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Pulsnitzer Mckendlatt Donnerstag, 16. November 1911. Beilage zu Nr. 137. 63. Jahrgang. schneidendem Schmer,. Sie hätte laut aufweinen mögen, — so weh tat er ihr. Herr von Wolteräheim sah mit umwökkter Stirn, daß Sil» sie und ihre Mutter spöttische Blick« tauschten und daß auch Fritz etwa« betreff«» aus da« schüchtern«, linkisch« Mädchen in dem häßliche», schlechtfitzend«» Trauerkleid starrte. Dunkle« Rot stieg ihm in« Gesicht. Gestern war ihm Goa« Aeußere nicht halb so unangenehm ausgefallen. Gr erhob sich schnell und trat an Goa« Seit«. D«n Arm um sie legend, sührt» er fit nahe an den Tisch Hera». „Hier ist dein« Mutter, Eva; dir» deine Schwester Silvie. Und hier Fritz von Wolter«heim, drin Aettrr. Auch Baron Götz von Herrenfrlde grhört ,u unsrrrr Familie. Du bist unter lauter Verwandten und brauchst nicht ängstlich zu sein," sagte «r gütig. Fritz war aufgesprungen, nachdem er srme Fassung wieder- erlangt hatte, und reichte Eva herzlich die Hand. »Willkommen daheim, Bärchen Eva. Ich hoff« wir wer« drn gut« Freund«,- sagt« «r warm. Da« arm« Kind «rbarmt« ihn. — Eva sah flüchtig zu ihm auf und rrrötrtr. Sie antwortete nicht; aber sie drückt« s«in« Hand, w«il sie fühlte: der meint e« güt mit dir. Silvie hatte bei dieser Begrüßung die Augenbraue« hoch gezogen und legte nur auf eine stumme Aufforderung ihrer Mut ter die Fingerspitzen in Eva« Hand. Jutta quittiert« mit rinem wütenden Blick über ihre kühl« Begrüßung. Frau von Wolte»«hrim fühlt«, daß si« jetzt di« Initiativ« ergreifen mußte. Sie zog Eva mit einem etwa» gezwungenen Lächeln an ihr« Seite. « »Willkommen in deinem Vaterhau«, mein l»be« Kind. E« hat mir leid getan, daß ich dich nicht schon geller» abend be grüßen konnte. Aber wir kamen spät heim, — da schliefst du wohl schon längst. Nun komme, setze dich zu u«S." «va wußte nicht, daß sie nun eigentlich die gebotene Hand der Stiefmutter hätte küffen müsse«. Sie drückt« fi« nur krampf haft und warf «i««n ängstlich fl,Hinde« Blick in da« kühle Ge sicht der vornehme« Dame. Baron Götz machte nur eine stumme Verbeugung vor «va. Die sah sie aber gar nicht. Erst, al» sie auf ihrem Platze saß und im stille« wünschte, sich i» ei« Sie zog Eva mit sich fort. Dies» hätte sich allein kaum Mecht gefunden in dem weitläufigen Gebäude. Heute, im kla re» Morgenlicht, sahen dir Säle und dir Gänge ganz ander« au» al» gestern im flackernden Kerzenschri». Die Ahnenbckder schienen ganz freundlich herabzulächeln auf diese» Wolter»heimrr Sproß, drr eine bürgerliche Schauspielerin zur Mutter hatte. Nun ging «» di« Treppe hinunter durch den hallenartigen Flur und wieder eine» Gang entlang. .Endlich machte Jutta vor einer Eigentür Halt. „So, Ev', jetzt wirst du gleich vor dem hochnotpeinlichen Tripunal stehen. Kopf hoch — Brust herau»! Mut zieret selbst den Mameluk. Eva hielt fi« ängstlich fest, al« sie die Tür öffnen wollte. „Ach, bitte — warte noch «ine« Augenblick. Mir klopft da« Herz so sehr. Ich fürchte mich." „Ach du Hasenfuß, vor wem denn? Du findest doch nur Papa, Mama, Fritz und Silvie drinnen, — achso — nein: Silvie« Vetter, Götz Herrenfrlde ist ja auch vorhanden. Er kommt zuweilen zum Frühstück, wenn er gerade vorüber reitet." „O Bott, — noch ein fremder Mensch," flüsterte Eva schrecken»bleich. „I wo, — fremd? Der grhört quasi mit zur Familie. Außerdem ist er ein hochmütige» Greuel, der mich immer al» Wickelkind behandelt. Für mich ist er Luft. Du kannst ihn ebenfall» ignorieren; dann bist du fertig mit ihm. Nu« aber lo«! Sei doch vernünftig; e» tut dir kein Mensch etwa» zu leid«. Dafür laß mich nur sorgen," sagte Jutta und öffnete mit rinem energisch«« Ruck die Tür. Si« zog di« halb bewußt los« Eva mit sich in« Zimmer. E« war ein schöner, großer Raum mit herrlichen alten Möbel». Um den großen Frühstück«- tisch saßen di« Famili«umitglied«r. Eva» Debüt weg«« nahm man heut« trotz dr« schönen Wetter« da« Frühstück im Zimmer «in. — Aller Blicke wandten sich auf Eoa, die mit niedergeschlage nen Auge«, ei» Bild hilfloser Verlegenheit, «eben Jutta vor ihren Angehörige« stand. Fast körperlich fühlt« fi« all di« prü« f«nde« Blicke und umklammert« Jutta« Hand so fest, daß dies« sich nicht lo«machen könnt«. Einen Moment hob sie scheu drn Blick. Und da sah sie geradr in «in paar kühl und spöttisch blicktnd« Männrraugen hinein. Dieser Blick durchfuhr sie mit -»Mus erster GHe. Roman von H. Courth «- Mah ler. o (Nachdruck verboten.) „Aber NU» hurtig herau, au« dem Bett; ich helfe dir ei« wenig. Sonst versäumen wir da» zweit« Frühstück auch noch." Eva beeilte sich. „Habt Ihr da« «st« schon eingenommen, Jutta?" fragte fi« «rschrocken. »Da» nimmt hier jeder für sich rin. Papa und Fritz st«, hrn s«hr ,«itig auf und trinken meist zusammen «in« Taffe Kaffee. Manchmal, wen« ich zeitig genug wach bi», leiste ich ihnen Ge- sellsckaft. Sonst frühstücke ich mit Mademoiselle vor der erste« Lektion. Du mußt wissen, daß ich noch bi« Oktober eine Leh rerin habt. E« ist «in Skandal, — ma» behandelt mich noch ganz al« Baby. — Mama und Silvi« w«rd«n immer erst zum ,weiten Frühstück sichtbar. Da» nehme« wir dann all« zusam men «in." Während sie so plauderte, leidet« sich Egg schnell an. — Voll Entzücken betrachtete Jutta Eva« wundervolle« Kleid. »Himmel, — hast du prachtvolle Zöpfe! Da« sieht ma« gar nicht, w««n du fi« so fest um de« Kopf gesteckt hast. I«, — find di« lang und dckl Wenn da« Silvie sieht, platzt sie vor Neid. Weißt du si« benridet mich schon brennend um — m«in«n Zopf; und du hast gar zwei von derselben Güte. Silvi« hat nämlich nur ein.« Rattenschwanz. Sie trägt schon falsche« Haar und Unterlagen und solch«« Kram. So, — bi« auf da« Kleid bist du nun fertig. So gefällst du mir tausendmal besser, - da« dumme Kleid verdirbt alle,« Eva lächelte betreten. Ist e« den« wirklich so arg, da, «leid?" Jutta sah in ihr ängstliche« G,ficht und umfaßte Eoa ^"»«rg ist e« wirklich, — davon beißt kein« Mau« «inen Fad,« ab. Aber dem Uebel kann ja bald abgeholfe« werden. Mama wird schon für neue Kleider sorgen. So, — fertig I Nun komm; fi, «erden schon alle beim Frühstück fitzen. Ich habe Papa scho« g.sagf, daß ich dich herunter begleit,. Er freut« sich s«hr, daß wir g,st«n abend schon gute Freund« wurden." npfiehlt ' - .15. bisher alle Personen, die aus der versicherungSpflichtigen Beschäftigung ausscheiden, sich freiwillig weiteroersichern. Zum freiwilligen Eintritt in die Krankenversicherung sind insbesondere Gewerbetreibende und andere Betriebsunter, nehmer befugt, die in ihren Betrieben regelmäßig keinen oder höchstens zwei Versicherte beschäftigen, aber nur dann, wenn zur Zeit des Eintritts ihr Gesamteinkommen den Betrag von 2000 M nicht übersteigt; auch diese müssen aus der Krankenkasse auSscheiden, wenn ihr Gesamtein- kommen den Betrag von 4000 M überschreitet. Eine wesentliche Erweiterung der Leistungen ist nicht eingetreten, doch kann im Kassenstatut der durchschnitt, liche TageSentgelt, der der Berechnung des Krankengelde» zugrunde gelegt wird, bis zu 6 M festgesetzt werden. Die Krankenhilfe wird wie bisher für 26 Wochen gewährt, durch Statut kann die Unterstützungszeit verlängert wer den. Eine Verpflichtung der Krankenkassen zur Gewäh. rung von KrankenhauSpflege ist nicht eingesührt worden, desgleichen nicht die Verpflichtung der Krankenkassen zur Gewährung von Krankenpflege an versicherungsfreie Fa. milienmitglieder der Versicherten. Diese Leistungen blei ben also wie bisher freiwillige Leistungen. Die Wochen- Hilfe, die die Krankenkassen nach bisherigem Rechte für 6 Wochen gewähren müssen, ist aus 8 Wochen ausgedehnt worden, von denen mindestens 6 Wochen auf die Zeit nach der Niederkunft fallen müssen. Bei den Landkran kenkassen ist Herabsetzung auf 4 Wochen zulässig. Neu verliehen ist den Krankenkassen das Recht für allgemeine Zwecke der Krankheitsverhütung und zu all- gemeinen Schutzmaßregeln gegen Erkrankung der Kassen- Mitglieder Mittel zu verwenden. Die Beziehungen zwischen den Krankassen und Nerz» ten sind durch Vertrag zu regeln; die freie Arztwahl ist nicht vorgeschrteben, doch soll die Kasse, soweit eS sie nicht erheblich mehr belastet, ihren Mitgliedern dis Wahl zwi schen mindestens zwei Aerzten fretlassen. Kann die Kran« kenkasse zu angemessenen Bedingungen keinen Vertrag mit einer ausreichenden Zahl von Aerzten schließen, so kann sie mit Ermächtigung des Oberversicherungsamtes anstelle der Krankenpflege oder sonst erforderlichen ärzt- ltchen Behandlung eine bare Entschädigung gewähren. Außer den Zahnärzten können mit Einwilligung deLMer- stcherten auch Zahntechniker die Behandlung von kpanken Zähnen übernehmen. Was bringt die Aeichsner-chernngsordnung? Bon Landesversicherungsassessor Seelmann in Oldenburg. l. Krankenversicherung. Die Reichsversicherungsordnung, die am 1. Januar 1912 ins Leben tritt, hat den Kreis der gegen Krankheit versicherten Personen ganz erheblich ausgedehnt. Bisher waren, soweit nicht die Landesgesetze oder statutarische Be stimmungen etwas anderes bestimmten, im allgemeinen nur gewerbliche Arbeiter versichert. Dieser Grundsatz ist geändert worden. Nach der ReichSversicherungSordnung unterliegen im allgemeinen alle Personen der Kranken- Versicherung-Pflicht, die bisher gegen Invalidität versichert waren. Es sind also fortab auch zur Krankenkasse anzu- melden die Dienstboten, die land- und forstwirtschaftlichen Arbeiter, die Aufwärterinnen, Stundenfrauen, Lehrer und Erzieher, letztere soweit sie nicht an öffentlichen Schulen angestellt sind. Weiter sind neu in die Versicherung ein- bezogen die sämtlichen Hausgewerbetreibenden, die Büh. nen- oder Orchestermitglieder ohne Rücksicht auf den Kunst- wert ihrer Leistungen, die Apothekergehilfen und -Lehr- linge, sowie die SchtssSbesatzung, soweit sie nicht ander- ' wettig sichergestellt ist. Besondere Bestimmungen sind für die unständigen Arbeiter getroffen. Als unständig gilt eine Beschäftigung, die nach der Natur der Sache oder im voraus durch den Arbeitsvertrag aus weniger als eine Woche beschränkt ist. Diese Personen waren nach dem KrankenoersicherungSgesetz nicht versicherungSpfltchtig, sind aber durch die ReichSversicherungSordnung in die Versiche- rung einbezogen. Der Arbeitgeber braucht diese unstän- digen Arbeiter aber nicht zur Krankenkasse anzumelden;' da» müssen sie selbst besorgen, sie haben auch ihren Bei- tragSteil selbst an die Kasse zu zahlen. Den Beitrags- anteil der Arbeitgeber zieht die Kasse von der Gemeinde ein. Diese kann das Geld von den Arbeitgebern zurück- fordern oder den Beitrag auch auf alle Einwohner de» Bezirke? umlegen. Auch für die HauSgewerbtreibenden gelten inbezug auf die Anmeldung und Bettragsletstung besondere Vorschriften. Für die höheren Angestellten ist die EtnkommenSgrenze für die Versicherungspflicht von 2000 auf 2800 M erhöht. Für die freiwillige Versicherung ist die Neuerung von Wichtigkeit, daß die Berstcherung«berechtigung in allen Fällen ^lischt, wenn das regelmäßige Gesamteinkommen ?uon M jährlich übersteigt. Im übrigen können wie Für die Wahl der Vorsitzenden und des Vorstandes und der Kassenangestellten sind weitschichligezBestimmun- gen getroffen, die darauf hinaurlaufen, den Arbeitgebern mehr Einlluß einzuräumen. Von den Beiträgen zahlen wie bisher Arbeitgeber »/,, Versicherte '/,. Die bisherige Gemeindekrankenversicherung ist besei tigt. Dafür sind die Landkrankenkassen, bet denen die in der Landwirtschaft und im Wandergewerbe Beschäftigten sowie die Dienstboten und Hausgewerbetreibenden zu ver- sichern sind, neu eingesührt. Die Betriebrkrankenkassen müssen mindestens 180 Versicherung-pflichtige haben, bei Landwirtschafts- und BinnenschiffahrtS-Betrieben genü gen 60. Freie Hilfskassen werden nur dann al- Ersatz kassen zugelassen, wenn sie dies Privilegium vor dem 1. April 1909 erlangt hatten und dauernd mehr als 1000 Mitglieder haben. Er folgen: II. Invaliden- und Htnterbliebenen-Ver- sicherung. III. Unfallversicherung. IV. Der Behördenaufbau. CingesanOt Antwort. In Nr. 132 dieses BMtes findet sich ein vom Gabelsbergerschen Verein ausgehendes Mit ä. 8. unterzeichnetes Eingesandt, das es sich zur Aufgabe «Stellt hat, die verehrten Leser über die Nationalstenographie aufzuklPben. Wir waren bisher der Meinung, daß man es nur unternehmen sollte, jemand aufzuklären, wenn man selbst etwas gelernt hätte. Aber der Inhalt des Ein gesandt beweist, daß auch das G«-bnteil möglich ist. Der Verfasser des Artikels hat es nicht einmal der Mühe für Wert erachtet, selbst zu prüfen, sondern hat sein Eingesandt einfach abgeschrieben und zwar von einem sjlugblatteckegen die Nationalstenographie. Wohl jeder Leser wird nun die Darlegung des Herrn Verfassers in einem ganz besonderen Lichte beurteilen. Wir müssen notgedrungen — obgleich wir prinzipiell Wegner solcher Preßerörterungen sind — um der Wahrheit willep das Wort ergreifen. 1. Die Nat owKstenographie soll nicht in 6—8 Stunden zu erlernen sein. Darauf ist als glatter Beweis zu erwidern, daß bei Gelegenheit verschobener deutscher Lehrerversammlungen von der Behörde gestellt/Nicht stenographiekundige Volksschülrr in voller Oeffenilichkeit s«eit in Nationalstenographie ausgebildet wurden, daß sie von ei»m Zuhörer genannte Sätze richtig niederschreiben und l.sen konnten, also unterrichtet waren. Dauer des Kurses nicht 6 sondern nur 4 Stunden. Beweis: Protokolle des deutschen LehrervereuM. Weitere Beweise zu Diensten! 2. M ist unwahr, daß die Nationalstenographie drei Stufen habe, sonFern sie hat genau wie die Gabelsbergersche nur 2, nämlich eine Schönschrift und eine Eilschrift. Die erstere ist für den Ge- schäftsstenograrhen völlig ausreichend, die letztere aber für den Praktiker bestimmt. Genau so ist es bei Babelsberger. Auch in Alleinig« Fabrikanten: pslmsto kemste psiLnrenbutter-^aiAsrine, einrig Kaltbare -lVlaissarine, uäe sllerteinste dutt«»- in jeäer VerrvenäunZsart. ein «.snrtdutt»^ llrMtr okae gleichen.