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Nr. 137. Pul»nitzer Wochenblatt. — Donnerstag, den 16 November 181'. Seite 6. hen, so steht es, Anhängern anderer Systeme auch bei Babelsbergers stenographie das leichteste unter « e halbe Stunde hindurch ge- ndiger Arbeit nicht weiter über- ng durchfiel I SSlSSISSS sssssss Zur Wösliüz der bayerischen Kammer Da« Kabinett der Grafen PodewilS hat sich entschlossen, in dem Konflikt mit der Zen trumsmehrheit nicht nachzuge ben, sondern den Landtag auf zulösen. Als dar Zentrum seinen Borstoß gegen den Ver kehrsminister von Frauendor- ser unternommen hatte, der mit sachlichen Anklagen wegen der angeblichen Begünstigung sozialdemokratischer Eisenbahn- arbetter begann und mit per sönlichen Vorwürfen endete, da war wohl von einer Auf lösung die Rede, dann aber hieß es, daß man mit Rück- sicht auf die Gesundheit des Prinzregenten von dieser Maß regel absehen werde. Nun hat sich der Prinzregent diese Rück- fichtnahme ausdrücklich verbe- ten. Daher beschloß Graf Pode- wilr, an das Land zu appel lieren. Unsere Bilder zeigen neben den führenden" Persön lichkeiten des Ministeriums die Führer des Zentrums und der Opposition in der nunmehr ausgelösten Kammer. Kunst und ^odlkakrt. ine neue Wohlfahrts-Künstler-Postkarte hat der seine Tätig keit über ganz Deutschland erstreckende Verein für Wohlfahrts- Marken (zur Bekämpfung der Tuberkulose und anderer Volks krankheiten) im Galerie-Verlao, Steglitz-Verlin, erscheinen lassen. Sie stellt die „Begegnung Bismarcks mit Napoleon vor Sedan" dar. Die von Kaiser Napoleon nach der Schlacht bei Sedan er betene Unterredung mir dem Bundeskanzler Graf Bismarck hatte am frühen Morgen des 2. September auf der Chaussee nach Donchery, wo Beide sich begegnet waren, stattgefunden Den Moment des Zusammentreffens veranschaulicht das Bild, welches Ludwig Putz für die Wohlfahrts-Künstler-Postkarten-Serie Wie wenig die Nationalstenographie auf EinzMeiftungen zu pochen braucht, erkennt man ja aus der oben angeführten Prüfung. Daß natürlich in Nationalstenographie die GesMtzahl der Wett schreiber keinen Vergleich mit der Gabelsbergerschen bietet, ist klar, denn Gabelsberger ist schon 7S Jahre an -Mr Arbeit, National stenographie aber erst 14 Jahre alt. daß sie in Frankfurt gerade einen Verein den vielen Gabelsbergerschen gegenüberstellen sann, ist doch nicht ein Beweis für geMge Leistungsfähigkeit? diesem System ist es völlig ausgeschlossen, daß ein Schüler, der die Berkehrsschrift erlernte, einen Brief liest, der in gekürzter Schrift geschrieben ist. Das kann auch nicht sein, denn beide Schriftarten haben eben verschiedene Aufgaben. Beweis: Am 24. September haben in Chemnitz vor einer unparteiischen Prüfungskommission 30 Nationalstenographen dieGeschä'tsstenographenprüfung bestanden. Sie bedienten sich bis auf einen der Schulschrift, leisteten 150 Sil ben pro Minute eine Viertelstunde lang und waren meist Schul kinder, im ganzen 28 Personen unter 15 Jahren. Will uns der Gabelsbergersche Verein zu Pulsnitz das nachmachen, so steht es ihm frei! Die Hauptsache ist eben die, daß man l f wohl dasselbe erreicht wie in Nationalstenograpie aber viel länger braucht! Verband für ationalstenographie im Königr. Sachsen. Lehrer,W ohlrabe - Chemnitz, Reichsstraße 57III, Praktiker na em System Nationalstenographie, früherer P oktiker im Gabelsbergerschen System. 4. Ganzzbesonders ungeschickt aber ist dqs Abschreiben sogar des Abschnittes in dem betreffenden Flugblatt.«, der von den Höchst leistungen handelt. Damit hat der Verfasser'"dec Gabelsbergerschen Sache einen schlechten Dienst erwiesen, denn Mr müssen leider hinzu setzen, daß derselbe Stenograph, der nach dem Gabelsbergerschen Artikel nicht einmal 284 Silben bezeugt wiedergelesen haben soll, erst am 30. April d. I. bei einem Weüschreiben in Essen glänzend über Gabelsberger siegte. Er hat rt unter strengster Kontrolle des Gabelsbergerschen Verbandsvorstandes bloß ein wenig mehr, nämlich 325 Silben pro Minute' - h-"- ' - schrieben und sehr gut übertragen, während einer der Babelsberger- schcn 400-SUbenschreiber nach " ------ —--- ----- setzen konnte, also bei der Pr" 3. Es ist die allergrößte Unwahrheit, wenn behauptet wird, daß bei der Statistik die Postkarteneinsender usw. mitgezählt würden. Als verantwortlicher Bundesschriftführer des Bundes für National stenographie stelle ich fest, daß ber unserer Statistik nur vollständig ausgebildete Schüler gezählt werden, die imstande sind, dieNational- stenographie richtig zu lesen unk zu schreiben. Es wird also eben- falls nur die Schlußzahl eines Kurses gezählt. Nur hat stie National stenographie den Vorteil, daß sich die Zahl gegen Vas Ende des Kurses meist erhöht, weil die Teilnehmer immer Mehr von der Leichtigkeit und Güte des Gelernten überzeugt Mrden und ihre Bekannten auf den Unterricht aufmerksam machen! wird von ruhig prüfenden gestanden, daß die National- ,, en bestehenden und verbreiteten Systemen ist, daß sie aber trotzdem viel rascher zur Praxis führt als z. B. das veraltete schweige System Gabelsberger. Wer in Pulsnitz schon im Gabelsbergerschen Unterricht war und von dem Erlernten nicht befriedigt/wurde oder den Kurs nicht beendete — das kommt ja nicht zuMten vor — der lerne nun die National stenographie. Er wird völlig zufrieden sein und in kurzer Zeit Erfolge sehen. Es ist hinreichend bewiesen u des Eplerie-V^rlages gemalt hat. Bismarck hält zu Pferd neben dem kaiserlichen Wagen, in welchem Napoleon — im Begriff, sich zu erheben — dargestellt ist. Die Gestalt des eisernen Kanzlers — straff im Sattel aus- gerichtet — steht in wirksamem Kontrast zu derjenigen des unter der Wucht seines Geschickes zusammengebrochenen Kaisers. Die Darstellung dieses Augenblickes — wohl eines der be deutungsvollsten der deutschen Geschichte — wirkt, indem sie auf alles unwesentliche Beiwerk verzichtet, durch die charakteristische Gegenüberstellung der beiden Hauptfiguren als Sieger und Be siegter klar und überzeugend, der stimmungsvolle Moment der Situation ist durch die an der linken Hälfte des Bildes sichtbaren französischen Offiziere in deren Ausdruck und Haltung unterstützt. Durch die Abteilung des Bildes in drei Felder ist eine wesentlich stärkere Wirkung der Hauptgruppe beabsichtigt und erzielt. Auch die Wohlfahrts-Künstler-Postkarte Nr 2 hat für die Wohlfahrts-Künstler-Postkarten charakteristische, schöne Adressen- Seite erhalten. Diese Adressen-Seite zeigt bekanntlich einen Ritter, der einer Schlange, die die Volkskrankheiten darstellt, den Todes stoß versetzt. / Die Wohlfahrts-Künstler-Postkarte SU. 2 ist ebenfalls nur bei besseren Ansichts - Karten - Verkäufern Für den üblichen Preis von 10 Pfg. zu haben. Bei größeren PEtie-Bezügen für Vereine usw. kann der Galerie-Verlag in SiegliMVerlin ermäßigte Preise einräumen. F BLgdeburger Wettervorhersage. /Freitag, den 17. November. WEig, wärmer, windig, etwas Regen. mrÄisn-NaübrriDten. Pulsnitz Sonntag, den 19. November, XXIII. nach Trintt.: '/,9 Uhr Beichte > Pastor 9 „ Predigt sApastelgesch. 26, 24—32) s Resch. '/,2 „ Gottesdienst („Die Entstehung des evangelischen Bundes"). Pastor Köhler. 8 „ Beichte und heiliges Abendmahl. Pastor Köhler. 8 „ Jungfrauenvsrein. Amts woche für einfache Taufen, Trauungen und Beerdigungen : Pastor Köbler. Mauseloch verkriechen zu können, hob sie noch einmal den Blick. Und wird» — traf sie mit dem spöttisch erstaunten Blick Götz Hrrrrnfrld«» zusammen. Di« Erinnerung an diesen Blick war da» einzige, wa« Eva von dieser Flühstück» stund« im Gedächtnis Haft«« blieb. Jutta versorgt« Goa mit Tee und legt« ihr allerhand gute Sache« auf ihren Teller. Eva wußte nicht ob sie sich beim Verzehre« derselbe« richtig benahm. Scheu blickte sie nach den ander« unb folgt« ihrem Beispiel, so gut sie konnte. Jutta gab sich Müh«, Eva zum Sprech«« zu bringen. E» gelang ihr schlecht. Erft al» fi« von Fritz kräftig unterstützt wurde, kam eine Art Unterhaltung zwischen de« Dreie» zustande. Eoa steu erte allerdings nur „Ja" und .Nein" dazu bei. Silvie und Götz wechselten spöttisch« Blick«. Wie ein« läh mende Stumpfheit lag e» auf der sonst so angeregt plaudernden Gesellschaft. Frau von Wollersheim quälte sich zuweilen einige herzlich sei« sollende Wort« für Eoa ab. Ihr Batte saß mit verstimmter Miene da. Er ärgerte fick, daß Eoa so ängstlich und scheu war. So war fi« ihm auch früher entgegengetreten. Und doch wußte er nun, daß fi« ganz ander» sei» konnte. E» tat ihm weh, daß fi« sich so unvorteilhaft rinsührte. , Endlich war da» Frühstück zu Ende. Jutta entführt« Eoa, um fi« im Hau«, i« de» Ställe» und im Park he,um,«führen. Drauß«« in der Halle blieb fie st«he». „Warte hier einen Nugeublick, Eva. Ich will erst Made» moiselle Bescheid sag«», daß ich heute keine Stunde nehme. — Mama hat mir Vakanz «teilt, dir zu Ehren." Sie lief davon. Toa stand mitten in der großen Hall« und sah fich aufatmend, wir «in«, T«fahr «»können um. Ab« da sah st« Silvie und Götz H«r,»f«lde da» Frühstückt zimmer verlassen und auf die Hall- zukommen. Zu Tode erschrocken, vnbarg fie fich hinter eine Säule. Nur um Himmels a llen nicht wi der diesen spöttisch«« Män»«augr» begegnen! Götz und Silvie kamen dicht an ihr vorüber. Und da hört« fie ganz deutlich, wi« Götz sagte: „Da habt Ihr ja ei» greuliche» kleine» Monstrum al» Fa milienzuwachs erhalten." Silvi« seufp«. „Gräßlich, — einfach gräßlich I" „Verbohrte Idee von deinem Stirfvater, diese Kleinstädterin ohne jeden Urbergang in sein Hau» zu verpflanzen. Er hätte fie doch «st ein Jahr in PenfionSdrill g«b«n soll«»." Silvie zuckte die Achseln. Was fie antwortete, konnte Eoa nicht verstehen. Sie stand wie gelähmt und starrt« hinter den beiden her. „Greuliche» kleiner Monstrum —, da» bin ich," dacht« st« bedrückt und elend. Und fi« wünschte, daß fie Götz H«rrens«lde »i« mehr begegnen müsse. Dieser war mit Silvie hinau» in den Garte« gegangen. Letztere hatt« graniwortet: „Mama wollt« ja Eva sitzt um keinen Prei» nach Woller», heim habe». Aber Papa li«ß fich nicht belehren, daß fi« hirr nicht am Platze ist. Man muß fich ja schämen, wenn fi« ein Mensch sieht. Ein Bauernmädel kann sich auch nicht linkischer benehmen. Ich hatte immer Angst, fie würde da» Messer zum Munde führen." Götz machte ein undefinierbare« Gesicht. Seine schar? ge. schnittenen Züge mit dem charakteristisch vorspringenden Kin», der hohe« Stirn und den tieslirgrnden Augen verriete» eine Be deutung, die fich in seinem sonstige» Wesen nicht kundgab. Er liebte e» nicht, sein Innere» zu zeige», vielleicht gerade deshalb, weil er tief vrranlogt war. Götz Herrenfelde war in eine sehr schlimme Position geraten, al« er da« Majorat nach Silvie« Vater übernahm. Seine besten Kräfte mußte er verzetteln, um fich durch allerlei widrige Miseren zu schlagen. Herrenfelde war total h«unt«rgewir»schaftrt und brachte hm kaum da« Nötigste «in. Immer noch versuchte er mit zäher Auidauer, fich gegen de» Untergang zu stemmen. Aber um da« im Grunde ertrag», fähig« Gut wiedrr emporzubringrn, war Geld nötig. Und da« hatte er nicht. Frau von Wolter«heim redet« ihm schon s«it langem zu, eine reiche H«irat zu machen. Götz hatt» schon manche« Her» im Sturm erobert; e« würde ihm nicht schwer fallen, eine reich« Erbin zu erringe». Aber zu seinem Unglück war Götz Herren- selbe, trotz seine« zur Schau getragenen, oberflächlich spöttischen Wesen«, «ine sensitive Natur und «in Aesth«trk«r dr« Herzen«. ES widerstrebte ihm unsagbar, ein« Frau zu umwerben, für die « nicht empfand. So leicht »« ihm wurde, Frauenherzrn zu besiegen, wenn « selbst Feuer fing, so schwer war e» ihm Ge fühle zu heucheln, die er nicht empfand. Der wahr, Kern sein«« WrsenS war avständig und vornehm. In anderen Btthäliniffe» wär« er ein andtrer Mensch gewesen. To aber krankte er an seiner eigene» Armut und der Unmöglichkeit, sich rmxorjuar beiten. Er nahm sich Mst ernstlich vor, all« Empfindlichkeit beiseite zu lassen und sich »ach einer reichen Frau umzusehen; denn nur so konnte ihm und dem Majorat geholfen werde«. Ernstlich redete er fich rin, schlechtweg jede Frau zu nehmen, die über di« nötige Mitgift verfügt«. Seine Tante, eine Generalin Her renfelde, die in Berlin lebte, hatte ihn vorig«» Winter »u fich ringrladen. Vie hatte ihn auch mit mehrer«» reichen Mädchen au» guter Familie bekannt gemacht. Aber im letzten Augenblick wurde Götz immer wird« fahn«»flüchtig. Irgend etwa» störte ihn immer so stark an der Betreffenden, daß er da« entscheidend« Wort nicht Über die Lippen bracht«. Auch Frau von Woltrrthrim — hielt Umschau unter den Töchtern d«, Lands« für Götz. Bi« jetzt hatte aber auch fi« keinen Erfolg gehabt. Götz war eben G^ahlsaristokrat. — — Während er jetzt mit Lrlvie durch den Park schritt, wurde sein Gesicht immer finsterer. Ein v-rdiff-n« Trotz lag um do« fest gefügte Kinn. Silvie ging ebenfalls unerfreulichen ««dank«» nach. Sie ärgert« fich über der durchaus keine Anstalten traf, um sie zu werbe». Beide merken nicht, daß sie sich mit Ausdaurr anschwiegen. Sie kamen schließlich an den Weiher und setzten sich aus di- Bank, auf der Jutta erfahre» hatt-, daß sie noch -i" Schwester b-l°ß. - Eoa war inzwischen Mit Jutta durch da« ganze Hau«, durch die Ställe und den Garten gegangen. Erstaunt hatte fi- all!« betrachtet. E n« fremde Wilt tat fich vor ihre» Blöcken auf. Mit Jutta allem, wurde fie wieder lebhaft und gab unbe, fang«« ihren Gedanke» Ausdruck. Nur manchmal verstummte fi« plötzlich und horchte jn fich hinein. , . _ _, „Du bist da« greuliche kleine Monstrum," sagte fi« sich dann mit einem seltsam wehen Gefühl. Nun gingen dir b«d«n -- Schwestern plaudernd durch Park. Ach, wie henuch war e« hier. Eva sog mit tiefen Zügen die köstliche Luft em. Und da waren fi« der Bank am Weiher nah« gekommen, ohne erst Götz und Silvie zu bemerk««. (Fortsetzung folgt.)