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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.08.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-08-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000828019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900082801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900082801
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-08
- Tag 1900-08-28
-
Monat
1900-08
-
Jahr
1900
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2. Beilage zm Äi-M Lagebiatt M Aasiger Nr. iZii, Aeilstag, 28. AM 1880. WaM-A«Ube.) Die Erscheinungen des Sternhimmels im Monat September 1SV0. Nachdruck »rrrolr». Jttl Septembermonat geht die Sommerszeit zu Ende. Mit dem Augenblick, in dem der Sonnenmittelpunct über die Aequa- torlinie zieht, tritt astronomisch der Beginn des Herb st es ein. Dieser Zeitpunkt ereignet sich am 23. September, Mittags 1 Uhr 20 Minuten. Die Sonne steht dann nach den Grund lagen der Kalcndcrrechnung im Zeichen der Waage in einem Ab stande von 180 Grad Länge vom Frühlingspuncte. In Wirk lichkeit aber befindet sie sich zu dieser Zeit vier Grad westlich vom Sterne Eta in der Jungfrau. Der Herbstanfang giebt gleich zeitig die Zeit der Tag- und Nachtgleiche, des sogen. Herbst- oquinoctiums an. In Folge der ungleichförmigen scheinbaren Bewegung der Sonne in ihrer Bahn, der Verschiebung der Schnittpunkte von Aequator und Ekliptik (Präcession) und der Einrichtung unseres Kalenders, der nach ganzen Tagen rechnet, fällt dieser Anfangspunkt des Herbstes ebenso wie der der übrigen Jahreszeiten, nicht immer auf den gleichen Tag, und die gleiche Stunde. Die Zeit der Tag- und Nachtgleiche findet in Wirk lichkeit auch nicht genau im Herbstpuncte, sobald die scheinbare Sonnenbahn den Aequator kreuzt, statt, sondern wegen der Wir kung der Strahlenbrechung am Horizonte schon zwei Tage früher. Die atmosphärische Strahlenbrechung bewirkt, daß wir ein Ge stirn schon sehen, ehe es noch über unserem Horizont sich er hoben hat, und daß wir es noch sehen, wenn es schon um einen bestimmten Betrag unter denselben gesunken ist. Bei der Sonne kommt das durch eine Verlängerung der Tagcsdauer zum Aus druck, und das erklärt auch, warum zur Zeit der Tag- und Nachtgleiche der Tag um einige Minuten länger als zwölf Ltunden dauert. Im Höhenstande der Sonne tritt im Verlaufe des Monats Meptember ein beträchtlicher Rückgang ein. Von 47 Grad Höhe im Mittag geht er auf 36 Grad zurück, so daß eine wesentliche Ab nahme der Tagesdauer sich rinstellt. Sie beträgt Anfang des Mo nats täglich 3,9 Min., später 3 Minuten, und der Zeitraum zwischen Aufgang und Untergang der Sonne wird von 13 Stun den 31 Minuten auf 11 Stunden 40 Minuten, im Ganzen während des Monats um 1 Stunde 51 Minuten gegen 1 Stunde 46 Minuten im vorigen Monat verkürzt. Für Leipzig erfolgt: Zu den angegebenen Culminationszeiten zeigt der von der Sonne geworfene Schatten genau die Himmelsrichtung Nord- Süd. Sonnenaufgang Sonnen Tag Untergang Tag Uhr Minuten Uhr Minuten 1. September 5 24 1. September 6 55 6. 5 31 6. 6 44 11. 5 40 11. 6 33 16. - 5 48 16. . 6 21 21. 5 b5 21. 6 10 26. 6 3 26. . 5 58 30. 6 10 30. 5 50 TageSläng» Lulminationszeit der Sonne am am 1. September 13 Std. 31 Min. 1. Sept. 12 Uhr 10,4 Min 6. . 13 . 13 . 6. « 12 « 8,8 . 11. . 12 « 53 « 11. « 12 « 7,1 . 16. . 12 . 33 . 16. « 12 . 5,3 « 21. . 12 . 15 « 21. « 12 « 3,6 « 26. . I 1 « 55 . 26. « 12 « 1,9 - 30. « 1 1 « 40 « 30. . 12 « 0,5 « Der Tagesanbruch durch den ersten wahrnehmbaren Lichtschimmer am östlichen Horizonte erfolgt am 1. September früh 3 Uhr 18 Minuten; am 16. September früh 3 Uhr 50 Minuten, und am 30. September früh 4 Uhr 17 Minuten. Die vollkommene Nacht tritt mit Dämmerungsende ein am 1. September Abends 9 Uhr 1 Minute, am 16. September Abends 8 Uhr 18 Minuten und am 30. September 7 Uhr 42 Minuten. Die Zeit, ohne künstliche Beleuchtung die gewöhnlichen Han- tirungen vorzunehmen, oder im Freien mittlere Druckschrift lesen zu können, beginnt früh am 1. September 4 Uhr 45 Minuten, am 30. September 5 Uhr 33 Minuten, und endigt des Abends am 1. September 7 Uhr 34 Minuten, und Ende des Monats 6 Uhr 26 Minuten. Der Mond steht am 9. September, Abends 7 Uhr 30 Mi nuten der Erde am nächsten und tritt am 24. September früh 5 Uhr 9 Minuten in die größte Entfernung von der Erde. Am 15. September sehen wie ihn in seinem höchsten Stande am Himmel, und am 30. September in seiner tiefsten Stellung (19 Grad tiefer als die Sonne im Mittag an diesem Tage). Letztes Viertel tritt ein am 2. September, Vormittags 8 Uhr 56 Minuten. Vollmond am 9. September, früh 6 Uhr 7 Minuten. Erste- Viertel am 15. September, Abends 9 Uhr 58 Mi nuten» und Neumond am 23. September, Abends 8 Uhr 57 Minuten. Der Maximalbetrag der Libra tion des Mondes, in Folge deren wir mehr als die Hälfte (etwa 6 Zehntel) der Mond kugel erblicken können, wird erreicht östlich am 3. September, Abend» 8 Uhr 36 Minuten, und westlich am 16. September, Nacht» 0 Uhr 58 Minuten. Auf« und Untergang de» Mondes. u r o n den des Planeten Saturn, ernbedeckungen 3. September wird sich eine Bedeckung wie wir sie am 13. Juni schon beobachten konnten, wiederholen. DaS interessante Ereigniß beginnt Abends 8 Uhr 40 Minuten und endigt 9 Uhr 21 Minuten. Außerdem wird am 15. Sep tember der Stern dritter Größe Zeta im Stier von Abends 10 Uhr 17 Minuten bis 10 Uhr 57 Minuten bedeckt sein. DteSichtbarkeitderPlanetenistm diesem Mo nate keine günstige. Merkur ist nicht sichtbar, VenuS ist ebenso wie Mar» Morgenstern und Jupiter, der glänzende Hauptplanet, niedrig im Südwesten ist nur kurze Zeit zu sehen und geht Ende de» Monat» kurz nach 8 Uhr Abend» unter. Saturn steht bei Untergang der Sonne tief im Süden, nahe dem Meridian, im östlichen Tbeile de» Sternbildes des Schützen. Für die Beobachtung mit freiem Auge tritt er nicht besonders hervor. Z UhrMtrr. 2 G Uhr Mn. 2 M Uhr Min. 2 (S Uhr Min. 1. Untg. Ab. S 36 9. Aufg.früh 5 53 16. Aufg. Ab. 11 3 24. Ausg. früh 6 44 L. 10 22 IO. 7 19 17. Aufg.früh Untg. Ab. 8. 11 19 Ausg. Ab. 18. 0 9 25. 6 9 Auf«, früh 11. 7 13 19. 1 15 26. 6 33 5. 0 26 12. 7 45 20. 2 22 27. 7 1 S. 1 42 13. 8 23 21. 3 27 28. 7 36 7. 3 3 14. 9 9 22. 4 34 29. 8 19 8. 4 28 15. IO 3 23. 5 39 30. 9 11 September 22. 27. unterhalb Markab im Pegasus, links von Algol im Perseus, nahe Algol, etwas aufwärts von ihm, mitten zwischen Siebengestirn und Pegasus, mitten zwischen Cassiopeja und Schwan, links von Aldebaran im Stier. Von Sternschnuppenschwärmen sind wahrzu nehmen und der scheinbare Ort ihres Ausgangspunktes liegt: am 4. . 7. , 16. „ 21. Z o d i a c a l l i ch t. Bei Sonnenaufgang läßt sich jetzt am Osthimmel die räthselhafte Erscheinung des Zodiacallichts wahr nehmen. Sie zeigt sich als ein matter, hoch über dem Ostpunct aufsteigender Pyramidenschein, nach rechts geneigt und an der Spitze zungenförmig abgerundet. Der mittlere Thcil ist Heller als der oberhalb oder unterhalb gelegene, und übertrifft nicht selten die Helligkeit der Milchstraße. Die Erscheinung währt bis zum gänzlichen Verschwinden ein bis zwei Stunden. Allgemeine Orientirung am Sternhimmel. Wir beobachten zwischen 8 und 9 Uhr und lenken zunächst un seren Blick nach dem jetzt hellsten Fixstern Arcturus imBootes, der über dem westlichen Horizont orangefarbig leuchtet. An ihm hat ein berühmter Beobachter, Halley, 1717 zuerst die Eigen bewegung der Fixsterne erkannt. Ein zweiter, ebenfalls sehr Heller Stern steht hoch über uns, rechts vom Scheitelpunkt, eS ist die Wega in der Leye r. Unter ihr, südwärts, glänzt Atair im Adler, und links ostwärts, etwas näher bei Wega Deneb im Schwan. Tief im Südost flackert nahe dem Horizonte der Helle Formalhaut imsüdlichenFisch.im Südwest der röth- liche Antares im Skorpion, der seinem Untergange nahe ist, und in Nordnordost die Helle Capella im Fuhrmann. Damit haben wir die jetzt auffälligsten Sterne kennen gelernt. Es sind gewaltige Himmelskörper, die an Größe unsere Sonne weit übertreffen. Wir gehen zu Arcturus im Bootes zurück. Arctur wird in seinem Glanze nur von Sirius, den wir in den Winter nächten in seiner Diamantenpracht bewundern, und schließen wir die südliche Hemisphäre ein, von Canopus und Alpha im Cen taurus übertroffen. Das ganze Sternbild des Bootes, das heißt Bärenführers, sogenannt, weil es dem großen Bären vorauszieht, bietet dem Beobachter viel Interessantes, insbesondere durch die zahlreichen Doppelsterne, unter denen sich hauptsächlich der über Arctur stehende Stern zweiter Größe Mirac (Epsilon) durch seine Schönheit der Färbung, goldgelb und blau, auszeichnet. Zwischen Arctur und Wega finden wir die im Halbkreis an geordneten sieben Sterne der nördlichen Krone mit dem hellsten und jetzt zu Unterst stehenden Stern zweiter Größe Gemma, zu deutsch Edelstein, der sich im Fernrohr gleichfalls als doppelt er weist; darauf in der gleichen Richtung auf Wega weiter das große Sternbild des Herkules, das sich nach seitwärts und auf wärts mehrfach verzweigt und durch den berühmten Stern haufen, der einen großartigen Anblick bietet, zu einer besonderen Anziehung geworden ist. Die Konstellation der Leyer, aus der die gewaltige Wega auffällig leuchtet, und die wir hoch über Herkules antreffen, kennzeichnet sich für das freie Auge durch vier in Rhombusform vcrtheilte schwache Sternchen. Wir sehen Wega jetzt in ihrem höchsten Stande. Am 1. September passirt sie 8 Uhr 5 Minuten die Mittagslinie. Dicht über Wega sieht man den Stern vierter Größe Epsilon, der im Fernrohr als vierfach zu erkennen ist. Zwischen den beiden unteren Rhombussternen liegt der bekannte Ringnebel; er ist der einzige der bekannten sieben elliptischen Nebel, der schon in einem kleinen Fernrohr sichtbar wird. Er erscheint hier zwar als sehr winziger Lichtring, aber von seiner enormen Ausdehnung kann man sich einen Begriff machen, wenn man bedenkt, daß unser ganzes Sonnensystem mit 5000 Mil lionen Kilometer Durchmesser in dem Ring Platz finden könnte. An die Leyer schließt sich ostwärts das Schwanengestirn an. Es liegt inmitten der Milchstraße, im dichtesten und jetzt zugleich höchst gelegenen Theile derselben: Deneb, der Haupt stern erster Größe, leuchtet an der Stelle, wo das breite Lichtband sich in zwei große Ströme theilt. Das Sternbild hat die Ge stalt eines liegenden Kreuzes, weshalb es auch das nördliche Kreuz genannt wird. Rechts von Deneb, südwestwärts, steht der Bruststern Gamma,, über und unter ihm die Flügelsterne Delta und Epsilon, und seitwärts links unter Wega, der Schnabel Albireo. Dieser ist einer der schönsten farbigen Doppelsterne. Den auffällig Hellen Stern unter Leyer und Schwan hatten wir eingangs schon als Atair im Adler erkannt. Er führt nahe über und unter sich einen schwächeren Stern, die zusammen eine kurze, gerade Linie bilden. An dieser ist das Sternbild leicht zu er kennen. Die vier zwischen Atair und Albireo sichtbaren und auf einer schwachen Linie eng aneinader gereihten Sternchen schließen das kleine Sternbild des Pfeils ein, und links von diesem, ebenso weit vom Pfeil als von Atair entfernt, befindet sich am äußeren Saume der Milchstraße die wenig hervortretende kleine Gruppe des Delphin. Der hellste Stern Beta inmitten ist 3. Größe und der äußerste links, Gamma, läßt schon im zwei zölligen Fernrohr einen bläulichen Begleiter 6. Größe in elf Secunden-Distanz entdecken. Rechts von. Atair zieht sich in weitem Bogen, der bis nahe an den Horizont herunterreicht und sich wieder aufwärts wendend im Zickzack bis in die Nähe der Krone zieht, das reiche Sternbild der Schlange, über dessen größten Bogen im Südwesten sich der Ophiuchus oder Schlangenträger aufrichtet. Sein hellster Stern 2. Größe, Ras Alhague, bildet mit Wega und Atair ein nahezu gleich seitiges Dreieck. Rechts von ihm, nur 6 Grad (12 Vollmond breiten) entfernt, steht der Hauptstern des 'Hsrkules, Ras Algethi. Unter dem Ophiuchus am Horizonte befindet sich das Sternbild des Skorpion, in dem jetzt der gewaltige Planet Jupiter in Hellem Glanze leuchtet. Unter ihm sehen wir in röthlichem Licht den Stern 1. Größe Antares; er gehört zum Skorpion. Links von ihm, über dem südsüdwestlichen Gesichts kreise, treffen wir unter dem Adler im Milchstraßengürtel das Sternbild desSchützen, in dem der bleiche Saturn mit seinem interessanten Ringsystem seinen Stand hat. Verfolgen wir in gleicher Richtung nach links am Horizonte hin weiter den Zodiacus oder Thierkreis, jene zwanzig Grad breite Himmelszone, in welcher die Sonne, der Mond und die Hauptplaneten sich be wegen und die jetzt fast in ihrem niedrigsten Stande erscheint, so begegnen wir links aufwärts vom Schützen der Konstellation des Steinbocks mit zwei interessanten Doppelsternen, dann der zerstreuten Gruppe des W a s s e r m a n n. Näher am Hori zonte unter dem Wassermann flackert der Helle Stern 1. Größe Fomalhaut, der dem südlichen Fisch angehört, und links vom Wassermann schließt sich das langgestreckte Sternbild des Walfisches an, das jetzt im Aufgange begriffen ist. Wenden wir den Blick nach der Ostseite des Himmels, die jetzt eine reiche Pracht entfaltet, so fällt auf halber Höhe zum Scheitelpunkt ein großes, auf den Ecken stehendes, nahezu gleichseitiges Viereck auf, das Quadrat des Pegasus. Auch rechts von ihm ist noch ein Heller Stern zu finden, Enif, die Nase des Pegasus, am westlichen Ende des großen Sternbildes. Hier, wenig unter Enis, befindet sich einer der schönsten ver dichteten kugelförmigen Sternhaufen deS Himmels, der mit gutem Opernglase schon erkennbar ist. In größeren Fernröhren drängt sich Stern an Stern, Tausende von Himmelskörpern tauchen hier aus geheimnißvollen Tiefen auf. Die Andromeda schließt sich links an däS große Pegasusviereck an. Drei Helle Sterne, in wenig gekrümmter Linie stehend, reihen sich einander an. Sicrah an der linken Ecke des Vierecks ist der erste, es folgt Mirach und als dritter in dem gleichen Abstand Alamat. Er ist ein schöner Doppelstern von herrlicher blauer Färbung. Heber dem mittleren, Mirach, gewahrt man ohne Mühe zwei Stern chen, Mi und Ni, die übereinander stehen, und weiter, etwa 4 Vollmondsbreiten rechts vom obern, noch mit bloßem Auge ein kleines Lichtwölkchen, das sich im Fernrohr als die staunen erregende Lichtmasse des berühmten Andromedanebels entfaltet. Links von der Andromeda in der Milchstraße steht der Perseus. Verlängert man die Linie Sierah über Alamak hinaus, so kreuzt man die Verbindung zwischen den beiden hellsten Sternen des Perseus. Oberhalb links steht Algenib, unterhalb rechts Algol am Medusenhaupt, der hellste der ver änderlichen Sterne. Er leuchtet nahe gleich hell wie Algenib, aber wechselt periodisch seine Helligkeit von der 2. zur 4. Größe binnen 9 Stunden 45 Minuten. Das regelmäßige Intervall umfaßt 2 Tage 20 Stunden 48 Minuten und 56 Sekunden. Seine geringste Helligkeit, in der er gegen 20 Minuten verbleibt, tritt am 2. September Nachmittags 5 Uhr 3 Minuten, am 19. September, Abends 9 Uhr 57 Minuten und am 22. Sep tember, Abends 6 Uhr 46 Minuten, ein. Die Perseusgruppe ist reich an Doppelsternen, auch mehrfachen Sternen und Stern haufen, unter denen die eng bei einander stehenden st und Olli den Schwertgriff für die Beobachtung in kleinen Fernröhren die geeignetsten sind. Man erblickt sie gleichzeitig im Gesichtsfelde. Hier werden einige farbige Sterne und der aus der kleinen An häufung rubinartig leuchtende Doppelstern der Durchmusterung nicht entgehen. Sie sind von Algenib nach der Mitte der dar über stehenden Cassiopeja zu finden. Der Helle Stern 1. Größe links vom Perseus, nicht hoch im Nordnordost, ist Capella im Fuhrmann. Tiefer und 20 Grad rechts abwärts steigen die Sterne des Stiers den Horizont herauf. Das deutlich er kennbare Siebengestirn, ebenso die im Ausgange begriffenen Hyaden werden zu dem Sternbilde des Stiers gezählt. Unter der Andromeda bemerkt man das kleine, schräg gelegene Dreieck und unter dessen spitzem Scheitel die zwei Hellen Sterne des Widder, von dem sich nach rechts die beiden langgekrümmten Zweige der Fische niederstrecken. Ueber Perseus in dichter Region der Milchstraße sehen wir die bekannten fünf Hellen Sterne der Cassiopeja. Die Figur des ^V, zu der sie sich vereinigen lassen, steht jetzt schräg aufwärts, so daß die hellsten vier wohl auch als ein 1", wie es häufig geschieht, aufgefaßt werden können. Ein Opernglas auf diese Region der Cassio peja gerichtet, erschließt einen großen Reichthum dicht gesäeter Sternfelder. Links über der Cassiopeja befindet sich das wenig hervortretende Bild des Cepheus, in dem wir fünf Sterne 3. Größe, die fächerförmig vertheilt erscheinen, gut unterscheiden können. Der oberste hat den Namen Alderamin, unter dem der intensivst rothe Stern Mi der 5. Größenklasse, der sogenannte Granatstern, zu finden ist. Die Nordwestseite des Himmels nimmt das große Stern bild des Großen Bären ein. Die bekannten Hellen sieben Sterne werden auch als der große Himmelswagen bezeichnet. Der mittlere der drei Deichselsterne, Mizar, ist einer der schönsten Doppelsterne für kleine Fernröhre, er ward schon bald nach der Erfindung der Fernröhre, 1650, entdeckt. Die Richtung der Deichselsterne, bogenförmig nach aufwärts verlängert, zeigt auf den Hellen Arctur. Unter dem Bogen'der Deichselsterne, nahe dem Mittelpunkte dieses Bogens gelegen, zeigt sich der hellste Stern der Jagdhunde. Er wird das Herz Karl's II. ge nannt. Der berühmte Spiralnebel dieses Sternbildes steht südwestlich vom Deichselende des großen Wagens, und zwar rechtwinklig zur Linie vom Deichselende nach Migae und um die Hälfte dieses Abstandes abwärts. Den Polarstern am Schwanzende des K l e i n e n B ä r e n, der ein verkleinertes Bild des großen Bären, aber in umgekehrter Lage, darstellt, findet man leicht, indem man die Richtung über die beiden äußeren Viereckssterne rechts nach aufwärts um das Fünffache ihres Ab standes verlängert. Er ist von 2. Größe und steht von den helleren Sternen dem Himmelspole am nächsten, jetzt I Grad 13,4 Minuten entfernt. Im Fernrohr erweist er sich als Doppel stern, mit einem leicht wahrnehmbaren Begleiter 9. Größe in 18 Sekunden Abstand. Die lange Reihe von Sternen, die unter halb vom Polarstern beginnend nach links das Sternbild des kleinen Bären bis an die Cepheussterne heran umschließt und dann sich gegen den Herkules wendet, bildet das lange Sternbild des Drachen. Der Kopf desselben wird durch ein kleines Viereck angedeutet, dessen oberster hellster Stern Gamma ein gleichseitiges Dreieck mit Polaris und dem Schwanzende des großen Bären einschließt. Die kleine Anhäufung von Sternen Uber dem nordwestlichen Horizonte, rechts unter Arctur, be zeichnet man als das Haar der Berenice. List. Anter den Luden. Selbst wenn der Krebs seine beiden Scheeren verliert, bleibt er noch am Leben. Man mag die Messe in ihrer äußeren Ge stalt, in ihrer localen Erscheinung als Vergnügungsstätte noch so sehr beschneiden, immer wird sie ihre Fortdauer, selbst in einer gewissen räumlichen Verdichtung, bewahren. Je enger die ihr gegebenen Grenzen gezogen werden, desto concentrirter wird das Vergnügen innerhalb eines solchen Kreises, desto gefährlicher wird aber auch der Strudel, in den sich Alt und Jung stürzen müssen, um die Genüsse der Budenstadt auszukosten. Compacter können in der That gegenwärtig nicht die Herrlichkeiten der Messe „servirt" werden, als auf dem Königsplatz, der augenblick lich die lebendigste Illustration des alten Citats von dem „Was rennt das Volk, was wälzt sich dort" verkörpern hilft, und der zugleich für den betheiligten „Schwimmer" die treffendste Aus legung von dem Goethe'schen Wort „man glaubt zu schieben und man wird geschoben" liefert. Vielleicht mit Rücksicht auf den Gurkenhandel, der nun einmal nicht aufhört, vielleicht aus einem anderen Motiv, ist diesmal die Roßplatzseite der Schaumesse von einer Besetzung mit Buden be freit worden. Nur der Königsplatz und Alles, was sich um das Denkmal des Kurfürsten gruppirt, wird diesmal zu stürmen sein. Das ist immerhin nicht so leicht. Es gilt erst, wie im Schlaraffenland?, die dicke Kuchenmauer der unter freiem Himmel etablirten Cafßs zu durchbrechen, dann die Wurst pavillons zu nehmen, ehe überhaupt an ein Wandern durch die Budenreihen zu denken ist. — „Emil, Du hast wohl das Betttuch erwischt", sagte gestern eine korpulente CafStiSre zu ihrem Ge mahl, als dieser das weiße Linnen in unheimlicher Länge Uber die holzgezimmerten Tische des freundlichen Locals breitete und das CafS selbst zum Empfang der Gäste mit dem verlockenden Aufputz von Pflaumen- und Quarkkuchen decorirte. „I be wahre", versetzte Emil und goß neues Wasser dem Cichorienkessel zu, „der Laken gehört auf den Tisch." „Ein Täßchen gefällig!" rief die liebliche Kaffeesirene. Was half's, wir mußten Platz nehmen, hatten es aber auch nicht im Mindesten zu bereuen. Der Redestrom, der von ihren Lippen floß, erbrachte uns die überzeugendsten Beweise weiblicher Beredtsamkcit in einer über wältigenden Intensität; eine Fülle neuer Gedanken strömte auf uns ein, so daß mir, hätte nicht dann und wann ein Schluck Kaffee einer gewissen Ernüchterung als Gleichgewicht gedient, noch lange den fesselnden Darlegungen der liebenswürdigen Kaffedame über die künstlerische Wohlthat der Giebelreclame, über die Einrichtung der Kletter-Weichen, über die Heizkraft der Tänzer'schen Grudeöfen, über die musikalische Bedeutung un geschmierter Curven gelauscht haben würden. Bei diesem korps- tuumLIobilö der weiblichen Zunge fielen uns unwillkürlich die einstmals im VariStS „Battenberg" erschienenen drei Kunst taucherinnen ein, über die wir unsere eigenen Betrachtungen batten. Wie is es nur möglich, sagten wir uns damals, daß die Damen fünf Minuten lang, denn so lange ungefähr blieben die triefenden Nixen unter Wasser, den Mund halten können. Mit einem halb verkniffenen „Wiedersehen" auf den Lippen huschten wir dann sofort nach „Europas schönstem Etablisse ment", nach dem „Theater der lebenden Photo graphie", hinüber. Es übertrifft, wie schon das Programm sagt, „Alles bis jetzt Dagewesene". Die Vorstellung hatte eben begonnen, als wir in der chocoladebraun tapezierten Dunkel kammer des Etablissements Platz nahmen und mit einem Schlage einem großen spanischen Stiergefecht mit allen seinen grausigen Einzelheiten beiwohnten. „Au", schrie unser Nachbar, als der Ochse unter den Lanzen der Toreros fiel, — es hatte ihm selbst einen Stich gegeben. H. Fey's Vorstellungen in dessen an der Front pompös decorirten, goldstrotzenden, mit figürlichen und ornamentalen Zierrath aller Art ausgestatteten Zelte dürfen wirtlich warm empfohlen werden. Sein „Elektro- Biograph" läßt durch einen Scheinwerfer, in dessen Licht kegel die durch das Beifallsgetrampel der Menge aufgewirbelten Staubtheilchen zittern, die allerneuesten Ereignisse in voller Beweglichkeit auf der weißen Wand erscheinen, selbst die Nord polfahrt Andr6e's angesichts einer stattlichen Eisbärhcerde. Dabei schnurrte und stampfte die Lokomobile, ertönte der melodiöse Klang der gewaltigen Orgeln. Als der elektrische Strahl das „Goede Nacht" auf den Vorhang malte, verließen wir schleunigst das Local, glitten an einem süßen Pflaster steindepot vorüber, wo drei hübsche Zuckermamsells in moos grünem Mieder und weißen Schürzen an Bergen von Alpenbrod und gebrannten Mandeln sorgsam Wache hielten, traten staunend vor den O r i e n t h i p p o d r o m, an dessen hoch modern gemalter Fayade das Schnörkelwerk der modernen Rich tung leuchtet, und über dessen grünen Kuppeln der aufgenagelte Halbmond prangt, und schlüpften endlich in einen langen Bau, welcher die sehenswerthe Prinzlau'sche Ausstellung von Kunst-Uhren und mechanischen Speciali- täten barg. Es sind Unica der Mechanik darunter, mysteriöse Uhrwerke, mechanische Figuren, seltsame Musikwerke, phan tastische und humoristische Scenen, das läßt sich aber nicht be schreiben, man kann, wie der Katalog ganz richtig bemerkt, nur sagen: — „selbst sehen" —, dann kann Jeder seine eigene Phantasie weiter spielen lassen. Ein Page, der auf sein eigenes Wohl trinkt, ein Zuave, welcher „mit der ihm eigen- thiimlichen Gleichgiltigkeit seine weißen Mitmenschen betrachtet", ein Zauberer, welcher sich „in das Ideal des Guten und Bösen verwandelt", das sind Alles solch sehenswürdige Dinge der interessanten Schau. Jetzt aber Luft! Wir schlugen den Vorhang zurück, worüber das Wort „Sorlie" und die deutsche Uebersetzung „Ausgang" stand, im Gegensatz zum „EntrSe", Eingang, auf der anderen Seite, und wandelten, das Gewühl durchbrechend, schnurstracks nach dem F l e i s ch e r p l a tz, wo zum soundsovielsten Male sich eine indische Wittwenverbrennung vollzog. Die nebenan befind liche Feuerwehr nahm nicht die geringste Notiz davon. Vor dem grausigen Act selbst wurde das zahlreich anwesende hochverehrte Publicum ausgiebig mit Lagerbier gestärkt, natürlich ganz auf seine Kosten, „'s kann losgehen", meinte der Jmpressario, — und es ging los; draußen summten bereits die Gongs in düsteren Tönen. Die schöne Hindutochter Nahira, welche bis dahin an einer Thürpfoste des Nothausganges pfeifend lehnte, stieg ein paar Stufen zur Bühne empor, um unter Flammen in Nir wana einzugehen, während ihre Genossin die nöthige Musik auf einem Harmonium dazu machte, das jedenfalls der Akustik wegen direct auf dem Pflaster des Fleischerplatzes aufgestellt worden war. Zu den „Träumen der Hindutochter" aber, die unter Nummer 107196 den deutschen Reichs-Gebrauchs-Muster schutz erhalten haben, sprach der Jmpressario sinnige, begleitende Worte mit poetischem Schwung. Wie die Vision, so zerfloß auch das Publicum, aber vor Rührung. Wir mußten wieder hinaus aus der mit kabbalistischen Zeichen bemalten, dem Odeur des Acetylens durchströmten Bude. Und so wagten wir den kühnen Schritt von dem Scheiterhaufen Nahira's zum größten Lachtempel Deutschlands, den Tillmann Axer an der Promenade errichtete: „Man lacht sich lahm und bucklich, Man lacht sich krumm und schief, Man lacht sich wieder grade, Man lacht von Herzen tief. Man lacht sich fett und mager, Man lacht sich dünn und dick, Man lacht sich kurz und hager, Man lacht mit jedem Blick. Man lacht für sich alleine, Die Andern lachen auch, Man muß so furchtbar lachen, Daß wackelt uns der Bauch. Und wer nun mit will lachen Soll keine Umständ' machen, Der komme jetzt herein." Ein», zwei drei, waren wir drin. Wir lachten hell auf! Die vielen convexen und concaven Spiegel modelliren den Menschen für das Entgelt von zehn Pfennigen vollständig um, bald so hager wie Barnum's Skelett-Gigerl Coffey, bald so fett wie die dicksten Marienbader Kurgäste in ihrer Tonnengestalt, bald hyppopo- tamusähnlich, bald gequetscht wie eine Flunder. Man macht so mit im Spiegel alle Stadien einer im Knetproceß sich windenden Semmel durch. Nebenan, bei Einil Skibba, besuchten wir eine Gedanken leserin. Die wußte ganz genau, daß der auf der hintersten Reihe der gut ventilirten Schaubude sitzende Soldat von der 7. Compagnie des 134. Regiments bis um Mitternacht Urlaub hatte, wie sie auch jede Farbe des Hutfutters errieth, und die Firma des Mützenmachers, mochte dieser nun in Luxemburg sein oder in Leipzig. Durch einen vertraulichen Zettel, welchen uns diese „Cassandra" der bretternen Welt gegen einen bescheidenen Nickelzehner einhändigte, erfuhren wir, daß uns beim Lotterie spiel die Nummern von 383 bis 8800 günstig seien. Gegen eine solche Prophezeihung konnten wir absolut keinen Widerspruch er- Reisk-TWn von kaffeebraunem Rindleder, mit solidem Schloß und Lederfutter, in 5 Größen, von Mk. 12.— an. Umtr IMIer, K Peter88trs88e 6. Höchste Auszeichnung Leipzig 1897 Üttöniglich Sächsische Staatrme-aiUe. 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