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JopanS Marineskantz«! hat die gerichtliche Sühne gefunden. Der Vize admiral Matsumoto wurde zu 3 und der Ka pitän Sanvasaki zu 1 Jahr Zuchthaus verurteilt. Die beiden Offiziere hatten sich von ausländischen Gesellschaften, die m t der japanischen Marine verwaltung in Handelsbeziehungen standen, be stechen lassen. Auch deutsche Privatbeamte sollten in den Skandal verwickelt sein, eS ergab sich je doch die Haltlosigkeit der Beschuldigung. Mexiko. In der Frage der deutschen Waffenlandungen für Huerta hat das Washingtoner Marineamt den Rückzug angetreten. ES hatte bekanntlich amtlich bekannt gegeben, daß nicht nur der deutsche Hapag-Dampfcr „Bavaria", sondern auch der Dampfer derselben deutschen Gesellschaft „Ipi- ranga" Waffen in Puerto Mexiko für Huerta ge landet hätten. Das Verhalten des letzteren Dampfers sei besonders unschön gewesen, weil der „Dpi- ranga" vor vier Wochen vor Veracruz angehal ten worden sei und sich verpflichtet habe, die an Bord befindliche Waffenladung nach Hamburg zu rückzuführen. Wie leichtfertig das nordameri kanische Marineamt mit dieser offiziellen Bekannt gabe handelte, gehl daraus hervor, daß es sie 24 Stunden später widerrufen mußte. Es teilte soeben mit, daß die ihm aus Veracruz zugctra- genen Gerüchte noch der Bestätigung bedürften, und daß eine Waffeniandung durch deutsche Schiffe anscheinend überhaupt nicht stattgefunden habe. Wenn die Washingtoner Regierung sich den An schein gibt, als verbreite sie dieses Dementi im Interesse der guten Beziehungen zu Deutschland, gegen das auf Grund der ersten Mitteilungen in der ganzen Union eine lebhafte Verstimmung sich äußerte, so ist das natürlich eine mehr als lahme Entschuldigung. Die deutschen Schiffe halten eben keine Waffen für Huerta gelandet, und die Regierung des Präsidenten Wilson ist um eine Blamage reicher. — Ueber den Stand der Friedenskonferenz von Niagarafalls gehen die Meldungen fortgesetzt auseinander. Die einen behaupten nach wie vor, daß man sich über einen Plan zur Beruhigung. Mexikos geeinigt late. Größere Wahrscheinlichkeit haben da gegen die Meldungen, wonach die Konferenz über das Stadium der Vorbesprechungen noch nicht hinausgekommen, und ein praktisches Er gebnis von ihr infolge der Nichtteilnahme des Nebellenführers Carranza und der zweifelhaften Haltung Huertas überhaupt nicht zu erwar ten ist. Pstngstsoune. Novellette von L. Helder. Nachdruck verboten. Nus der Höbe des Berges stand der Wan- dergesell — ihm zu Füße» lachende Gefilde un Abendsonnenstrahl — und warf seinen Hut in die Luft: „Juchhei, ich bin am Ziel! Und morgen ist Püngslen! Herrgott, wie schön ist deine Weit! Grüß dich, liebz Heimatdorf! Und der Katt.i setz' ich den schönsten Buschen vors Fenster!" Ja, die Kathi! Hei, wie beim Gedenken deni Lechner-Friedel das Blut siedendheiß durch die Adern wallte, wie seine Augen lachten! War sie halt nur eines Häuslers Tochter, so war sie doch so schmuck und — dies wog beim Friedel schwer — so ehrsam wie keine! Die Kathi schlug die Augen unter sich, wenn ein kecker Blick sie traf, und die Haare trug sie, gleichviel, obs Mode war oder nicht, in zwei schweren Flechten fiin sittig um den Kopf ge legt — eine goldene Krone. Einen Blütenzweig hatte der Friedel der Kathi in diese Goldkrone gesteckt beim legien P ingflfesl, das sie miteinander gefeiert. Zwei Fahre waren es her, aber greifbar deutlich noch stands dem Friedel in der Erinnerung: Erst der Kirchgang in der Frühe — übev Tal und Höhen Glockenhall. Das hatte so feierlich geklungen, gerade, als schwebte» die Töne di rekt vom Himmel daher. Dazu die aufstei gende Sonne iüer der friscbprangenden Natur. Fedes Haus war mit Maien geschmückt und der Dorforunne» mit Blütenzweigen behängt, damit das Wasser das ganze Fahr hell und klar fließen sollte — so wollte es der Brauch. Nachmittags traten die Paare zum Tanze unter der Linde an. Alle waren sie darauf erpicht gewesen, »üt der Kathi zu tanzen: der lange Hannes, der Muckl mit den tückschen Augen rind der Harfenbecger-Josef, der gar nicht mehr so jung war, aber immer gleich hinterher, wo es was Junges, Schmuckes gab, und die Kathi zählte erst 16 Jahre- „Mir ist schier Angst vor den vielen Auge» bei Dir »ur ist mir wohl, Friedel," hatte sie ihr» «»vertraut und »ur mit ihm getanzt. Allerhand süßes, verliebtes Zeug hatte er ihr ins Ohr geflüstert. „Hast doch nicht Angst da für, Kathi?" hatte er übermütig gefragt. lind sic darauf: „Weißt doch, Friedel, daß ich Dir vertrau'. Ach, wenn Du doch nicht fort müßt' in die Fremde." Es war schummrig geworden unter der Linde, und da hatte der Friedel das Mädchen geküßt, so andächtig, wie man ein Heiligtum küßt. „Willst mir Dein Herz schenken und dafür meines nehmen, Kathi? Schau, dann wird uns die Trennung nimmer schwer werden, weil wir doch wissen, daß wir zusammen gehören, und der Tag wird kommen . . .!" Da hatte die Kathi schämig-selig dem Frie del im Arme gelegen. Dem aber halt' es sich Geheimrat v. Mauser In Oberndorf (Wüittemberg) starb, wie schon gestern gemeldet, im Altcr von 75 Jahrcn der Geh. Kommerzienrat Peter Paul von Mauser, der zusammen mit seinem Bruder Wilhelm das Mausergewehr konstruiert hatte. Das Mauser gewehr wurde bald nach dem Kriege 1870/71 in der deutschen Armee eingeführt, als sich zeigte, daß das alte Zünduadelgewehr den neuen Anforderungen nicht mehr genügte. Auch das jetzt im Gebrauch der deutschen Armee befindliche Gewehr „M. 88" ist nur eine Vervollkommnung des von den Gebrüdern Mauser konstruierten Gewehres. Kleine Chronik * Unwetter in Tirol. Im Pusterlale und seinen Seitengebieten sind große Verkehrsstörungen durch das Ausbcecheu von Wildbäche» entstanden. Bei Dellach an der Grenze von Kärnten haben 5 Personen in dc» Finte» den Tod gefunden * Bom Blitz erschlugen. Bei einem schweren Gewitter in der Umgegend von Kolniar in Posen wurde der Besitzer Bruch aus Poistolitz, der mit Feldarbeiten beschäftigt war, vom Blitz erschlagen. * Ein deutscher Tampser au der noidameri- kauischen Küste gesunken. Aus Newport wird gemelbet: An der Küste von Südkarvlina sind Schiffstrümmcr gefunden worden, die zu der Annahme Anlaß geben, daß der Dampfer „Luckenbach" mit einer Ladung von Pyospyat- gestein auf der Fahrt von Tampa nach Balti more mit seiner Besatzung von 28 Mann ge sunken ist. * Eine Wallfahrtskirche «iedergebrannt. Die bekannte Wallfahrtskirche auf dem JoachimS- berge bei Röhrsdorf in Böhmen ist von Ein brechern, die tags vorher die Kaffe leer gefunden hatten, angezündet worden. Die Kirche ist niedergebrannt. * Unfall eines MilitSrlaftantawobilS. In Tricst fuhr ein Militärlastautomobil, in dem sich ein Hauptmann, 8 Soldaten und ein Geschütz be fanden, gegen das Eisengitter einer Billa. Der Hauptmann und 2 Soldaten wurden mit lebenS- gcfährlichen Verletzungen unter dem Kraftwagen hervorgezogen. Die übrigen Soldaten kamen mit leichteren Verletzungen davon. Der Chauf feur wurde in Haft genommen. * Gest-rte PfiugstfreuSe. Ein Musketier der vierten Kompagnie des Jnf.-RegtS. Nr. 167 in Kossel ist an Genickstarre erkrankt und ins Garnisonlazarett gebracht worden. Die Mann schaften haben infolgedessen keinen Pfingsturlaub erhalten. * Selbstmord eiueS Uvteraffiziel-. Ein Un teroffizier vom 3. Schlesischen Infanterieregiment Nr. 156 in Brieg, der wegen Soldatenmißhand- lung zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden war, hat sich mit seinem Dienstgewehr erschossen. * Ein dentscher Schwindler in Pari- ver haftet. In Paris wurde der als Falschspieler bekannte Bernhard Rohr aus Köln, 53 Jahre alt, verhaftet. Rohr hatte in Monte Carlo schwere Verluste erlitten und kam auf den Ge danken, sich in Paris auf die Weise Geld zu verdienen, indem er Postanweisungen fälschte. Der Schwindler hatte auf diese Weise schon etwa 10 000 Franks erbeutet und vertan, ehe seine Verhaftung gelang. * Weil ihm der Arzt das Fließen verboten hatte, erschoß sich in Trumau bei Wien der junge Fliegerofsizicr Staupach. Er hatte sich ei» Herzleiden zugezogrn. In einem Brief gab er den Grund seines Selbstmordes genau an. * Aus der Welt der Technik. Einem eng lischcn Erfinder, Dr. Low, ist cS geglückt, einen Apparat zu konsttuieren, der in Verbindung mit einem Telcphongclpräch das Bild jener Person, mit der man spricht, auf einem Lichtschirm erscheinen läßt. D e Vorrichtung erfordert jedoch einen außerord. etlichen Aufwand elektrischer Energie, sodaß die Sache einstweilrn sehr kost spielig und für d e Praxis m verwertbar bleiben wird. * Der Londoner KönigSpalast unter de« Feuer der Suffragetten. Zwei Suffragetten in London war es gelungen, sich in den Hof des Buckingham-Palastes zu schleichen, wo sic mehrere Fensterscheiben der Arbeitszimmer des Königs mit Steinen einwarfen. Durch das Geklirr wurden dabei ofjen'ari: der Pfingstgeist war auch über Um gewmmen — darum war er so über alle Maße» glücklich . . . Frischgemut schritt der Ankömmling jctz: bergab. Ueber moossiges Gestein und blunien- sprossende, sanft a 'fallende Gehänge. Und mit ihm schritt ei» Freue», das ihm schier die Brust zu sprengen drohte. Er hatte 'was von der Welt gesehen, hatte manches gelernt und erachte ei» hübsches Stück Geld im Leder eutel mit heim. Nun wollte er Pier seßhaft werden und die Kachi leiraten. Und alles dies und noch viel anderes wollte er am Pfingsttage seinem herzlieben Schatz anvertrauen. Wie nur die tiefgründige» Auge» seines Mädchens glänzen würde» — der Frie del sah's im Geiste, als Hütt' er's leibhaftig gesehen! Zuuächsl ater galt es, de» schönste» Mailusche» zu bekommen. Der sollte sein erster Grus; sei» a» die Kathi! Uni die Biegung des Weges kam ei» Man» geschritten, dc» Nücke» mit Maie» belade». „Holdrio!" rief der Friedel, denn er war noch eine gute Strecke entfernt. „Gut Freund, abt Ihr eine» Mai am» feil? Der schönste muß es halt sein!" Der A»gerittene wandle sich um — lang sam, wie unwillig. Die Stimme sollt' ich doch kennen,:' dachte er. Ei» Blick . . . da»» zuckte der Mensch zuwmmc». „Dacht' ich's doch — er ist's . . ." murmelte er mit einem heim lichen Zähneknirschen. Gleichzeitig ließ sich der Friedel verneh men: „Schau nur, das ist ja der Muckl! Grüß Gott, Muckl, bi» gesund an Leib und Seel' wieder daheim!" „Das seh' ich. Und nun hast nichts eiligeres zu tun, als 'n Buschen zu setzen. Lieh zu, daß er nicht vor die unrechte Tür kommt." „Was willst damit sagen, Muckl?" Wie eine Mauer hatte sich der Friedel vor dem anderen, der herange ommen, aufgepflanzt, damit jenem den Weg verstellend. Hatte er in seiner frohen Ltimmung schier vergessen gehabt, daß der Muckl ein tückischer Gesell Ivar, so ward ihm dies nun sofort wieder klar, und die Ahnung von etwas Drohendem packte ihn. „Kann Dir erst antworten, wenn Du mir gesagt hast, welche de» Busche» habe» soll," nieinte der Muckl, und sei» stechender Mick schillerte über den Friedel hi», der i» seiner strotzenden Jugend eine Prach.gestalt abgab. „Ich könnt' antworten: was geht's Dich an?" entgegnete der Friedel. „Aber weil's doch schon morgen kein Geheimnis »lehr sein wird im Dorfe, magst Du's wissen: die Kathi soll die Maien haben, versteht sich." Die stechenden Augen schweiften ab. Tiefer drückte der Muckl den Hut j» die Stirn: „Du kannst niir leid tun!" So jäh, daß die duftenden Maie» auf des anderen Rücken ihm ins Gesicht schlugen, packte der Friedel dessen Handwurzel». Sein Gesicht war aschfahl geworden, indes er her- vorstieß: „Red' klar, oder — —" Das Zucken in seiner Hand vollendete den Satz. „Setz' der Kachi 'ne Strohpuppe vors Fenster!" Als have er einen Faustschlag empfangen, jo heftig taumelte der Friedel zurück. Vor seine» Ohre» brauste es, Nacht schien sich ringsum zu senke», so dunkel ward es ihm vor dem Blick. Ter Muckl, der sich befreit sah, wandle heimlich-hastig den Fuß. Dabei schlug er eine höhnische Lache au: „Der Harseinerger-Joses, der alte Lackl, der hinter jeder Neuen her ist, hat mit ihr angebandelt, und sie ist drauf cingcgangen. Verlang's Dich noch, 'n Brüchen zu setzen?" Da es so stand, war es schon recht, daß der Muckl mit seine» Maien sich davon machte. Als der Friedel sich aus seiner Betäuoung aufgerasst, als er seine Stimme erhob: „Du lägst, Muckl! Wenn Du nicht Deine Behaup tung sofort zuriicknimmst, schlag' ich Dich nie der!" da war jener schon weit. Und die innere Stimme raunte dem Friedel zu; ist besser so. Wärst sonst woll gar zum Totschläger gewor den! Zwei Jahre sind eine lange Zeil. Darin kann LieS und Treu und Ehrsamkeit wohl abfallen, wenn Versuchung naht. Mußt dich el e» a'-smden mit der Tatsache, daß der Kathi statt 'ner Maien 'ne Strohpuppe zukommt, wie es Pfingsten denjenigen Mädchen geschieht, die einen schlechten Rus haben . . . Mit dem Gesicht vornüber, warf sich der Friedel ins Gras. Tas hatte der Abendtau genetzt und es duftete so jung und so keusch und so wundcrherrlich. Aber dafür hatte der Friedel keinen Merks. In ihm rang tränen loses Weinen, ein wildes, unbändiges Weh. Einen Altar hatte er der Kachi in seinem Her ze» errichtet gehabt; der Glau e an sie hatte i n gefeit gehabt vor de» Versuchungen der Fremde. Bei Tag und bei Nacht hatte der Gedanke: ein kreuzvraves Mädchen nennst du dein, das ist ei» Schatz, den dir niemand rautten kann ... ihn beseligt. Und nun? Die Höhen umspielte noch falbes Tages icht, al er im Tal lagen schon die Schatten der Dämmerung, als der Friedel endlich dein Dorfe zuschritt — müde, zuweilen schwankend unter der Last seiner .Gedanken. Balsamisch umfächelte ihn die Lust; blütenschwer standen die Sträucher am Wege. Am Himmel blin zelte vereinzelt ein Stern; über dem Wald saum trat die Mondscheibe am Firmament her vor. Zwischen Mond- und Abendlicht fiel ein langer dunkler Schatten auf den Weg. Ein- allend in den Hall von des Friedels Tritt, mischte sich jetzt ein anderer Schritt. Gleich darauf standen sich die zwei einsamen Wan derer gegenüber. „Jesses — ist das nicht der Lechner-Frie del?" scholl es diesem entgegen. Es war der lange Honnes, der damals auch um dix Kathi scharwenzelt. „Stimmt." „Wie Du dos sagst Friedel! Und kein grüß Gott! host? Ist Dir's schlecht ergangen Wachen alarmiert, die herbeieilten und die Suffra getten festnahmen. * Ler Prozeß gegen Frn« Enillnnx, in dem die Anklage auf Mord lautet, sollte bekanntlich im Juni stattfinden, da die Voruntersuchung beendigt ist. Jetzt heißt eS, daß der Beginn des Prozesses wegen der Ermordung des Pariser Fiaaro-DirektorS auf den 20. Juli anberaumt, daß aber eine Hinausschiebung bis zum Herbst nicht ausgeschlossen sei. Es heißt nämlich, Frau Caillaux wolle gegen die auf Mord lautende Anklage beim Kafsationshofe Protest einlegen. Geschieht das, so könnte die Verhandlung erst nach den GerichtSferien ihren Anfang nehmen. Die Meldungen, Frau Caillaux sei ertrankt, wurden von dem Gefängnisarzt für grundlos erklärt. Herr Caillaux, der frühere Finanzminister und jetzige Deputierte, besucht seine Frau im Gefängnis täglich. * Eine kritische Situation. Durch die Auf merksamkeit zweier Lokomotivführer wurde bei Le Mans in Frankreich ein schweres Eisenbahn unglück vermieden. Der Schnellzug von Paris nach Le ManS, befand sich bereits kurzvor dem Bahn hof von Le Mans, als plötzlich auf dem gleichen Gleise der Schnellzug nach Brest hcranbrauste. Beide Lokomotvführer erkannten noch rechtzeitig die Gefahr, zogen mit aller Gewalt die Bremsen an und brachten ihre Züge zum Stehen, aller dings nur einen Meter von einander entfernt. Gingesandt. Igllr Linlendungcn unter dieser Rubrtl Übernimmt die Redaktion nur die prcßqcsetzNchc Verantwortung ) Das Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt bringt i» seiner Nummer vom 28. Mai eine recht unsachliche und ungerechte Kri- tik der Konservativen unter der Überschrift „Pharisäer", weil die „Kreuzzeitung" wahr heitsgemäß festgestellt hatte, daß der neugewähfte nationalliberale Abgeordnete Wach horst de Wente auf sozialdemokratischen Krücken in den Reichstag cinzieht, und weil, gleichfalls durchaus wahrheitsgemäß, die „Deutsche Tageszeitung" über Herrn Wachhorst geschrieben hatte, daß seine politischen Meinun gen und Zugeständnisse bei der Sozialdemokra tie die Ueberzeugung habe reifen lassen, daß er so völlig ihr Mann ist, daß es nicht ein mal nötig erscheine, ihm die vom roten Par- teivorftand vorgeschriebene Unterzeichnung der Stichwahlbedingungen abzuverlangen. Was die beiden konservativen Mütter ge schrieben haben, ist durch dieTatsachen durchaus bewiesen. In dem Wahl aufruf der Sozialdemokratie mit der StickMahl da draußen?" „Gut ist's mir ergangen, und's Herz hat wir gelacht, als ich hier ankam. Da aber ist nur 'ne Schlange über de» Weg gelaufen —" „Die sind bei uns, Gottlob, rar. Aber eine gibtts hier, das stimmt, und jedermann gehr ihr aus dem Weg. Der Muckl ist's." Der Friedel tat einen tiefen Atemzug. „Hannes — wenn's wahr wär', daß der Herr gott Dich mir in den Weg geschickt!?" „Wie meinst das, Friedel?" „Nun, weil Du doch sagst, der Muckl ist die Schlange hier und selbiger ist mir doch bc gegnet. Du aber warst allemal ehrlich, Han nes! Antwort' mir, als ob Du Gott Antwort gebe» müßt': ist's richtig, daß die Kathi sich vergangen hat mit dem Harfen'erger-Josef?" Fest lag die Hand des Fragers auf der Schütter des lange» Haimes. Und fest und groß schaute dieser den Sprecher ins Gesicht. Das war ein Alltagsgesicht, mit weißblonden Bartstoppeln ums Kinn. In dies Ge icht a' er kam jetzt ein Zug, der ihm sehr gut stand: „Also wieder mal ist der Muckl die Schlang' gewesen! So ein Malefizbub' —" „Meine Frag' beantwort' mir, Du!" Dem Friedel verschlug vor Aufregung die Stimme. „Ja, schön, sollst sie haben, Friedel, 'ne Kathi ist's freilich, dix mit dem Josef sich ein gelassen, aber nicht die Häuslers-Kathi! Nichts da — Gott bewahre! Die hat alleweil in Treue aitt de» Lechner-Friedel gewartet! Weil dies a er dem Muckl wider den Strich geh:, l at er die Verwechslung ausgeheckt —." „Hannes — Du gibst mir Glaub' und Hoffnung und Leben wieder!" „I geb' Dir nichts als die Wahrheit zu lwren, Du. Die andere Kathi, weißt, ist des Hofbauern sein' Nichte und akkurat 'n halbes Fahr im Ort. Als sie VM auswärts kam, war der Josef gleich hinter ihr her. — Aber ich merk' schon, das ist Dir ganz egal, nun Du weißt —" Der Friedel nickte nur. Es würgte ihm etwas den Hals. Glückstränen waren es. „Hannes," stammelte er, und drückte dessen Hand, „vergelts Golt, was Du mir getan " Als der erste Frührotstrahl über die Berge und Täler glomm, trat aus dem Walde, ein pr chtigcs Birkenbäumchen tragend, der Friedel hervor. Unter den schlanken, duftenden Zwei gen lugte sein junges Antlitz heraus, so strah lend wie die Sonne, die jetzt mit goldenem Nebelglanz am Horizont aufstieg. Was sich darauf, am Fenster von Kathis Heim abgespielt unter den duftenden Maien, die der junge Frühgänger dort aufgepflanzt, brachte die Psingftsonne an den Tag. Als die Glocken das Fest einläuteten und auf alle» Wegen die Landbewohner zum Kirch- gang vorbeikamen, da schritten unter i.,nen Hand in Hand der Friedel und die Kathi. Und in ihren Augen war' ein Glänzen, so hell, wie die Pfingstsonne, die allen strahlt, die reinen Herzens sind.