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Nr. 79. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 4, Juli 1911. Seite s. Begrüßung, Ansprache und Dorberatung der Anträge und Tagesordnung. Sonntag den 9. Juli: Früh 7—9 Uhr Militärkonzert aus dem Hutberge. Von V,11 Uhr an ordentlicher LandeSverbandStag im Hotel Stern. Tages ordnung: 1. Begrüßung und Ansprache; 2. Festsetzung der Anwesenheitsliste; 3. Verlesen der letzten Protokolle; 4. Jahresbericht, erstattet durch den Vorsitzenden; 5. Jah resbericht, erstattet durch den Vorsitzenden der Unterstütz ungskasse; 6. Kassenbericht, erstattet durch den Kassierer und Wahl von 2 Rechnungsprüfern; 7. Anträge: s) B<-» zirkSverein Zwickau: Die Kündigung des Fleischbeschauers betr.; b) Bezirksverein Meißen: Die VerstcherungSpflicht aller Fleisch- und Trichinenschauer betr.; c) Gesamtvor stand des Landesverbandes: Rückerstattung der durch die Unterstützungskafse entstandenen Kosten durch die Landes- Verbandskasse betr.; ci) derselbe: In der Versammlung gültige Beschlüsse fassen zu können ev. mit Rückwirkung auf den tagenden Verbandstag betr.; 8. DringlichkeitSan- träge und Vortrag über die „Zuständigkeit" der Fleisch beschauer durch Kollegen Schurig-Großröhrsdorf; 9. Be richt der Kafsenprüfer und ev. Richtigsprechung der Jah- reSrechnung; 10. Festsetzung der Kopfsteuer auf das nächste DerbandSjahr; 11. Ergänzung des Vorstande»; 12. Wahl des OrteS für den nächstjährigen Verbandstag; Schluß wort. — Mit der LandeSversammlung ist gleichzeitig die Generalversammlung der Unterstützungstasse des Landes- verbandeS Sächs. Trichinen- und Fletschbeschauer verbunden. Kamenz. (In den Ruhestand versetzt wor den sind) die Herren Obergendarm Rougk-Kamenz und Gendarmerie-Brigadier Jeschke-Panschwitz. Herr Gendarmerie-Brigadier Schwabe in Mügeln wurde als Obergendarm nach Kamenz, die Herren Gendarm Kämpfe in Krakau nach Rötha, Gendarm Herrmann in Ober lungwitz nach Krakaus und Gendarm Keil in Blasewitz nach Panschwitz versetzt. Elstra. (Ehrung.) Aus Anlaß seines UebertritteS in den Ruhestand und in Anerkennung seines im bürger lichen Leben in so reichem Maße bewiesenen verdienst- vollen und gemeinnützigen Wirkens und seiner opfer freudigen Tätigkeit im Dienst der Nächstenliebe, als Helfer der Armen, Kranken und Bedrängten unserer Stadt, wurde Herrn Pastor Moritz Mietschke da» „Ehrenbürger recht" der Stadt Elstra verliehen und ihm eine diesbe zügliche künstlerisch ausgeführte Urkunde durch eine Ab ordnung des Stadtgemeinderates unter herzlichen An sprachen überreicht; auch der Kirchenoorstand, der hiesige Schulvorstand und der Schulvorstand zu Rauschwitz überreichten Ehrenurkunden u. s. w. unter Worten des Dankes und der allgemeinen Wertschätzung. Es ist zur Genüge bekannt, daß dieser von seinen Gemeindemit gliedern verehrte Herr Pfarrer einen großen Teil seines Einkommens für genannte wohltätige Zwecke wieder ver ausgabte. Möge er, nachdem er sich zur Kur und Er holung nach Schmeckwitz begeben, dann wieder gesunden Einzug hier halten. Elstra. (JndenwohlverdientenRuhestand) trat am Ende vorigen Monats der hiesige Pfarrer Mietschke. Bautzen. (Ertrunken) ist in der Spree der Husar Michel von der 4. Eskadron deS hiesigen Husarenregiments Nr. 20. Dresden. (Die Verteilung des Reinertra ges des DreSdnerMargueritentage») in Höhe von 198 736,82 M ist erfolgt, und zwar fällt die Hälfte der Schaffung von Heilstätten für vorübergehende Unter- bringung von jugendlich Gefährdeten zu, während die andere Hälfte an über 30 Vereine verteilt wird. 8. Dresdm, 4. Juli. (Kleiner Grenzverkehr und Lebensmittelpreise.) Ueber den zollfreien Grenzverker mit Fleisch im Jahre 1910 berichtet die Zit- lauer Handelskammer, daß dieser von 1908 zu 1909 von 54804 auf 103526 Kilogramm stieg und im Jahre 1910 auf 26136 Kilogramm zurückging. (Im Jahre 1890 wur den 281378 Kilogramm eingeführt.) Die Durchschnitts preise für Schweinefleisch stellten sich in Zittau pro lcx auf 1,38 M, im Jahre 1890, 1,60 M im Jahre 1908 und 1,80 M in den Jahren 1909 und 1910. Im Jahre 1885 betrug der Schweinefleischpreis nur 1,25 M; die Einfuhr war aber in diesem Jahre über doppelt so stark als 1910 (53 350 k§). Der Grund für den beträchtlichen Rückgang der Produkte des kleinen Grenzverkehrs liegt darin, daß die Lebensmittelpreise in Böhmen zeitweise höher waren al» in Sachsen. — (Kronprinz Georg von Sachsen). Der älteste Sohn König Friedrich Augusts, Kronprinz Georg der berufen ist, dereinst die Krone der Wettiner zu tragen, wird nächste Ostern seinen Schulunterricht mit der Ab legung der Reifeprüfung zum Abschluffe bringen. Von diesem Zeitpunkte ab, erhält der Kronprinz eine eigene Hofhaltung und Apanage, die Grund der Verfassung vom Landtage zu bewilligen ist. Der Kronprinz, der das Taschenberg-PalaiS als Wohnsitz angewiesen erhält, wo auch die Prinzessin Matthtlde für die Wintermonate Aufenthalt nimmt, wird zunächst noch längere Zeit in Dresden verweilen, in den Frontdienst der sächsischen Armee eintreten, der er schon seit seinem 12. Jahre, einem alten Brauche nach, als Leutnant der ersten Kompagnie des 1. (Leib)-Gienadier-Reg'mentS Nr. 100 « gehört, und außerdem größere Reisen unternehmen. Danach wird der Kronprinz an der Universität Leipzig und vielleicht auch an einer anderen deutschen Universität StaatSwissenschas- ten und Jura studieren. Mit der Errichtung eine» eige nen HofhalteS erhält der Kronprinz auch einen höheren Militär als ständigen Begleiter zugeteilt und zwar ist dazu der Generalmajor Adolf von Carlowitz, der gegen wärtige Kommandeur der 6. Infanterie-Brigade Nr. 64 ausersehen, der dann als General ä la auste des König» für den speziellen Dienst beim Kronprinzen bestimmt wird. Loschwitz. (Kreisfest evangelischer Arbet tervereine.) Der aus den evangelischen Arbeiterver- einen zu Bühlau-Rochwitz, Lausa, Loschwitz, Pul»nitz und Radeberg bestehende Kreisverband Radeberg hielt letzten Sonntag im Hotel Demitz sein Kreisfest ab. Nach einem von Frl. Neubert ausdrucksvoll gesprochenen Prolog be grüßte der Vorsitzende des Loschwitzer Verein» Herr Neu- bert die sehr zahlreich erschienenen Teilnehmer und Gäste. Weitere Ansprachen hielten Herr Pastor Hellriegel- Radeberg, KreirverbandSvorsitzender, de: zur Treue und Einigkeit mahnte, Herr Sekretär Kluge und Herr LandeS- verbandSvorsitzender Pfarrer Drechsler. Ausgehend von dem Strome al» einem Bilde de» Lebens, führte er aus, daß nationaler Geist und Gesinnung die Dämme seien, die falsch geleitete Fluten des nationalen und sozialen Lebens aufzurichten sich bestrebten. Das dankende Schlußwort sprach der stellvertretende Vorsitzende Herr Pfarrer Thonig-Loschwitz. Der Männer-Gesangverein Loschwitz trug unter Leitung des Herrn Kantor Keltner und der Männer-Gesangverein „Einigkeit"-Wachwitz unter Leitung des Herrn Eugen Schultz, Tonkünstler, herrliche Männerchöre von Jüngst, -Gelbke, E. Schultz, Döring, Nestler u. a. vor. Zithervorträge, Orchesterstücke und allgemeine Lieder vervollständigten das reichhaltige Programm, das in pausenloser Folge sich abwickelte. Nach Schluß der Vortragsordnung unternahmen die zu Hunderten zählenden Festteilnehmer e ne Besichtigung des herrlich gelegenen Ortes, indem man mit der Drahtseil- bahn auffuhr und über Weißer Hirsch nach der schönen Aussicht wanderte, um mit der Schwebebahn Loschwitz wieder zu erreichen. Der Ausflug war vom besten Wetter begünstigt. Pirna. (Die Verhältnisse auf der Elbe) nähern sich denen des berüchtigten Jahres 1904 immer mehr. Mit dem von Tag zu Tag abnehmenden Wasser stande geht auch da» Frachtgeschäft ständig zurück, ja eS ist schon nahezu lahmgelegt. Die Fahrzeuge können kaum noch bis zu einem Drittel der Tragfähigkeit beladen wer den. In der Elbe ist ein Fischsterben zu beobachten. Die Ursache ist noch nicht festgestellt worden. Pirna. (Die Brustseuche) ist uater den Pferden des 64. Feldartillerie - Regiments ausgebrochen. Wahr scheinlich müssen die Dispositionen über die Manöver in der hiesigen Gegend infolge der Seuche eine Aenderung erleiden. Leipzig. (DaS Völkerschlacht-Denkmal) ist jetzt soweit gediehen, daß der letzte Gerüsteaufbau beendet werden tonnte. In einer Höhe von 92 Metern steigt jetzt das Gerüst empor, noch einen m höher als das fer tige Denkmal sein wird. Bis zum Herbst hofft man dos Denkmal serttgstellen zu können. Buch die Arbeiten an den Anlagen vor dem Denkmal schreiten rüstig vorwärts. Dort wird die große Wasserfläche hergestellt, die eine Ab messung von 12 000 Quadratmetern erhält. Ein Teil des Erdreiches ist bereits auSgeschachlet, und die Wälle zur Umzäunung des Wasserspiegels, die amphitheatralisch zu einer Höhe von 13 Metern ansteigen, sind angeschüt tet. Bei dem jetzigen Stande der Aroeiten kann mit großer Wahrscheinlichkeit darauf gerechnet werden, daß daS Denkmal am 100 jährigen Gedenktage der Schlacht bet Leipzig seine Weihe empfangen wird. Die Kosten des Bauwerks belaufen sich auf 5,5 bi» 6 Millionen Mark. Zur Vollendung fehlen aber noch ein Betrag von 1»/«. Millionen Mark. Er soll durch Fortführung der Samm lungen vom Deutschen Patriotenbund ausgebracht werden. Der Entwurf des Denkmals stammt bekanntlich von Pro fessor Bruno Schmitz in Charlottenburg, der bildnerische Schmuck von Professor Franz Metzner in Berlin. Klingenthal. (Feine Pleite.) Eine gründliche Pleite hat ein Akkordeonfabrikant zu Klingenthal gemacht. Bei nahezu 15 000 M. Forderungen bleiben nach Abzug der Kosten des Konkursverfahrens 2 Mk. 75 Psg. übrig. Brambach i V., 2. Juli. (Die stärk st e Radium- quelle) Hier ist gestern auf dem Gelände der Bram- bacher Sprudelgesellschaft eine Radiumquelle entdeckt wor den, die den stärksten Radiumgehalt aufweist, den man bisher in einer Quelle sestgestellt hat. Die Quelle hat einen Radiumgehalt von 2270 Nacheinheiten. Tagssgesckickls. Deutsches Reich. Berlin, 3. Juli. (Kein Ver zicht des Kaiser- auf die Nordlandreise.) In hiesigen politischen und diplomatischen Kreisen war heute das Gerücht verbreitet, Kaiser WilhUm habe den Plan seiner Nordlandreise im Hinblick auf die Zuspitzung der marokkanischen Frage aufgegeben. Von maßgebender Seite wird uns mitgeteilt, daß dieses Gerücht unbegrün det ist. Kaiser Wilhelm denkt nicht daran und hat auch keinen Anlaß, auf die seit langem geplante Nordlandreise jetzt zu verzichten. Köln, 2. Juli. (Die bedrohliche Lage der Deutschen in Marokko.) Die „Köln. Ztg." erhält anscheinend zu der Entsendung des Panzers „Panther" aus Berlin folgende Erläuterungen: Deutschen namhaf ten Häusern gehören bei Agadier, in dessen Hinterlande hinein große Strecken Landes, die landwirtschaftliche Be- triebe sind. Der Besitz einer einzigen Firma hat die Größe eines Fürstentums. Um einen Begriff von der Bedeutung des Betrieber zu geben, mag bemerkt werden, daß eine Firma, etwa 120 Personen, darunter 60 bis 70 Handelsagenten, im Besitze von deutschen Schutzbriesen sind, eine andere 60 Angestellte beschäftigt. Außer diesen landwirtschaftlichen Interessen hat der deutsche Handel im Süden Marokkos in der letzten Zeit in steigendem Maße zugenommen und Bedeutung erlangt, die nicht au» der Statistik ersichtlich ist, weil eine große Menge von Gütern, deren Import und Export für England gestellt wird, in Wahrheit von deutschen Firmen auf dem Wege über England ein- und auSgesührt werden. Ebenso sind auch in bergbaulicher Beziehung große deutsche Häuser im Hinterhalte von Agadir erheblich interessiert. JnSbeson- dere handelt e» sich dabei um zahlreiche Kupfervorkom- men von bedeutendem Gehalt. Alle diese Interessen wür den beim Uebergreisen der in anderen Teilen Marokko» herrschenden Unruhen ernstlich gefährdet und unter Um ständen würde jahrelange Arbeit in Frage gestellt werden. Ja, selbst die Sicherheit der europäischen und einheimi schen Angestellten wäre bedroht. Mit einem solchen Ueber- gretfen der Unruhen ist aber nach einer Reihe au» dem Innern und dem Süden eingelausenen Nachrichten zu rechnen. Schon länger hat sich eine Rückwirkung der Vorgänge in Nordmarokko und Südmarokko bemerkbar gemacht. Bislang veranlaßte jedoch die sehr reiche Ernte die Leute, sich ruhig zu verhalten. Jetzt ist dagegen die Ernte sogut wie eingebracht. Die Nachrichten über eine bedrohliche Gärung mehren sich seitdem in besorgniser regender Weise und das Vorgehen des Maghzen gegen die Familie Glaui scheint ein Anstoß werden zu wollen zu gefährlichen Unruhen, wenn nicht bald beruhigende Maßnahmen getroffen werden. Frankfurt a. M., 2. Juli. (Die Expedition de» „Panther" nach Marokko.) Der „Frankf. Zeitung" wird über die Entsendung des Kanonenbootes „Panther" nach Agadir aus Berlin geschrieben: Der „Panther", den die deutsche Regierung zum Schutze der in Südmarokko bestehenden deutschen Firmen und Interessen nach dem Hasen von Agadir entsendet hat, ist ein Kanonenboot von 125 Mann, gehört also zur kleinsten Klasse der Kriegsschiffe und würde wenn Deutsche und ihre Interes sen dort ängstlich bedroht werden sollten, mit seinen Kräf- ten nicht weit reichen. Deshalb ist wohl auch in der offiziösen Mitteilung gefugt worden, daß „zunächst" der „Panther" dorthin geschickt werde. Die Aufwerfung der Frage, ob die Entsendung dieses Schiffes sich mit der AlgeciraS-Akte verträgt hat nach dem weitreichendem Vorgehen der Franzosen und Spanier höchstens nur noch akademischen Wert. Vielfach ist namentlich auch in der französischen Presse angedeutet worden, daß dis neueste Phase der marokkanischen Politik mit einer Verständigung, mit Abmachungen endigen werde, bei denen Deutschland Kompensationen erhalten würde. Gefterreich-Ungarn. Wien, 3. Juli. (Die Wie ner Presse und die deutsche Marokkopolittk. Die hiesige Presse bespricht das Vorgehen Deutschlands in Marokko in ruhiger Weise und vertritt den Stand punkt, die Absendung des Kriegsschiffes nach Agadier sei lediglich dazu erfolgt, um Frankreich zu erinnern, daß Marokko ein unabhängiger Stadt sei. Zu ernsten Be sorgnissen liege gar kein Grund vor. Die „Neue Freie Presse" gibt alle Schuld an der Verworrenheit der Ma- rokkofrage dem Minister Delcasse, der bestimmt zu sein scheine, durch seine Fehler Frankreich fortwährend in Ver legenheit zu bringen. Zrankreich. Paris, 2. Juli. (Zur Entsendung des Kanonenbootes „Panther" nach lgadir.) Im auswärtigen Amte herrschte gestern große Aufregung, ars bekannt wurde, daß der deutsche Botschafter Schritte bezüglich Marokko beim neuen Minister des Auswärtigen de Selves, unternommen habe. Die Aufregung legte sich indessen, als berichtet wurde, daß eS sich nur um Mittei lungen, betr. der Entsendung des deutschen Kanonenboo- tes „Panther" nach den marokkanischen Gewässern Han- delte. Der Minister des Aeußeren b gab sich sofort nach dem Besuch des Herrn v. Schoen nach dem Elysee und hie rauf zum Kabmettchef, wohin er bald von dem Marine minister, Delcasse, gefolgt wurde. Die Minister konferier ten über eine Stunde. Hierauf wurde eine Note an die Presse gerichtet des Inhalts, daß die Intervention der deutschen Regierung nicht zur Beunruhigung angetan ist. Frankreich, heißt es in der Note, wolle die vertraglichen Verpflichtungen tn Marokko strikte erfüllen ohne fremde Intervention. Der deutsche Standpunkt, sofern er heute bekannt ist, dürfte nur die Kanzleien beschäftigen. Es wird hinzugefügt, daß der Hafen von Agadir ein geschlos- sener Hasen und nicht der internationalen Polizei unter- st.llt wäre, sodaß man nicht behaupten kann, daß Deutsch, land durch sein Vorgehen beabsichtige, die französisch- spanischen Befugnisse zu verkennen. — In französischen Kolonialkreisen ist man der Ansicht, daß Deutschland durch sein jetziges Vorgehen in Marokko eine anatome Politik beginne, wobei eS sich allem Anschein nach aus die fran zösische Verpflichtung bezüglich der Räumung von Fez und Mekenes stützen werde. Diese Räumung war be- kanntlich für den 15. August versprochen worden und dürfte nunmehr vertagt werden, umsomehr, als auch spanischersettS ein neues Vorgehen auf den Wunsch Ruß lands geplant zu sein scheint. Wie dem auch sein möge, so heißt es in kolonialen Kreisen, daS neue Vorgehen Deutschlands in Marokko sei nicht angetan, die Lage auszuklären, und in politischen Kreisen frage man sich welcher die Haltung Englands sein wird. Trotz der be ruhigenden Versicherungen des Quaid-Orsai herrscht eine große Aufregung und man erwartet mit großer Spannung die weitere Entwicklung der Lage. Paris, 2 Juli. (Zur Entsendung des deut- schen Krieges-Schiffes) Ueber den Besuch de» Herrn v. Schoen beim Minister des Auswärtigen, de Selves, wird noch mitgeteilt, daß Minister de SeloeS mit großem Takt Kenntnis von dem Schritt der deutschen Regierung nahm, obgleich er daraus hinwie», daß die öffentliche Neinung sehr ungünstig die Entsendung eine» deutschen Kanonenbootes nach Marokko aufnehmen würde. Seines sollte ebenfalls dem Botschafter dabei sein Be- dauern ausgedrückt haben, daß hierdurch die freundschaft. lichen Verabredungen, welche zwischen den beiden Mäch- ten vereinbart wurden, zerstört würden. — Im Laufe des gestrigen Tages empfing de Selves noch den Besuch de» französischen Botschafters in Berlin, Herrn Cambon, welcher augenblicklich in Frankreich sich auf Urlaub be- findet. Auch Cambon zeigte sich durch den Entschluß der deutschen Regierung sehr erstaunt, umsomehr, al» sich diese» Vorgehen nicht voraussehen ließ. Nach der Unter redung zwischen dem Minister de» Aeußeren, dem Kabi- nettrchef und dem Präsidenten der Republik, empfing der Ministerpräsident Caiallaux im Ministerium de» Innern