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I Morgen-Ausgabe Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 88. Jahrgang. Nr. M Mittwoch dm IS. M«rz 1902. ei S. Ll<»nvi>. ü. bi. xsL.U/7.0^ wird und, wie mau sich ctnrcdei, den Bocrcn das Manöverircu unmöglich machen soll. Die letzten großen Treiben im Oranje-Gebiet haben bewiesen, daß Kitcheuer s Blockhaussystem sich selbst da, wo eS als perfect betrachtet werden kann, durchaus nicht bewährt. Gan; abgesehen von De Wei s berühmtem Dnrchbruchc, haben die Boeren in jiingstcr Zeit so häufig nnd mit so geringen Verlusten die Linien passirt, daß es ihnen eine Kleinigkeit zu sein scheint. Selbst das allerletzte Treiben mißlang, denn das Heilbrvn-Kom- mandv unter Kommandant Metz überschritt wieder die Linie Hcilbrvn-Wolvehoek, ohne daß die Blockhäuser es zn hindern vermochten. Eine andere Enttäuschung liegt in der Haltung der Kaffcru. Was für große Beden hatten die Engländer nicht darüber gehalten, daß die von den Boeren früher so unterdrückten Koffern sich sofort gegen dieselben er heben würden, wenn sie sähen, daß cs mit ihrer Macht zn Ende ginge. Basntos nnd Zwazis würden gleich gegen die Boeren kämpfen, wenn wir cS ihnen nnr er laubten, sagen die Engländer. Aber wo bleibt die prak tische Unterstützung, wenn sie in Form von Nachrichten von Nöthen ist. Die schnellfüßigen Kaffcru wissen ganz genau, wenn die Boeren sich zn einem ihrer so über raschend schnellen Schläge sammeln und vorbereiten, aber noch nie ist eine bedrohte englische Cvlonnc gewarnt worben. Zum Beispiel, das Gebiet um Klcrksdvrp und nm Lichtcnbnrg herum, die Stätten der beiden letzten empfindlichen Niederlagen der Engländer, sind dicht mit Eingeborenen bevölkert, nnd sic haben zweifellos gewußt, daß Telarch seine Leute zusammenzog, nm zn schlagen. Warum kam keine Warnung von den Kaffcru . . ., die die englische Herrschaft doch herbeisehnen nnd die Boeren so tödtlich hassen sollen, nnd die wissen, daß die Eng länder mit dem gemünzten Goldc nicht sparen, wo es einen Verrath zn belohnen gilt. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen.Ausgabe, ohne Postbesürderung 60.—, mit Postbesörderung ./l 70.—. - u. >6. ' 6. v. U. li tt. Bezugs-Preis I, der Hauptexpeditio» oder den im Stadt- bttirk «rd d« Vororte» «ntchtUr» Aus- ' 8! li. l-t. U. - L. . U. ) «. > e» - 6. > v ) «t. > o. ) 6. »<-r ». <1. > u. tt. eMMr.TagMaü Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, -es Nathes nnd Nslizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. t. r t. ». r r «. ». ». i. r ». i. ». tü-L Sl«rk! l.0 1.0. Die stanzöstschen Militiirschulen. V. IV. General Andr6, der, wie kaum einer seiner Vorgänger, die Rolle eines Reorganisators der Arnvec übernommen hat, ist schon seit langer Zeit bemüht, seine Reformbestrebnngcn auch ans das Osficieröcorps auszu dehnen und diesem eine von Grund ans ncnc Gestal tung zn geben. In diesem Bemühen hat der Kriegs minister eine sehr wirksame Unterstützung in dem Bericht erstatter für das diesjährige Hccreöbiidget, dem Abgeord neten M. Berte an x, gefunden, -er Vorschläge von weittragender Bedeutung zur Reorganisation der fran zösischen Militärschulen in sein Referat ausgenommen nnd init denselben den Absichten des Kriegsminiftcrs bezüglich des OsftcierersatzeS in entgegenkommendster Weise vor gearbeitet hat. Bor allen Dingen wird, wie schon vor einiger Zeit berichtet worben, beabsichtigt, die Verhältnißzahlen zwischen den auS Saint-Cyr nnd der polytechnischen Schule hervorgehendcnOfficiere nnd denen, die aus den Unterofficierschulen als Lfficiere in die Armee cintreten, zu Gunsten der letzteren zn verschieben und gleichzeitig Len Unterofsicicren -en Besuch der für sie be stimmten Schulen durch günstigere Bcbingnngen zu er leichtern. General AndrS und -er Berichterstatter glauben nämlich, daß -er gleichzeitige Austritt so vieler junger Offtciere aus den erstgenannten Schulen sowohl das Avancement in den höheren Chargen hindern müsse, wie es andererseits die Beförderung tüchtiger, ans Saint Maixent u. f. w. hervorgegangcncr Officicrc aus Mangel an offenen Stellen so gut wie ausschließe und dadurch Un zufriedenheit hier wie -ort Hervorrufe. Eine andere Ver fügung von durchgreifender Bedeutung will mit der Tpe- cialisirung der beiden vornehmsten Militärschulen brechen und verlangt dazn, daß die sowohl ans Saint Eyr, wie ans der polytechnischen Schule zu Officiercn ernannten Schüler ohne Unterschied auf sämmtliche Waffengattungen vertheilt werden nnd nicht, wie bisher, nur zur Infanterie und zur Kavallerie, respective znr Artillerie und. dem Genie über- treten können. Endlich sieht das Reformprojcct der Mili- tärschulen in sehr zweckmäßiger Weise vor, daß die aus -en beiden letztgenannten Schulen beförderten Artillerie-, Genie» und Cavallerie-Officiere nicht, wie bisher, u n - mittelbar nach dem Verlassen dieser Anstalten die Specialinstitute in Fontainebleau respective Saumnr be suchen, sondern erst ein Jahr Dienst bei ihren betreffenden Truppentheilen thun und sich, wie ihre Kameraden von dex Infanterie, diejenigen praktischen Kenntnisse erwerben, die bei plötzlichem Ausbruch eines Llricgcs ihre erfolgreiche Verwendung in der Front einigermaßen si.chcr stellen. Ob es General Andr« gelingen wird, seinen Sturm gegen aristokratische und klerikale Bvrnrthcile siegreich durchzuführen und den Widerstand tiefwurzelndcr Gegen sätze und eingefleischter Vorrechte zn brechen, läßt sich na turgemäß heute noch nicht übersehen; aber so viel steht fest, daß, wenn der Kriegsminister mit seinen Reformen durch dringen sollte, der weiteren Entwickelung -es französischen Officiercorps unstreitig eine neue Aera bevorstehen würde. Bon diesem Gesichtspunkte aus intercfsiren uns die in Rebe stehenden Ereignisse naturgemäß auch; aber daS richtige Verständniß für sie wird uuS nur dann kommen, wenn wir uns die Bcstandtheile näher ansehcn, ans denen daS Ofkiciercorps der französischen Armee sich zusammen setzt, und die Stufenleiter verfolgen, die der den Marschall stab erstrebende Franzose ersteigen muß. Im scharfen Gegensatz zu unseren militärischen Ein richtungen setzt sich das active französische Officiercorps zu fast völlig gleichen Theilcn aus den Zöglingen mili tärischer Bildungsanstalten (Saint Cyr und polytechnische Schule in Paris) und aus -cm Untervfficierstandc zu sammen; jedoch ist das Zahlcnvcrhältniß dieser beiden Officierersatzclafscn innerhalb -er einzelnen Waffen kein gleiches. Denn während bei -er Infanterie und der Kavallerie etwas mehr als die Hälfte -er Officicrc aus -cm Unterofficierstande hervorgegangcn ist, sind diese in -er Artillerie und im Genie, den gelehrten, von Alters her be vorzugten Waffen, selten und nur etwa zum vierten bis fünften Theilc vertreten. Sämmtliche Militärerziehungs- und Bildungsanstalten unterstehen dem unmittelbaren Befehle -es Kriegs ministers; ihre Angelegenheiten werden in -er Jnfanterie- abtheilung, bezw. für die Schulen der Specialwaffcn in der Artillerie- und Gentcabtheilung des Kriegsministeriums bearbeitet. Eine „Commission der Militärschulen, die von -er Jnfanterieabtheilung ressortircn", unter dem Vorsitze eines Divisions-Generales aus vier Abtheilungschefs -e- Kriegsministeriums bestehen-, die aber nur auf Befehl des Ministers berufen und befragt wird, kann als berathendeS Organ, kaum aber als Zwischeninstanz angesehen werden. Die Selbstständigkeit der militärischen Institute ist daher eine sehr große. In administrativer und zum Thetl auch disciplinarer Beziehung unterstehen sic dem comman- birendcn General -eS TcrritorialbezirkcS ihres Garnison- orteS. Bon den Militärschulen genießen Saint Cyr und die polytechnische Schule schon von Alters her -en Ruf hohen wissenschaftlichen Ansehens. Besonders erhalten die Poly techniker, welche sretS der Artillerie nnd -cm Genie zuge wiesen werden, sofern sie sich der Officicrßlaufbahn widmen, eine weit über die Anforderungen des Berufes htnansgehende wissenschaftliche Bildung. Unter den Ge nerälen, die der letzgenannten Schule cntstannncn, seien vor Allen Billot, Mercier, Cavaignae nnd Gon sc genannt. Wie bet fast allen französischen Erziehung-- nnd Bildungsanstalten, steht auch bet -en Milttärinftitnten daS theore tische Wilsen im Vordergründe. Nicht selten leiden die Lehrpläne unter einem Zuviel. Hohe Anforderungen werden besonders an daS Gedächtnis» gestellt und auch vosittves Wisicn mehr als bei uns gegeben. Die prak tische Berufsbildung leibet naturgemäß darunter und kommt erst in zweiter Linie in Betracht. Die Zöglinge son Saint Cnr lind vielleicht in dieser Hinsicht nicht so unwissend, wie die übrigen, da sk zwei Jahre in ähn- liklnr Weile ausgebildet wurden, wie beim Regiment; «tt«»»«». t SOoöÄb.MÜ L 4. tU.1V1,b0lu ». 5. U. 8. 2000 t. 8. 8 1. 8. 8. 8. N. 8. 8. tt. 8 8. 8 8. 8. 8. 8. 8 8. N 8 1. 8. 6. 8. immerhin stehen auch diese Officiersaspiranten auf keiner hohen Stufe praktischen militärischen Könnens- Die zweijährige, über die Maßen gesteigerte körperliche und geistige Trainiruüg veranlaßt überdies bei ihnen einen Rückschlag; sobald sie -en ersten Grad der OsficierSlauf- bahn erreicht haben, ruhen viele auf ihren Lorbeeren auS. Im Gegensatz zu den aus -en beiden vorgenannten Schulen hervorgegangeuen Officiercn, die znr Kennzeich nung ihrer Herkunft und ihres Bildungsganges „ceoiiors" genannt werden, stehen die dem Unterofficierstande ange- hörendcn „«ortis liu rang", die nnr eine geringe all gemeine Bildung, eine minderwcrthige gesellschaft liche Erziehung und Stellung und endlich auch recht lückenhafte theoretische Vorkcnntnisse für ihren Beruf haben. Dagegen sind ihre praktischen Kenntnisse dcS Frontdienstes meist besser, als die ihrer gelehrteren Kameraden, da sie erst nach zwei jähriger activer Dienstzeit znm Unterosficicr befördert werden und dann nach ebenso langer Zeit in dieser Charge, sowie gleichzeitigem Besuch -er Ncgimentsschule, von ihrem Regimente znm Examen für die Militärschnle in Vorschlag gebracht werden. Die Mehrzahl dieser aus Saint Maixent hervorgegangeuen Officiere strebt, wie sesisteht, in der Regel nicht über den Hauptmannürang hinaus, dessen Pension und das Kreuz der Ehrenlegion nach dreißigjähriger, vorwurfsfreier Dienstzeit meist den Ab schluß ihrer Wünsche bilden. Freilich, sind diese so eng begrenzten Wünsche weit mehr ein freiwilliger Verzicht ans höhere Cvmmandostcllen, als wie ein die ehrgeizigen Pläne nnd Bestrebungen Einzelner befriedigendes Ziel. Auch hierfür sprechen, wie so häufig, Zahlen die beredteste und überzeugendste Sprache, denn nach dem tabloau ci'avaneemeni für das Jahr 1001 wurden anS der großen Zahl noch vollkommen selddicnstfähiger, aber sorii« cku nm8 - Hanptlente nur 18 zum Major befördert, während von Le» sogenannten öeolwrs 132 Hauptleute die nächste höhere Rangstufe erreichten. Noch deutlicher treten diese Unterschiede in der Beförderung der beiden Officiersclasscn beim Avancement znm Oberst hervor, indem diese Charge nnr von zweien aus dem Unterofficierstande hervorge« gangenen Oberstleutnants erreicht wurde. 122 Saint CyricnS und Polytechniker wurden dagegen in demselben Jahre zn Obersten befördert. DaS nnr flüchtig gegebene Bild von der Eigenart -es französischen OsftcicrcorpS. von seiner geistigen und prak tischen Entwickelung muß hier seinen Abschluß finden. Die charakteristischen Merkmale nnd die neuen Bestrebungen sind ja hervorgehobcn orden nnd ermöglichen ein selbst ständiges Urtheil über der» Werth eines Zwciclasscn-Offi- ciercorps, das berufen sein soll, in der Stunde, da dem Baterlatj.de Gefahr droht, als harmonisches Ganze für die Ehre der Nation cinzutrcten. Provinzen: Posen mit 2398, Hannover nut 171^, Brandenburg einschließlich Berlin mit 1018 die größten Antheile dieser Zahl, das Königreich Bayern 2n>>i, Sachsen 1108, Württemberg 1081, Hamburg 790, da-.. Großhcrzvgthnm Baden 011 n. s. w.; als Deutsche ohne nähere Angabe der Herkunft bezeichneten sich I9w! Auc- wanderer. — Nach den uns vorliegenden statistischen Nachweisungen berechnen wir die Zahl der Bevölkerung, die seit dem Jahre 1871 bis einschließlich 1901 Deutsch land verlassen und sich nach überseeischen Ländern ge wandt hat, auf 2 200 349 Menschen! In den letzten Jahren waren jedoch Rußland, Oesterreich nnd Ungarn am stärksten am Answandernngsverkchr -er beiden Nvrdseehäsen Bremen und Hamburg betheiligt: Rußland mit 07101, Ungarn mit 55153 und Oesterreich mit 51911 Auswanderern. Dieser gewaltige Verkehr er fordert den gewissenhaftesten und strengsten Dienst betrieb auf den Answandernngsschiffen, die der Controle des Reichscvmmissars unterstehen. Auch für die Sicher heit ans den Answandernngsschiffen sind im vergangenen Jahre eine große Anzahl von Neuerungen cingeführt und als praktisch befunden worden. Gegenüber den im Reichstage ausgesprochenen Behauptungen, wonach die großen Anslvandercrschiffe in Bremen und Hamburg nur etwa alle acht bis vierzehn Tage von den Reichscom- missaren besichtigt würden, mutz hervorgehvben werdet,, daß z. B. im Jahre 1901 229 Lchiffsbesichtigungcn durch die Kommissare stattianden, also in jeder Woche vier vis fünf. G Berlin, 18. März. Für den Ban von Ar beite rw o h n n n g e n haben, wie schon gemeldet, die Träger der Invalidität-- und Altcröver- siche r n n g bis zum Ende des Jahres inSgesammt die Lumme von 87,5 Millionen Mark hergegeben. Davon ent fallen 81,9 Millionen Mark auf die Versicherungsanstalten nnd 5,0 Millionen ans die Casscneinrichtungen. Unter den Versicherungsanstalten befinden sich noch immer zwei, welche für die Lösung dieser wichtigen socialpolitischen Ausgabe keine Mittel zur Verfügung gestellt haben. Es sind dies die Anstalten Oberpfalz und Regensburg, sowie Mecklenburg. Die übrigen haben mit recht verschiedenen Beträgen cingcgriffen. An der Spitze steht die Rhein provinz mit 10,1 Millionen, es folgen Hannover mit 12,0 Millionen, Königreich Sachsen mit 7,4 Millionen, Hessen-Nassau mit 0,1 Millionen, Württemberg mit 5,7 Millionen, Baden mit 5,4 Millionen, Westfalen mit 5,1 Millionen, Schleswig-Holstein mit 4,0, Berlin und Hessen mit je 2,7, die Hansestädte mit 2,2, Provinz Sachsen-Anhalt mit 1,0, Mittclfranken und Braunschweig mit je 1,5 und Thüringen mit 1,2 Millionen Mark. Alle übrigen An stalten habet! weniger als eine Million für den Bau von Arbeitcrwvhnunacn hergegeben. Was den Zinsfuß be trifft, zn -ein die Gelder ansgelichcn sind, so übersteigt er nur noch selten 4 Procent, wie in der Pfalz, in Baden und in Oldenburg. Ausfallen muß, daß hier sogar 4^ und 4s-2 Proccnt innerhalb der Mündelsichcrheit verlangt sind. Im Allgemeinen überwiegt der 3 nnd S^procentige Zinssnß. Von den seitens der Versicherungsanstalten her gegebenen 81,9 Millionen Mark sind 68,1 Millionen inner'» halb und 13,8 Millionen außerhalb der Mündelsicherhcii hergegeben. Wenngleich sich auch auf Grund dieser Zahlen nicht bestreiten läßt, daß die Versicherungsanstalten immer mehr -er ihnen zugefallenen Aufgabe der Förderung -es Baues von Arbeitcrwohnnngcn gerecht werden, so wird doch auch angesichts mancher noch geforderter Zinssätze behauptet werden dürfen, daß die Förderung nicht überall so ausgefallen ist, wie cs im Interesse der Sache zu wünschen wäre. Von dem Gcsichtspnncte, daß es sich hier um die Lösung eines hochwichtigen, vielleicht des wich tigsten socialpolitischen Problems handelt, würde auch die Forderung, daß sich die Anstalten ohne Ausnahme ihr üiu- gcben, nicht unberechtigt erscheinen. (7) Berlin, 18. März. (Telegramm.) Der Bnn-cs- rath bat in seiner heutigen Sitzung die Vorschläge der Aus schüsse, betr. die gemeinschaftlichen Einnahmen au Zollen und Verbrauchssteuern, sowie die in Anrechnung zu bringenden Verwaltungsausgaben für 1897/98, geuebmlgt und den Bericht der Reichösckuldencemmission, betr. die Verwaltung deS Schuldenwesens des norddeutschen Bundes beziehungt- weise deö Reiches und die ihrer Beaufsichtigung unterstellicn Fonds, dem zuständigen Ausschüsse überwiesen. Dem An träge Preußens, betr. Bestimmungen über die Beschäftigung von Arbeiterinnen auf Steinkohlenbergwerken, Zink- uns Bleierzbergwerken, sowie in Kokereien im Regierungöbczitk Oppeln, wurde die Zustimmung crtheilt. 8. Berlin, 18. März. (Privattelegramm.) Tie heutige soctalvemokrattschc Lemonstratiin auf dem kleinen, weltverlorenen Kirchhof im Friedrichshain, wo die Mär;- gefallene» ruhen, ist ohne jegliche Störung der Ordnung verlaufen; «in Einschreiten der Poluri war nicht nothwent ig. Am frühen Morgen war der Kirchhof nur von kleinen Trupps von Arbeitern besucht, in der Mittagsstunde aber stellten sie sich in Massen ein. Die Zahl der niedergeleglen Kränze, oft von nnendlichen Dimensionen und von seltener Pracht, ging in die Hunderte. Kein Grab blieb unbekränzt; eine Anzahl Kranzspenden wurde von der Polirei beanstandet und abgeschnitten. Der Verkauf der socialdtmokratischcn Festnummern war nur gering. Am heutigen Abend soll eine große Amahl socialvemokratischer Versammlungen statt finden. (Nat.-Ztg.) — Es verdient hervorgeboben zu werden, daß nach defi nitiver Beilegung deS chinesischen Eonfl'ctö der Kaiser von China zum ersten Mal« wieder einen Officier der veutschen Marine decorirt bar. Capitänlrutnant PuNfarcken wurde durch die Verleihung der 2. Klasse 2. Stufe deS chinesischen Ordens vom doppelten Drachen ausgezeichnet. Eapitänleutnant Puttfarcken ist jetzt cister Officier LeS Küstenpanzers „Hagen". — Professor Scbmoller schreibt einem hiesigen Blatte znm Bekanntwerdcn seiner Aussprüche über den Zolltarif anS einem Colleg, ter betreffende Student bale auS ter Rete von einer Stunde einige Sätze beranSgegrinen, ante,« weggelassen. Er habe ibu in Vielem offenbar niißv > stanken, unterlege ihm Aussprüche, tie er nicht oder nicht so, die r» Der Krieg in Südafrika. Neber Blockhäuser, Drahtzäunc «nd die Kaffern-Frage. Man schreibt uns ans London, 17. März: Es scheint heute, als sei das Vertrauen des eng lischen Volkes, deS so oft genannten Mannes in der Straße, in Kitchener's Blockhaussystem ein wenig er schüttert. Wenn bisher Rückschläge kamen, so tröteste man sich mit dem Gedanken, daß ja bald die Alles selig machenden Blockhäuser fertig sein müßten, -aß dann der Boer eingezännt sein würde, nnd daß man ihn nnr noch aushnngern nnd dann festnchmen brauche. In letzter Zeit aber fängt man an, an der Unfehlbarkeit des Blockhaus systems zu zweifeln, denn gar zu leicht scheint cs den Boeren z» werden, dieselben zu kreuzen und sich nach wie vor frei zu bewegen. Die Engländer hatten sich das Einzäuncn der Feinde so leicht vorgestcllt, nnd je länger der Krieg dauert, je mehr BlockhauSlinten entstehen, desto klarer nnd klarer wird es ihnen, daß der Draht nnd die Häuser allein den Dienst nicht versorgen können, sondern daß die Mann schaften in einem Maße angestrengt wachen müssen, wie sic cs bisher nie gewohnt gewesen sind; ist doch unser deutscher Wachdienst Herrn Tommy Atkins etwas ganz Fremdes. Man sicht heute ein, daß 500 Yards Abstand lange nicht genügen, d. h. die Häuser müssen viel näher an einander stehen, und militärische Sachverständige sprechen jetzt von zehn Häusern auf die Meile (englische). Dies würde eine Entfernung von 150 Meter von Haus zu HauS bedeuten, und man kann sich vorstellcn, welche enorm große Zahl von Wachmannschaften hierzu gehören würde. Drahtzaun allein nützt nun nicht, das hat sich zur Genüge letzthin herauSgestellt, und man wirft jetzt auf beiden Seiten LeS Drahtnetzes tiefe breite Gräben aus, auf beiden Setten nämlich, weil man ja nie wissen kann, von welcher Seite die raschen Boeren kommen werden. Was für eine Arbeitsleistung das aber bedeutet, und welche Kosten, abgesehen von den Hunderten von Tonnen von Stachcldrabt, welcher, La er in Südafrika selbst in so großem Maßstabc nicht verfertigt werden kann, von Europa bezogen werden muß, davon kann man sich erst dann einen Begriff machen, wenn man die großen süd afrikanischen Entfernungen in Betracht zieht. Kitchener's System ist bet Leibe nicht neu, wenn es auch in so großem Maßstabc bisher noch nicht angewandt wurde. Die Berwendung von Draht ist gewissermaßen nur eine vergrößerte Auflage der alten eüeveaux <1o kriso und auch im deutsch-französischen Kriege wurde dasselbe in kleinem Maßstabc vor Paris verwandt, um in den Wäldern außerhalb von Parts die Posten gegen nächt liche Ueberfälle zu schützen. Diese olurvoaux »Io kr»o wurden bei der Berthetbigung von Festungen verwandt, nm in den Wall geschossene Lücken damit auszufüllen, und auch gegen Kavallerie-Angriffe schützte man sich vcr- mittelst derselben. Mehr nnd mehr mache sich, wie gesagt, daS Gefühl geltend, als sei cS mit den Blockhäusern und Draht- zännen -och nicht so gut bestellt, wie man zuerst an- gcntmmen und erhofft hatte, und wieder hofft man auf den Winter, der bald daS Äeldt -er Kräuter berauben ü- zweimalig« täglich« Luft,klung in« Sau- -.SO. Durch di, Post brzoaen sür Deutschland u. vestirreich: vterteliährl. 6. Mau abouuirt ferner mit eatsprechendem Postaufschlag bet den Postanstaltrn m der ^ldwktL Italien, Belgien, Holland, Luxem burg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Mßland, den Donaustaatrn, dtt Europäischen Lttck^, Egypten, yitr all« übrigen Staaten iß d«r Bezug aur unter Kreuzband durch di« Uxpebino« di«s»S Blatt,« mSglich. Re-arti-rr rmd Lrre-Mo«: I-hamüS-affe 8. Fernsprecher lbS uud SSL Filialrupediti»»«« r Alfred Hahn, Bochhaudlg., Universität«str. 8, L. Löschch Kathariueustr. 1«, «. Küuig-pl. 7. Halrpt-Milür i« Serlin: KüuiggrL-istraß« US. Fernsprecher Amt VI Nr. SSdS. Annahmeschluß für Antigen: Ab end «Ausgabe: Vormittag- 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 H. Reklamen unter demRedactionSstrich » («gespalten) 75 vor den Familiennach- richten (ü gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernjatz entsprechend Häher. — Gebühre» für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (cxcl. Porto). Deutsches Reich. * Leipzig, 18.März. Der dcm BiindeSratd vorliegendeGesetz- entwurf über denWoynungSgeldzujchuß derBeamten nebst ServiStarif, über den in unserem letzten Abendblatte berichtet wurde, läßt den Kundigen erkennen, daß alle Bemühungen, die Stadt Leipzig auf die Vorschlagsliste in die Servis- classe versetzen zu lassen, ohne Erfolg geblieben sind. Wir beben dies indes; besonders hervor mit der Beifügung, daß nach einer uns von zuverlässiger Seite zugehenden Mittheilung in einer der letzten Sitzungen dcö Bundes rat HS der hierauf bezügliche Antrag SachsenS ab gelehnt worden ist. Diese Thalsache ist um so beklagenswerther, je weniger angenommen werden kann, das; im Reichstage ein abermaliger Versuch de» Abgeordneten I)r. Hasse, den Ent wurf zu Gunsten Leipzigs zu verbessern, von Erfolg sein würde. UebrigenS ist cs, wie schon bemerkt, sehr fraglich, ob der Reichstag noch Zeit findet, sich in der laufenden Session mit der Vorlage zn beschäftigen. ---Berlin, 18. März. (Erntrum und Welfen.) Die Reibungen zwischen Centrum und Welfen mehre» sich. Hat vor Kurzem wegen der Berichterstattung der „Germania" über eine Rede des Abg. Freiherr» v.Hoden berg eine erregte Auseinandersetzung zwischen dem Organe der Welfenpartei und dem genannten EentrumSblatte statt gefunden, so hat der Verlauf der Windthorst-Gedäcktniß- feier in Hannover die dortige» Welfen stark verstimmt. DaS geht unzweideutig aus den Glossen hervor, mit denen das hannoversche Welfenblatt jene Feier begleitet. Sckon die Thatsache, daß dabei außer dem Hoch auf den Papst auch ein Hoch auf de» Kaiser als „unseren LandcSvater" aus gebracht wurde, bereitete den welsischen Gemütheru Verdruß. WaS aber die letzteren hauptsächlich verstimmte, lehrt folgende Klage: „Während man ihn (Wmdthorsl) an früheren Gedenktagen mit vollem Rechte als einen treuen Sohu seiner Kirche feierte, seine Tugenden pries und seine Verdienste um das vsfeutliche Wohl hervorhob, wurde dieses Mal vou alledem kein Wort gesagt. Auch von Hannover wurde selbstverständlich nicht gesprochen und ebensowenig davon, daß der große Todte allzeit ein treuer Anhänger seines angestammten Königshauses ge blieben ist." — Um dem Eentruur das politijche Gewissen zu schärfen, wird im Anschluß hieran Windthorst'S glühende Welfenrede vom 14. Januar 1887 zum Abdrucke gebracht. Sie wird indessen die berechnete Taktik des CentrumS zur Zeit kaum beeinflussen. Je unterwürfiger daS Eentrum gegenüber den Polen ist, um so rathsanier muß cS ihm erscheinen, wenigsten- den Welsen vorübergehend die „kalte Schulter" zu zeigen. Dabei wird nicht- riskirt und vielleicht hier oder da der beabsichtigte Eindruck gemacht. Berlin, 18. Mürz. iAuswauderungs- wesen.) Aeitßcre Anzeichen scheinen auf eine gegen über den Vorjahren erheblich zunehmende Aus wanderung hinzudcutcn. Während erfahrungsgemäß in der ersten Jahreshälfte die Monate Januar und Februar hinsichtlich -er AuswanderungSzahlen nm niedrigsten zu sein pflegen, weisen die deutschen Nordscehäfen für diese -eiben Monate des jetzigen Jahres eine Auswanderer« frcguenz auf, welche diejenige des Vorjahres fast nm das Doppelte übertrifft. Obwohl die Wirkungen einer wtrth- schaktlichcn Depression sich bereits im vergangenen Jahre fühlbar machten, kam dies dennoch in der -entschcu Ans- wan-erung nicht zum Ausdruck; denn gerade das letzte Jahr zeigt den niedrigsten Pnnct der deutschen über seeischen Auswanderung seit dem Jahre 1871 an, nämlich die Ziffer 22 07ü. Bon dieser Zahl der Auswanderer be nutzten die Ueberfahrt von Bremen anS 9143, von Ham burg 7824, von Antwerpen 1307, von Rotterdam 1881, vou französischen Häfen 280, vou Liverpool 110 nud von Amsterdam 22. Der Hauptstrom der deutschen Aus wanderer, 10 912 Köpfe, wandte sich nach -en Vereinigten Staaten, 1108 nach Großbritannien nnd nach Brasilien nnd dem südlichen Panama, St. Cathcrina nnd Rio Grande do Sul 597; für die anderen überseeischen Länder kommt die deutsche Einwanderung kaum in Be tracht. — Zu dem Kontingent der deutsch.u Auswanderer stellte das Königreich Preußen 12 884, und zwar die drei kriltvn. , o. r u. > c». - L !tit«tr tlri-k t.0. t. v t.v l.0. l.0 l.0 l. v >.o. ».v. l.0 l.0. >.o. l.1). «.v «. l> l.0. tUtst-O. L I.o ».U. t-u L I.l> t.li U. t.0. u. c». w.V.-L. r> l90i E (LU.II.. 6. U. t. t>. U. lj. I. 0. tt. <»It.u^ U. u. >-H<>1l« n. L >. I) 1.1». s. i. I> u. l.U u. I. t) u. 1 l-Uto-l. U L I. u u. i. U L m.0i> m.ctk.A Ij. u. >. o s. l. u L t. u l.v g. l. u u. t. u l.v. s. l. l>.