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Eine besondere Art des militärischen Turnens und diesem eigen tümlich ist das angewandte Turnen, wobei es darauf ankommt, dass in der Natur, in der Wirklichkeit vorhandene Hindernisse, also Gräben, Hecken, Mauern und dergl. von der Mannschaft nicht im Turn- sondern womöglich im feldmarschmässigem Anzuge durch Springen, Klettern, Steigen überwunden werden, so dass also auch hierdurch die Vorübung für den wirklichen Kriegsfall der Hauptzweck der Übung ist. Das Neue in diesen Übungen liegt nicht sowohl in den Übungen selbst als vielmehr in dem Terrain, wo sie zur Ausführung gelangen. Eine hochwichtige Angelegenheit, die auch schon mehrfach die Auf merksamkeit und die Beratung unsrer Turnlehrerversammlungen auf sich gezogen hat, ist die Erörterung der Stellung, welche die Schule und die Turnvereine gegenüber dem Militär einnehmen oder erhalten sollen. Allgemein, möchte man sagen, ist das Verlangen nach Abkürzung der dreijährigen auf die zweijährige Dienstpflicht beim Heere, weil damit eine grosse ökonomische und finanzielle Verbesserung in der Lage des Volkes erhofft wird, und es hat auch nicht an Versuchen gefehlt, dieses Ziel sowie auch die turnerische Befähigung für die einjährig Freiwilligen als eine aus dem Turnen abzuleitende Forderung aufzustellen. Was ist nun bisher für die Erreichung solcher Bestrebungen geschehen? Leider muss ich gestehen, dass vielfach verkehrte Wege hierfür eingeschlagen worden sind. Man hat geglaubt, wenn man schon in die Volksschule die Anfänge militärischer Übungen hinein verlegte, wenn man namentlich fleissig exerzieren liesse, oder wenn man die gereiftere Jugend zu einem frühzeitigen Wehr und Waffendienst heranzöge, dass damit eine Abkürzung der Dienstzeit beim stehenden Heere ermöglicht werden müsste. Wie gesagt, das ist falsch, und es sind denn auch derartige Versuche, wo sie sollten ins Leben gerufen sein, in gebührender Weise abgewiesen worden auch von solchen, welche mit dem Ziel, das erstrebt werden soll, völlig einverstanden waren. Sie gestatten, dass ich hierfür ein paar Belege vorführe. Schon vor 14 Jahren hat Herr Professor Euler auf dem Turnlehrertag in Stuttgart den Gedanken verworfen, dass durch das Soldatenspiel der Kinder in den Schulen — denn so muss man es doch wohl nennen — Einfluss auf die spätere militärische Ausübung geübt werden könne. Die These, die er damals aufstellte, ging dahin, dass Exerzierübungen in ‘der Volksschule neben dem Turnen überflüssig, statt des Turnens aber verwerflich seien. Das ist in der Sache noch jetzt der Standpunkt, den wir nach meiner Meinung festzuhalten haben. Es liegt mir ferner hier ein Büchelchen vor vom Kollegen Purtscheller aus Salzburg, betitelt: „Wehrfrage und Turnen,“ worin derselbe gegen den Plan des österrei-