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1102 bemüht, der Stadt ein recht freundliches Ansehen durch Blumen schmuck, Guirlanden und Flaggen zu geben, um dadurch dem geliebten Landesvater ein schwaches Zeichen der Liebe und Treue Seiner Gebirgsbewohner an den Tag zu legen. Obschon die -Ankunft Sr. Majestät in den Mittagsstunden erst zu erwarten stand, versammelten sich doch schon am Morgen ganze Schaaren am Empfangsplatze bei dem Rathhause und erwarteten sehn- M süchtig das Zeichen der Annäherung Sr. Majestät, den Beginn deS Glockengeläutes; °/«2 Uhr ertönten die Glocken und V«3 fuhren Allerhöchstdieselben mit hohem Gefolge und begünstigt von dem herrlichsten Wetter, über Stein von Zwickau kommend, in die Stadt und wurden am Rathhause von den daselbst aus gestellten städtischen Behörden, der Kaufmannschaft, den Innun gen mit ihren Fahnen und der übrigen Einwohnerschaft empfan gen und vom Bürgermeister in kurzer Rede begrüßt. Von hier aus fuhren Allerhöchstdieselben in das Sr. Majestät vom Major v. Petrikowsky zur Verfügung gestellte Trebra-Lindenau'sche Haus, woselbst sich die königl. Behörden, das Offiziercorps, die Geistlichkeit, das Lehrercollegium, die Berzknappschaft mit Fah nen zum Empfange aufgestellt hatten und wurden daselbst vom Superintendenten vr. Franke, Während vom Bergmusikchor „Den König segne Gott!" gespielt wurde, mit kurzer Ansprache be grüßt. Hieraus geruhten Allerhöchstdieselben Sich die königl. und städtischen Behörden, das Offiziercorps, die Geistlichkeit, das Lehrerkollegium, Deputationen der hiesigen Kaufleute, des landwirthschaftlichen Vereins und des Vereins ehemaliger Mi litärs vorstellen zu lassen. Nach der Tafel, zu welcher die Spitzen der königl. und städtischen Behörden, die Geistlichkeit und andere distinguirte Persönlichkeiten befohlen waren, bega ben Sich Se. Majestät in die Caserne und besichtigten dann die in der Hähnel'schen Handlung veranstaltete Ausstellung von Spitzen und Stickereien. Bei dem hierauf stattfindenden Besuche der Kirche ertönte beim Eintritt Sr. Majestät, vom Organist Meiß ner gespielt: „Den König segne Gott!" und hierauf der vom Lie- derkranz gesungene Choral: „Gott, deiner Hilfe freue sich der Fürst zu jeder Zeit rc. Der nächste Besuch galt dem, auf Anregung des Kaufmanns Hergert allhier von der Loge begründeten Johannis- u. jetzt in ein Rettungshaus umgewandelten Amalienstifte. Das freundlich decorkrte Zimmer, dieKinder an ihren Rahmen, die rein liche Arbeit derselben und das von ihnen angestimmte „Den König segne Gott!" machten einen sichtlichen Eindruck auf Se. Majestät, und Allerhöchstdieselben unterhielten Sich in herab lassendster Weise mit den Vorständen, der Lehrerin, dem Haus vater und den Kindern der Anstalt und geruhten nach bezeigter allerhöchster besonderer Zufriedenheit über die praktische Einrich tung und Nützlichkeit des Instituts demselben 50 Thlr. aller- gnädigst überweisen zu latzen. Von hier aus besichtigten Se. Majestät die Räumlichkeiten des Rathhauses und die Gefäng nisse und dann die in der chemischen Fabrik des Stadtrath Geitner veranstaltete Ausstellung sämmtlicher Produkte des Ar gentans, vom stärksten bis zum schwächsten Blech und Drath, sowie die sämmtlichen Metalloxyde und feinen, zur Oel-, Por zellan- und Glasmalerei verwendeten Farben nebst den Roh- produclcn, aus denen sie gewonnen werden. Mil Bezeugung Allerhöchstihrer Zufriedenheit und dem bei allen Besuchen an den Tag gelegten eingehendsten Interesse verließen Se. Majestät ^/,7 Uhr, begleitet von den Segenswünschen der Bevölkerung, unsre Stadc und fuhren nach Eibenstock. Bei der Durchreise durch Neustädtel wurden Allerhöchstdieselben von den städti schen Korporationen, der Einwohnerschaft, der Schuljugend rc. an der zu Ehren Sr. Majestät errichteten Ehrenpforte empfan gen und durch eine kurze Ansprache des dasigen Bürgermeisters im Namen der Stadt begrüßt. Ein Schulmädchen überreichte Allerhöchstdemselben einen Blumenstrauß, der von Sr. Majestät mit gewohnter Leutseligkeit entzegengenommen wurde. So viel bis jetzt bekannt geworden, kehren Se. Majestät über Johann georgenstadt, Schwarzenberg und Aue gegen 8 Uhr nach hier zurück, werden durch einen Bergaufzug mit Grubenlichtern und Fackeln begrüßl werden, bei uns übernachten und morgen über Lößnitz, Stollberg und Chemnitz Sich wieder nach Dresden begeben. (Dr. I.) /euMelon. * Wie der „Tcm. Zlg." aus Weißkirchen geschrieben wird, ist am 28. Juli bei Jaffcnova durch die Unvorsichtigkeit eines Werschetzer Fuhrmannes ein großes Unglück geschehen; derselbe ließ einen mit zwei Pferden bespannten Wagen knapp an der Eisenbahn stehen, die bei Hcrannahcn der Locomotive scheu wurden und die Bahn in dem Augenblicke übersetzten, als der Zug daher brauste, wodurch die Ma schinen sammt zwei mit Steinkohlen beladenen Wagen aus dem Ge leise geriethen, die zwei Pferde sammt dem Wagen zerschmettert wur den und die Locomotive in den Graben stürzte, wobei zwei Heizer auf der Stelle todt blieben, zwei andere tödtlich und der Maschinen führer leicht verwundet wurde. Außer einem bedeutenden Schaden wird die Fahrt auch auf längere Zeit eingestellt bleiben müssen. Edictalladung. Nachdem von Lem unterzeichneten Königlichen Landgericht auf geschehene Jnsolvenzanzcigen zu dem Vermögen Carl Gottlob Erberts, Schänkwirths und Besitzers des bei hiesiger Stadt gelegenen Fernesiechcnhofs, Ernestinen Emilien Augusten verw. Lösel, Ziegeldeckermeisterswittwc und Hausbesitzerin allhier, des Bäckermeisters und Mühlenbesitzers Carl Gustav Teichmann allhier, ingleichen Amtshalber zu den überschuldeten Nachlässen Les Hausbesitzers und Bergarbeiters Carl Leberecht Emrich zu Braunsdorf, und des Hausbesitzers und Posamcntirers Valerius Benjamin Warnitz allhier, der Concursproceß eröffnet worden ist, so werden die bekannten und unbekannten Gläubiger der Genannten hiermit geladen, in dem auf den 2 2. October 1855 anberaumten Liquidationstermin gcrichtzeitig a'n Königlicher Landgcrichtsstelle allhier zu erscheinen, ihre Ansprüche bei Verlust derselben, sowie bei Strafe der Ausschließung von der Theilungsmasse und bei Verlust der Wiedereinsetzung in den vorigen Stand'— welche Rech tsnachthcile ohne Ausnahme gegen die Geladenen auch im Fall ihres Außcnbleibens vom Termine eintrelen werden — anzumelden und zu bescheinigen, mit den betreffenden Contradictoren, beziehendlich unter sich über die Priorität, zu verfahren, binnen 3 Wochen zu beschließen und den 2 7. November 1855 , der Acteninrotulation und sodann den