staatssekretär Graf Pofadowsky: „Entgegen den Be hauptungen des Abg. Haasc muß ich erklären, daß seine Annahme von der Seuchenfreiheit mehrener Provinzen nichts weiter als ein schöner Traum, und seine > nzwcifliiiig der Resultate der Enquete nichts w.itcr als eine ulibcgründete Verdächtigung ist." Abg. Estlinger (Bayer. Bauernbund) hält der Sozialdemokratie vor, daß ihre Stellung sich daraus erkläre, daß sie nur gedeihe, wenn es den Bauern schlecht geht. Die Besprechung der Interpellation wird geschlossen, da sich Niemand mehr zum Worte gemeldet hat. Nach persönlichen Bemerkungen der Abgg. Paasche, Fischbcck, Haase und Stephan wird die Sitzung geschlossen. Nächste Sitzung Donnerstag 1 Uhr. Tagesordnung: Be- rathiiug der Militärvorlage. Schluß der Sitzung 7Vs Uhr. Sie hätten sich sollen begnügen. vr. V. L. Als nach dem mit Spanien abgeschlossenen Waffen stillstände die Amerikaner zunächst im lualayischcn Archipel »ur die Insel L»zo» sür sich beanspruche» wollten, wnrde dargetha», daß sie dabei besser fahren würden, als wen» sie die gesammte» Philippinen in Besitz nehme» wollte». Denn die Insel Luzon ist der sür een Verkehr nnd de» Handel wichtigste Thcil der Philippinen, nnd stellt zugleich ein geschlossenes Gebiet dar; eie gcsaminle > , hilippincn, von denen ei» Tyeil niemals vollgändig iintcrworfc» war, sind wegen ihrer große» Ausdehnung und der erhebliche» Bcvölkerungszahl hsechs bis sieben Millionen) schwer zu regieren. Die Aincrikaiier haben sich i» der Lündcrgicr, die durch den glücklich geführten Krieg hcrvorgernfen wucdc, nicht mit der wcrth- vvllcn Insel Lnzon begnügt, sondern die ganzen Phitippii»» sür sich in Anspruch genommen. Sie hatten wohl gehofft, daß sie als die „Besrcicr" vom spanischen Joche die Eingeborenen mit leichter Mühe sür sich würden gewinnen können. Daß diese Hoffnung fehlgeschlagen ist »nd daß die Amerikaner noch lange nicht »»»»ischränkte Herren auf den Philippinen sind, zeigt sich in handgreiflichster Weise. Zunächst hätten die Amerikaner, wen» sie die Macht über die Aufständischen gehabt hätten, die ge fangene» Spanier aus den Händen der Filipinos b.freie» müsse». Dies wäre schon das Gebot der einfachsten Menschlichkeit gewesen, den» die Behandlung, welche die Eingeboreneil de» sprnischen Ge fangenen bereiten, spottet jeder Beschreibung. Wohl haben di«