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^73, 1. April 1913. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 3379 in zweiter Linie darum, daß man dem Künstler und seinen Erben für eine angemessene Zeit einen angemessenen Anteil an dem Mehr wert seines Werkes sichert. Papicr-Indnstrie-Ausstcllung. (PIA).) Nach einem Beschlüsse der Vorstände der beiden maßgebenden Papierhändler-Verbände und zwar des Verbandes deutscher Papier- und Schreibwarenhändler und des Zentral-Verbandes der Schulbuchhändler, Papier- und Schreib- waren-Detaillistcn Deutschlands findet während der PIA ein all gemeiner Kongress der Papier- und S ch r e i b w a r e n - h ä ndler statt, um in Sachen des Einigungsamtes und der Schutzstelle gegen Preisunterbietungen eine weitere Aussprache herbeizuführen. Es ist gleichzeitig geplant, eine besondere Versammlung der Fabrikanten zu diesem Zweck einzuberufen. Der Termin dieser Zusammenkünfte wird in kürzester Zeit bekannt gegeben werden. Anmeldeschluß für Ausstelluugsbetciligungen ist am 15. April, und es seien Interessenten darauf hingewiesen, dass das Ausstellungsbureau Charlottenburg 4, Schillerstr. 29, alle erforderlichen Drucksachen und Pläne mit Angabe der noch freien Plätze kostenfrei versendet. Arbciterlektüre. - In den »Sozialistischen Monatsheften« stellt Wilhelm Nitschke eine bemerkenswerte Untersuchung über die Lektüre der sozialdemokratischen Arbeiterschaft an. Er benutzt dazu die 29 Jahre umfassenden Aufzeichnungen über die Benutzung der Zahlstcllen- bibliothek des Berliner Holzarbeiterverbandes. Danach sank in den Jahren 1891 bis 1911 die Zahl der sozialwissenschaftlichen Bücher, auf 109 Entleihungen berechnet, von 22 auf 2, während die Romane von 11 ans 79 stiegen. Der Verfasser knüpft hieran folgende bitteren Be merkungen: So wenig angenehm das Resultat nun auch für uns erscheinen mag: diese Tabelle gibt uns eine sehr deutliche Antwort auf die Frage, wie weit die Arbeiterbewegung zu einer geistigen Ver tiefung führt. Wir haben hier eine ganz regelmäßige Abnahme der Entleihungen bei allen den Gruppen von Büchern, deren Lektüre ein stärkeres Nachdenken fordert. Die Rubrik Sozialwissenschaften und Arbeiterbewegung zeigt neben den Rubriken Naturwissenschaften und Dichtung eine stetig fortschreitende Verringerung der Benutzungs- Ziffern. Und dabei muss man bedenken, wie bei jeder Gelegenheit, in der Presse, in Sitzungen und Versammlungen, von neuem auf die Wichtigkeit sozialwissenschaftlicher Fortbildung für den organisierten Arbeiter hingewiesen wird. Dieser immer wiederholte Hinweis hat schon seine guten Gründe. Jeder ernste Genosse hat eben das Gefühl, dass aller unserer Bildungsarbcit zum Trotz die Masse der organi sierten Arbeiterschaft im Eirunde von den Zielen und Aufgaben der Bewegung wenig weiß. Die Mehrzahl der Arbeiter trottet im all gemeinen Zug mit, läßt sich von der Bewegung führen, ohne danach zu fragen, wohin wir eigentlich treiben, ohne sich im geringsten Klar heit darüber zu verschaffen, ob und weshalb wir dem Sozialismus entgegcngehen. Selbstverständlich kann bei solchen Genossen von einem überzeugten Glauben an den Sozialismus, einer sichern, frohen Zuversicht an den Fortschritt unserer Sache nicht die Rede sein. Jeder .'ccmmung gegenüber erlahmt sofort ihre Widerstandskraft: winkt ihnen im andern Lager eine kleine Lebensverbessernng, >o ver lassen sie die alte Fahne, nm vielleicht später einmal zu uns zurück- zukehrcn, wenn die Not sie wieder zu uns treibt .... Es kommt dazu, dass die jüngere Generation heute sozusagen in die Bewegung hineingeboren wird: sie nimmt Sozialismus und Gcwerkschaftsorga- nisation als eine selbstverständliche Tatsache, über die man nicht weiter nachzudenken braucht. Die Gewerkschaften bieten den jungen Arbeitern Vorteile, folglich werden sie Gewerkschaftsmitglieder: ihre Eltern, ihre Arbeitsgenossen sind Sozialdemokraten, also treten sie ebenfalls der Partei bei, ohne immer nach Ziel und Berechtigung oder nach den Aussichten des Sozialismus lange zu fragen. So sehr der großstädtische Arbeiter von heute an äusserer Kultur gegenüber dem Handwerker und dem Arbeiter früherer Tage gewonnen hat, geistig ist unter den jüngeren Genossen gegen die lebendige Regsam keit des sozialistischen Arbeiters aus den ersten Zeiten der Bewegung sicher ein Rückschritt zu verzeichnen. Lagcrkosten-Berechnttng in Buchbindereien. Da die Berech tigung zur Berechnung von Lagerkosten ab und zu noch immer be stritten wird und zu gerichtlichen Klagen Anlass gegeben hat, die zu ungunsten der betr. Verleger ausfielen, so bringen wir, einem Wunsche des Verbandes Deutscher Buchbindereibesitzer, Leipzig (Deutsches Buch- gewerbehaus), entsprechend, die bereits im Börsenblatt 1911, Nr. 6 erfolgte Bekanntmachung des genannten Verbands nochmals in Er innerung: »Im Verkehre zwischen den Grossbuchbindereien und Verlegern sind Ungleichmäßigkeiten hervorgetreten, die einem gedeihlichen Ge schäftsverkehre nicht förderlich sind. Der Verband Deutscher Buch bindereibesitzer hält es deshalb für seine Pflicht, darauf hinzuweisen, dass seine Mitglieder gebundene wie rohe Verlagsvorräte keinesfalls mehr unentgeltlich lagern können. Die Großbuchbindereien sind ge nötigt, umfangreiche und teure Räume für Lagerzwecke zu mieten. Der Mietzins, sowie die Verwaltungs- und Neinigungskosten können in die Preisberechnungen für die Buchbinderarbeiten nicht wie die all gemeinen Handlungskosten mit einbczogen werden, das würde zu un billigen und unzuträglichen Ergebnissen führen. Vielmehr ist es not wendig, die Kosten der Lagerhaltung besonders zu verrechnen und auf die Einlagerer umzulegen. Einzelne unserer Mitglieder pflegten bisher kein Lagergeld zu ver einbaren nnd berechneten insbesondere auch dann keins, wenn der Verleger das Rohlager nach längerem Lagern bei ihnen binden ließ. Wurde aber die Geschäftsbeziehung abgebrochen und das Rohlager ab- geholt, so traten Meinungsverschiedenheiten hervor, die beim Mangel fester Abmachungen und Handelsbräuche mehrfach zu unliebsamen Pro zessen führten. Um diesen vorzubeugen, hat der Unterzeichnete Ver band seinen Mitgliedern, welche bisher Vergtttungsabmachungen nicht getroffen haben, zur Pflicht gemacht, künftig in allen Fällen, wo ihnen Rvhvorräte vor dem Binden wieder abgenommen werden, Lagergeld nach den üblichen Sätzen vom Beginn der Lagerung an zu berechnen.« Eine Gesetzesuovelle zur Bekämpfung der Schundliteratur. Wie Berliner Blätter melden, finden gegenwärtig Verhandlungen zwischen den zuständigen Ressorts statt, die sich im wesentlichen auf eine Ergänzung der §§ 56 und 42a der Gewerbeordnung beziehen. Es handelt sich zunächst darum, durch entsprechende Bestimmungen gesetz lich festzulegen, dass nicht nur die Kolportage und der Verkauf von Er zeugnissen der Schundliteratur im Umherziehen ausgeschlossen ist, und das; sie auf öffentlichen Plätzen und Strassen nicht feilgeboten werden, was bereits die Gewerbeordnung bestimmt, sondern dass auch eine Ausstellung derartiger Erzeugnisse in den Schau fenstern und Läden verboten wird. Um Grundlagen für gesetzgebe rische Massnahmen zu erhalten, hat sich die Reichsregierung an die Bundesstaaten gewandt, deren Äußerungen überwiegend dahin gingen, dass ein schärferes Einschreiten erwünscht erschiene, wenn man der gesetzgeberischen Schwierigkeiten Herr werden könnte. Diese liegen auch in einer genauen Definition des Begriffes »Schundliteratur«, da die Grenzen zwischendieser und anderer Literatur schwer zuziehen sind. Wei ter wurde auch die Beschlagnahme derartiger (? Red.) Drucksachen für wünschenswert erachtet, und ferner sollten die Strafbestimmungen für Zuwiderhandlungen in dieser Hinsicht eine Verschärfung erfahren. Es ist anznnehmen, dass die Beratungen zwischen den Ressorts dahin führen werden, dass im Laufe des Winters ein Gesetzentwurf dem Par lament zur Durchberatung zugeht. Dann — möchten wir hinzufügen - wird man wohl auch Sachverständige aus dem Buchhandel hören, ehe man Entwürfe zu Gesetzen macht, deren Tragweite sich schon deswegen gar nicht absehen läßt, iveil sich die Schundliteratur sowenig verbieten lassen wird wie der schlechte Geschmack. Verbotene Druckschriften. Der Klub der Demi-Vier- ges von Heinrich Conrad. Der Karthäuser Pförtner, herausgegeben von Di-. Willi Heine. - Aus den Memoiren einer Sängerin, Budapest. Dolorosa: Tagebuch einer Erzieherin. — Die Macht der Nute und die Macht der F rauen, Verlag M. G. Schneider. — Hermann Hoheneck, Ein Sklave. — Der K ü n st l e r a k t. 3. Strafkammer des Kgl. Landgerichts II Berlin. N nbrauchba r m a ch u n g. 26. I. 1943/12. 1^' ^ rt et 1 e 6 e a u. 3. Strafkammer des Kgl. Landgerichts II Berlin. T e i l w e i s e U n b r a n ch b a r m a ch u n g. 26. I. 1043/12. I.sl'rou-I'i'ou, Nr. 645, Paris, liue de koeder 51. 12. Straf kammer des Landgerichts I Berlin. Befchlagnah m e. 38. 1.171/13. (Deutsches Fahndungsblatt Stück 4268 vom 29. März 1913.) Personalnachrichten. Jubiläum. — Am heutigen 1. April sind 25 Jahre verflossen, seit der Redakteur unseres Adressbuches, Herr Richard Köhler, Beamter des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig ist. Der Jubilar, ein Leipziger Kind, widmet sich seiner Tätigkeit an diesem wichtigen Nachschlagewerk schon seit mehr als 41 Jahren: von 1871 bis 1888 beim früheren Verleger des Adreßbuches, Otto Aug. Schulz: am 1. April 1888, als das Adressbuch in den Besitz des Börsenvereins überging, trat auch Köhler in dessen Dienste. Der liebenswürdige, tüchtige Mann, der ohne Nennung seines Namens bescheiden in der Stille wirkt, hat sich die minutiöse Genauigkeit, mit der er seines