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Nr. 87. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 22. Juli 1911. Seite 8. Sa» Skttablatt -er „neugierigen Nachrichten." 8. Chemnitz. Gin interessanter Beleidigung-Prozeß, den der Fleischerobermeister und nationalliberale Reichs- tagSkandidat Kickelhayn in Chemnitz Argen den Fleischer meister Lohse beschäftigte jetzt das Chemnitzer Amtsgericht. Zwischen den genannten Fleischermeistern besteht schon seit längerer Zeit ein gespanntes Verhältnis. Der Ober meister hatte Meister Lohse aus der Fleischerinnung aus geschlossen, doch mußte dieser Beschluß aus Beschwerde des FleischermeisterS Lohse später wieder ausgehoben werden. Im Chemnitzer Schlachthofe wurde am 1. April folgendes Flugblatt verbreitet: „Extrablatt der neu- gierigen Nachrichten. Berlin 1. April. Die Mitteilung von der Aufstellung eines bekannten Fletschnotkandtdaten zur bevorstehenden ReichStagS^ahl hat im Reichstag eine große Panik heroorgerufen. ES wird vom sächsi schen Landtagsabgeordneten ein Antrag auf Einführung von Scheuklappen zum Schutze geistigen Eigentums, so- wie zur Errichtung einer diebessicheren Tresoranlage für Parteikorrespondenz erwartet. An der Börse hatte die Nachricht ein rapides Steigen der argentinischen Ge frierfleischaktien zur Folge. Von dem gemischten Wahl- komitee des Kandidaten ist ein Preisausschreiben zur Erlangung eines unfehlbaren Durchfallsgegenmittels ge- plant." Durch dieses Flugblatt, ^aS einem „April-Ulk" sehr ähnlich steht, fühlte sich der Obermeister und Reichs tagskandidat Kickelhayn in seiner persönlichen Ehre ge- kränkt, zumal der Kopf des Flugblattes noch mit einem Kicke . . rikihahn geziert war. Er beschuldigte den Fleischermeister Lohse dieses Flugblatt verbreitet zu ha ben und strengte gegen diesen die PrivatbeleidtgungS- klage an. Der Angeklagte bestritt, daß er selbst mit der Herausgabe des Flugblattes etwas gemein habe. Man habe ihm auf dem Schlachthofe zu Chemnitz von unbe kannter Sette eine Anzahl Exemplare zugestellt und er habe dann Kollegen und Beamten auf dem Schlacht hose solche wieder davon gegeben. Fletscherobermeister Kickelhayn forderte schwere Bestrafung und sein RechtS- Seistand Freygang hob hervor, daß man dankbar sein sollte, daß sich bei den gegenwärtigen Verhältnissen noch ein Mann als Reichstagskandidat finde. Der Ange klagte Fleischermeister Lohse habe versucht diesen lächer lich zu machen. Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu 120 Mark Geldstrafe und zur Tragung sämtlicher Kosten und hob hervor, daß Lohse den Obermeister und RetchStagSkandidaten durch Verbreitung des Flugblattes, besten eigentlicher Urheber und Verfasser noch nicht er mittelt ist, kompromittiert habe. In eutiger Zeit sei eS Pflicht aller, zusammenzuhalten. Die Angelegenheit wird noch, da Fleischermeister Lohse sich nicht schuldig fühlt, die höheren Instanzen beschäftigen und vor dem OberlandeSgertcht ihren Abschluß finden. Vsrmlscdtes. * (Das älteste ärztliche Rezept.) Den Amr- rikanern mit ihren großen Geldmitteln ist es schon in mehr als einem Fall gelungen, besondere Seltenheiten aus der „Alten Welt" in ihr Land zu bringen, und nicht immer werden sie wieder herausgegeben wie neulich der berühmte „Lutherbrief". So rühmt sich jetzt daS Hauptstädti sche Museum der Künste in Newyork, das älteste ärztliche Rezept zu besitzen, das überhaupt je an- Tageslicht ge kommen ist. ES stammt wahrscheinlich ungefähr aus dem Jahr 1500 v. Chr. und zwar aus Ägypten. Wegen sei- ner langen Erhaltung läßt sich schon schließen, daß es nicht auf einem papierähnlichen Stoff geschrieben ist. Die Aufzeichnung findet sich vielmehr auf einem kleinen Stück Kalkstein, dessen Oberfläche zuvor eine sorgfältige Glättung erfahren hatte. Dennoch ist die fast tadellose Beschaffen- Der stiLLe See. Roman von H. CourthS-Mahler. 10 - (Nachdruck verboten. Als Kracht kam, flog ihm Hilde «ntaegen. »Han« Rochu« — ich darf doch Willi die große Neuigkeit anvertrauen? Er gehört doch zur Familie". .Meinetwegen," erwidert« dieser mehr ärgerlich als höflich. .Hu — so «in böses Gesicht. Schütze mich vor ihm, Willi, er sieht au», al» möchte er mich beißen," scherzte sie. Kracht schloß sie in di« Arm«. „Wehe dem, der dir auch nur ein Härchen krümmt. Lieb» lmg. Ich lege dir ihn tot zu Füßen,' erwiderte dieser, und trotz de« scherzhaften Klang«» bebte seine Stimme von verhal tener Zärtlichkeit. .Hörst du e», Han» Roch«»? Nun nimm dich in acht." ^Jch tue dir gewiß nicht» zuleide," sagte Han» Rochu» scheinbar auf den Scher, eingehend. .Also höre zu, Willi — «» gibt «in neue« Brauipaar. Han« Rochu« hat sich verlobt mit Ruth Ravenport. Vorläufig erfährst du e« unter Di«kretion." Di« Herre» schüttelten sich di« Hände und tauschte« freund lich« Worte. Kracht wußte, daß Han« Rochu« eine Geldheirat machen mußte, um sich zu halten. Er enthielt sich jeder Frage. Außerdem ließ ihn Hilde gar nicht viel zu Worte kommen. Han« Rochu« verabschiedete sich bald. Er mußte noch ein mal versprechen, Ruth bald zu de» Damen zu bring««. Planlo« lief er durch die belebten Straß«». Die Menschen hastet«« an ihm vorbei, « ließ sein« Augen geichgültig über sie dahinstreifen. Da fesselt« plötzlich ein« weiblich, Gestatt s«in« Aufmerksamkeit. Sie war «be« au« einem Geschäft auf die Straß« geirrt«» und ging in mäßig«, Enifrrnung vor ihm h«r. Etwa« in ihrer Haltung firl ihm auf. War da« Ruth? Er hatte sie zu Hause nur in ihren «igenartig langst eßen de« Gewändern gesehen. E« waren meist duftig, fein« Stoff«, die in reiche« Fallen an ihrer schlanke» Gestalt herab fielen. Di« Dame vor ihm trug rin elegant fitzende», enganliegende« Straßen- Heid, welche« dir edlen schlanken Formen zur vollsten Geltung bracht«. E» war nicht ganz fich«r ob da« Ruth war. Er b«- heit dieser uralten Urkunde ein auffälliger Umstand, da die Schrift selbst nur mit einer scharfen Tinte und einem Pinsel aufgetragen ist. Sie ist noch gut lesbar und zeigt die älteste sog. hiratische Kursivschrift, wie sie sich ähnlich aus dem berühmten nach Georg Ebers benann- ten Papyros findet, dessen Entstehung etwa auf das Jahr 1600 v. Chr. verlegt wird. Leider ist der Fundort des wertvollen Stückes nicht mehr nachweisbar. Wahr- scheinlich ist das Rezept eine Abschrift. Schon damals wandten nämlich die Arzte für die Bestandteile ihrer Re- zepte Abkürzungen an, während auf diesem Stein alle Worte ausgeschrieben sind. Die verschriebene Arznei muß recht kostspielig gewesen sein, weil zu ihrer Herstellung hauptsächlich Edelsteine angeordnet waren. Nach dem Ur teil eines Sachverständigen für die altägyptische Medizin diente das Rezept vermutlich zur Behandlung von Hysterie gegen die gestoßene Edelsteine als besonders wirksam gal ten. Diese kostbaren Pulver wurden zum Räuchern ge- braucht, namentlich wenn der hysterische Zustand mit Schluckbeschwerden verbunden war. Ohne Zweifel haben sich die ägyptischen Aerzte und Apotheker für das Verschrei- ben und die Herstellung solcher Medizinen ordentlich be zahlen lassen. Die Zusammensetzung richtete sich auch von vornherein nach dem Vermögen der Kranken. Weniger bemittelte Leute mußten mit Halbedelsteinen fürlieb neh men. Ein sehr reicher Patient konnte es sich leisten, mit Pulver aus edelstem Saphier behandelt zu werden, während sich das arme Volk höchstens bis zum Mala- ch i t aufschwingen konnte, der damals als ein ziemlich ge wöhnlicher Stein galt. Diese StandeSunterschiede sind, wie daS Journal der Afrikanischen Medizinischen Vereini- gung richtig hervorhebt, sehr merkwürdig. Es herrschte im alten Aegypten sogar der Glaube, daß die Arzneien, die bei dem gewöhnlichen Volk gegen Neroenleidenden eine Heilung hervorbringen könnten, durchaus nicht fähig wä ren, eine gleiche Wirkung auch auf die Nerven der reichen und hochgestellten Personen ausüben. UebrigenS haben die Amerikaner lange Zeit von ihrem Schatz nichts gewußt, denn das in seinem Alter einzigartige Stück wurde erst zufällig von dem berühmten Orientalisten Max Müller aus Oxford kurz vor seinem Tod in dem Museum vor- gefunden und in seiner Bedeutung erkannt. '(Eine amüsante Wette.) Im allgemeinen sind Wetten, bet denen es sich um ausgefallene Ideen Han- delt, schon ein wenig aus der Mode gekommen. Dennoch ist in Berlin in diesen Hundstagen eine Wette ausgekra- gen worden, die einer gewissen Originalität nicht entbehrt. Einige Ferren unterhielten sich darüber, ob»Herren oder Damen mehr verlieren. Ein Herr proponierte schließlich eine Wette, daß er sofort binnen einer Stunde in Groß- berltn mehr al» 1000 Gegenstände, die Damen verloren haben, finden könne. Die Wette wurde angenommen und glänzend gewonnen. Die Gesellschaft begab sich nach dem Reichskanzler-Platz in West end. Dort und an derDöberitzerHeerstraße begann das Suchen, und innerhalb einer halben Stunde hatte der Herr mehr als 1200 Haarnadeln, 1 Tamenhandschuh, 1 alten Pompadur, 1 Strumpfband und andere Gegenstände, bet denen es fraglich war, ob sie Herren oder Damen gehörten, aufge lesen. Haarnadeln fanden sich in solchen Mengen vor, daß nur ein kleiner Teil mitgenommen wurde, und die Uupar- teiischen schließlich auf die Mitnahme verzichteten. Die flüchtige Zählung ergab, daß man innerhalb einer Stunde dort mehr al- 3000 Haarnadeln ohne große Mühe sam meln kann. Der Ertrag der Wette wurde zu einem gu- ten Zweck benutzt. — WaS sagen unsere Damen dazu? Vielleicht machen sie jetzt mit einer Wette die Gegenprobe. «ilt« sich, i» die Näh« der Da«« zu komm««, «»d al« rr fi« «««icht hall«, sah «r, daß «r wirklich Ruth vor sich Hail«. .RatHI" Sie zuckte leise zusammen und sah zu ihm auf. Zum ersten mal« traf ihr Blick voll und klar, ohn« d«» eigentümlich ver schleiert«« Au«druck in sein« »ug«n. Er sah fi« überrascht an. Bei dieser plötzliche« und uner wartete« Begegnung hatte fi« ihr« kühl« Gelass«nh«it verloren und sah ganz andrr« au« al« sonst. Worin d«r verändert« Au», druck lag, wurd« ihm »icht klar und «h« er e« ergründ«» konnte, hatte sie sich schon gefaßt und sah au» wie immer. Sie trug zwei kleine Paketchen. Er streckt« wi« srlbstvrr- ständlich die Hand danach au». „Bestatte, daß ich dir da» trage, Ruth," sagte rr artig. „JL - ich will dich nicht aufhalten — du hast gewiß ein andere« Ziel im Auge." Er nahm ihr die Pakete ruhig au» der Hand. „Gar k«in Ziel. Ich bummelt« ganz zwecklo« in den Straßen herum. Du erlaubst doch, daß ich dich begleite." Er sah ihr an, daß fi« gern abgel hnt hätte, wenn sie e« auch nicht au«sprach, sondern nur zustimmend den Kopf neigt«. So gingen sie nebeneinander hin, zwei elegant« harmonierende Gestatten. Während rr mit ihr plaudrrte, sah rr fir prüfend von der Srite an. Er freut« sich, daß fi« so schick und vornehm autsah, daß sie eine» kleidsam««, geschmackvollen Hut trug und mit gra ziösem Anmut neben ihm hrrschritt. Schade, daß sie wieder so gleichgültig und verschlossen au«sah. Vorhin hatte» ihre Augen einen Moment ganz ander« ge, blickt, und ihr Gesicht hatte dadurch einen ganz andere» Au»dr«ck erhalten. St« wechselten nur gleichgültig« allg«mein« Reden. I« den belebten Straßen war an eine fließende Unterhaltung überhaupt nicht zu denken. Erst al« sie in eine stillere Gegend kam«», trug rr ihr di« Bitte vor, di« «r auf drm Hrrzrn hatte, daß sie Sontheim« «inen Brsuch in seiner Gesellschaft machen möge. Seine Verwandte« wünschte« sie kennen zu lerne». Ob er sie in den nächsten Tage» zu ihn«» führ«» dürft«. Ruth zeigt« sich sofort brreit. vir fand r« srlbSvrrständlich, daß er die Dame» von seiner Verlobung uutrrrichtrt hatte. So setzten sie de» Besuch für de» übernächsten Tag fest. Wettervorhersage der Kgl. S Landeswetterwatte zu Dresden. Sonntag, 23. Juli: Gewitterneigung, sonst keine Witterungsänderung. Magdeburger Wettervorhersage. Sonntag, 23. Juli: Warm und schwül, bei wechselnd bewölktem, zeitweise heilerem Wetter an vielen Orten Gewitter. Montag, 24. Juli: Nicht wesentlich kühler, abwechselnd heiter und wolkig, teilweise Gewitter. Nus Ser Zelt kür vis Zeit. Die sommerliche Hochsaison grassiert: Man flirtet, rudert, autelt, promeniert In Bädern, Kurparks und in Sommerfrischen An sonn'gen Tagen, und an regnerischen. Vergnügen gibt e» jetzt die schwere Menge, Daß mit der Zeit man oft kommt ins Gedränge. Das lust'ge Leben ist im vollsten Gange, DaS Freudenglöcklein schwingt mit Hellem Klange Und ladet alle Frohgelaunten ein, Sich zu ergehn im Julisonnenschein! Strohwitwer nur steht abseits dem Vergnügen, Doch spielt ein Schmunzeln still in seinen Zügen: Er weiß der Schliche und der Wege viele, Die ihn auch führen zum ersehnten Ziele, Daß er sich tröstet in der Einsamkeit In dieser sommerlichen Julizeit! Beim schäum'gen Biere und beim kühlen Weine Sitzt er gewöhnlich nicht so ganz alleine — Auch sorgen für der Sommerfreuden Rechte So hin und wieder recht fidele Nächte! Auch Kegelschieben, eine Radeltour, Ein Abendgang hinaus in Wald und Flur: Die Sorgen, daß Strohwitwer nicht zu schwer, Seufzt allen Lustbarkeiten hinterher! Und muß er auch die Wohnung treulich hüten, So hält ihn doch umfangen süßer Frieden, Denn brieflich gibt eS Differenzen nicht, So zart man schreibt, so zart man niemals spricht! Ja, die Entfernung schärft die Liebe immer Und hüllt um sie den jugendlichsten Schimmer, Sie eint, waS Jahre halb und halb zerbrochen . . Ich weiß Bescheid als alter Eheknochen! Strohwitwer weiß das auch! Per Schreibmaschine Tippt er darum an seine Frau Alwine: „Mein Mäuschen, ach wärst Du nur wieder heim! Mein ganzes Herz geht völlig aus dem Leim. Wie sehnt sich nach Dir, ach, ich bin am Schluß, All mein Wesen. Stets treu Dein Iuliu»!" Ja,- dte Eheliebe und die Ehetreue Erstehn zur Sommerhochsaison aufs neue Und ist die Bäderzett an ihrem Ende, Dann reicht der Mann der Ehefrau dte Hände Und sagt: „Schön ist Strohwitwerfrist, Doch lob' ich's, wenn die Frau zu Hause ist!" Von Vsr LuttscdMadrt. (DteFahrt des Zeppelinkreuzers,Schwa- ben" durch die Schweiz) Wie wir bereit» in unserer letzten Ausgabe meldeten, hat der neue Zeppelin- kreuzer „Schwaben" am Donnerstag früh unter persön licher Führung des Grafen Zeppelin eine Fahrt durch dte Schweiz angetreten, die um die Mittagsstunde glücklich beendet wurde. Die Fahrt, bei der schwierige Steuer- manöoer auSgesührt wurden, verlief ohne Störung und erbrachte einen neuen Beweis für die Güte der Ver besserungen an dem Luftschiff. Neun Passagiere nahmen außer den Bedienungsmannschaften an der Fahrt teil. Nach 2»/, Stunden erschien da» Luftschiff über Luzern. Ein vieltausendköpfiges Publikum hatte sich am Vierwald stätter See etngefunden und begrüßte da» stolze, dicht über den Köpfen der Zuschauer dahinrauschende Schiff Han« Rochu« begleitete Ruth b!« nach Haus« und statt«t« gl«ich s«i»rm künftig«» Schwi«grrvat«r «och ri«e« kurze« Besuch ab im Kontor. Pkt«, Rav««pott hört« mit Vergnüg««, daß Ruth der Ge- nrralin Sontheim und ihr«, Tochter vorgestellt werde« sollte. E, kannte die Dame« schon seit Jahre». Da fi« im vomm«r oft in Roch«brrg waren, hatte er sie bei keine» geschäftlichen Be suchen dort zuweilen angetreffen. Die Generalin war ihm immer reichlich hochmütig gewesen, und Hilde hatte überhaupt keine Notiz von ihm genommen. In Zukunft würden fi« sich wohl eine» and««« Ton«« ihm grgrnüber befleißig,» müsse«, wen« fi« bei Rochtberg verkehren wollten. Ein besondere« Lächeln umspielt«» Pet«r Ravrnport« Lippe». Seine Stellung in der Gesellschaft würde überhaupt «ine ganz andere s«in, wenn man erfuhr, daß er de« Grafe» Roch«berg Schwiegervater wurd«, und daß da» schlicht« grau« Hau» i» d«r Marienstraße Schätz« barg, die niemand darin vermutet hatte. Han« Rochu« holte am übernächst«" Tag Ruth in de, Roch-brrge« Equipage ab. Fräulein Hebenstreit hatte an dem- sr Zen Morgen von Ruth erfahre», baß sie mit Graf Rochitberg verlob" sei. Die gute Seele wär« fast zu Boden gesunken, so üb«rwältig«nd war ihr dies« Nachricht gewesen Ihr Fräulein Ruth ein« Gräfin — «in« wirkliche, richtige Gräfin — da« war gar viel für ihren schlicht«» Verstand. Al« fi« sich von ihrem Schrecken erholt hatte und sich über legte wa« alle« dies« Heirat im Gefolge haben konnte, ging si« wie auf rosige» Wolken einher. Ihr Fräulein Ruth würde na türlich dann di« Märchenhaften Hofbälle mitmachen. All die vornehmrn Grafen und Barone würden fir wie ihre«gl«ichrn be handeln. Und sie würde» ihr die Hand küssen, wie fi« vo« Graf Rochtberg gesehen hatte. Ueberhaupt, ihr Fräulein Ruth hatte schon immrr so etwa« voraußgefunden. Die würde sich schon hineinfinden in da« noble Leben — ja — ganz -rwiß — ach Gott — und am Ende durfte fir dann ih, Fräulrin Ruth rinmal i« ihrrm Schloß besuch«», wrnn fir erst dort wohnt». E« drehte sich all«« vor Fräulein Hebenstreit« Augen di« die Gedanken überstürzten fich, fir verwrchseltr Zuck«, und Salz und ließ die Milch überlaufen vor lauter Aufregung, »l« Han« Rochu« vorfuhr, um Ruth abzuholen, wäre Fräulein Hrbrnstrrit