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Nr. 10. Freitag, den 6. März 1914. XVI. Jahrgang. Der Handelsgärtner Abonnementspreis bei direktem Bezug vomVerlag: für Deutschland, Oesterreich and Luxemburg M.5.—, für das Ausland M. 8.—, durch die Post oder den Buchhandel M. 20.— pro Kalenderjahr. Ausgabe jeden Freitag. Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Begründet von Otto Thalacker. — Verlag: Thalacker & Schwarz, Leipzig-R., Gomeniusstr. 17. Inserate 50 Pfennige für die vier- gespaltene N onpareille - Zei e auf dem Umschlag 40 Pfennige, im Beklameteil M. 1.— füz die zweigespaltene 105 mm breite Petit-Zeile. Das Abonnement gilt fortlaufend u. kann nur durch Abbestellung 14 Tage vor Jahresschluß aufgehoben werden. Beachtenswerte Artikel in vorliegender Nummer: Rhabarberanbau zum Erwerb. I. Der Wert der Spezialkulturen an kleinen Plätzen. II. (Schluß.) Neue Laabhölzer aus China. IV. Die wirtschaftliche Gefahr der Sicherungsübereignung. Aus dem Jahresbericht des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands. Welcher Handelsgärtner gehört zur Detailberufsgenossenschaft? Handelskammerberichte: Frankfurt a. M. Kultur, Unterrichtswesen, Handelsnachrichten, Fragekasten für Rechtsangelegen helten, Bücherschau. — Marktberichte usw. Rhabarberanbau zum Erwerb. Von A. Janson. I. Wenn man für die Rhabarberkultur zum Erwerb ge wisse Anforderungen an den Boden stellen soll, müßte man sagen, daß der Boden sehr nahrhaft, sehr feucht sein muß, und daß im allgemeinen ein schwerer Boden mit Grundwasserstand bis zu 60 cm Höhe unter der Oberfläche des Bodens am besten ist. Und im Anschluß daran heißt die wichtigste Vorbe dingung zum Erfolg bei der Rhabarberkultur: viel, viel Dünger, gleichgültig in welcher Form. Weil leichte Böden selten nährstoffreich, oft auch trocken sind, brauchen sie mehr Dünger und eignen sich im allgemeinen minder gut. Tiefe vorbereitende Bodenbearbeitung erhöht die Lei stung der- Pflanzung. Aber das übliche Rigolen mit dem Spaten ist zu teuer. Wenn man nicht mit nachfolgendem Untergrundpflug pflügt, oder hinter dem Pfluge rigolt, wie ich das in einem in Kürze sich anschließenden Aufsatz über Bodenbearbeitungsmethoden im Baumschulenbetrieb be schreiben werde, dann pflügt man am besten nur einfach, wenn freilich auch so tief als möglich; also mit verlänger ten Ketten und vier Pferden. Das kostet nur etwa 18 Mk. für einen Morgen, während bei gleichen Bodenverhältnis sen das Rigolen mit dem Spaten auf etwa 800 Mk. kommt. Bei dieser vorbereitenden Bearbeitung gibt man für 1 Morgen möglichst viel Aetzkalk — es kann davon schwerlich zu viel werden —, 3 bis 4 Zentner Thomasmehl, 5 Zentner Kainit, mit Höchstgehalt an Phosphorsäure und Kali. Der Stückenkalk wird in Häufchen von dem Inhalt einer Schiebekarre auf das Stück verteilt, und die Häuf chen werden mit Erde abgedeckt, so daß der Kalk lang sam gelöscht wird und zerfällt. Will man diesen Vorgang beschleunigen, können die abgedeckten Häufchen öfters aus der Brausekanne befeuchtet werden. Vor dem Pflügen wird dann der zu Staub gelöschte Kalk bei windstillem Wetter ausgebreitet, ebenso die un mittelbar vor der Verwendung durch Umschaufeln miteinander vermengten Kunstdünger. Sie werden durch das Pflügen mit dem Boden vermengt, und diese Vermen gung wird noch sorgfältiger durch die Bearbeitung mit einer krummzinkigen, tiefgehenden schottischen Egge oder eines Grubbers, am besten einer Bearbeitung des Stückes über Kreuz mit einem Federzahnkultivator. Die einfache, das heißt die einmalige Bearbeitung solcher Art kostet für 1 ha etwa 9 Mk. Das Ausstreuen und Mischen der Kunstdünger kann für 25 bis 26 Pf. für 1 Ztr. im Akkord vergeben werden. Ich führe die Zahlen so genau an, weil es ratsam ist, alle diese Arbeiten, sofern nicht Pferde genügend im eigenen Betrieb sind, zu vergeben. Da geben diese Zahlen einen Anhalt, was es den Unternehmer selbst kostet und was man ihm einschließlich des Unternehmer gewinnes bewilligen kann. Beim Bezug von Pflanzen falle man nie auf die viel billigeren Samenpflanzen herein. Sie geben dünne Stiele, die roh im Geschmack, grasgrün sind, weshalb sie vom Handel ungern genommen werden, und welche nur kleine Ernten geben. Vermeintliche Sparsamkeit beim Bezug der Pflanzen ist in Wirklichkeit fast immer Verschwen dung. Ich persönlich habe Rhabarberkulturen hektar weise seit Jahren angelegt und bin immer wieder auf stärkste Teilpflanzen zurückgekommen, deren jede nicht unter 12 kg Gewicht haben und nicht kleiner sein sollte, als der Kopf eines neugeborenen Kindes. Solche wachsen viel gleichmäßiger und sicherer an, geben ein volles Jahr früher Ertrag, der außerdem größer ist, als bei Verwendung schwacher Setzlinge oder gar Sämlinge. Nicht ganz leicht ist die Beantwortung nach der besten Sorte! Am verbreitetsten ist wohl die verbesserte rotstielige Viktoria. Sie ist trotz vieler Neuheiten auch heute wohl noch jene Sorte, welche überall dort die beste ist, wo man Qualität und doch auch gute Ernte verlangt. Die Durch schnittsjahreserträge können auf 800 bis 1000 Ztr. Stiele zu je 6 bis 7 Mk. von 1 ha gerechnet werden, so daß ein Rohertrag von 4800 bis 7000 Mk. für jedes Ertragsjahr er zielt wird. Feiner ist der verbesserte Rotstielige. Er gibt aber nur 600 bis 700 Ztr., und oft ist auch der Preis nicht viel höher, weil die Stiele dünner sind. Wo man einen warmen Boden mit früher Lage hat, ist er aber bis zu 10 Tagen früher, und erzielt dann oft im direkten Absatz an das Publikum über 10 Mk. Riesenerträge, bis zu 1500 Ztr., selten unter 1100 bis 1200 Ztr., leistet der amerikanische Riesenrhabarber, der im Großhandel seit Jahren aber nur etwa 4 bis 5 Mk. kostet, aber auf manchen Märkten, trotz seiner geringen Güte, starke Nachfrage findet, weil die oft handgelenk dicken Stiele manchmal eine Länge von mehr als 114 m besitzen und ihres starken Markes wegen wenig Abfall geben. Ich möchte noch darauf hinweisen, daß in trockenen Böden keine Rhabarbersorte so zuverlässig und sicher, weil weniger anspruchsvoll bezüglich Wasser, ist, wie der verbesserte Rotstielige. Die übrigen Sorten, welche noch gebaut werden, ste hen an zweiter Stelle. Queen Victoria ist durch den „ver besserten Viktoria" lange überholt. Leidlich gut sind viel leicht noch Paragon, Royal Albert. Für Herrschaftsgärt ner, aber nur für diese, ist Raspberry (Himbeere), weil hoch fein von Geschmack und leuchtend rot. Für den Erwerb ist diese englische Sorte zu wenig ergiebig. Zu warnen ist vor der neuerdings viel empfohlenen Sorte Stutt’s Mo-