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lLkilU M8eiMi WMt M AWMNr.W, NeMz, N. Ailzils! IMÜ. WoM-AuWie.) Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Dir EntschAdigung für die im Monat Anni, Juli und Anguft dss. I«. in Leipzia-Gohli», in der Dorothee,istratze, am Ariedhossweg, Aentzcren Halleschen-, Linvcuthalcr-, Magveburaer- und Lttftftratze einquartiert gewesenen Truppen vom Königl. 7. Kel-arttllerte-Reginrent Rr. 77 kann in den nächsten 3 Tagen bei unserem Ouarlieramte Naschmarkt Nr. 2, im I. Obergeschoß, Zimmer 8.9, gegen eigenhändige LuittNNgS- leistung erhoben werden. Da« Quartierbillet ist zurückzugeben. Leipzig, am 27. August 1900. Der Rath der Stadt Leipzig. — Lnartieramt. — x/A. 20873. vr. Schanz. Lamprecht Bekanntmachung. In den städtischen Hundezwinger ist rin werthvoller, kurz coupirter Jagdhund, weiß und braun gefleckt, männlichen Geschlecht« und ungefähr 2 Jahre alt, als herrenlos »ingeliefert worden. Dieser Hund wird zum Besten der Armenkasse verkauft, oder, falls sich ein Käufer nicht findet, getödtet werden, wenn sich der Eigenthümer bis zum 30. dieses Monats, Nachmittags 5 Uhr an Steueramtsstelle, Stadthaus, Rathhaus-Ning 5, III. Obergeschoß, Zimmer 138, nicht gemeldet haben sollte. Leipzig, am 27. August 1900. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Dittrich. Gcwölbe-Vermiethung. Im städtischen Grundstücke Grim»,Nische Strafte Nr. 1 ist der Laden links mit den durch eine Trevve verbundenen Geschäfts räumen im ersten Obergeschosse vom I. April 1901 an zusammen für den jährlichen Miethzins von 10OSO./l zu vermiethen. Miethgeiuche werden auf dem Rathhause, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 20 entgegengenommen. Daselbst wird auch jede weitere AuS- kunft ertbeilt. Leipzig, den 2. August 1900. Der Rath der Stadt Leipzig. l)r. Tründliu. Römer. Pftrde-Vcrstcigerung. Sonnabend, den 1. September 1900, Boriinttaas 10 Uhr, soll im Gedöst deS alten JohannishoSpitalS (Marstallverwaltung), Leipzig, Hospitalstraße 1, 1 Pferd meistbietend gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden. Leipzig, am 25. August 1900. Ter Rath der Stadt Leipzig Tiefbau Amt. Franze. Auf Blatt 10 834 des Handelsregisters ist beute die Firma Theodor Rndolph in Leipzig, und als deren Inhaber der Kauf mann Herr Karl Theodor Rudolph daselbst eingetragen worden. Angegebener Geschäftszweig: Reise-Buchhandlung (Königsstraße Nr. 21). Leipzig, den 25. August 1900. Königliche« Amtsgericht, Abth. II8. Witter. Versteigerung. Mittwoch, den 29. August 1900, Vormittags 10 Uhr sollen im VcrstctgcrnugSraume des Königlichen Amts gerichts hier eine Anzahl Knabenmäntel, Knaben-, Burschen- und Herren- Joppen, engl. LedcrjackettS, Unterhosen, eine Anzahl Möbel und andere Gegenstände meistbietend gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden. Leipzig, ani 27. August 1901. Der GerichtSvollzirhcr brim Königlichen Amtsgerichte. Schubert, Altuar. Versteigerung. Mittwoch, den 29. August 1900, Vormittags 11 Uhr sollen im Restaurant Zur Börse in L.-Schlenftig 400Stck. Zinkformen für Buchdruckwalzenmasse. 12 Matritzen, 1 Geldschrank, 1 Ladentafcl m. Copirpresse, 1 Nähmaschine, 3 Pianinos, 3 Negulatoruhren, 1 altdeutsche u. 1 Standuhr, 12 verseh. Bilder, 5000 Stck. Cigarren u. eine größere An zahl bessere Möbel, darunter mehrere Plüschgarnituren meistbietend gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden. Leipzig, am 27. August 1900. Ter Gerichtsvollzieher beim Königlichen Amtsgerichte. Schubert, Aktuar. Versteigerung. Donnerstag, am 30. August 1900, Vorn». 10 Uhr sollen im Versteigerunqsraume des Köuigl. Amtsgerichts bierselbst eine Anzahl Möbel, 1 Nähmaschine, 1 Wäscherolle, 1 Pianino, 14 Kinderwagen, 1 Gasmotor, 1 Rover, 1 Bohrmaschine, 1 Schleifmaschine, 1 phot. Avparat, 5 Regale, 1 Sommer- Überzieher, Robrstühle, 1 größere Partie Papier-, Hand- und Reisekörbe, 1 Blechscheere u. s. w. meistbietend gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden. Leipzig, am 27. August 1900. Der Gerichtsvollzieher brim König!. Amtsgerichte. Horrilletsii. Das Urbild der Ottilie in Goethe's Wahlverwandtschaften. Ein Gedenkblatt zum 28. August. Von Ferdinand Jansen. Nachdruck »erdolra. Heute vor einem Jahre feierte das deutsche Volk den 150. Geburtstag seines größten Dichters und Denkers. In seltener EinmUthigkeit wurde dem Dichterfürsten gehuldigt. Die lite rarischen Strömungen des Tages stauten zurück vor dem All gewaltigen, dem Genius des Wahren, Guten und Schönen, dem Künder edlen Menschenthums. Auch heute, am 151. Geburtstage Goethe's, darf die Welle des Tages nicht sang- und klanglos vorüberrauschen an den Manen des Dichterheros. Aus der Fülle der Gesichte, welche der Goethe-Gedenktag heraufbeschwört „in meines Geistes Äug'", hat mich eines immer und immer wieder festgehalten in seinem Zauberbann, mit seinem wunderholden Liebreiz mein Herz umstrickt: Ottilie, die lieb lichste, anmuthigste der Goethe'schen Frauengestalten. Ganz zarte, holde Weiblichkeit, umwebt sie rin wunderbarer Zauber bei aller Lebenswahrheit, welche auch in dem Kleinsten ihr ge wahrt erscheint. Goethe hat seine Ottilie mit einer Fülle intimer Züge ausgestattet; er schildert ihr Innenleben mit einer Zart heit und Innigkeit, die mit Fug und Recht darauf schließen läßt, daß er hier mehr als je unmittelbar nach der Natur ge zeichnet, nach einem Urbild, das er dichterisch nachschafft, so wie der echte Realist im besten Sinne des Wortes es soll: so wie eS ist in Wirklichkeit, angeschaut durch daS Medium der Poesie. Nunmehr hat die literarische Forschung es als zweifellos festgestellt, daß als Urbild zur Ottilie eine Angehörige deS Frommann'schen Hauses in Jena, die poesieumflossene Er scheinung der Minchen Herzlirb, gedient hat. (Fortsetzung au» dem Hauptblatt«.) * Oldenburg, 26. August. Der oldruburgische Land- tag wird wahrscheinlich für September zu einer außerordent lichen Versammlung einberufen werden. Der hauptsächlichste Punct ist die Erhöhung der SustentationSsumme für deu Großherzog. Posen, 26. August. Die von der Posener gemein nützigen Baugenossenschaft e. G- m. b. H. in der Flurstraße 7—ll fertiggestellten 5 ersten Arbeiterwohnbäuser wurden heute von dem Obrrpräsidenten, dem Oberbürger meister, dem Polizeipräsidenten, dem Landeshauptmann v. DziembowSki und sonstigen Spitzen der staatlichen und städtischen Behörden einer eingehenden Besichtigung unterzogen. DaS Werk der Posener gemeinnützigen Baugenossenschaft ist die erste Anlage dieser Art im ganzen Osten der preußischen Monarchie. In keiner der 4 östlichen Provinzen — Schlesien inbegriffen — findet sich eine solche gemeinnützige Bau genossenschaft für freie Arbeiter. Die voriges Jahr be gründete Genossenschaft hat ein Grundstück in einem Um fange von 6700 gm angekauft, auf dem inSgesammt 216 Wohnungen in 21 Häusern fertig gestellt werden. Fünf Häuser mit 54 Wohnungen sind jetzt vollendet und eine gleiche Anzahl Häuser ist im Bau begriffen. Für Einzelzimmer (für ältere alleinstehende Personen) sind monatlich 5—7 für eine Wohnung von zwei Räumen monatlich 11—14 für eine solche aus 2 Zimmern, Küche und Entree bestehend, monat lich 17 — 19 zu zahlen. In dem durch seine außer ordentlich hohen Miethen bekannten Posen sind dies sehr niedrige Preise. Jede Wobnnng, abgesehen von denen im Erdgeschosse, hat einen Balcon, selbstverständlich auch Keller, Bodenraum u. s. w.; auch ist jedem Miether Bade gelegenheit geboten. Es ist noch die Anlage eines Brause bades, eines Kinderspielplatzes u. s. w. in Aussicht genommen. tfi. Jena, 26. August. Die National-Socialen einiger weimarischer Kreise hielten vor mehreren Wochen hier eine Versammlung ab, um Stellung zu den Landtags wahlen zu nehmen. Ueber die Beschlüsse der Versammlung wurde bisher keine Mittheilung veröffentlicht. In welcher Rich tung dieselben sich bewegen, geht aber aus der letzten Nummer der „Hilfe" hervor, in welcher die Nationalliberalen angegriffen werden, weil sie nicht den „Vorstoß gegen das reactionäre Wurmb'sche Regiment" mitmachen wollen, zu dem sich bekannt lich Socialdemotraten und Freisinnige verbunden haben. Die „Hilfe" nimmt an, daß die Nationalliberalen sich an diesem Vorstoß nicht betheiligen wollen, weil in einer Versammlung des nationalliberalen Reichsvereins in Eisenach allseitig der Wunsch geäußert wurde, „daß gemäßigt denkende, kenntnißreiche und urtheilsfähige Männer zur Wahl empfohlen werden möchten, die jeder mit gutem Gewissen wählen könne, der nicht wolle, daß noch mehr ultrafreisinnige und radicale Elemente ihren Einzug in den Landtag halten". — Dieser Wunsch hat das Mißfallen des national-socialen Organs erregt es sieht bereits den Erfolg der Opposition gegen das Regiment des conservativen Ministers gefährdet. Bei der Zusammensetzung und dem Charakter unserer Bevölkerung ist aber die Aussicht gemäßigt denkender, kenntnißreicher und ur- theilsfähiger Männer, gewählt zu werden, größer, als die radi kaler Kandidaten. Und dann ist doch nicht von einer Vermeh rung der radicalen, sondern der liberalen Abgeordneten im Land tage eine Einwirkung auf die Regierung im gemäßigten Sinne zu erwarten. (D Kronberg, 27. August. (Telegramm.) Der Kron prinz von Griechenland ist mit seiner Familie nach längerem Aufenthalt auf Schloß Friedrichhof nach Athen abgereist. * Stuttgart, 26. August. In Folge der Uebernahme der Re gentschaft des Herzogthums Coburg-Gotha durch den Erbprinzen von Hohenlohe-Langenburg wird der wllrttem- bergischen Kammer der Standesherren eine geschätzte Arbeits kraft entzogen. Der Erbprinz, der schon seit Ernennung des Fürsten Hermann zum Statthalter der Reichslande diesen in unserer Ersten Kammer vertritt, ragt unter den jüngeren Standesherren durch Fleiß und das Verständniß, das er den gesetzgeberischen Arbeiten entgegenbringt, hervor. Da der Co burg-Gothaer Regent wohl ebensowenig wie der Statthalter der Reichslande in der Lage sein wird, seinen legislatorischen Pflichten in Württemberg nachzukommen, so wird bis auf Weiteres das Haus Hohenlohe-Langenburg in dem alten, wür digen, freskengeschmückten Bau in der Kronprinzstraße unter den „Geisterstimmen" figuriren. („Allgem. Ztg.") Oesterreich-Ungarn. Tschechische Bocksprüngc. * Prag, 27. August. Gestern fand bei Nacbod in einem Walde an der preußischen Grenze eine von 35 000 Personen besuchte tschechische Volksversammlung statt. Der Hauptredner, Abgeordnetervr. Herold, erging sich in heftigen Angriffen auf Deutschland, daS er beschuldigte, daß eS die Annexion Böhmens plane. Böhmen, das ein Damm gegen die germanischen Bestrebungen sein sollte, sei ein Tummelpatz deutscher Agitatoren; die österreichischen Staatsmänner müßten darauf bedacht sein, daß Bödmen nicht das Schicksal Elsaß - Lothringens theile. Wenn die Staatsmänner nickt blind wären, hätten sie auS dem Jahre 1866 lernen müssen, wohin Deutschland abziele. Und in der That, eine vergleichende Charakteristik des Ur bildes mit seiner dichterischen Nachschaffung ergiebt einen wunderbaren Gleichklang beider, nicht nur in dem Empfindungs und Seelenleben, sondern auch in den äußeren Geschehnissen und Erlebnissen. Beim Erscheinen des Romans „Die Wahlverwandtschaften" 1809 waren die dem Goethe'schen Lebenskreise Nahestehenden überrascht, in den geschilderten Roman-Figauren bekannte Per sonen wiederzufinden, und riethen im Ausspüren der Persön- keiten auf wirkliche Schicksale. Später hat Goethe bekanntlich auch eingeräumt, daß in den Wahlverwandtschaften keine Zeile sei, die er nicht selbst erlebt habe; freilich sei keine Zeile so, fügt er hinzu, wie er sie selbst erlebt habe. Auf Grund authentischen Materials an der Hand neuer Briefe bietet uns der auch als Reuter- und Geibel-Biograph be kannte und geschätzte königl. Oberbibliothekar C. Th. Gaedertz in Berlin in seiner Festschrift „Bei Goethe zu Gaste" eine Fülle neuer, fesselnder Details und Einzelzüge, welche in ihrer Ge- sammtheit ein Charakterbild von Minchen Herzlieb repräsentiren, das die Porträt-Aehnlichkeit mit Ottilie auf daS Schlagendste erhärten muß. Am 22. Mai 1789wurde Minchen Herzlieb in Züllichau ge boren. In der heiligen Taufe erhielt daS Taufkind die Vor namen Christiane, Friederike, Wilhelmine. Ihre Eltern waren der damalige geistliche Inspektor, spätere Superintendent Christian Friedrich Carl Herzlieb, eines Predigers Sohn, ge boren 1760 zu Warschau im Magdeburgischen, gestorben zu Züllichau 1794, und Christiane Wesenberg, deS Wustrauer Amtmannes Tochter, geboren 1758, gestorben 1797. Die früh Verwaiste nahm ihr Pathe, Commerzienrath Wilhelm Müller in Züllichau, zu sich, bi« der Besitzer der Waisenbuchhandlung daselbst, Carl Friedrich Ernst Frommann, ihres seligen Vater» Freund und Verpfleger, sie adoptirte. Frommann zog 1798 nach Jena. Daselbst sah Goethe daS kleine, artige Kind, mit welchem er gern spielte und spazieren ging, sich väterlich freuend an dem aufgeweckten, neckischen, zutraulichen Wesen, und ein sich allmählich entwickelndes Talent zum Zeichnen und Singen mit Vergnügen fördernd. Jedoch nicht e r, sondern ein junger Baron von Manteuffel hatte zuerst, schon 1803, daS Herz deS Mädchens erobert, worüber Da» tschechische Volk müsse sich rüsten für den Zeitpunkt, wo e» sich entscheiden werde, ob aus dem Prager Dome die Fahne des heiligen Wenzel oder die preußische Fahne wie 1866 aufgepflanzt werde. Ein Vertreter der Tschechisch- Radikalen erklärte, Bödmen habe nicht» zu fürchten, so lange Frankreich und Rußland bestehen. — In Ziffer zweiten tschechischen Volksversammlung auf dem GeorgSberge bei Raudnitz sprach Abgeordneter vr. Gregr^ vor etwa 40 000 Personen. Er bezeichnete das böhmische Staats recht al» da» einzige Ziel und rücksichtslose Opposition als die allein richtige Taktik der Tschechen. Der Radicale Baxa erklärte, für die Tschechen, denen am Reiche nichts gelegen sei, müsse die Losung auSgegeben werden: „Für daS Parla ment giebt e« keinen Pardon!" Die Vernichtung des Parlaments sei die erste Etappe zur Erreichung de» StaalS- rechte». (Voss. Ztg.) * Wie», 27. August. (Telegramm.) Der Fürst von Bulgarien ,st heute früh von Zell am See hier einzetroffen und alsbald nach Ungarn weitergereist. Orient. Der Knrdenübersall; Freiherr Marschall »an Bieberstein. * Konstantinopel, 27. August. (Telegramm.) Die mit der Untersuchung de» Vorfalles in Spoghank betraute Commission, die aus dem Brigade-General Enver-Pascha, dem Beamten im Justizministerium Mehmet» Effendi und einem Sekretär besteht, ist am 25. d. M. dorthin abgereist. — Der deutsche Botschafter Freiherr Marschall von Bieberstein war gestern zum Diner im Arldiz KioSk geladen. Rumänisch-bulgarische Spannung. * Sofia, 27. August. (Tel.) Der rumänische Vertreter überreichte die Antwortnote auf die letzte bulgarische Note; er nimmt darin Keuntniß von der Bereitwilligkeit Bulgariens, die Erpresser gerichtlich zu verfolgen; er nennt mehrere Thäter und erwartet, daß die bulgarischen Gerichte die übrigen Thäter eruiren werden. Die Note weist die Ergebnisse der bulgarischen Untersuchung zurück bezüglich deS Mordattentats auf den Rumänen Karadjew in Sofia, nach der der Mord ein Racheakt sein und nicht mit dem makedonischen Comitö zusammenhängen sollte, und sieht in der bulgarischen Auslegung deS Falles eine deutliche vorbedachte Skizzirung für die Vertheidigung und für da» Verhalte» der Angeklagten. Die Note meint, die Behauptung, die bulgarische Regierung habe stets im Sinne der Erhaltung der besten Beziehungen gewirkt, ent spreche nicht den Tbatsachen, da in der Verzögerung der Verfolgung der Mörder und Erpresser gerade daS Gegentheil gesehen werden müsse und fordert sofortige gerichtliche Maßnahmen. Militär und Marine. * AuS Wilhelmshaven wird der „Voss. Ztg." geschrieben: Den Abschluß der Manöver der Herb st übungs flotte in der Nordsee bildete das nächtliche Einlaufen der Flotte in die Jade und die kriegsmäßige Kohlenübernahme un mittelbar nach dem Ankern. Wie ein riesiger nächtlicher Fest zug mit buntfarbigen Lampions rückte die Flotte in Kiellinie mit rascher Fahrt heran und bot einen seltsamen Anblick. Nichts war in der dunkele» Nacht sichtbar, als die unzähligen Toppe und grünrothen Seitenlichter der Schiffe und das beständige Spiel der elektrischen Signallampen. Dazwischen steigen von einzelnen Schiffen und von den Signalstationen vor den Hafen einfahrten Signalraketen auf und erhellen die ganze Scene für einige Sekunden. Jetzt ist der lange Zug, der sich vom Feuer schiff Geniusbank bis zur Höhe der alten Hafeneinfahrt erstreckt, zur Ruhe gekommen. Deutlich hört man durch die stille Nacht das Rasseln der schweren Ankerketten. Die Flotte ist zu Anker gegangen. Da trennt sich von ihr ein Theil ab und nähert sich der neuen Hafeneinfahrt. Die Torpedoflottille läuft ein und bewegt sich in langer Kette den Schleußt» zu. Um 1 Uhr ist Alles unter der Leitung des Hafencapitäns, Fregattenkapitäns v. Dassel, eingelaufen, und nun beginnt eine wahre Höllenarbeit. In wenigen Stunden soll die ganze Bekohlung beendet sein. Alle Hände, die irgendwie entbehrlich sind, werden angestellt. Aber Alles geht mit Ordnung vor sich. Auch auf der Rhede vollzieht sich dasselbe Bild. Dort empfangen die Linienschiffe und der „Pelikan" ihre Kohlen auS Prähmen, die längsseit der einzelnen Schiffe lagen. Der grauende Morgen löst das elek trische Licht und das Spiel der Scheinwerfer ab, und mit Tages anbruch ist die schwerste aller Arbeiten für unsere Schiffs besatzungen beendet. Die Flotte ist wieder zum Auslaufen be reit und würde mit dem Hochwasser in der Mittagsstunde schon wieder auslaufen können. Die ganze Kriegsübung ist ungemein flott und ohne Störung von Statten gegangen. G Berlin, 27. August. (Telegramm) S.M.S.„Schwalbe", Commandant Corvetten-Capitäa Boerner, ist am 27. d. M. von Sinqapore 1» See gegangen. — S. M. S. „Lorelev", Com- mandant Corvetten-Capitäa v. Levetzow, ist am 27. d. M. von Gatatz nach Konstantinopel in See gegangen. — S. M. S. „Bussard", Commandant Eorvrtteu-Capitän v. Bassewitz, ist am 27. d. M. in Colombo eiagetroffen und beabsichtigt, am 28. d. M. nach Siugapore iu See zu gehen. — Der dasselbe der Busenfreundin Christine Selig, späteren Senatorin Albers in Lüneburg, berichtet. Heinrich Otto Göge von Man teuffel war in Liv- oder Esthland 1779 geboren, reiste 1802 nach Deutschland und ließ sich im September des genannten Jahres als Studirender zu Jena immatriculiren. Dort lernte er die im Frommann'schen Hause hold erblühende Adoptivtochter kennen und lieben. Minchen schwärmte für ihn mit der ganzen Gluth der ersten Liebe eines Backfisches. Im December 1803 war der junge Edelmann nach Paris gefahren, zur Vervoll kommnung in der französischen Sprache, und scheint im Ge triebe und den Genüssen der Weltstadt das Universitätsstädtchen an der Saale und das minnige Mädchen vergessen zu haben. Im Mai 1804 kehrte er in die Heimath zurück, wo er sich 1818 mit einer Gräfin verheirathete. — Er hatte ein entschieden musikalisches Talent und spielte fast alle Instrumente mit Leich tigkeit und Fertigkeit. Frau MusUa verbindet ja leicht die Ge- müther, sie mag auch ihn und Minchen, deren inniger und ge fühlvoller Gesang Alle bezauberte, einander nahe geführt haben. Goethe's ewig junges Herz fing Feuer, als er im Winter 1807, nach längerer Pause Wicker einmal über «inen Monat in Jena weilend, Minchen zur blühenden, entzückenden Jungfrau herangersift sah. Nicht wenig «vstaunte «r, wie das Kind als erwachsen« Schönheit ihm entgegentrat, „ wonneschau rig". Mächtiges Ueberraschen Vevursacht ihm da» freudige Begegn«». Nicht ein, sondern tausend Engel schienen ihm -in ihr zu stecken. An galanter Aufmertsamkcit und Covalieckiensten ließ «r «S nicht fehlen; ja, bei Gelegenheit «iner Landpartie, al» die Gesell schaft auf der Rückkehr von einem Platzregen überrascht wurde, geleitete «r da» liebliche Mäldchen unter feinem Schirm heim. Dies Ereigniß wurde in Züllichau ruchbar, wo Minchen viel« Anbeter hatte, unter ihnen «den Sohn einer Patrizierfamilie, Adolf B. Seine Eifersucht gab zu Neckereien Anlaß, -d« ihren Ausdruck auch darin sanden, daß man «inen Pfeifenkopf für ihn anfertigte, welcher di« Schirmscen« darstrllt, auS Malice aber seine statt Goethe'» Figur daraus setzte. Dieser al» Reliquie in Ehren gehaltene, aus silbernem Untersatz ruhend« Pfeifenlkopf zeigt Minchen'S -wohlgetroffen« ganze Gestalt in sauberster Por zellanmalerei. Da» schlanke, schöne Mädchen mit dem ovalen, frisch grrötheten Antlitz, mit den großen Augen, dir halb schel Dampsrr „Prinzregent Luitpold" mit de« abgelöfie» Besatzung S. M. S. „Cormoraa", Trou»portsührrr Ober leutnant zur See Schuur, ist am 27. d. Mt». tn Melbourne ein getroffen und wird am 28. d. Mt«. noch Adelaide io See gehen. S. M. Specialjchiff „Hyäne" ist am 25. August io Emdea ein getroffen. S. M. kleiner Kreuzer „Pfeil" ist am 25. August von Wühelmshaveu io See gegangen. Die Wachtboote „Pollux" und EiriuS" sind am 25. August von Tuxhavea nach Geestemünde in See gegangen. * Mit dem 1. April 1901 wird im Reichslande eine Aenderung in der Truppe n-Eiutheilunq eintreten, die sich besonders aus das 14. badische und da- 15 «ljäsische Armeekorps beziehen, welche beide an der Besetzung deS Elsasses betheiligt sind. Bei der letzten Hceresvermehrung waren die im Elsaß stehenden vier Jäger- bataillone, drei in Colmar und eins in Schlettstadt, als 82. Jn- santeriebrigade zusammengezogen worden, welche die bis dahin im preußisch - deutschen Heere nicht übliche Bezeichnung „Jäger- Brigade" erhielt. Bet allen übrigen ArmeecorpS werden die Jäger in der Regel al« „beim ArmeecorpS befinden sich" in der Truppeneintheilung aufgesührt, und our beim Garde- corpS sind Jäger und Schützen dauernd dem Verband« rinrr Jnsanterie-Brigade zugewiesen. Tie im Elsaß stehenden vier Jägerbataillone treten nun von dem angegebenen Zeitpunkte zum Armeecorps über, und zwar zum 14. ArmeecorpS das rheinische Jägerbataillon Nr. 8 und die mecklenburgischen Jäger Nr. 14, die ihre bisherigen Standorte Schlettstadt und Colmar bribrhaltea. Letztere« behält auch die 82. Jusonlerie-Brigade, zu der au« dem Bereiche der 61. und 85. Infanterie-Brigade de« 15. ArmeecorpS die Jnfantrrie-Regimenter Nr. 171 und 172 übertreten; dabei wird das 171. Regiment von Bitsch nach Colmar verlegt. ES wechselt den Standort mit den 4. und 10. Jägern, die zum 15. ArmeecorpS übertreten, das bisher noch kein Jägerbataillon besaß, wie dir- bei anderen ArmeecorpS auch noch der Fall ist. DaS Regiment Nr. 172 verbleibt aber tn seinem bisherigen Standort Straßburg, trotz seiner Zugehörigkeit zum 14. ArmeecorpS, und ist alSdann in territorialer Beziehung sowie hinsichtlich der UnterkunftSverhältoisse dem 15. ArmeecorpS unterstellt. Königreich Sachsen. Vorliegende Nummer enthält an anderer Stelle noch folgende unter diese Rubrik fallende Sondcrartikel: Gerichtsverhandlungen (Königl. Landgericht Leipzig.) — Vom Deutschen Buchgewerbehause. — Leipziger Lehrerverein (Sitzungsbericht). — Allg. Turnverein Leipzig- GohliS (Weihe des BergrößerungSbaueS). — Entscheidungen deS Reichsgerichts. — Unter den Buden. H Leipzig, 27. August. Am Sonnabend fand auf dem Lindenthaler Exercirplatze Regiments-Berichtigung deS 106- Infanterie-Regiments durch die Generalität statt und morgen, Dienstag, wird die Regiments-Besichtigung deS 107. Regiments ebendaselbst vollzogen. — Beide Regimenter werden kommenden Donnerstag, den 30. August, mit der Eisenbahn nach dem Manövergelände befördert. * Leipzig, 27. August. Die PrüfungS-Com« Mission für Aerzte, Zahnärzte und Apotheker sind im Einverständnisse mit dem Ministerium des Innern für das Prüfungsjahr 1900/1901 in nachstehender Weise zusammen gesetzt worden: I. Für die ärztliche Vorprüfung: Vorsitzender: Der Decan der medicinischen Facultät Geheimer Medicinalrath Professor vr. Böhm. Mitglieder: Die Pro fessoren Geheimer Rath vr. His, Geheimer Hofrath vr- Wisli- cenus. Geheimer Hofrath vr. Pfeffer, Geheimer Medicinalrath vr. Hering, vr. Beckmann, vr. Chun, vr. Wiener. II. F ü r die ärztliche Prüfung: Vorsitzender: Geheimer Medi cinalrath Prof. vr. Böhm, stellvertr. Vorsitzender: Geh. Medi cinalrath Professor vr. Flechsig. Mitglieder: Die Professoren Geheimer Rath vr. His, Geheimer Medicinalrath vr. Hofmann, Geheimer Medicinalrath vr. Zweifel, Geheimer Medicinalrath vr. Curschmann, Geheimer Medicinalrath vr. Sattler, Ge heimer Medicinalrath vr. Trendelenburg, Geheimer Medicinal rath vr. Hering, Geheimer Medicinalrath vr. Marchand, Ge heimer Medicinalrath vr. Hoffmann, Medicinalrath vr. Hennig, vr. Friedrich. III. Für die zahnärztliche Prüfung wird der praktische Zahnarzt und Director deS zahnärztlichen Instituts Professor vr. Hesse der ärztlichen Prü fungscommission beigeordnet. IV. FürdiePrüfungder Apotheker: Vorsitzender: Geheimer Medicinalrath Pro fessor vr. Böhm. Mitglieder: Die Professoren Geheimer Hof rath vr. Wislicenus, Geheimer Hofrath vr. Pfeffer, vr. Beck mann, -vr. Wiener und der Apotheker vr. Lößner in Leipzig. * Leipzig, 27. August. Für die am 18- October dieser Jahres stattfindende feierliche Grundsteinlegung deS Völkerschlachtdenkmals erläßt der Deutsche Patrioten bund mit der Versendung seiner Bundeszeitung „Der Patriot" die Einladung zu dieser Festfeier an alle die Vereine, die sich bis her bereit erklärten, am Ehrenmale des deutschen Volkes mit bauen zu helfen. Das vorläufige Programm ist folgendes: Mittwoch, den 17. October, Empfang der Festgäste, Besichtigung dec Stadt und des Schlachtfeldes, Abends Vorfeier in verschie denen Sälen der Stadt. Donnerstag, den 18. October, Vor mittags 10 Uhr, Festzug der Vereine nach dem Bauplätze unter Musikbegleitung und Vorantritt von Ehrenjungfrauen, Mittags 12 Uhr, feierliche Ansprache, Gesang (1000 Sänger), Weiheact. Abends 7 Uhr, Freudenfeuer, Abends 8 Uhr, großer Fest-Com- mers mit Ansprachen, Gesangs- und Musikvorträgen. Die Teil nahme des Königs Albert von Sachsen und damit auch eine solche des Kaisers an der Grundsteinlegung ist nicht zu erhoffen, da im misch, halb schüchtern fragend gucken, mit dem lockigen Haar, um das ein -grasgrünes Knüpftmchclchen unter dem Kinn in einer Schleif« zugebundon ist, trägt «in schlichtes, weißes Kleid, weit ausgeschnitten, mit Puffärmeln, los« über den Schultern ein buntpunctirtes Shawlluch, die Weißen Handschuh« reichen fast bis zu den Ellbogen. Die kleinsten Füße und schneeig« Strümpfe wenden sichtbar. In anmuthig graziöser Bewegung schmiegt sich ihre Gestalt an einen Herrn in blauom, altdeutschem Rock, mit hoher -Cravatte, Vatermörder -und Cylinder. Zärtlich drückt er, sie mit der 'Linken fernst umschlingend, die Fingerspitzen ihrer rechten Hand — ihre Arme sind über die Brust gekreuzt — uckd hält über ihrem Haupt schützend einen rothen Regenschirm auf gespannt. Beide schreiten dahin auf offenem Feld im Gewitter; aus grauem Wolkenhimmel zucken Blitze; im Hintergründe sieht man einen Kirchthurm. Diese Abbildung aus -Minchen'S Jugend zeit ist historisch. Goethe schuf damals in schwärmerischer Begeisterung seinen Sonetten-Cyklus und schilderte di« mit Gewalt ihn -bestürmenden Gefühle; da schrieb er nach schmerzlicher Entbehrung die Klage lieder des Epimetheus um die entschwundene Pandora. Auch Hilarie, das gute, schöne Kind in der Erzählung „Der Mann von fünfzig Jahren" (Wilhelm Meister'» Wanderjahrc) erinnert etwas an Minchen. Mit ihrer Verkörperung als O tilie in den „Wahlverwandtschaften" schloß Goethe den HerzenSroman, 1809, ab und befreite sich von -dem, freilich nicht letzten JohanneStriede. Wenn er für den Charakter Charlotten'S von Frau v. Stein, LucianenS von Bettina Brentano einzelne Züge nahm, so verlieh er der Hauptfigur OttilienS noch bedeutendere Porträtühnlichkeit mit dem lebenden Original. Beide verloren früh ihren wackeren Vater, dem di« Mutter bald folgte; als mittellose Waisen standen sie in der Welt da. Velde kamen in eine Pension, Beide nahm dann «ine den Eltern befreundete Familie zu sich; Beide wuchsen heran demüthigen Sinnes; bescheiden, aufopfernd, dienstgefällig, Beide mehr nach innen lebende Naturen; dieselben inneren und äußeren Merkmale. Scherer sagt: Ottilie ist noch in der Ent wickelung begriffen, 'ist instinktiv, sie handelt ganz au» persön lichem, aber reinem Gefühl, sic wandelt wie blind dahin und läßt sich von Anderen, besonders von dem Geliebten leiten, bis «S