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Tageblatt. Mittwoch, den 23. Mai 117 düng auch den Körper zu kräftigen.^ - Das ist aber nur dadurch möglich, daß der weiblichen Jw° gend Gelegenheit gegeben werde, neben ihrer geistigen Ausbiß 1855. 7, s»»'.' Die Gymnastik "der weiblichen Jugend. Der jugendliche weibliche Organismus, von Natur zarter als der männliche, ist nur gar zu häufig äußer Stande, aus dem Kampfe mit den Anstrengungen, welche die geistige und sittliche Bildung erfordert, unbeschadet hcrvorzugehen. Muskel- und Nervenschwäche, Bleichsucht, schlechte Haltung, Schiefheit und entstellende Rückgrats-Verkrüm mungen sind oft die beklagenswerthen Opfer, welche das kör perliche Wohl dem geistigen zu bringen hat. Die unbestrittene Thatsache, daß gegen 100 Fälle von Schiefheit bei Mädchen nur 2 auf Knaben zu rechnen sind, legt uns die unabweisliche Pflicht auf, den Ursachen dieses «igenthümlichen Verhältnisses näher nachzuforschen, um ihnen wirksam entgegentreten zu können. Die im Allgemeinen zartere Organisation des Mädchens kann als eine von der Natur bestimmte Einrichtung, unmög lich als die alleinige Ursache angenommen werden. Sie ist nur in sofern wesentlich bethciligt, als sie den Anforderungen einer immer höher gesteigerten geistigen Kultur ohne entspre- lUUnG ' 5 ML-iw- nicht immer gewachsen sein kann. Während der Knabe, von Natur schon stärker, seine Kräfte draußen in muntern Spielen übt, fordert es die Sitte, daß das Mädchen schon von früher Kindheit an sich mit Zerstreuungen begnüge, welche weniger zu einer wohlthätigen Kräftigung des Körpers beitragen. Ein kurzer Spaziergang, wenn auch täglich unternommen, kann nicht hinreichenden Ersatz bieten für alle die schwächenden Ein flüsse/ welchen das Mädchen durch zahlreiche Schul- und Privat- und andere wohl gar noch mit Handarbeiten ausgefüllte' Stun den aüsgesetzt ist. Die unverhältnißmäßig gesteigerte Thätigkeit der geistigen Natur im Vergleich -zur^körperlichen muß auf diese, zumal im kindlichen Alter, wo alle Organe erst in der Entwickelung begriffen sind, den'nachtheiligsten Einfluß ausüben. Die zur Erzeugung eines gesunden Blutes nothwendige rege Funktion der Lunge wird schwach und unzulänglich. Durch einen dürftigen Athmungsprozeß wird der im jugendlichen Alter rascher vor sich gehende Stoffwechsel mangelhaft. Das Blut verliert seine regelmäßigen Bestandtheile, ein Zustand, dessen höherer Grad als die bei Mädchen so oft verkommende Bleich sucht bekannt ist. Ein krankes Blut kann nur nachtheilig auf die Thätigkeit der Nerven einwirkeu. Hier bildet sich schon der Keim zu jener krankhaften Reizbarkeit der Nerven,-welche leider als Symptome der Nervenschwäche in mannichfachster und betrübendster Weise später nur zu ost daS Leben des WeibeS verkümmern. Die mangelnde Energie der jungen Mädchen für alle nur einige Körper-Anstrengungen erfordert Verrich tungen bekundet unverkennbar einen größeren oder geringere» Grad von Schwäche der Nerven, der Muskeln und anderer den wichtigsten Lebens-Prozessen vorstehender Organe. Bei alledem soll und muß die Zeit der Jugend zur Er werbung nützlicher Kenntnisse emsig benutzt werden, Uüd me steigende Kultur hat deren Summe auch für das Machen gar sehr vermehrt. Kein Wunder, daß mit diesem Alter des Schul besuches und der geistigen Ausbildung außer den bereits angk- / führten Störungen des Allgemeinbefindens auch die Entstehung jener örtlichen Krankhektsformen zusammenfällt, welche alß Schiefheit und Rückgrats-Verkrümmungen so oft Gegenstand Jahre langer orthopädischer Behandlung werden müssen. Die Gymnastik, welche in neuerer Zeit von Schwtdek ans sich einer bedeutenden Vervollkommnung- erfveüt)'^erfüllt nun im hohen Grade die Aufgabe, dem weiblichen Körper-yke» jenige harmonische Entwickelung und Kräftigung en verschaffe^ deren er .bedarf, wenn er den vielfachen mit der geistigen ^Bil dung unzertrennlichen Anforderungen genügen svL^.genügea ohne Nachtheil für das gegenwärtige und künftige Wohl des Weibes. , . Die Gelegenheit hierzu bietet sich in meinem Instituts welches in seinen Einrichtungen nicht nur den Anforderuttge» der deutschen sondern auch der schwedischen Gymnastik vollkomwe» entspricht, in erwünschter Weise dar, und ich erlaube mir daher Alle, denen das Wohl der weiblichen Jugend am Herze» liegt/ darauf aufmerksam zu machen, daß in meiner Anstalt, Fischtd- gasse Nr. 48,stets einige Stunden wöchentlich dieser Gesunde* Freiberger Anzeiger uni) ..7 : Es ist/ dünkt mich, Pflicht der Aeltern und Erzieher, die» sen hier naturgetreu dargestellten Verhältnissen «ine größere rungen des Organismus eingetreten sind, sondern sie im Keime zu beseitigen und noch besser sie zu verhüten. . Erscheint jeder. Wochentag früh S Uhr. Preis vierteljährlich 15 Rgr. - Inserate werden an den ^Wochentagen nur bi, Nachmittag» 3 W für die nächsterscheinende Nummer angenommen und die gespaltene Zeile mit Pf 8 ,5.