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Blumen im 5jeitn. Helmut Schmarse: Die schönen Gloriosen. Schmucke und durch die Veränderlichkeit ihrer Blütenfarben interessante Pflanzen sind die Prachtlilien oder Ruhmkronen, Gloriosa. Leider sind sie nicht allzu häufig in Pflege anzutreffen. Aus ihrem knolligen, fingerförmigen Erdstamm treiben die Prachtlilien schlanke, 1 bis 2 m hoch kletternde, mitunter oben verzweigte Stengel. Die länglichen, gegen- oder zu dreien quirl ständigen Blätter, deren Spitze in zierliche Rankenwickel ausläuft, sind ungestielt. Ihre großen, farbenprächtigen Blüten entwickeln sich an langen, einblütigen Stielen in den Achseln der oberen Blätter. Von den etwa 5 aus Afrika und dem tropischen Asien bekannten Arten ist die ab= gebildete Gloriosa (Methonica) superba L. bei uns wohl am häufigsten zu finden. Ihre schmalen, kranzförmig nach oben zurück= gebogenen und hübsch gekrausten Blütenblätter sind zuerst grün, später gelb und zuletzt feuer» oder scharlachrot. Bei G. RothschiIdiana O’Brien aus Uganda sind die etwa 10 cm langen Blüten dunkelrot mit einem dunklen Fleck am Grunde,- sie ist eine der besten Arten. Ihre Form citrina, zitronengelb und weinrot gezeichnet, ist ebenfalls sehr schön. Größere Blüten als G. superba hat G. simplex L. aufzuweisen, die mit G. virescens Lindf. Gloriosa superba L. und Plantii Loud. identisch sein soll. Die Blumenblätter sind nur ganz wenig gewellt, beim Öffnen im Schatten gelb, im Sonnenschein später in ein tiefes Gelbrot übergehend. Sehr hübsch ist die großblumige, hellgelbe Form grandiflora, wahrscheinlich gleich G. Leopoldii der Gärtner, mit Blüten bis zu 20 cm Durchmesser. Die „Kletterlilien" gelten zwar gemeinhin als Gewächshauspflanzen, sind jedoch bei aufmerksamer Pflege am warmen, vollsonnigen Zimmerfenster ebenso dankbar. Die Knollen, die wegen Fäulnis» gefahr nicht verletzt werden dürfen, haben ihren Keim meistens dort, wo die äußere winkelförmige Biegung ist,- dieser kaum wahrnehmbare Keim muß beim Pflanzen natürlich nach oben kommen. Das Einpflanzen hat im Februar oder März zu erfolgen. Man nimmt dazu 12—15-cm-Töpfe und recht nahrhafte, humose und lehmhaltige, aber doch gut durchlässige Erde. Die Knolle braucht nur etwa 2 cm hoch mit Erde bedeckt zu werden. Bis zum Austrieb brauchen die Töpfe besonders viel Wärme. Die erscheinenden Triebe werden an Stäben angeheftet. Während der Wachstumszeit sind reichliches Bewässern und gelegentliche Dunggüsse erforderlich. Häufiges Abspritzen ist ebenfalls angebracht, die Prachtlilien lieben feuchte Luft. Die Blütezeit beginnt im Sommer und dauert ununterbrochen bis zum Herbst. Je wärmer und sonniger der Standort ist, desto intensiver wird die Blütenfarbe. Wenn die Stengel im Herbst abge= storben sind, werden sie abgeschnitten. Die Töpfe werden dann völlig trocken gehalten und bis zur nächsten Pflanzzeit nicht zu kühl aufbewahrt, oder man nimmt die Knollen heraus und schlägt sie in trockenen Sand ein. Es sollte mich freuen, wenn diese Zeilen dazu beitragen, diesen schönblühenden, nicht alltäglichen Pflanzen neue Liebhaber zuzuführen. 42