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Nr. 87. Pul-nitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 22. Juli 191'. Für das Schützen-Jägerkorps möchte er im Interesse eines recht guten Gelingens des Marienschieben- und in Rücksichtnahme auf die Fieranten auf dem Festplatze recht schönes, sonniges Wetter wünschen, aber ein Blick hinaus in die Gärten und aus die Bäume belehrt ihn darüber, daß von anderer Seite nach himmlischer Feuchtigkeit ge lechzt wird. Nun hoffen wir, daß der Wettermacher dro ben es in beiden Teilen recht macht; möge eS auch die Festtage noch schön bleiben, aber dann einmal durchdrin- gend und ausgibigft regnen! Pulsnitz. (Vom Gauturnfest) Bet Prüfung der Listen hat sich nachträglich herausgestellt, daß beim Ginzel-Wett-Turnen der erste Preis vom Vortur ner Alwin Tübel (Turnerbund Pulsnitz) mit 112,5 Punkten errungen wurde und nicht von Curt Haufe-Bretnig, wie erst irrtümlich verkündet worden ist. — (Warnung vor einem Schwindler.) Ein etwa 50jähriger Mann reist angeblich für eine Stem^el- fabrik in Leipzig oder Buchdruckerei m Dresden und nimmt Aufträge auf Gummistempel, Drucksachen usw. entgegen, die er sich ganz oder teilweise im Voraus be zahlen läßt. Die Besteller haben dann das Nachsehen. — Wir erfahren hierzu noch, daß der Schwindler mit seinem wirklichen Namen Hugo Richard Jansen heißt, sich auch Müller nennt (vielleicht auch unter anderem Namen auf- tritt) 1862 in Altenburg geboren, sonach 49 Jahre alt ist, und seit langem steckbrieflich verfolgt wird. Bei sei- nem Auftreten wende man sich sofort an den nächster- reichbaren Polizeibeamten. Es wird vermutet, daß er sich noch in der Oberlausttz aushält. Er vertritt angeblich die Firmen Berkhauer in Leipzig und Adolf Lange Dres den; dies ist aber Schwindel. Vielleicht benutzt er nun andere Firmennamen. — (Neue Fleischnot in Sicht.) Die Saaten standberichte der letzten Wochen stellen leider fest, daß infolge der Trockenheit und der Hitze e-n sehr empfindlicher Futtermangel droht, der einen starken Rückgang des ViehstandeS befürchten läßt. Die Gefahr einer neuen Fletschnot für den Herbst ist damit gegebe^. — Führung des kök^i gliche »Wappens. Das Ministerium des Innern hat die bisher nur dem Bundesprästdtum von Sachsens MtlitärvereinSbuud erteilte Erlaubnis zur Führung des königlichen Wappens, umgeben von einem Kranze mit Unterschrift, auf Schriften und Stempeln auch auf die Bezirks- und VereinSoorsteher ausgedehnt. Vorausgesetzt ist, daß Wappen und Inschrift der Stempel usw. deutlich und zweifelsfrei von den amt lichen Stempeln unterschieden werden. — (Wegen Abhaltung von Schießübun gen) mit scharfer Munition auf dem Truppenübung-- platze Königsbrück wird für allen Verkehr gesperrt: am 22/7. von 2 Uhr nachts bis etwa 9 Uhr vorm., am 24. und 25./7. von 5 Uhr vorm. bis 11 Uhr vorm., am 26./7. von 5 Uhr vorm bis etwa 1 Uhr nachm. der ge- samte Truppenübungsplatz mit Ausschluß des Geländes westlich der Pulsnitz und am 2./8. von 11 Uhr vorm. bis etwa 7 Uhr nachm. das im Gefahrenbereich der In fanterie-Schußbahn Ztetsch liegende Gelände, welches durch Warnungstafeln kenntlich gemacht und an den öffentli chen Wegen durch Schlagbäume abgeschloffen ist. Leppersdorf, den 21. Juli. (Elektrizität.) Nachdem unser Ort schon längere Zeit mit elektrischem Licht ver sehen ist, wurde am Mittwoch, den 19. d. M. zum ersten mal die elektrische Kraft auSgeprobt. Herr Gutsbesitzer Bernhard Hoyer hat den ersten Elektromotor in unserm Ort seit Mittwoch in Tätigkeit und spricht über die Ar- beitsleistung dieser Kraftmaschine seine vollste Anerkennung aus. Der Motor trieb als Probeleistung eine Breitdresch. Maschine der Firma Emil Gneuß, Ohorn. Diese Dresch- Maschine behielt trotz der großen Schnelligkeit de» Antriebs einen ruhigen sicheren Gang. Den elektrischen Strom für Licht- und Kraftzwecke liefert Mr unsern Ort da? Elektrizitätswerk Seifersdorf. Ein wertvolles Hilfsmittel für den praktischen Landwirt bildet unstreitbar die elek trische Kraft. Elstra. (Verbandsausstellung.) Vom 15. bis 17. Juli hielt der Bienenwirtschaftliche Bezirksoerband „Westliche Lausitz* hierselbst seine Verbandsausstellung im Schützenhause ab, welche sehr gut beschickt war mit lebenden Völkern, Btenenwohnungen, Honig, Wachs, Ge- räten, Literatur usw. Die Ausstellung wurde durch Herrn Bürgermeister Rauchfuß eröffnet. Sonnabend abend fand im Ftscher'schen Saale Festkommers statt. Mit der Aus stellung verband der Verein Elstra seine 25jährige Ju- belfeier, vom Hauptverein wurde ihm eine Ehrentafel ge- stiftet. Der Sonntag brachte eine große Besucherzahl. Den Herren Preisrichtern stand eine derartig große Zahl von Ehrenpreisen zur Verfügung, daß viele Aussteller mit reichen Gaben bedacht werden konnten. Auch die Lotterie erwies sich als unzulänglich in Beschaffung der Lose. DaS ganze Unternehmen hatte den denkbar gün stigsten Verlaus und brachte viele Gäste nach Elstra. Elstra, 19. Juli. (Neubesetzung des Pfarr amts.) Gestern nachmittag erfolgte die Neuwahl für die Besetzung deS hiesigen Pfarramtes. Von den von der hiesigen Kollaturbehörde zu Gastpredtgten vorgeschla genen drei Herren wurde Herr Pastor Kappler, jetzt in Luppa bei Königswartha gewählt. — (Der VerbandderSchneiderinnungen Sachsens, Sitz Dresden), dem 59 Innungen mit weit über 3000 Mitgliedern angehören, hält seinen dies jährigen 33. Verbandstag am 30. und 31. Juli in Pirna, Hotel Schwarzer Adler, ab. Aus der reichhaltigen Tages- ordnung seien folgende Gegenstände hervorgehoben: Submts- fionSamt im Königreich Sachsen; Erlangung staatlicher und kommunaler Lieferungen und Uebernahme solcher Aufträge durch BetriebSgenofsenschasten. Frage der For derung höherer, den örtlichen Verhältnissen entsprechender Preise für Stofflieferungsarbeiten. Beteiligung an der Sächsischen Handwerks-Ausstellung 1914. Aufnahme der Stoffe unter die in 8 56 der Reichsgewerbeordnung aus geführten Gegenstände. Im Anschluß an den Verbands- tag sind Ausflüge in die Sächsische Schweiz oder der Besuch der Hygiene-Ausstellung in Dresden geplant. Leipzig, 21. Juli. (Besuch amerikanischer Bäcker in Leipzig.) Wie der hiesigen Bäckerinnung aus Newyork mitgeteilt worden ist, beabsichtigen eine Anzahl amerikanischer Bäckermeister, unter Führung eines Delegierten vom Rewyorker StaatSverbande der Bäcker- meister der Leipziger Innung zwecks Informierung über hiesige Einrichtungen vom 27. bis 29. Juli einen Besuch abzustattrn. Leipzig, 21. Juli. (Verwerfung der Revision eines Mörders.) DaS Reichsgericht verwarf heute die Revision des Arbeiters Bunde, der vom Schwurgericht zum Tode verurteilt war. Bunde hat am 17. Februar d. I. auf dem Döberitzer Truppenübungsplatz den Ge freiten des Garde-Schützenbatatllons Brandt, der zur Beobachtung von Wilderern als Posten ausgestellt war, vorsätzlich durch drei Schüsse getötet. Birk, 21 Juli. (Vom Mühlgetriebe erfaßt.) Vom Mühlgetriebe erfaßt und förmlich gerädert wurde in Droeda der 16jährige Müllerbursche Schaub. ^agesgesediedte. Deutsches Reich. Berlin, 21. Juli (DerRe chS - kanzler in Berlin) Der Reichskanzler v. Bethmann Hollweg war gestern aus Hohenfinow nach Berlin ge kommen, um einige laufende Geschäfte zu erledigen. Sein kurzer Aufenthalt in Berlin hatte keine politische Be deutung. Berlin, 21. Juli. (Der Kronprinz Jagdgast des Königs.) Der Kronprinz wird in der kommenden Jagdsaison einer Einladung deS Königs von Sachsen zur Teilnahme an Jagden im Revier Guttentag in Oberschlesien entsprechen und während dieser Zeit aus dem dem König von Sachsen gehörigen Schloß Guttentag Wohnung nehmen. Berlin. (Der Reichstagsabgeordnete Lie bermann von Sonnenberg), Wirtsch. Vereinigung, erlitt einen schweren Schlaganfall mit rechtsseitiger Lähmung, so daß bei dem Alter des Patienten, der an Arterienverkalkung leidet, auf eine Wiederherstellung leider kaum zu hoffen ist. Berlin, 21. Juli. (Zum Befinden) der Reichs tagsabgeordneten Liebermann von Sonnenberg ist im Laufe der Nacht eine so erhebliche Besserung eingetreten, daß eine unmittelbare Lebensgefahr ausgeschloffen er- scheint. — (Deutscher und englischer Handel im Wettbewerb.) Die englische Geschäftswelt beklagt sich bitter über die auf ihre Kosten stattftndenden Er folge der rührigeren deutschen Kaufleute. Einer Zu- schrift an die „Vosi. Ztg." über dieses uns angenehme Thema entnehmen wir das folgende: Der englische Konsul in Odessa weist in seinem Jahresbericht darauf hin, daß infolge Kredit-, den deutsche Firmen geben, den aber wohl englische von derselben Art nicht leisten könnten, der deutsche Handel gegen den englischen zu nimmt. Und der „Standard* erzählt dieselbe Geschichte aus Aegypten. Als vor vier Jahren in Aegypten daS Geschäft sehr niederlag und Geld knapp war überließen englische Firmen viele Geschäfte deutschen Konkurrenten, weil sie sich nicht entschließen konnten, langen Kredit zu gewähren. Wenn nun auch in einem Land, wo die Beitreibung der Schuldner auf dem Prozeßweg unge heuer verwickelt und es dem Schuldner leicht gemacht ist, zu entschlüpfen, schwere Verluste für die deutschen Kaufleute im einzelnen nicht auSblieben, so ist daS End- ergebni« der deutschen Handelspolitik doch das, daß die Interessen Deutschlands in Aegypten außerordentlich ge- wachsen sind. Und im Handel ist schließlich auch der Erfolg ausschlaggebend. Auch der englische Konsul in Bukarest klagt darüber, daß in Rumänien die englischen Kaufleute sich infolge ihrer Gleichgültigkeit und geringen Rührigkeit von den deutschen und österreichischen Wett- bewerbern, namentlich im Handel mit Texttlstoffen, sich schlagen lasten. — (Singer-Vermächtnis) Der verstorbene Reichstagsabgeordnete Paul Singer hat die Genosten Bebel und Heimann zu Erben seines Nachlasses einge setzt mit der Bestimmung, daß der nach Abzug verschie dener Legate und eingegangener Verpflichtungen ver bleibende Vermögensrest für die Bestrebungen, denen er sein Leben gewidmet habe, Verwendung finde. Die AuS- einandersetzung ist nunmehr beendet und die beiden Ge- nosten haben den Vermögensrest in Höhe von 48 045 M der Parteikaste überwiesen. Einige Blätter folgern da raus, daß Singer nicht so reich war, wie man gemein- hin annahm. Dieser Schluß ist wohl voreilig. Einmal hat Singer stets viel Geld für Parteizwecke ausgegeben; und dann müßte man doch erst noch die Höhe der Le gate und Verpflichtungen des Testaments kennen, um zu beurteilen, ob doch noch bis zuletzt ein ziemlich statt- liches Vermögen vorhanden war. — (Der Ueberfall auf die Kolonne Fran kenberg.) ()m Reichskolonialamte war am Donnerstag bis zur Mittagsstunde noch keine Nachricht über die angeb liche Niedermetzelung einer deutschen Kolonne im Kaprivizip. fel eingetroffen. Die geographische Lage der Gertlichkeit, in der sich der Ueberfall zugetragen haben soll, ließ es aller- dings als natürlich erscheinen, wenn Nachrichten zuerst nicht von Windhuk, sondern aus England kommen, da die englische Verbindung näher liegt und sich der Zwischenfall ja auch nach den ersten Schilderungen auf englischem Gebiete selbst zugetragen haben soll. Selbstverständlich wird der Gouver neur von Deutsch-Südwest, falls er irgendwelche Nachrichten enthält, auch sofort das Reichskolonialamt verständigen, das dann der Geffentlichkeit sofort Nachricht zugehen lasten wird, vorläufig hofft man noch immer, daß die bisherigen Mel dungen von dem Schicksal der Kolonne Frankenberg über Sette 2. trieben worden seien. Allerdings kann man dann annehmen, daß die Nachricht von dem Ueberfall vollständig ans der Luft gegriffen sei. Ls wird vielmehr für möglich gehalten, daß irgend ein Zusammenstoß zwischen der Kolonne Franken- berg und Eingeborenen stattgefunden hat, daß die Meldun gen hierüber jedoch aufgebauscht sind wie es bei derartigen Vorkommnissen, die von Eingeborenen berichtet und weiter gemeldet werden in Afrika oft der Fall ist. Die Möglich keit eines unliebsamen und unvorhergesehenen Vorfalles im Laprivizipfel sei schon deshalb nicht von der Hand zu wei sen, weil dieser abgelegene, von englischem Gebiet umgebene Teil des deutschen Schutzgebietes schon infolge seines wald- reichtumS und au- naheliegenden anderen Gründen seit lan gem scbon der Zufluchtsort allerlei fragwürdiger Lingebo- renenelemente aus den angrenzenden englischen Kolonien und aus Deutsch-Südwestafrika selbst ist. — (Ein Ueberfall auf Karawanen in Deutsch.O st afrika) AuS Deutsch-Ostasrika meldet das Kommando der dortigen Schutztruppe, daß in der Landschaft Urundi Karawanen auSgeraubt und die Händler niedergemacht worden find. Da auch auf Polizeitruppen geschossen wurde, so hat daS Kommando dem Residenten von Urundi, Hauptmann v. Langen-Steinkeller, anheim gestellt, mit einer aus der in Usumbura stehenden 9. Kompanie und einem Teil der in Uvschidschi stehenden 6. Kompanie gebildeten Expedition gegen die Unruhestifter einzuschreiten. Den Vorgängen wird im übrigen an zuständiger Stelle ernstere Bedeutung nicht beigemessen. — (EineallgemeininteressierendeFrage) ist in gegenwärtiger Zeit, da auch für uns Deutsche ein Stück Marokko begehrenswert erscheint, die: was bekom men wir denn eigentlich aus Marokko? Unser statistischer Mitarbeiter beantwortet diese Frage wie folgt: Im Vor- jahre 1910 bestand gemäß amtlichen Feststellungen die marokkanische Ausfuhr nach Deutschland fast nur au- pflanzlichen und tierischen Produkten. So wurden an pflanzlichen Produkten in Deutschland aus Marokko ein- geführt für 292 000 M Weizen, für 689000 M Gerste, für 137 000 M Futterbohnen, für 714 M Leinsaat, für 291000 M Heilpflanzen, für 275 000 M Hartharze, für 81000 M Akazien- rc. Gummi, für 60 000 M Baumöl. An tierischen Produkten wurden eingeführt für 1725 000 Mark Kreuzzuchtwolle, für 81000 M Kamel- und Ziegen haare, für 172 000 M RtndShäute, für 347 000 M Schaf felle, für 782 000 M Ziegenfelle, für 90 000 M Vieh därme, für 295 000 M Wachs. An Mineralstoffen wurde nur Blei im Werte von 50 000 M etngeführt. Eisen- und Kupfererze, deren Vorhandensein uns Marokko ja besonders wichtig für unsere Eisenindustrie erscheinen läßt, wurden im Vorjahre dem amtlichen Ergebnisse ge mäß gar nicht bei uns aus Marokko eingesührt. Nur auS Algerien kamen solche zu uns, so für 4 269 000 M Eisen- und für 772 000 M Zinkerze. Kupfer lieferte uns auch Algerien nicht. Immerhin dürfen wir wohl hoffen, daß auch Marokko uns noch einmal Erze liefern wird, denn wie gesagt, insbesondere der Erzretchtum Marokkos läßt uns ja gerade ein Stück diese- Lande- begehrens- wert erscheinen. — (Der sozialdemokratische Parteitag) findet vom 10. bis 17. September in Jena statt. ES sollen, wie uns mitgereilt wird, unter der Hand Anwei sungen ergangen sein, unter allen Umständen Konflikte zu vermeiden, damit sich in Jena die Tagung so fried lich als möglich vollziehe. Bebel» Referat über die Reichstagswahlen soll klar aussprechen, daß man die ganze Stoßkraft auf den ersten Wahlgang richten müsse, weil man bei den Stichwahlen doch wenig Hilse aus dem bürgerlichen Lager zu erwarten habe. Im übrigen sollen Mann für Mann auS der Partei für die Frei sinns gen eintreten, wenn diese in Stichwahlen mit den übrigen Parteien kommen. Schottland. Edinburg, 21. Juli. (RückreisedeS englischen Königspaare» nach London.) Heute mittag haben der König und die Königin nach einem in jeder Beziehung erfolgreichen Aufenthalt die schottische Hauptstadt verlaffen, um sich nach London zu begeben. England. Loudon, 21. Juli. (Die Marokko- Affäre.) Ueber die Forderungen, die Herr v. Kiderlen- Wächter an den Botschafter Cambon gestellt hat, wenn Deutschland der Nachbarrcpublik in Marokko freie Hand läßt, bringt die „Times* heute einen ausführlichen Be richt, der aber ebenso wie die kürzliche Meldung de- „Mattn* noch der Bestätigung bedarf. DaS genannte englische Blatt schreibt: „Wir glauben zu wissen, daß die Berliner Unterredungen zwischen Herrn v. Ktderlen-Wächter und Herrn Cambon dazu geführt haben, daß Deutschland wichtige Forderungen an Frankreich stellte. Deutschland verlangt die vollständige Abtretung der Küste sowohl als auch des Jnnenlandes der französischen Congokolonie bis zum Sangha-Flutz, sowie Abtretung des Kaufrechtes, da- Frankreich an der belgischen Congokolonie besitzt. Frankreich wird das Hinterland von Französisch-Congo behalten, aber jede Verbindung diese- Gebiet- mit dem Atlantischen Ozean wäre abgeschnitten und nur über deutsches oder belgisches Gebiet möglich. Deutsch-Kamerun würde dadurch aus das Doppelte seiner Größe gebracht werden und außerdem einen Zuwachs von zwei im Be trieb befindlichen Häfen, nämlich Libreville und Loango, erhalten. Die deutsche Besitzung am Golfe von Gtnea würde mithin von Südwestafrika nur durch d«n belgischen Congo und Angelo getrennt sein. Diese Kompensationen, fügt die „Times* hinzu, beeinträchtigen England- In teressen in Afrika von mehreren Gesichtspunkten aus.* Frankreich. Paris, 21. Juli. (Die Marokko- Affäre.) Der „Malin* begleitet die von der Londoner „Times" gebrachten Mitteilungen über Deutschland- Forderungen mit den Worten: „Wie man sieht, sind die Forderungen noch größer als diejenigen, die wir vor einigen Tagen mitgeteilt haben und die als übertrieben betrachtet wurden, sodaß man in gewissen Kreisen die Authentizität unserer Angaben bezweifelt."