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918 PAPIER ZEITUNG Nr. 27/1914 Beuligwerden auf Stoff gezogener Karten Wir haben schon seit längerer Zeit beim Aufziehen von Wand karten, die hinterher lackiert werden, unter dem Uebelstand zu leiden, daß die Karten, die anscheinend völlig trocken und glatt geworden sind, sofort nach dem Abnehmen, sobald also die Spannung aufhört, wellig und unansehnlich werden. Wir haben dasselbe Ver fahren angewandt, das früher immer zum Ziel geführt hat, nämlich die auf Leinwand gezogenen und aufgespannten Karten zunächst mit Kleister grundiert und nach dem Trocknen mit weißem Karten lack bestrichen, danach wieder einige Tage trocknen lassen. Welchen Grund könnte das Versagen haben, und wie könnte dem abgeholfen werden ? Buchbinderei Wenn Fragesteller die Kartonblätter ganz gleichmäßig, d. h. erst von links nach rechts und dann zurück Strich an Strich so mit Kleister bestreicht, daß nirgends Kleisterpfützen entstehen und der Schirting oder Dowlas nicht mehr Stärke als Gewebe enthält, also mindestens so fest ist, daß er an den Spannägeln beim Trocknen der Karte nicht einreißt, und es entstehen dennoch Beulen, so kann dies nur am Kartenpapier liegen. Manche Papiere dehnen sich beim Bestreichen mit Kleister sehr stark, ziehen sich beim Trocknen wieder umso stärker zusammen und nehmen dann dünnen Schirting mehr mit, als Kartenblätter von weniger dehnbarem Papier. Auch harte aber dehnbare Papiere tun dies mehr als weiche. Dann rollen sich die Karten nach innen, ohne aber beulig zu werden, wenn das Papier gleichmäßig dick ist. Manche Papiere sind aber (wie man beim Durchsehen erkennt) an manchen Stellen dick, an anderen dünn. Diese werden besonders bei dünnem Aufzieh stoff leicht beulig. Windschief aber werden Karten aus mehreren Blättern, wenn diese in verschiedener Richtung aus der Papierrolle geschnitten sind. Dann paßt auch die Zeichnung nicht. Windschief und beulig können Karten auch werden, wenn der Kleister stark appretierter Stoffe an deren Ecken und Kanten beim Spannen auseinandergezerrt worden ist, während er weiter nach innen zusammenhängend blieb. Solche Stoffe zieht man am besten beim Spannen nur wenig an, über fährt sie dann aber mit Wasser und zieht, unmittelbar nachdem dieses vom Stoff aufgesaugt ist, wobei sich der Stoff glatt spannt, die Karte auf. Jede Karte muß vor dem Abnehmen, oder falls sie lackiert werden soll, vollkommen ausgetrocknet und glatt sein. Das Grundieren, besser mit Gelatine als mit Kleister, sowie das Lackieren macht die Karte nicht beulig, wenn sie vorher trocken und glatt war. Die Karte muß nach dem Grundieren erst wieder ausgetrocknet und glatt sein, weil andernfalls der Lackanstrich nicht gelingen kann, und auch dieser muß vor dem Abnehmen der Karte ganz trocken sein, weil er sonst kleben würde. S. Schachtel mit Gelatine-Fenstern Wir lieferten an eine Uhrketten-Fabrik beifolgende Schächtelchen mit Gelatinefenster zweimal. Die erste Lieferung fiel nach dem Wunsche des Kunden aus, dagegen beanstandet er die 2. Lieferung, weil die darin verpackte Ware, schwach vergoldete Uhrketten, schwarz wurde. Auch sind die galvanisierten Heftdrähte der Schachtel gerostet, obwohl die Schächtelchen in Ueberschachteln aufbewahrt, also der Feuchtigkeit nicht ausgesetzt waren. Bei der 2. Lieferung sind die Innenklammern des Unterteils stärker gerostet als die Außen klammern, dagegen tritt diese Erscheinung bei der ersten Lieferung nicht auf. Beide Male sind die Gelatinefenster unter Verwendung von Eisessig geklebt. 1. Worauf beruht es, daß der Inhalt der Schachteln wie auch die Klammern das erste Mal nicht oxydierten, während dies das zweite Mal so stark auftrat, daß der Abnehmer der Schachteln seine Urketten zurückerhielt ? 2. Gibt es ein zweckmäßiges Verfahren, um Gelatine zu kleben, bei dem kein Eisessig verwendet wird ? 3. Die Ware ist doch so einfach und billig, daß man den Kar tonnagelieferanten nicht, wie dies geschehen soll, zur Zurücknahme der Schachteln zwingen und Schadenansprüche erheben kann ? Kartonnagen-Fabrik Antwort einer Fabrik für Gelatinefolien: 1. Die Karton- nagenfabrik hat für die Schächtelchen bei der zweiten Liefe rung wesentlich stärkere Gelatinefenster verwendet als das erste Mal. Daher kommt es, daß sie zum Kleben bei der zweiten Lieferung ihre Säure stärker lassen mußte, während sie das erste Mal vielleicht 1/3 Eisessig und 2/3 Wasser genommen hat. Das Oxydieren dürfte einzig und allein vom Säure-Kleb stoff herrühren. 2. Allgemein wird zum Kleben von Gelatinefolien 1 Salz- und 1 Essigsäure, Eisessig allein oder mit Wasser, Gelatine oder Gummiarabikum verdünnt verwendet. Je dicker die zu klebende Gelatine ist, umso stärker muß die Säurelösung sein. Zum Kleben von Gelatine ist noch kein geeigneterer Stoff als Säure gefunden worden. 3. Die Kartonnagenfabrik hat keine Schuld, deshalb sollte sie für den Schaden nicht haftbar gemacht werden. Denn erstens sind diese Schächtelchen so billig, daß ihr Preis nur einen ganz bescheidenen Nutzen übrig läßt. Zweitens konnte sie nicht voraussehen, welche Folgen sich dadurch einstellen, daß sie stärkere Gelatinefenster verwendet hat. Sie wollte damit die billige Packung fester und dauerhafter machen, denn dünne Gelatinescheiben brechen gern durch, wie an dem Muster aus Lieferung 1 dies geschehen ist. Wir würden es für ein Unrecht halten, wenn wegen des Vorkommnisses die Schächtelchen dem Lieferer zür Verfügung gestellt würden. Was der Kartonnagenfabrik geschehen ist, hätte jeder Gelatinefolien-Fabrik widerfahren können. Ein solcher Fall ist uns in 19 Jahren nicht vorgekommen, und auch wir hätten die Fenster nicht viel anders einkleben lassen können, als dies bei Lieferung 2 erfolgt ist. Mehrlieferung von Schneideschrift-Plakaten Ein Kunde von mir bestellte mir im Februar 5000 Stück Schneide schrift-Plakate. Ich lieferte ihm am 9. März 5272 Stück, er will aber die Mehrlieferung von 272 Stück nicht anerkennen, da ich diese Mehrlieferung bei der Auftragsbestätigung hätte ausbedingen müssen. Jedoch ist es in meinem Geschäftszweig allgemein üblich, daß Mehr oder Minderlieferung bis zu 10 v. H. vorbehalten bleibt. Ist der Kunde berechtigt, diese Mehrlieferung von der Rech nung zu kürzen ? Plakatfabrik Gutachten eines Fachmannes: Meiner Ansicht nach ist der Kunde verpflichtet, in eine Mehr- oder Minderlieferung bis zu 10 v. H. zu willigen, denn es ist bei Anfertigung unmöglich, genau die bestellte Menge zu treffen: Die Fabrikation ergibt stets Ausschuß, und je nach dessen Höhe wird die bestellte Menge über- oder unterschritten. Um einem Einwande der Kundschaft, den ich ja für berechtigt halte, zu begegnen, habe ich in meinem Bestellschein folgenden Satz aufgenommen: ,,Weniger- oder Mehrlieferung bis zu 10 v. H. Vorbehalten”, und ich empfehle dem Fragesteller, das gleiche zu tun. F. Gutenberg-Gesellschaft. Eine wertvolle Bereicherung hat das Gutenberg-Museum in Mainz erfahren. Ein Exemplar des in der Fust-Schöfferschen Druckerei hergestellten Manifestes des abgesetzten Erzbischofs von Mainz, Diether von Isenburg, gegen seinen Nach folger, Adolf von Nassau, vom 30. März 1462 ist aus dem Besitz des Staatsarchivs in Stuttgart in . den des Gutenberg-Museums übergegangen. Dieser Druck ist besonders wertvoll, weil er das erste gedruckte diplomatische Aktenstück darstellt. Das vom Gutenberg-Museum erworbene Exemplar weicht von den bisher bekannten darin ab, daß die sonst handschriftlich verbesserten Druckfehler hier vor dem Druck beseitigt sind. Neue Falzung „Dorello" der Pläne und Landkarten von Jul. Straube in Berlin SW 61. Gneisenaustr. 67. Der Gebrauch von Karten und Plänen im Freien ist bei Wind und ungünstigem Wetter recht schwierig und'umständlich. Die Verlagshandlung hat nun eine neue Falzung eingeführt, die es ermöglicht, jeden Punkt der Karte aufzuschlagen, so daß man also die Karte stets wie ein aufgeschlagenes Buch in der Hand hält. Die Karte vereinigt auf diese Weise die Vorzüge eines Taschenatlasses, aber sie macht das Suchen nach der Anschlußkarte entbehrlich, und außerdem kann man bei der neuen Falzung im Bedarfs fälle die ganze Karte aufklappen, so daß sich sofort die not wendige Uebersicht ergibt. Das uns vorliegende Muster dieser Neuerung ist sehr genau gearbeitet, so daß sich überall die An schlüsse ergeben. Bei den nach dieser Falzart „Dorello” zu sammengelegten Plänen und Karten erübrigt sich für die Zu kunft auch das Aufziehen auf Leinewand. Gewebte Papiersäcke der Nederlandschen Hornoidfabrik in Naarden, Post Bussum, Holland, in Deutschland vertreten durch Max Schüler & Co. in Hamburg. Sackstoffe verschie dener Webart und Maschenweite sind in der Mustersammlung dieser Firma enthalten. Aus weißen Papiergarnen besteht nur ein Sack, die anderen bestehen aus braunen Papierfäden, offenbar aus Kraftpapier gedreht. Je nach der Dicke der Ketten- und Schußfäden, je nachdem ob einfacher oder doppelter Draht ver wendet wurde und je nach der Maschenweite werden hier Sack stoffe von der größten Mannigfaltigkeit geboten, und einzelne dieser Sackstoffe sind dadurch, daß sie einseitig mit Kreppapier überklebt sind, auch staubdicht gemacht. Die Firma stellt aus allen diesen Geweben auch Säcke her.