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I. Mgk M LetzM TvMt M AHM Al. 141, Miltwoch, IS. M'i IM. sMM-AiiUbe.f Amtlicher Theil. Bekanntmachung. In SemSßhelt der ?8 2 und 7 dcS Regulativs für Gasrohr- leitungen und AaSbelruchtungtanlagen in Privatgrundstückin vom S. März 186:4 wachen wir hierdurch bekannt, daß der Schlosser Bernhardt Reinhardt, Leipzig, Reichsstraße 4g, »ur Uebernahme solcher Arbeiten bei uns sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen »achgewiesen hat. Leipzig, am 17. März 1902 Der Rath der Stadt Leipzig. X. 590. vr. Tröndlio. Wolfram. Bekanntmachung. Montag, den 24. März dieses Jahres und folgende Tage wird zur Vertilgung der Ratten Gift in den städtischen Schleusen aufgestellt werden. Wir fordern deshalb die Besitzer und Verwalter aller im Stadt gebiete gelegenen Grundstücke auf, in letzteren, namentlich aber in den Privatschleusen, auf gleichzeitige Vertilgung der Ratten bedacht zu sein und weisen noch daraus hin, daß mit Rücksicht auf die Gefahr der Verbreitung ansteckender Krankheiten durch Ratten aus gründliche Durchführung der Rattenvertilgung besondere Sorgfalt zu verwenden ist. Leipzig, den 17. März 1902. Der Rath der Stadt Leipzig. Tiefbauamt. D. X. 2107. Franze. Kettner. von ca. 542. 672,2 qm 628,7 . Ecke der Frommann- und Crusiusslraße Crusiusstraße Zmeinaundorser Straße 691.8 676.3 471.8 526.7 559.7 573,5 617.3 610 - . 10 - L - - 3 - . « 4 - . . 5 - » « 6 » . - 7 - . . 8 - Flächeninhalt sollen Donnerstag, de» 20. März 1902, von Vormittags 10 Uhr an im 2. Obergeschoß der alten Rathswaage, Katharineustraße Nr. 1, zum Berkause versteigert werden. Der Versteigerungstermiu wird pünktlich zur angegebenen Stunde eröffnet und die Versteigerung bezüglich eines jeden der einzeln nacheinander in der vorstehenden Reihenfolge auszubietenden Bauplätze geschlossen werden, wenn daraus nach dreimaligem Aus rufe kein weiteres Gebot mehr erfolgt. Die Brrsteigerungsbediugungen mit ParzellirungsplSnen liegen auf dem Rathhause, 2. Obergeschoß, zur Einsichtnahme aus. Exemplare davon können daselbst gegen Bezahlung einer Gebühr von 1 entnommen werden. Leipzig, am 24. Februar 1902. l. _?14, Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndttn. Krumbiegel. Versteigerung von Bauplätzen in der Ostvorstadt betreffend. Die folgenden, dem JohannishoSpitale brz. der Stadtgemeinde gehörigen Bauplätze, und zwar: X. Bauplatz Nr. 6 au der Göschenstraße . . 7 . .9 sich unsere Bekanntmachung vom 18. Oktober VA41XV1H4 vor. Js, den Maurer Carl Friedrich Porrmann aus Röglitz betreffend. Leipzig, den 15. März 1902. Der Rath der Stadt Leipzig. Armeuamt, Abth. 1. A.-R. I, le, Nr. 1237. Hentschel. L. Gartenverpachtung. Auf dem, dem JohannIShoSpital« gehörigen, »wischen der Verltn- Anhaltrr Eisenbahn und der WirthschaftSweg-Parzrlle Nr. 31Y de» Flurbuch« für Leipzig - Eutritzsch, hinter den Schrebergärten deS Hauschild-Schreber-Verein«, gelegenen Flurstücke Nr. 810 de- Flur buch« für Leipzig - Eutritzsch sind noch Garten-Abtheilungen sofort auf vorläufig 7 Jahre zu verpachten. Pachtgejuche werden auf dem Leipziger Rathhause, L. Ober geschoß, Zimmer Nr. 22 gegen Vorlegung des SteuerzettelS oder MiethzinsquittungSbucheS entgegengenommen. Leipzig, am 12. März 1902. Der Rath der Stadt Leipzig. Or. Tröndltu. Kröpsch. Gefunden oder al- herrenlos angemeldet wurden in der Zeit vom 1. bi» 15. März 1903 folgend« Gegenstände: 1 Betrag von 15 5 1 Portem. mit 11. ^l 85 mit 2 ^il 4 1 Portem. mit 46 und 1 goldner Ring, 1 Portem. mit Lrihhousschei», 1 Brieftasche mit Leihhaus schein u. Legit.-Popierr», verschiedene einzelne Leibdausicheine, 1 g,ld. Damen-Rrm.-Uhr mit Kette u 1 Wecker (beides vermuthlich geftahleu), l silberne u. 1 Nickel-Herren-Rem.- Uhr, 1 gelbe Herren-Schlüssel-Uhr, 1 goldene Damenuhr» kette, 1 gold. Ring, 2 gold. gradirte Trauringe, 1 Paar Kinder-Ohrringe, 1 silbernes Kelten-Armband, 2 goldene Klemmer, einer mit Etui, 1 Nickel- u. 1 Hornklemmer, ein Landwehr.Dienstauszeichnung, 1 schwarzes Damentäschchen mit Nühutensilien rc., «in 5kling. Taschenmrssrr mit Etui, 1 Gpazierstock mit eingrav. Namen, 2 Damenschjrme, 2 große schwarze Herren-Filzhüte, darunter ein vertauschter, 1 brauner Pelzmuff, 1 neuer Kinderschuh, 1 schwarzes Lamen-Jacket, 1 dunkelblauer Ueberziehcr mit Schlüsseln rc., 1 Kutscher- Mantelkragen, 1 Korb mit verschied. Franrnsawen, 1 Sack Kartoffeln, 2 wollene Pferdedecken, 1 zweirädr. Handwagen, 1 zugeflogener Canartenvogel. Zur Ermittelung der Eigenthümer wird dies hierdurch bekannt gemacht. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, daß die im Februar und März 1901 bei uns eingeliesrrten Fuadgegenstände, zu denen sich kein Eigenthümer gemeldet hat, von den Findern gegen gehörigen Ausweis in unserem Fundbureou wieder in Empfang genommen werden können. Leipzig, den 17. März 1902. Las Poliretamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Ml. Oeffcutliche Zustellung. Der Verwalter Max Naumann in Dederstedt, vertreten durch den Rechtsanwalt vr. Weniger in Leipzig, klagt im Wechselprozesse gegen Wilhelm Raumau», früher in Neuhaus, jetzt unbekannten Aufent halts, aus einem Wechsel vom 16. November 1901 über 3000 nebst Protest vom 17. Dezember 1901 mit dem Anträge, den Be klagten kostenpflichtig zur Zahlung von 3000 — /H, samt 6"/<» Zinsen davon vom 16. Dezember 1901 ab und von 10 20 Protestkosten zu verurteilen. Er ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechts streits vor die IV. Kammer für Handelssachen des Königlichen Land gerichts zu Leipzig aus den I. Mai 1902, Vormittags 9 Uhr, mit der Aufforderung, einen bei dem gedachten Gerichte zugelassrnen Anwalt zu bestellen. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht. Leipzig, den 13. März 1903. Der GerichtSfchreibcr des Königliche» Landgerichts. Auf Blatt 11100 deS Handelsregisters, die Firma Leipziger Bereinigte Luebrachomühlcn, Gesellschaft mit beschränkter Haftung in Leipzig betreffend, ist heute eingetragen worden, daß die Gesellschaft ausgelöst und daß Herr Carl Heinrich Neubert nicht mehr Geschäftsführer, sondern Liquidator ist. Leipzig, den 17. März 1902. Königliches Amtsgericht, Abth. HL. Auf Blatt 10 662 de« Handelsregister«, die Aktiengesellschaft in Firma Süddentsche FeuerverfichrrungS-Vank in Leipzig, Zweig- Niederlassung betr., ist heute Folgende- eingetragen worden: Di» Generalversammlung vom 27. Juni 1901 bat beschlossen, daS Grundkapital zum Zweck« der Beseitigung der Untrrbtlanz, zur Bildung von Reserven und einer Reserve für OrganisationSkoslen in der Weise um 1500000 herabznietzen, daß der 2000 betra- gende Nennwerth der Aktie auf 1500 reduziert wird. Die beschlossene Herabsetzung der Grundkapitals ist erfolgt. Das Grundkapital beträgt nunmehr 4 500 000 .6, in 3000 Aktien zu 1500 zerfallend. Der Gesellfchaftsvertrag vom 11. Juli 1893 ist in Ausführung de« GeneralversominlungS-BeschlusseS vom 27. Juni 1901 durch Beschluß de» AussichtSraths vom 5. bez. 7. und 8. Januar 1902 abgeändrrt worden. Leipzig, am 17. März 1902. Königliches Amtsgericht, Abth. HL. Auf dem die Firma Gebr. Körting in Leipzig — Zweignieder lassung — betreffenden Blatt 9339 des Handelsregisters ist heute eingetragen worden, daß den Herren u. Ingenieur Max Haller in Vertin, d. Ingenieur Ernst Körting in Linden, c. Ingenieur Victor Körting in Dresden, ck. Ingenieur Fritz Leonhard Ernst Körting in Leipzig, o. Kausmann Carl Bütow in Linden, k. Ingenieur Max Krone in Hannover, a Kaufmann Oskar Hüter in Linden und lr. Ingenieur Gotthilf Dietrich in Breslau Prokura ertheilt worden ist und daß die unter o. t'. x. Genannten die Gesellschaft nur in Gemeinschaft mit einem anderen Prokuristen vertreten dürfen und ferner, daß die bereits eingetragenen Prokuristen Herren Otto Hunäus und Adolf Thamm die Gesellschaft auch in Gemeinschaft mit den übrigen Gesammtprokuristen vertreten dürfen. Leipzig, den 17. März 1902. Königliches Amtsgericht, Abth. HL. Auf Blatt 9095 des Handelsregisters, die Firma Bernhard Schilling in Leipzig betr., ist heute eingetragen worden, daß Herr Carl Heinrich Bernhard Schilling als Inhaber ausaeschieden, daß der Kaufmann Herr Maximilian August Julius BongS in Berlin Inhaber, daß die Prokura der Frau Anna Marie Laurie Schilling geb. Neidhardt erloschen ist, und daß die Firma künftig Maximilian Vongs lautet. Leipzig, den 17. März 1902. Königliches Amtsgericht, Abth. HL. Auf Blatt 10 600 des Handelsregisters ist heute die Firma Gustav Kind in Leipzig gelöscht worden. Leipzig, den 17. März 1902. Königliches Amtsgericht, Abth. IiL. Der Tischlermeister Karl Otto Kunitz in Möckern, Hauptstr. 40, Geschästslocal L.-Gohlis, äußere Halleschestr. 59 I., hat beantragt, Las über sein Vermögen eröffnete Konkursverfahren wieder ern- zustellen. Dieser Antrag und die Zustimmungserkiärungen der be kannten Gläubiger sind auf der Gerichtsjchreiberei des unterfertigten Gerichts niedergelegt. Nach 8 203 der Konknrsorbnung können die Konkursgläubiger binnen 1 Woche Widerspruch gegen diesen Antrag erheben. Leipzig, am 17. März 1902. König!. Amtsgericht, Abt. HX'. — Nebenstelle, Johannisgasse 5. — Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen Les Kaufmanns Anschel — genannt Joachim — Refchling, Inhabers der Firma: Joachim Refchling (Partie-Scbuhwaaren aller Art) in Leipzig, Nicolaislr. 20, Wohnung: daselbst, Gottschcdstr. 6, III , ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichniß der bei der Per- theilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht vcrmerthbaren Vermögensstücke der 2chitts;tcr>nin auf den 17. April 1902, Vormittags 11 Uhr, vor dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte, Nebenstelle, Johannis gasse 5, bestimmt worden. Leipzig, den 17. März 1902. Königliches Amtsgericht, Abth IIX', Johannisgasse 5. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über daS Vermögen der Helene Clara Iah», Inhaberin des Putz- u. Modewaarengeschäftö unter der Firma: Theodor Rößner in Leipzig, Grimmaijchestr. 19, Woh- nung: Thomasiusstr. 8, ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters Glüubigerversammlnng auf Veu 26. März 1902, Vormittags 11 Uhr vor dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte, Nebenstelle, Johannis gasse 5, bestimmt worden. Leipzig, den 17. März 1902. Königliches Amtsgericht, Abth. IIX', Johannisgasse 5. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen der zum Betriebe einer Schürzen- und Hcmdenfabrik unter 0er im Handelsregister nicht cingctragcncn Firma Weiglcr äc Lerch hier, Ricolaistr. 15, bestehenden Handrlsgcscllfchaft ist zur Prüfung der nachträglich angemeldeteu Forderungen Termin auf de» 15. April 1902, Vormittags 11 Uhr, vor dem König!. Amtsgerichte hicrjclbst, Nebenstelle, Johannisgasie 5, anbrraumt. Leipzig, den 15. März 1902. Königliches Amtsgericht, Abth. IIX', Johannisgasse 5. Koiikiirsvcrfakrcii. In dem Konkursverfahren über Len Nachlaß des Kaufmanns Friedrich Anglist Richard Fnrcht, vormaligen Inhabers des Magazins für Küchen- und Haus-Einrichtung unter der Firma: Richard Fnrcht in Leipzig, Grimmaischestr. 14, ist zur Prüfung der nachträglich angemeldelcn Forderungen Termin ans den 15. April 1902, Vormittags 11 Uhr, vor dem Königlichen Amtsgerichte hierselbst, Nebenstelle, Johannis gasse 5, anberaumt. Leipzig, den 15. März 1902. Königliches Amtsgericht, Abth. IIX', Johannisgasse 5. KonknrSverfahrcn. In dem Konkursverfahren über Las Vermögen des Glaser- Meisters Fran; Joseph Rolnbcrg, Inhabers eines Glaserei- geichästs in Leipzig, Alberistr. 8, ist zur Prüfung der nachträglich angemeldeteu Forderungen Termin auf den 15. April 1902, Vormittags 11 Uhr, vor dem Königlichen Amtsgerichte hierselbst, Nebenstelle, Johannis gasse 5, anberaumt. Leipzig, den 15. März 1902. Königliches Amtsgericht, Abth. IIX', Johannisgasie 5. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen Les Kaufmanns Salomon Holzel, Inhabers Les Kurz- und Galanteriewaren geschäfts unter der Firma: Salomon Hölzel hier Reichsstraße 26, ist zur Prüfung der nachträglich angemeldeten Forderungen Termin aus den 15. April 1902, Vormittags 11 Uhr, vor dem Königlichen Amtsgerichte hierselbst, Nebenstelle, Johannis gasse 5, anberaumt. Leipzig, den 17. März 1902. Königlichrs Amtsgericht, Abth. IIX', Johannisgasie 5. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über Las Vermögen des Bäcker meisters Max Kröger in Leipzig, Schenkendorsstr. 2l, ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen Las Schlußverzeichniß der bei der Vcrtheilung zu berücksichtigenden Forverungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwertbaren Vermögensslücke der Tchlusttermin ans Sen 17. April 1902, Vormittags 11 Uhr, vor dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte, Nebenstelle, Johannis gasse 5, bestimmt worden. Leipzig, Len 17. März 1902. Königliches Amtsgericht, Abth. IIX', Johannisgasie 5. Feuilleton. Aprilscherze. Skizze von E. Floessel. Nachdruck verboten. Unter den zwölf Monaten des Jahres genießt der April eines nicht gerade guten Rufes und erfreut sich nicht besonderer Beliebtheit. Er gilt allgemein, wenigstens in unserer Zone, als wetterwendisch, unbeständig und ver änderlich, und es dürfte nicht leicht fallen, Jemand zu finden, dem die trügerische Unbeständigkeit unseres vierten Jahresmonats aus eigener böser Erfahrung nicht in lebendiger Erinnerung stünde, insofern das Wohlgefallen an dem Morgenglanze eines sonnigen Aprilmorgens mit der Aussicht auf eine für den Nachmittag geplante Lenz freude in strömenden Regcnflnthcn begraben wurden. Ein französisches Sprichwort verleiht diesem Charakter der Un beständigkeit des Aprilwctterö in treffender Weise Aus druck, indem es den Rath ertheilt: „(jinruci il kalt beuu, prcmcis tou mrnNeau; quuovi il plouk, proucis Io, 8i tu veux." Man hat cs nun versucht, auf die Unbeständigkeit und Beränderlichkeit des Aprilwcttcrs den Ursprung einer weit verbreiteten Sitte zurückzuführcn, deren inneres Wesen sich mit der Launenhaftigkeit des Wetters in diesem Monat wohl einigermaßen in Zusammenhang bringen ließe. Es muffen jedoch alle diese Versuche von vornherein als ver fehlte bezeichnet ivcrdcn. Ich rede von der Sitte der so genannten Aprilscherze, oder richtiger derjenigen Scherze, welche man ausschließlich am ersten Tage dieses Monats, am 1. April, an anderen Personen zu üben gewöhnt ist. Diese Sitte ist im westlichen Europa, in Deutschland, Frankreich, England ganz allgemein verbreitet, und auch in Italien begegnen uns Spuren derselben, wie dies schon die nach dem bekannten Narren des Bocaccio, dessen Name Ealandrinv auch den Aprilnarren bedeutet, be kannte Bezeichnung verräth. Ihrem Wesen nach bestehen die Aprilscherze darin, daß man irgend eine Person, namentlich jüngeren Lebens alters, oder auch ein Kind „in den April schickt", das heißt, man treibt mit ihr den Scherz, daß man sic mit einem un sinnigen, unausführbaren Auftrage irgend wohin sendet, oder daß man dieselbe unter einer erfundenen Angabe, die auf einer han-grciflichcn Unwahrheit beruht, gleich, falls irgend wohin zu gehen beauftragt, bis sie selbst sich davon überzeugt, daß mau sie zum Besten gehabt, sic ge- foppt hat, gerade so, wie cs in unserem Sprichwortc heißt: „Am ersten April schickt man die Narren wohin man will." Auch von einem „in den April führen" ist in un serem Sprachschätze die Rede, der Sinn ist aber auch hier der gleiche, daß man Fernand einen vergeblichen Gang ansführen läßt oder ihn sonst in irgend einer trüglichen Weile täuscht. In jedem Falle wird man unserem Goethe bcipflichtcn, wenn er warnend sagt: „Willst du den März nicht ganz verlieren, So laß nicht in April dich führen." Selbstverständlich können dem Brauche des „In den April geschickt werdens" nur Diejenigen zum Opfer fallen, welche gedankenlos genug sind, um zu vergessen, daß sie gerade an dem Tag« des Jahres sich befinden, an welchem derartige Scherze üblich und vielleicht auch erlaubt sind. Ts ist eben der Tag, welcher den Scherz Hervorimst, und wer besten uncingedenk ist, der läßt sich wohl in eine Leih bibliothek schicken, um eine Geschichte der Mutter Sva'S zu holen, oder ein Mädchen bcgicbt sich bereitwillig zum Milchhändlcr mit dem Auftrage, Milch von Bileam'S Eselin zu kaufen, bei Kindern aber rechnet man gern auf deren Neugierde, erzählt ihnen von seltsamen, erdichteten Ereignissen und Begebenheiten, von einem angeblichen Ungeheuer, und bewirkt dadurch, daß sie an den bezeich neten Ort la'ufcn, um die angekündigten Wunderdinge in Augenschein zu nehmen. Bezüglich der Entstehung dieser Sitte hat man ver schiedene Verumthungen ausgestellt. So meinten die Einen, cs rllhre dieselbe aus der Sitte der römischen Kirche her, die Leidensgeschichte Jesu öffentlich zur Darstellung zu bringen, und zwar sei das vergebliche und erfolglose Ausschicken einer beliebigen Person nichts weiter, als eine Veranschaulichung des spvttweiscn Hin- und HcrschickenS Jesu an die verschiedenen Gerichtsstellcn, vor denen er sich verantworten sollte, gewesen. Die Anderen wieder bringen die Sitte mit -en mannigfachen Ostcrschcrzen, wie solche in älterer Zeit üblich waren, in Verbindung, wobei sie namentlich das sogenannte Ostergelächtcr inS Auge fassen. Es liegt indeß auf der Hand, daß beide Arten von Erklärungen des Ursprungs obiger Sitte nichts weiter, als den sehr zweifelhaften Werth bloßer Bermuthungen in sich tragen. Der Wahrheit näher kommt, wenn auch in der All gemeinheit ihrer Fassung unvollständig, eine andere Ursprungserklärung, welche unseren Brauch mit dem ehe mals im April stattfindenden Anfang des neuen Jahres in Zusammenhang bringt. Dem germanischen Altcrthum ist derselbe gänzlich unbekannt und es hat derselbe erst in den letzten Jahrhunderten, von Frankreich her sich verbreitend, bei unsMngang gefunden. Aber auch dort ist sein Ursprung noch unaufgeklärt. Ist, Deutschland finden die Aprilscherze im Jahre 1655 erstmalige Erwähnung. Sie erscheinen hier als der Rest eines im Altcrthum zu Anfang deS April mit Posten, Schwänken und allerhand lustigen Späßen gefeierten Frühlingsfestcs, wie ein solches noch heutigen Tags in Indien gefeiert wird. Da in Frankreich das „In den April schicken" mit Sicherheit sich nur bis in das 16. Jahrhundert zurück verfolgen läßt, so hat die Meinung des französischen Gelehrten Quitard, daß der Brauch nrit der Verordnung Karl's IX., welcher im Jahre 15ti4 das Neujahrsfest vom 1. April auf den 1. Januar verlegte, und gleichzeitig damit die am 1. April üblich gewesene Sitte, am Neujahrsfeste Geschenke auszutauschen, aufhob, in Verbindung stehe, eine gewisse Wahrscheinlichkeit für sich. Ein in Frankreich sehr beliebtes NeujahrSgcschenk An fangs April nun war der sogenannte „April fisch", „pvibnon ck'Xvril", eine Art der um diese Zeit gefangenen Makrele, und es ist diese Auf fassung derjenigen anderer Gelehrter, unter denen sich auch der oben genannte Quitard befindet, vorzuziehcn, welche einmal die Bezeichnung poisnon 6'X.vrN mit dem bekannten FrühlingLzeichen, den Fischen, in Zusammen hang bringen, dann aber auch nur auf den mit Anfang April in Betrieb gesetzten Beginn der Fischerei Bezug zu nehmen geneigt sind. Bei den Engländern wird der in Rede stehende Brauch mit der Redewendung „makin^ Kim »n Xpril k<x>!" be zeichnet, also „ihn zum Slprilnarrcn machen", ebenso findet sich bei ihnen die Redensart „seucjin? psrvons on «Isevs- lons sm-ancks". Mit beiden dem englischen Sprachgebrauch eigenen Sätzen ist die Thatsache beweiskräftig bezeugt, daß unser Brauch auch im Volksleben der Briten fest ein gewurzelt ist, und namentlich der an erster Stelle gebrachte Satz greift tiefer ein in das Wesen und die Bedeutung dcS damit gemeinten Vorgangs. UebcrdicS wird die allge- meine Verbreitung deS Brauchs auch durch die dem 1. April eigenthümlichen Namen: ,,^!I kool»' Dav" oder „Xpril kooln' Da?" bestätigt. Auch in Portugal werden am 1. April gewisse Scherze verübt, die für unser Empfinden jedoch wenig Anziehendes besitzen. So findet sich in Lissabon die Sitte verbreitet, die Vorübergehenden mit Wasser zu bespritzen oder ihnen ein Pulver in» Gesicht zu blasen. Das kann doch wohl nicht al» «in angenehmer und zarter Aprilscherz gelten. Thatsächlich nun haben wir cs in allen diesen April scherzen, in welches Gewand gekleidet immer sie uns eut- gegentrcten mögen, mit einer uralten Sitte zu thun. Alterthumsfvrscher haben sie von den Quirinalien, dem Fest des Quirinus, deS Schutzheiligen der Stadt Rom, hcrlcitcn wollen, sicherlich ohne jede innere Berechtigung. Näher hätte cs für Jene gelegen, insofern das Moment der Täuschung bei diesen Scherzen vorherrscht, an Aphro dite zu denken, da von ihr als der „Täuschgüttiu" der April seinen Namen hat und sic selbst den Beinamen „Apaturia", die Täuscherin, führt, oder anch an Dionysos Apaturios, der Täuscher, der als Seelenvater die Seelen in die Sinncnwclt einführt, wo sie durch die groben, zer brechlichen Gewänder getäuscht werden, welche die täuschende Güttin Proserpina webt. Und cs wurden ja zu Beginn des Frühlings, wo die Wiederbelebung der Natur beginnt, das Fest des Dionysos gefeiert, gleicher weise die Apaturicn, das Tüuschfest. Denn wenn auch mit der Feier der letzteren ein politischer Beweggrund ver knüpft war, so durfte nach dem Glauben der Alien der innere Sinn der meisten Gebräuche doch nicht chfcnbar werden, zumal bei solchen, die, wie die Apaturicn, mit den Mysterien im Zusammenhang standen. Und daß bei den FrühlingSfcsten der Alten die Täuschung eine wichtige Rolle spielte, dies beweist nicht allein das bei den Kre- tenseru gefeierte, das an eine Mythe der Vorzeit erinnerte, nach welcher Rhea oder Kybelc sich dem Zcitgott Kronos gegenüber sich in gewissem Sinne einen Aprilscherz leistete, indem sie ihm, ihrem gefräßigen Gatten, einen in Ziegen fell gewickelten Stein, anstatt des von ihr in der idäischeu Höhle soeben geborenen Zeus zu verschlucken gegeben, sondern cs wird dies auch durch die altnordische Mythe bezeugt, nach welcher Thor um die Zeit des beginnenden Frühlings, als Freia verkleidet, den Wintcrricsen Thiassi täuschte, um seinen ihm entwendeten Donnerkeil wieder zn erlangen. Aber auch diese gewiß als nahe liegend zu erklärenden Hinweise bilden für die Entstehung unserer Aprilscherze keine ihren Ursprung begründende Unterlage. Hingegen bieten sich uns im fernliegendcn Ovicnt Beziehungen dar, aus denen einzelne Gesichtspunkte cmportauchcn, welche nrit dem Kern unserer Aprilscherze eine innere Ucbercin- stimmung zeiget«. ES ist das in Indien seit uralte«» Zeiten gefeierte Fest Hul, welches allem Anscheine nach die Grundlage zur Entstehung aller mit den« Aufangstage des April verbundene«« Schwänke und Scherze überall, ivv sie nur immer im Volksleben sich zeigen, hergcgcbcn hat. In einem die Geschichte Asiens behandelnden Werke wird ««achgewiesen, daß während dieses Ende Mürz oder in den Anfang des April fallenden Festes, dessen Name in dem altdeutschen oder skandinavischen Jul als Bezeichnung des sogenannten Solstittaljahrcs wicderkehrt, cs seit midenk- lichcn Zeiten in Indien Sitte ist, mährend des Hul allge meiner Lustigkeit sich hinzugcben, wobei man Aufträge auszurichten und Anordnungen cinzulcitcn pflegt, welche mit einer Täuschung endigen, und dadurch die abgclcndete Person oder den mii einem Aufirage Betranken zum Ziel punkt des Gelächters machen. Vornehm und Gering nimmt an derartigen Veranstaltungen Tücil, und der Rafah (Fürst) Dowlah selbst fand, so wird erzählt, cin großes Vergnügen daran, sich durch Hulnarren, welche er pcrsönich in den April schickte, zu belustigen. Ja. man geht mit solchen Scherzen dort so weit, daß inan swristlichc Einladungen r«nd Bestellungen im Namen von Personen ansgehen läßt, von denen man weiß, daß sic zu der in der Zuschrift festgesetzten Zeit nicht zu Hanfe sind. Hierbei stehen Spott und Gelächter immer im Verbältniß mit der durch die Täuschung bcwirkicn Störung uird Verwirrung. Da nun das Hul eine Frühlingsseier ist und ehemals auch in Britannien das Jahr im Monat April seinen An fang nahm, so hat man hieraus den Schluß gezogen, baß die Belustigungen des ersten April sowohl in Indien, als auch in England ihren gemeinsamen Ursprung in der ur alten Feier der jährlich wiedertehrendeu FrühlingS-Tag- unü Nachtgleiche haben, und es ist ganz selbstverständlich, daß stberau da, wo man durch Aprilscherze sich zn belustigen gewöhnt ist, die Entstehung des Brauches auf ganz die selbe Quelle zuruckzuführen ist, und cs liegt nahe, auzu- nchmcn, daß die alten Kelten, deren Sprache und Eultus zahlreiche Beruhrungspnnete mit Indien answeisen, dort sowohl als in Deutschland und Frankreich die Vermittler jener scherzhaften Frnhlingsveranstaltungcn gewesen seien. Ja, die Beweiskraft sur die Annahme, daß in In dien die Quelle uuferes seltsamen Brauches zu suchen fei, gewinnt noch an Stärke durch den Umstand, daß il« In dien der Monat Aprik der Maja, der indischen Venus, ge widmet ist. Maja aber ist ihrem Namen nach die „Täuschende", aus dem nämlichen Grunde wie Aphrodite, denn sie ist die Höllcnmnttcr, die Urheberin des Sinn lichen,' sic ist der Plejadenfisch, die syrische Fischgvttin. Und ivic die Plejaden in Griechenland Tauben, il« In dien aber Fische sein konnten, erklärt die Mythe von Se- miramiö, die aus einem Taubenei cnslandcn, welches Fische ans Ufer gebracht hatten. Nun waren ja der Venus Tauben und Fische zugleich heilig, denn beide bezeichnen den bei dem Aussteigen der Plejaden in der Frnhlings- Tag- und Nachlgleichc den wieder erwachten Schöpfungs trieb der Natur. Diese Plejaden, von deren Erscheinen einst viele Volker den Jahresanfang rcchnctcn, sind in Indien „Aprilfische", und es ist aus diese weise eine wohl verständliche Erklärung der französischen Ausdruckswcise, der poissvns ck'Xvril, gewonnen. ES kann nach alledem kaum noch einem Zweifel unter liegen, daß unser Brauch, Personen am ersten Tage dieses Monats in den April zu schicken, seinen Ursprung ans dein fernen Osten herleitct, wie er ja überhaupt seinen Weg in die Culturlünder Europas gefunden hat. In vereinzelten Fällen tritt auch sein Erscheinen im Westen früher ans, als in den Zeiten der letzten hinter uns liegenden Jahr hunderte. Eines dieser Beispiele ist uns geschichtlich über liefert worden, das freilich einer« recht unpassenden Gegen stand zum Kcrnpunete des Scherzes ausgcwählt zeigt. In Ser Lebensbeschreibung des eine«, der Heiligen vom 1. April, Hilgv's, des Abtes vom Cistercienscrklvstcr zu Bonncval iu Frankreich, findet sich nachstehendes Ge- spenstergcschichtchcn, das sich jedenfalls am 1. April ab gespielt hat, verzeichnet. Der Beichtvater des Klosters, dem Hugo als Abt Vorstand, ivieS einst, cs war gegen Ende des zwölften Jahrhunderts, einen todtkrankcn Kloster diener, welcher ihm beichtete, wegen einer schweren Sünde, die er sich nicht zn vergeben traute, an den Abt. Der .Kranke jedoch verstarb, ehe Hugo zu ihn« kam. Er er schien ihn« aber bei seiner Ankunft, beichtete ihn, mit Thräncn, klagte über die große Qual, die er erdulden müsse, und bat um seine Fürbitte. Hugo weinte zugleich mit ihm, so sehr, daß seine Kutte davon naß wurde. Als er aber den Beichtenden anreden wollte, merkte er, daß er von ihm — in dci« April geschickt sei, denn cs war Niemand mehr zu sei,en und nichts zu hören. Also cii« Aprilscherz in« Beichtstuhl! Geivist ist dies nicht der einzige unpassende Aprilscherz, welchen man ansgcsührt hat, den«« cs gicbt keine«« Brauch iin Volksleben, der nicht zum Mißbrauch gewendet worden ist. Ebensowenig ist jenes das einzige Beispiel geblieben, daß solcher Mißbrauch an heiliger Stätte sich vollzogen bat. Auch darf schließlich eine andere Ausartung deS April scherzes nicht nncrwähnt bleiben, die nämlich, welche mit einer Schädigung an der Gesundheit oder selbst den« Leben der getäuschte«« Person verknüpft war. DaS „I«, den April schicken" soll immer harmlos bleiben, nur so bewahrst cs den ihin zugehörigen Charakter.