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Nr. 51/1914 PAPIER-ZEIT ÜNG 1739 Verein Schlesischer Papierfabrikanten 15. Hauptversammlung am 9. Juni 1914 in Bad Altheide Anwesende: Name Firma Ort P. Bartsch Schubert & Co. Berthelsdorf Berger Berger & Dittrich Petersdorf Georg Conrad Papierfabrik Sacrau Breslau Artur Diamant Paul Frank Papierfabrik Weitende Gräfl. Henckelsche General direktion Breslau Hirschberg Breslau Glogner Glogner & Methner Ziegenhals Paul Grimm Hirschberger Pap.-Fahr. Hirschberg H. Hempel Prause & Co. Neuweistritz G. Mandel Dr. Mirus Th. Wojtek Papierfabrik Mühldorf Geschäftsführer des Ver eins Deutscher Zellstoff- Fabrikanten Papiermacher-Berufsge nossenschaft Sektion XI Mühldorf Berlin Breslau In Vertretung des Herrn Vorsitzenden eröffnet Herr Direktor Conrad um 10 Uhr die Versammlung und begrüßt die erschienenen Mitglieder. Sodann berichtet der Geschäftsführer Herr Dr. Mirus über verschiedene Vorgänge, die den Verein im verflossenen Jahre be schäftigt haben. Er bemerkt, daß die Tätigkeit des Vereins in der Hauptsache durch die Vorbereitung der neuen Handelsverträge in Anspruch genommen gewesen ist. Wenn auch die Reichsregierung nach der Erklärung des Herrn Staatssekretärs Dr. Delbrück am 20. Januar 1914 im Reichstag zunächst beabsichtigte, bei der Neureglung der Handelsverträge vorläufig eine abwartende Stellung einzunehmen, so sei es dringend nötig, daß die Interessentenkreise fortfahren, sich über notwendige Abänderungsvorschläge untereinander zu verständigen, zumal dies auch anderweitig geschehe. Gegenwärtig komme es vor allem darauf an, den Versuch zu machen, die Interessen der Papiererzeuger und der Papierverarbeiter nach Möglichkeit in einer gerechten und beide Teile befriedigenden Weise auszugleichen. Die Verhandlungen hierüber seien noch nicht abgeschlossen. Sodann geht Redner auf die Schritte ein, welche der Verein zwecks Herbeiführung einer Vertretung der Papierindustrie im Wasserbeirat für die Provinz Schlesien unternommen hat. Nach der Verordnung, betreffend die Ausgestaltung der Wasserbeiräte vom 7. Januar 1914 hätten die schlesischen Handelskammern drei Vertreter für Handel und Industrie vorzuschlagen. Leider sei aber von ihnen kein Papierfabrikant gewählt worden, obgleich gerade die in Schlesien so stark vertretene Papierindustrie an wasser wirtschaftlichen Fragen erheblich interessiert sei. Der Verein habe sich dieserhalb mit den Handelskammern nochmals in Verbindung gesetzt, worauf diejenige in Görlitz geantwortet hat, daß sie eine Ergänzung der Zusammensetzung des Wasserbeirates nach dem Vorbild der Bezirkseisenbahnräte für durchaus angebracht halte. Sie habe dieserhalb den Handelskammerausschuß für Schlesien ersucht, bei dem Herrn Oberpräsidenten und dem zuständigen Herrn Minister dafür einzutreten, daß den in Frage kommenden großen Vereinigungen, wie zum Beispiel den Verbänden der Papier-, Mühlen- und Holzindustrie, im Wasserbeirat für Schlesien ein Sitz mit beratender Stimme eingeräumt wird. Die Versammlung nahm hiervon Kenntnis und beschloß, Herrn Kommerzienrat Dr. Gott stein als Vertreter der Papierindustrie in Vorschlag zu bringen. Schließlich ging Redner auf den neuen Entwurf eines preußischen Fischereigesetzes ein, wobei er die Aufmerksamkeit besonders auf diejenigen Stellen des Gesetzes lenkte, die vom Standpunkt der Industrie aus einer Abänderung bedürfen. Er bat darum, der Ge schäftsstelle etwaige Wünsche in bezug auf den Gesetzentwurf so bald als möglich zukommen zu lassen. Herr Bartsch berichtet sodann über die vorgenommene Kassen revision und beantragt Entlastung. Diese wird von der Ver sammlung genehmigt. In Anbetracht der geringen Mittel, die dem Verein zur Verfügung stehen, wurde im Anschluß hieran beschlossen, die Mitgliedschaft bei dem Feuerversicherungsschutzverband auf zuheben und die Beiträge für den Wasserwirtschaftlichen Verband und den Mitteleuropäischen Wirtschaftsverband künftig auf die Hälfte zu ermäßigen. Herr Berger regt sodann an, es möchte künftig für die Festsetzung der Beiträge die Breite der Maschinen maß gebend sein. Es wurde infolgedessen beschlossen, hierüber eine Aussprache auf die Tagesordnung der nächsten Mitglieder-Ver sammlung zu setzen. Bei der nun folgenden Neuwahl des Vorstandes wurden die Herren Kommerzienrat Dr. Gottstein als Vorsitzender, Direktor Conrad, Dr. Erfurt, Fabrikbesitzer H. Glogner und Direktor Schelhaas einstimmig wiedergewählt. Ebenso wurden die Herren Bartsch und Röhr als Rechnungsrevisoren wiedergewählt. Sodann berichtet einer der Herren über die Marktlage in holz- schliffreien und besseren holzschliffhaltigen Papieren. Er bemerkt, daß die Beschäftigung hierin sehr gering sei, dabei stünden die schlimmsten Monate August und September noch bevor. Der Ver brauch in manchen Papiersorten sei erheblich zurückgegangen, was sich in denjenigen Fällen genau nach weisen lasse, in denen nur ein Fabrikant als Lieferant, beispielsweise für eine Zeitschrift in Frage komme. Auch die Lage des Papiermarktes wurde als ungünstig bezeichnet Maschinen, die sonst auf Monate hinaus beschäftigt seien, hätten augenblicklich nur auf Tage zu tun, teilweise seien sie mangels ausreichender Beschäftigung vorübergehend abgestellt worden. Nicht besser steht es in Druckpapieren. Die Beschäftigung der Fabriken seitens des Druckpapiersyndikates sei unzureichend. Die Marktlage in Lederpappen wurde ebenfalls als wenig er- freulich bezeichnet. Infolge des reichlichen Wassers im vorigen Jahre und bisher in diesem Jahre seien die Vorräte an Handpappen stark gestiegen und es seien Notverkäufe großen Stiles getätigt worden, an denen mehrere Mark die 100 kg bares Geld daraufgelegt wurden. Schließlich berichtet der Herr Vorsitzende über einen Fall, in dem der Schlesische Verein zur Ueberwachung von Dampf kesseln das Verlangen gestellt hat, zwei ausgemauerte Kocher zum Dämpfen von Holz, das zur Herstellung braunen Holzschliffs dient, einer Wasserdruckprobe zu unterziehen. Holzdämpfer würden von der für Zellstoffkocher gemachten Ausnahme bezüglich der Wasserdruckprobe nicht betroffen. Von sachverständiger Seite ist empfohlen worden, den Fall unter Darlegung der Verhältnisse dem Herrn Minister mit dem Ersuchen zu unterbreiten, daß diese Holzkocher wie Zellstoffkocher behandelt werden dürfen und dem gemäß die Ausmauerung nicht zu entfernen ist. Nachdem noch Herr Bartsch dem Herrn Vorsitzenden für die Leitung der Versammlung gedankt hatte, wurde die Sitzung kurz nach 11 Uhr geschlossen. Raschlaufende Kalander Die Mitteilungen unter der Ueberschrift „Risse in Rollen druckpapier“ auf der Titelseite von Nr. 46 über die höchste zu lässige Schnelligkeit des Rollmaschinenganges veranlassen mich zu folgender Mitteilung über Erfahrungen betreffend den Schnell gang von Kalandern, welche Papier für Rotationsdruck zu glätten haben. In einer Papierfabrik, welche mit zwei großen Kalandern arbeitet, sollte wegen zunehmender Herstellung von kalandrierten Papieren noch ein Kalander aufgestellt werden. Dank den vorgenommenen Proben in bezug auf Steigerung des Kalanderganges gelang es, deren Gang erst von 100 m in der Minute auf 150 m und später auf 200, neustens sogar auf 250 m zu steigern. Da ein großer Teil der zu kalandrierenden Rollen vorher auf besonderen Feucht maschinen gefeuchtet und Rißstellen sorgfältig mit Rostschen Kautschukbändern zusammengefügt werden, so' gelingt es jetzt, derartige Rollen anstandslos bei der genannten höchsten Ge schwindigkeit durch den Kalander zu führen. Allerdings muß für entsprechende Heizung der Stahlwalzen gesorgt werden, da unge nügend getrocknetes Rotationsdruckpapier für Illustrationen, namentlich für Mehrfarbendruck, Störungen durch Faltenbildung (in der Druckmaschine) und Verstopfen der Druckstöcke hervor ruft. Obgleich von verschiedenen Seiten, namentlich seitens der Monteure, abgeraten wurde, den Gang eines modernen Kalanders über 120 m zu steigern, da die Reparaturkosten für Lager, der Kraft bedarf und die Abnützung der Papierwalzen zu nachteilig ins Ge wicht fallen würden, wurde doch die oben genannte Grenze für Schnellgang erreicht, welche es gestattet, die Anschaffung eines dritten Kalanders zu sparen. Papiertechniker Weitere Mitteilungen hierüber wären erwünscht. Unter Umständen, namentlich wenn die Kalander nicht eigens für die oben genannten hohen Geschwindigkeiten gebaut sind, dürfte die Aufstellung eines neuen Kalanders der Ueberspannung der vorhandenen vorzuziehen sein. Schriftleitung Unfall des Werkführers Ich bin Werkführer und Betriebsleiter in einer Pappenfabrik und erlitt im März einen Unfall, indem mir die Leiter ausrutschte, und ich infolgedessen mit dem Leib auf einen kantigen Balken fiel. Gleich nach diesem Unfall hatte ich unter starker Appetitlosigkeit sowie Schmerzen im Leib und in der Seite zu leiden, so daß ich in 6 Wochen 22 Pfund an Körpergewicht verlor. Ich führte die Appetit losigkeit anfänglich nicht auf den Unfall zurück und meldete ihn deshalb erst 4 Wochen später an, als mein Arzt eine durch den Unfall verursachte Gesundheitsstörung bezeugte. Ich sagte dies meinen Geschäftsherren, damit diese den Unfall bei der Berufsgenossenschaft anmelden konnten. Es ist möglich, daß ich durch die noch jetzt fortdauernde Appetitlosigkeit derart geschwächt werde, daß ich nicht mehr meine Arbeit, verrichten kann, zumal ich im 60. Lebensjahre stehe.