123 die Disziplin und Gesundheit der Zöglinge das Fechten betrieben worden ist, wenn wir hier ein freieres, männlicheres Wesen und Auftreten sehen, warum soll nicht allen Jünglingen, welche dereinst leitend, lehrend und lenkend auf Volk und Vaterland wirken sollen, eine gleiche gymnastische Bildung zu Teil werden? Aber auch an Schulmännern fehlt es nicht, welche das Fechten empfohlen und mit ihren Schülern praktisch geübt haben. Schon vor der Einführung des Turnunterrichts haben Direktoren und Lehrer mit ihren Primanern gefochten, da sie das Gefühl hatten: Du musst deinen Schülern, so gut du kannst, Gelegenheit bieten, um ihren Körper in an gemessener Weise zu üben und zu bilden. Aber auch aus neuerer Zeit mangeln die Beispiele nicht. Ich möchte hier nur an eins erinnern, an die Eibinger Realschule, an den verstorbenen Dir. Kreyssig und an Dr. K. Friedländer. Diese beiden Männer haben es sich angelegen sein lassen, einen frischen turnerischen Geist und ein frisches Leben in ihrer Schule zu begründen, und Kreyssig selbst hat es als Direktor nicht ver schmäht, mit seinen Primanern zu fechten. Kreyssig hatte mit dem Dr. Friedländer, welcher das Turnen zu leiten hatte, das Abkommen getroffen, dass er selbst regelmässig in jedem Sommer zweimal wöchent lich 2 Riegen der oberen Klassen teils während des allgemeinen Riegen- turnens, teils zu besondrer Zeit im Fechten unterwies und im Winter wenigstens eine Stunde darauf verwandte. Wurde dort früherhin das Hiebfechten betrieben, so trat seit 1864 das Stossfechten an dessen Stelle.*) Dass ein ehrenfesteres Verhalten der Schüler, welches sich fern hielt von einem Leben in Winkelkneipen oder noch schlimmeren Orten, dadurch herbeigeführt wurde, ist erklärlich. Dass unsere Turnpädagogen sich für das Fechten als integrierenden Teil unseres Turnunterrichtes ausgesprochen haben, ist natürlich. So z. B. hat schon Vieth in seiner Encyklopädie der Leibesübungen (1795) *) In dem Programm der Elbinger Realschule vom Jahre 1868 äussert sich K. Friedländer (S. 18): „Die Vorzüge des Stossfechtens vor dem Hieb fechten in Bezug auf Ausbildung einer guten Körperhaltung, kräftige und schöne Bewegungen, allseitige Durcharbeitung des Körpers liegen für jeden Sachkenner zu Tage. Die Leichtigkeit und Ungefährlichkeit der Übungs waffe, ihre Unbrauchbarkeit als Werkzeug kindischen Renommierens kommen als nicht zu unterschätzende pädagogische Vorteile hinzu. Wir haben das Vergnügen gehabt eine hübsche Anzahl gewandter und eifriger Fechter zu erziehen und auch an den weniger begabten Schülern eine günstige Ein wirkung dieser Übungen auf Körperhaltung und Anstand vielfach zu kon statieren.“