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137 wesentlichen Wiederholungen vornehmen zu können. Ein neuer Reiz kann dann geschaffen werden durch Vorturnerprüfungen und durch Selbstvor turnen und Erläuterungen seitens der besten Vorturner selbst für die Neulinge. Während beim ersten Mal der Lehrer die Grundformen zeigte und die Grundlagen gekennzeichnet wurden, werden jetzt Themata mit Variationen gegeben (mit Vorwärtsbewegung, Schwung). Wissen die Schüler diesen Schlüssel zu handhaben, dann kann man ohne Zeitverlust und ohne die Schüler auf Dieter, Puritz, Angerstein oder geschriebene Handbücher zu verweisen, das Jahnsche Riegenturnen in den Oberklassen durchführen. In jeder Abteilung erhalten mehrere gleichartige Riegen ihre in einer Stunde zu bearbeitenden Aufgaben in Form einer kurzen Gruppenbezeichnung. Kleine Versehen sind ohne Bedeutung. Über die Aufeinanderfolge lässt sich streiten. Hellwig-Grünberg ist mit den Wünschen und Vorschlägen des Referenten einverstanden, trotzdem die Erfahrungen auf ganz ver schiedenem Wege gesammelt sein können. Er habe in seinem Wirkungs kreise einen einstündigen Wechsel von Theorie und Praxis. Ein Kursus von einem halben Jahre für ein Gerät sei verwerflich, weil die Vorturner dann an acht bis zwölf anderen Geräten noch nicht zu gebrauchen seien. Für senkrechte Leiter, Schnursprung, Stabsprung setze er deshalb eine kürzere Zeit, für die ausgiebigeren Geräte aber fünf bis sechs Stunden an. In den Wiederholungsstunden müsse jeder eine Übung der Gruppe benennen und vorturnen. Dadurch werde Ordnung, Entwickelung und schnelle Förderung hervorgebracht. Auch in einfachen Provinzialvolks schulen lässt sich die Vorturnerstunde pflegen. Direktor G. H. Weber-München hebt hervor, er stehe nicht auf dem Boden des Vorsitzenden und kündige sich als Gegner des Riegenturnens an. Seitdem das Turnen Schulgegenstand geworden sei, habe es sich ver schiedene Dinge gefallen lassen müssen, die ihm nicht zum Vorteil ge reichen. In der Schule solle es hierfür denn doch wenigstens die Ent schädigung finden, dass es wie jeder andere Schulgegenstand ernsthaft und mit Würde betrieben werde. Redner sehe aber diesen Ernst nicht gewahrt, wenn man ganze Schulen gleichzeitig in den Turnsaal treibe und es nun dem Turnlehrer überlasse, damit fertig zu werden. Der bestelle sich notgedrungen Vorturner und wälze somit einen Teil seiner Verantwortlichkeit auf Schüler, die doch selbst wieder erst lernen sollen. Das Abrichtungssystem, nach welchem ältere Schüler jüngere in der Schule unterrichteten, sei auf allen Gebieten der Schule fallen ge lassen worden, obgleich es in vielen Beziehungen bequem und wohlfeil gewesen — einzig im Turnen sei es beibehalten worden, eben weil es