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14798 »s-i->>»i-L ». «u«h<m»- Mchtamtllcher Leü. 272, 22. November 1912 Ausschaltung der Privatindustrie bei Druck- legung amtlicher Veröffentlichungen. <Bgl. Bbl. 1911, Nr. 247 u. 1912, Nr. 288.) Aus die in Nr. 238 abgedruckte erneute Eingabe des Vor standes des Börsenvcreins betr. Ausschaltung der Privat industrie bei Drucklegung amtlicher Veröffentlichungen ist nachstehende Antwort des Staatssekretärs des Innern einge gangen : Berlin V. 8, den 5. November 1912. Wilhelmstratze 74. I ä 888k. Auf das Schreiben vom 7. Oktober 1912. Im Einvernehmen mit den Herren Staatssekretären des Reichspostamts und Reichsschatzamts teile ich dem Börsenvcreine mil, daß nicht davon abgesehen werden kann, die Kräfte der Reichsdruckerei im Interesse dieses für das Reich notwendigen Unternehmens in weiterem Umfang, als es bisher der Fall war, nutzbar zu machen. Es wird hierbei darauf Bedacht genommen, daß die erforderlichen Maßnahmen unter tunlichster Schonung der bisher mit der Ausführung von Druckaufträgen betrauten Unternehmer durchgeführt werden. Die Einrichtung einer Verlagsanstalt als neuer Geschäftszweig der Reichsdrnckerei ist nicht in Aussicht genommen. Lehrmittel und Lehrmittelhandel. IV. <III vgl. Nr. 182.) »Arbeit bringt Segen«, doch manchmal auch, wenn des Segens Fülle zu groß ist, die Verhinderung eingegangener Verpflichtungen. So kommt es, daß dieser längst fällige Be- richt erst heute geschrieben wird und mit der Bitte um Nach sicht für die Verzögerung eingeleitet werden mutz. Die markantesten Erscheinungen und Veröffentlichungen der letzten drei Monate, die der Lehrmittelhandel nicht unbe achtet lassen darf, sind: 1. der 4. internationale Kongreß für Kunstunterricht, Zeichnen und angewandte Kunst in Dresden, August 1912; 2. der Besuch des Deutsch-Amerikanischen Lehrerbundes in Deutschland, August 1912; 3. die Tagung der Gesellschaft für Hochschulpädagogik in Leipzig, Oktober 1912; 4. Denkschrift über die Begründung einer Vereinigung zum Export deutscher Lehr- und Lernmittel nach China. Verfaßt vom Börsenverein Deutscher Buchhändler in Leipzig, Oktober 1912. Der 4. Internationale Kongreß für Kunstunterricht, Zeichnen und angewandte Kunst hatte Vorgänger in Paris 1900, in Bern 1904, und in London 1908. Die Kongresse be zwecken, den hohen Wert des Zeichnens für die Kunst und die allgemeine Bildung darzutun und auf Grund dieses Beweises dem Zeichnen als Fach an den niederen wie an den höheren Lehranstalten eine bessere Stellung und eine vertiefte Bedeu tung zu schassen. Man suchte auch in Dresden diese Ziele durch Vorträge und Berichte, von denen nicht weniger als 58 angemeldet waren, mit anschließenden Diskussionen und mit telst einer internationalen Zeichenausstellung, verbunden mit einer industriellen Lehrmittelausstellung, zu erreichen. In wie eminenter Weise das Zeichnen geeignet ist, ein Volksbildungsmittel, ein Mittel zur künstlerischen Erziehung des Volkes und somit zur Erhöhung des Gesamtniveaus der Volksbildung zu werden, das sprach überzeugend aus allen Vorträgen. Die künstlerische Erziehung des Volkes, die Kunst erziehung an der Universität, das schmückende Zeichnen beim Kinde, die Möglichkeit, die Museen in den Dienst der Volks erziehung zu stellen, die künstlerische Schrift, die Geschmacks- bildung durch das Zeichnen, das Zeichnen als Sprache, das waren die Themata, über die die Redner in der Hauptsache sich verbreiteten, und die als nackte Stichwortc schon zeigen, wie sehr die Gedanken der modernen Kulturmenschheit auch auf diesem Gebiete sich vertieft haben. Einen hohe» Wert in bezug auf die Durchbildung und Verbesserung der Zeichen methoden, die ja von Land zu Land verschieden sind und selbst innerhalb der Grenzen eines Landes bei jedem einzelnen Leh rer noch ihre besonderen individuellen Selten zeigen, einen hohen Wert für die Methode und ihre Form hatte die Füh- rung durch die Ausstellung mit demonstrierenden Vorträgen. Vor allem die Aussprachen, die sich an diese Führungen schlos sen, waren von hohem Werte, insofern dos erläuternde Wort vor dem Gegenstand doch immerhin viel mehr Leben gewinnt, als das Wort des Vortrages, sofern diesem Vortrag nicht ebenfalls durch Lichtbilder oder konkrete Demonstrationsge genstände nachgeholfen wird. Die Erörterungen über die psy chologischen Grundlagen des Zeichnens, über das Zeichnen ln den Elementarklassen, über Geschmacksbildung durch das Zeichnen, über Zeichenlehrerbildung, über die Grundsätze, nach denen der Zeichenunterricht an den Mittelschulen zu erteilen ist, über Zeichnen im beruflichen Unterricht, sie alle bargen ohne Zweifel für alle Teilnehmer eine Fülle der willkommen- slen Anregungen. Zur Ergänzung verweise ich auf meine Aus führungen über die Lehrmittel des modernen Zeichenunter richts in Nr. 142 v. I. 1911 dieses Blattes. Auch sonst dürften die Kongreßteilnehmer auf ihre Kosten gekommen sein. Bietet doch Dresden durch seine unvergleichlichen Kunstschätze, seine Sehenswürdigkeiten und Ausstellungen, wie auch durch die landschaftlichen Reize seiner Umgebung eine Fülle des Inter essanten und Schönen, so daß es als Kongreßstadt in diesem Falle geradezu Prädestiniert erscheint. Der Besuch des Deutsch-Amerikanischen Lehrerbundes in Deutschland muß um deswillen hier besonders registriert wer den, als ein dreitägiger Besuch in Leipzig in das Programm ausgenommen war, um die Zentrale des deutschen Buch- und Lehrmittelhandels kennen zu lernen. Die Aufstellung und Durchführung des Programms in Leipzig war in die Hände der Firma K. F. Koehler gelegt worden, und man kann Wohl sagen, daß die Mühen zweijähriger Vorarbeiten durch einen vollen Erfolg belohnt worden sind. Von den verschiedenen Führungeil und Veranstaltungen hebe ich besonders den Be such im Deutschen Buchgewerbe- und Buchhändlerhaus her vor. Die Begrüßung in der Gutenberghalle erfolgte seitens des Deutschen Buchgewerbevereins durch Herrn Degener, für die Firma K. F. Koehler durch Herrn vr. Kurt Koehler. Daran schloß sich ein Vortrag eines Amerikaners über den La teinunterricht an den Mittelschulen Nordamerikas und der Vortrag des Lehrers Löffler über den Arbeitsunterricht in den Schulen Leipzigs. Ferner war vorgesehen ein kurzer Vor trag des Unterzeichneten über Buchgewerbe, Buchhandel und Lehrmittelwesen, der gleichzeitig die Besucher aus die in den Parterreräumen des Hauses aufgebaute Lehrmittelausstellung, die übrigen Ausstellungen und die reichen Sammlungen des Buchgewerbevereins vorbereiten sollte. Die vorgerückte Zeit ließ es aber ratsam erscheinen, sofort zur Besichtigung zu schreiten, und es wurden an Ort und Stelle Erläuterungen von zirka 12 Herren gegeben. Ich muß offen gestehen, daß ich ein derartiges Interesse für die Ausstellung nicht erwartet hatte. Diese reisemüden, schon drei Wochen durch Deutschland von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit gehetzten Amerikaner,