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121 Dr. Wassmannsdorff: „Ich weiss nicht recht, wie ich diese Frage beantworten soll. Mein Freund Moritz Böttcher und ich wollen zur Ver wirklichung unseres Planes, unserem sinnvollen turnerischen Hiebfechten eine grössere Verbreitung zu verschaffen, das Eiselensche Fechtbuch von 1818 neu herausgeben. Die Hauptabweichung, die wir uns von Eiselens Darstellung erlauben, wird nur darin bestehen, dass wir nicht mehr „Kopfhieb, Bauchhieb“ u. s. w. sagen, sondern dass wir die Hiebe nach den Drehungen des Armes benennen, in diesem Falle also von einem Speich-, einem Ellenhiebe u. s. f. reden.“ Dir. Dr. Bach: „Auf der Versammlung zu Dresden haben wir schon den Beschluss gefasst, diese turnerischen Benennungen anzunehmen und zu verbreiten. Ich habe sie angenommen und zweckmässig angewandt. Ich habe gefunden, dass den turnerisch gebildeten Schülern die Be zeichnungen für die 4 Hiebe im stehenden Kreuze Speich-, Ell-, Kamm- und Risthieb und für die 4 Hiebe im liegenden Kreuze „Hochkamm,“ „Tiefkamm", „Hochrist“ und „Tiefrist“ leichter zu begreifen waren, als die Ausdrücke von Friesen und Eiselen. Ich möchte den Antrag von Wassmannsdorff zur Abstimmung bringen: Es seien diese durch Eiselen auf die Fechtsprache übertragenen Ausdrücke den üblichen Bezeichnungen vorzuziehen. Für die praktische Ausführung habe ich nur das Bedenken, dass die Turnlehrer-Bildungsanstalt, welche sich von der überwiegend militärisch geleiteten Central-Turnanstalt allmählich losgelöst hat, die von Rothstein eingeführten fremden Ausdrücke auf ihren Unterricht übertragen hat, und dass die Herren, welche hier gebildet worden, diese Fechtsprache angenommen haben. Andererseits aber hebe ich nochmals aus meiner Erfahrung hervor, dass es einem Turner und Turnlehrer gar nicht schwer wird, umzulernen und sich jene vom Turnen entlehnten Ausdrücke anzu eignen. “ Prof. Dr. Voigt: „Der Beschluss ist doch so aufzufassen, dass sich diese deutschen Bezeichnungen dann nicht nur auf die Hiebe, sondern auf alle Ausdrücke in der Fechtsprache beziehen sollen.“ Prof. Dr. Hüppe-Berlin: „Was das französische Fechten angeht, so ist in Frankreich schon dasselbe Bedürfnis nach einer einheitlichen Fecht sprache hervorgetreten. Durch das Hineindrängen von Ausdrücken aus verschiedenen französischen, italienischen und deutschen Fechtschulen ist es schon dahin gekommen, dass fast jeder Fechtlehrer in Frankreich seine eigenen Bezeichungen hat, und schon lange suchte man sich dadurch zu helfen, dass man physiologische Bezeichnungen annahm. Man sprach in Frankreich von einer Pronations-Supinationsstellung, ohne jedoch zu einer einheitlichen, streng durchgeführten Fechtsprache zu kommen. Ich