Volltext Seite (XML)
#2 ra--2 Einige Bemerkungen zum „Willkomm an den Pomologen = Ausschuß". (Siehe Seite 19 des vorigen Jahrgangs!) Hier dreht es sich um die Selbsthilfe im Obstbau, um durch eigene deutsche Qualitätsware das Auslands tafelobst vom deutschen Markte zu verdrängen. Dieses Endziel ist es wert, daß man darüber einige Worte zur Erwägung anführt. Es gilt, den Bedarf an Winter- und Frühjahrs tafelobst zu decken. Der Apfel, diese Allerweltsobsthandelsfrucht, muß planmäßig in seiner Kultur so gefördert werden, daß er dem deutschen Markt auge und der deutschen Genießerzunge entspricht. Aussehen und Geschmack entscheiden ungemein,- leider läßt sich zur Zeit das deutsche Auge noch zu viel bestechen durch die Farbe, das verlockende Aussehen des Aus länders. Das ist eine schlimme Sache. Die Güte, der Geschmack und die Haltbarkeit treten noch zu viel in den Hintergrund. Dieser Spieß muß umgekehrt werden beim deutschen Abnehmer. Da muß die Werbetrommel zähe und unerbittlich einsetzen. Der Einzelkäufer wie der Großhandel — dieser tut's ja — muß mehr zur Eßpomologie erzogen werden, daß er nur gewisse Sorten zum Kauf auswählt. .Kaufe nach Sorte!" muß künftig die Losung lauten beim Rohtafelobst, speziell beim Kernobst. Nun die strittige Frage: Wer erzeugt die feinen Tafelkernobstfrüchte, der Hoch- und Halbhoch- oder der Niederstamm auf schwacher Unterlage? Der landwirtschaftliche Obstbau kann nur den Hochstamm als Träger brauchen,- der reine Erwerbsobstzüchter bevorzugt dagegen nur die Niederstämme,- der Halbhochstamm scheidet fast aus beim Landwirt wie beim Erwerbsobstzüchter, nur in gewissen Ausnahmefällen tritt er berechtigt bei beiden Obstzüchrern auf. Zweifellos liefern die Paradies- und Quittenfüße die feinsten Früchte in ihren aufgesetzten Kronen. Die Doucinunterlage nimmt eine Mittelstufe ein zwischen Wildling und den schwachwüchsigsten Unterlagen. Ferner steht unverrückbar fest, daß das Tafelkernobst vom Wildlingsfuß die längste natürliche Dauer zeigt. Den Früchten der schwachen Unterlage müßte eine prima gute Lagerung und Aufbewahrung zur Hilfe eilen. Die Haltba keit muß, da wie dort, durch geschickte, zielbewußte Düngung’mit viel Licht und Luft, mit viel P a O 5 , K 2 O und CaO neben mäßigen N-Gaben und planmäßige Krankheits- und Schädlingsbekämpfung erzwungen und verlängert werden. Auch das Größenübermaß, die übertriebene Großfrücht gkeit, braucht einen starken Dämpfer. Erst ziel sichere Massen-Erzeugung auf Grund örtlicher Erfahrung, dann kaufmännische Auswertung durch Ernte, Sor tierung und Aufmachung. Fehlen darf auch nicht ein kaufkräftiges Publikum, das die Ware sortenkundig kauft, und auch nicht das geschulte Heer der Obstbauern. — In diesem Extrakt stecken in großen Umrissen die Wege zum hohen Obstbauziele. Mögen viele sie erkennen und gerne wandeln! J. Groß, Iggersbach, Vorsteher d. ehern. Obstbauschule. Ein Rundgang durch die Überwinterungsräume unserer Gemüse- und Obstvorräte sowie der immergrünen Pflanzen ist im Winter alle acht bis zehn Tage nötig. Infolge der veränderten Temperatur-, Licht- und Luftverhältnisse haben sie ihr Aussehen teilweise verändert, indem sie da und dort gelbe Blätter, faule Stellen usw. aufweisen. Das wichtigste für alle Überwinterungsräume (Keller, Souterrains usw.) ist zunächst das Lüften bei frostfreier Witterung besonders in feuchten und mit Dampfheizung versehenen Kellern zwecks Abziehens un reiner und zu warmer Luft. Je luftiger und kühler Gewächse überwintert werden, desto besser und länger halten sie sich. Die Temperatur darf in diesen Räumen nicht mehr als fünf bis acht Grad (Celsius) Wärme betragen. Wenn Möhren, Sellerie, Rote Rüben, Rettige usw. ordnungsgemäß in Sand oder Erde eingeschlagen sind, kann ihnen nichts passieren, denn sie bleiben vor dem Einschrumpfen geschützt. Die Kohlarten werden da und dort Faul- und Schimmelstellen sowie gelbe Blätter zeigen,- diese soll man nicht immer restlos entfernen, da sich sonst wieder neue Absterbeschichten entwickeln, die die Köpfe immer kleiner werden lassen. — Trockene Fäulnis schadet weniger als die feuchte fressende Fäulnis, die natürlich wegen ihrer rascheren Verbreitung stets sofort zu entfernen ist. Alles zweifelhafte Gemüse muß immer zuerst verwendet werden,- das gilt auch für die Kartoffeln, das Obst und die Konserven. Bei Frostgefahr (unter zehn Grad im Freien) sind die Vorräte mit Matten oder Tüchern und die Keller fenster von außen mit Laub oder Stroh abzudecken, das aber alles bei Tauwetter sofort wieder zu entfernen ist. Beim Obst achte man nicht nur auf die angefaulten, sondern auch auf die mit den schwarzen Schorfflecken besetzten Früchte und trenne sie wegen Ansteckungsgefahr sofort von den reinen Früchten. In zu trockenen Kellern, wo Gemüse, Obst und Pflanzen zu schnell welken bzw. austrocknen, stelle man Gefäße mit Wasser auf und lüfte auch einmal an frostfreien, windstillen Regen- oder Schneetagen, damit etwas Feuchtigkeit eindringen kann. Immergrüne Pflanzen, wie Lorbeer, Aucuba, Yucca, Evonymus, Fuchsien, Geranien usw. sind möglichst hell und kühl zu stellen und nur nach Bedarf zu gießen, also wenn sie wirklich ganz trocken sind. Gegen etwaige Läuse hilft ein Bespritzen mit einprozentigem Venetan, gegen Meltau mit einprozentigem Solbar und gegen Mäusefraß und Kellerasseln das Auslegen von Zeliokörnern, Schnecken bekämpft man durch Ausstreuen von ungelöschtem Kalk. Zu den noch zu betreuenden Kellerpflanzen gehören auch die im Spätherbst eingebrachten Knollen von Dahlien, Montbretien, Gladiolen usw.,- sie werden durchgeputzt, von abgestorbenem Blattwerk befreit und dann in Torfmull, Erde oder Sand eingeschlagen.