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1664 PAPIER-ZEITUNG Nr. 49/1914 Auf die Besprechung des Schmucks im besonderen verzichtete Herr Wagner, nur kurz auf die betreffenden Tafeln und den hier ge botenen Figurenreichtum hinweisend, wie er bei Czeschka, dem Marly Schmuck, bei Bernhard, Cissarz, Lautenbach, in der Bravour, den Scheurig-Vignetten, dem Rutzen-Schmuck u. a. in Erscheinung trete. Eine derartige Auswahl von Material, wie keine Zeit vor uns sie besessen, müsse auch zu schönen Druckwerken zusammengefügt werden können und dazu gehöre ein vertieftes Studium nicht nur der Schriftproben, sondern auch der Schriften im einzelnen, das allen Fachleuten zugute komme. Der Vorsitzende dankte dem Vortragenden für seine mit Beifall aufgenommenen Ausführungen, mit der er das so wichtige Material allen näher bringe. Ein Eingehen auf den Schmuck und sonstige Besprechung wurde bis nach den Ferien zurückgestellt. Zum Schluß wurde noch auf das Programm und die Führungen bei Anwesenheit der Rigaer Kollegen zu Ende Juni hingewiesen; ein geselliges Zu sammensein mit diesen findet — verbunden mit einer Ausstellung — am Montag den 29. d. M. statt. Schluß der Sitzung %12 Uhr. Sch. Verein Berliner Buchdruckereibesitzer Vierteljahrsversammlung (Fortsetzung der ordentlichen Haupt versammlung vom 3. Februar 1914) am Donnerstag, 14. Mai 1914, abends 7% Uhr, im großen Saale des Papierhauses. Den Vorsitz führt Herr Direktor Carl Müller. Ausschuß wählen, a) Ausschuß für das Lehrlings- und Fach schulwesen. Herr Behrens, der sein seit 1899 geführtes Amt als Vor sitzender dieses Ausschusses niederlegte, konnte nicht bewogen werden, es weiter zu behalten. An seiner Stelle wurde Herr Ernst Boll gewählt. Herr Saling hat wegen Ueberlastung mit anderen Aemtern im Verein und in der Tarifgemeinschaft sein Amt als Mit glied dieses Ausschusses niedergelegt. Als neue Mitglieder in den Aus schuß wurden die Herren Posekel und J. Schlesinger gewählt. b) Die aus dem Ausschuß für das Ehren- und Schiedsgericht ausscheidenden Herren werden einstimmig wiedergewählt, ebenso c) die Mitglieder des Ausschusses für das Wohlfahrtswesen; d) Ausschuß für die Berechnungsstelle. Die Herren Otto Ben- stein, Richard Saling und Paul Leonhard haben ihr Amt nieder gelegt. An ihrer Stelle werden die Herren Bousset, Dohrn, Jahn und Schlesinger einstimmig gewählt. Die satzungsgemäß ausschei denden Mitglieder wurden einstimmig wiedergewählt, ebenso die bisherigen Rechnungsprüfer und der stellvertretende Rechnungs prüfer, Herr Schnürdreher. An Stelle des wegen Amtsniederlegung ausscheidenden Herrn Paul Grimm wurde Herr Dohrn gewählt. Sodann wurde die Tagesordnung der Hauptversammlung des Deutschen Buchdrucker-Vereins am 14. Juni in Leipzig besprochen. Zu Punkt 8 dieser Tagesordnung: Bericht über den Fonds für be sondere Zwecke, gab der Vorsitzende vertrauliche Mitteilungen über den Stand des Fonds und gab bekannt, daß der infolge der zwangsweisen Einführung des Fonds eingetretene Mitgliederrückgang verhältnismäßig gering gewesen sei; am geringsten im Kreise VIII. Zu Punkt 9 der Tagesordnung der Hauptversammlung: Aussprache über den Deutschen Buchdruck-Preistarif, wies Herr Max Scholem auf die Notwendigkeit hin, Ansichten der Berechnungsstelle auf der Hauptversammlung zum Ausdruck zu bringen. Ueber verschiedene Punkte sei eingehende Aussprache erforderlich: z. B. über die ver schiedenen Auslegungen des Preistarifs zwischen dem Berechnungs amt und den einzelnen Berechnungsstellen, auch sei es erforderlich, die als regelmäßige Erscheinung angekündigten „Mitteilungen des Berechnungsamtes“, welche den Preistarif erläutern sollen und die bisher nur in einer Nummer erschienen seien, zu besprechen, um deren regelmäßiges Erscheinen zu veranlassen. Eine regelmäßige Zusammen kunft des Vorsitzenden des Berechnungsamtes mit den Vorsitzenden der Berechnungsstellen zum Zweck der Aussprache über den Preis tarif sei erforderlich. Die Versammlung beschloß, eine derartige Zusammenkunft beim Hauptvorstand anzuregen. Herr Schnürdreher erklärte, daß die für die Hauptversammlung angesetzte Zeit zu gering sei; obwohl einzelne Punkte der Tages ordnung schon allein einen ganzen Tag ausfüllen könnten, sei für die gesamte Tagesordnung nur ein Tag festgesetzt; es müßten mindestens 2 Tage anberaumt werden. Herr Direktor Baltz teilte mit, daß auch der Nachmittag des Montag für die Versammlung in Aussicht genommen sei. Bei zu langer Dauer der Hauptversammlung bestehe die Gefahr, daß die größere Anzahl der Delegierten sich entferne und dadurch eine wirksame Beratung nicht möglich sei. Der Vorsitzende gab bekannt, daß unmittelbar vor der Haupt versammlung eine Besprechung des Vorstandes mit den Delegierten über die Punkte der Tagesordnung stattfinden werde, und daß im Vorstande eingehende Verhandlungen darüber stattgefunden haben, ob die Delegierten mit gebundener Marschroute zur Hauptver sammlung gehen sollen; der Vorstand schlug vor, die einzelnen Punkte nach ihrer Wichtigkeit zu unterscheiden: Für diejenigen Punkte, welche mit großer Mehrheit als wichtig und notwendig für den Verein bezeichnet werden, bestehe für die Delegierten die Pflicht, im Sinne des Vereinsbeschlusses Stellung zu nehmen; derjenige Delegierte, der eine abweichende Stellung einnehmen wolle, müsse für diese Punkte auf sein Amt als Delegierter verzichten; bei den mit geringer Mehrheit beschlossenen Punkten könne die Versammlung den Dele gierten anheimgeben, nach freiem Ermessen zu handeln. Hiermit war die Versammlung einverstanden. Antrag der Herren Jahn u. a.: Der Vorstand des Kreises VIII möge veranlassen, daß auf die Tagesordnung der nächsten Haupt versammlung des Deutschen Buchdrucker-Vereins der Antrag auf korporativen Beitritt des Deutschen Buchdrucker-Vereins zu der „Vereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände“ gesetzt werde. Herr Jahn begründet den von ihm gemeinsam mit den Herren Scharpff, Schnürdreher und Streisand gestellten Antrag unter Hinweis auf das sämtlichen Mitgliedern des Vereins Ende März zugegangene Rund schreiben der Freien Vereinigung tariftreuer Buchdruckereibesitzer im Kreise VIII Berlin. Der Antrag sei gestellt, weil bei den bisherigen Tarifberatungen jeweils der Prinzipalität ein wohldisziplinierter geschlossener Gegner mit gewaltigen Reserven gegenübergestanden habe, dem seitens des Deutschen Buchdrucker-Vereins bzw. der Prin zipalität nichts entgegengesetzt werden konnte. Dis bisher im Fonds gesammelten Beiträge seien nicht von großer Bedeutung. Es sei er forderlich, eine entsprechende Rückendeckung zu haben, in der glei chen Weise, wie die Gehilfenschaft in den übrigen freien Gewerk schaften eine Rückendeckung besitze. Der Vorsitzende stellt hierauf den Antrag zur Ausprache, an der sich die Herren Gertz, Schnürdreher, Francke, Dr. Sydow und Dr. Loewenthal beteiligen. Dann teilt der Vorsitzende mit, daß die Frage bereits im Haupt vorstand gelegentlich eines Angebots des deutschen Industrie-Schutzverbandes zur Sprache gekommen sei und der Vorstand beschlossen habe, der Hauptversammlung die Er nennung eines Ausschusses vorzuschlagen, welcher untersuchen soll, ob und in welcher Weise außer den vom Verein bereits getroffenen Maßnahmen noch Vorkehrungen getroffen werden können, um einem etwa ausbrechenden Lohnkampf möglichst erfolgreich zu begegnen, unter besonderer Berücksichtigung der Frage, ob hierfür der An schluß an eine Streikversicherung oder einen weiteren Arbeitgeber verband tunlich und zweckentsprechend sei. Der Antrag Jahn und Genossen wurde mit großer Mehrheit abgelehnt. Hierauf wurden die Abgeordneten des Vereins und deren Stell vertreter zur Hauptversammlung in Leipzig gewählt. Hierauf wurde eine Zuschrift des Vereins Berliner Buchdrucker und Schriftgießer um Gewährung von Vergünstigungen zum Be suche der Leipziger Ausstellung bekannt gegeben. Als die einstimmige Ansicht der Versammlung hierzu stellt der Vorsitzende fest, daß bei der Verschiedenartigkeit der Betriebe es jedem einzelnen Mitgliede überlassen bleiben müsse, ob und welche Beihilfe für den Besuch der „Bugra“ es an die Gehilfen gewähren wolle. Herr Heenemann bespricht das von den Magistraten der west lichen Vororte bei Ausschreibung der Drucksachen eingeschlagene Verfahren und empfiehlt zur Hebung der stark gedrückten Preise und zur Abänderung der schweren Bedingungen für die Uebernahme städtischer Drucksachen eine amtliche Eingabe des Deutschen Buch drucker-Vereins an die in Betracht kommenden städtischen Ver waltungen. Der Vorsitzende sagt möglichste Unterstützung dieses Vorhabens zu. Von der deutschen Werkbund-Ausstellung Köln 1914 Von Dr. Heinrich Pudor Eines der wenigen Gebäude, die sich schon am Eröffnungs tage fertig präsentierten, und eines der besten der ganzen Aus stellung ist das Haus Bremen-Oldenburg, dessen Raumkunst von den Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk aus geführt ist. Zu den Architekten, die die Entwürfe geliefert haben, zählen die besten und bedeutendsten ganz Deutschlands, wie Rudolf Alexander Schröder und Paul Ludwig Troost. Sehr beachtenswert sind die in einem Raum dieses Hauses ausge stellten Erzeugnisse der Bremer Presse. Unter diesem Namen hat sich eine Vereinigung von Freunden des Buchgewerbes gebildet, die eine beschränkte Anzahl schöner Bücher erscheinen lassen und zwar jährlich etwa vier. Für den Druck soll eine Reihe neuer Schriften geschaffen werden. Zunächst hat man sich bedauerlicherweise wieder an eine Antiqua gemacht, aber eine deutsche Schrift soll folgen. Die Künstler sind Rudolf Borchardt, Hugo von Hofmannsthai, R. A. Schröder, L. O. J. Biermann, Willy Wiegand und L. Molde. Die Presse stellt prachtvolle handgeschöpfte Papiere her und zeigt hier eine saubere Modell buchbinderei. Zu den gelungensten Räumen der ganzen Ausstellung ge hört ferner derjenige der angesehenen Schriftgießerei Gebr. Klingspor, Offenbach a. M., in Weiß mit feinen Goldleisten und orangeroten Polstermöbeln und Teppichen. Hier sind nebeneinander die vorzüglichsten Schrifterfindungen der letzten zwanzig Jahre, von den Eckmann-, Hupp- und Behrens-Schriften bis zu den Tiemann- und Rudolf-Koch-Schriften ausgestellt. Erfreulicherweise nehmen die Reklamedrucksachen, für