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46 Wichsleder. Boden wird mit einer Schicht frischgebrauchter Lohe bestreut und darauf eine Lage feingemahlene Lohe gebracht, auf welche das zu versetzende Fell gelegt wird. Zum Versetzen wird als Streumaterial feingemahlene Eichenrinde benutzt, welche mit Blühe angefeuchtet ist. Grobgemahlen Rinde eignet sich zum Versetzen nicht, da diese sich zu sehr in die Narbe einprefst. Die Felle werden mit der Narbe nach innen der Länge nach doppelt gelegt, vorher aber die Narbe innen bestreut und dann die obenliegende Aasseite. Müssen Falten gelegt werden, so sind diese hübsch glatt zu legen und mit einer dünnen Lage Streumaterial voneinander zu halten. Stets mufs die Narbe des ganzen Felles mit der Versetz lohe bedeckt werden damit dieselbe eine gleichmäfsige Farbe erhält. Würde zwischen die Falten keine oder nicht genügend Lohe gestreut, so klebt dieselbe zusammen und zeigt dann später beim Trocknen zahlreiche hellere Stellen, die Narbe würde „bunt“. Die Felle werden in der Grube rings herum gelegt, das Hinter teil dem Rande der Grube zu, es mufs darauf geachtet werden, dafs die Grube möglichst eben bleibt, und soviel wie möglich vermieden wird, dafs Vertiefungen mit gebrauchter Lohe oder frischem Streumaterial ausgefüllt zu werden brauchen, wie dies bei un geübten Arbeitern zum Nachteile des Gerbers so häufig der Fall ist. Die Grube wird bis ca. 30 cm vom Grubenrande gefüllt, durch eine frische Lohschicht von ca. 5 cm Dicke abgeschlossen und mit einer Schicht frischgebrauchter Lohe von ca. 20 cm ausgefüllt. Die Grube wird dann mit Brettern belegt, mit Steinen beschwert und mit Brühen aus dem ersten Abzug abgetränkt, was durch den an der Seite angebrachten Pfaffen geschieht. Auf diesem Satze bleiben die Felle ca. zwei Monate steßen. Die Gesamt-Gerbdauer beträgt demnach ca. 120 —125 Tage — 4—41/4 Monat, für schwere sogar noch etwas mehr. Eine lange Zeit für Kalbleder! Aber bei der geringen Äsche rung und dem Fehlen jeglicher Beize mufs durch sachgemäfs ge leitete möglichst volle Gerbung die erforderliche Weichheit und Zähigkeit geschaffen werden. Wollte man von Anfang an stärkere Brühen gebrauchen, so würden sich in dem späteren Stadium die Leder schwerer durchgerben, trotzdem aber blechig bleiben. Natür lich soll nicht behauptet werden, dafs unter allen Um ständen so lange gegerbt werden mufs, die Gerbdauer wird vielmehr durch zahlreiche Faktoren abgekürzt werden können, z. B. durch Mitverwenden stärkerer Gerbmaterialien in den späteren Stadien