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vorgeschwebt, daß gerade für die künftigen Handelsverträge die Regierung dazu kommen würde, eine Anzahl von Sachverständigen aus der Industrie zu direkten Ratgebern heranzu- ziehen (Sehr richtig!) dadurch, daß sie eine Reform der Ersten Kammer herbeiführen würde. Wenn andererseits eine Reform der Ersten Kammer daniit begründet wurde, daß die Industrie an Bedeutung die Landwirtschaft in unserem Sachsen heute lingft überflügelt hat, u-nd diese Begründung von der Negie rung damit zurückgewiesen wurde, daß sie aus der Ersten Karniner keine Interessenvertretung machen wolle, so möchte ich betonen, daß ge rade die Wünsche der exportierenden Industrie von niemand anderem gekennzeichnet und ver treten werden können, als wie von diesen In dustriellen selbst. Denn die Herren, die der Landwir.schasr angehören und heute die Ehre haben, in der Ersten Kammer zu sitzen, die tonnen nicht wissen, und wenn sie ein noch so umfangreiches allgemeines Wissen besitzen, was die Nöte und die Wünsche der Industrie sind (Sehr richtig!), und namentlich der expor tierenden Industrie. Den Vertretern der In dustrie wird es aber immer schwerer werden, Sitze hiev in der Zweiten Kammer zu erstre ben bei der Dauer der Sitzungen und dem 'Umfange der Sessionen. Dazu fehlt den Jw dustriellen die Zeit. Da es nun aber nicht möglich ist, daß die Regierung sich die Win sele der Industrien direkt sagen lassen kann, so würde ich es für angebracht halten, daß die Regierung ihre Unterhändler, die sie be stimmt hat für die Handelsvertragsverhandlun gen, hinausschickt in das Land und direkte Fühlung mit den Industriellen nehmen läßt. Was nun die zweite Frage der Interpella tion anlangt, die Trusts, so stehe ich persön lich vollständig auf dem Standpunkt, den der Herr Minister des Innern schon gekennzeichnet hat. Es ist heute durch die En Wicklung un seres Wirtschaftslebens notwendig geworden, daß sich verwandte Industriezweige zusammen tun, sich verbinden zur Abwehr von unberech tigten Ansprüchen und Forderungen, die eines teils von der Arbeiterschaft und andernteils von den Abnehmern, der Kundschaft, ausgehen. 'Etwas anderes ist es natürlich, wenn sämt liche Werke einer Branche vereinigt werden, um die Preise künstlich zu treiben und zu dik tieren. Dann allerdings wird jeder darin übereinstimmen müssen, daß derartige Vereini gungen aus jede nur mögliche Weise bekämpft werden müssen. (Vielfaches Bravo!) Bedeutsame Erklärungen eines hohen russischen Militiir- beamten. Die „Petersburger Börsen-Zeitung" veröffent licht folgende Aufsehen erregenden Erklärungen eines hohen Militärbeamtcn, hinter denen man den Kriegsminister vermutet: „Wir können stolz behaupten, daß die Zeit der Drohungen vorüber ist und daß die russische öffentliche Meinung keinen Grund mehr hat, sich zu beunruhigen. Wir stellen im Vollbewußtsein der Macht unseres in der ausländischen Presse beleidigten Vater landes fest, daß das Hauptziel erreicht ist. Bis her hatte der russische militärische Operationsplan einen defensiven Charakter; heute weiß mau, daß die russische Armee im. Gegenteile eine aktive Rolle spielen wird. Die früheren defensiven Bahnen sind verlaffen worden. Unser Offizier korps ist beträchtlich vermehrt worden und bildet ein hervorragendes Ganzes. Unsere Artillerie besitzt Geschütze, die den fremden Modellen nichts nachgeben; sie wird sich anch nicht mehr über Mangel an Geschossen beklagen können. Die Lehren der Vergangenheit sind auf fruchibarcn Boden gefallen. Der militärische Autvmobilis- mus hat einen hohen Grad der Vervollkomm nung erreicht. Unsere Soldaten können im Be darfsfälle das Eisenbahnpersonal ersetzen Auch unsere Luft- und Dreadnoughts und der Sikorski sind bekannt. Unsere Armee, die bisher in Fein desland zu kämpfen pflegte, wird die Grundsätze des Verteidigungssystcms, unter denen sie unter richtet worden ist, nicht vergessen. Unsere Armee, die in ihrer Vesitzcsstärke rn der letzten Zeit um ein Drittel vermehrt worden ist und aus homo genen Regimentern besteht, wird durch die Stärke ihrer Kavallerie und die Güte ihrer Ausrüstung an die erste Stelle gerückt. Es ist wichtig, daß die russische öffentliche Meinung sich dessen bewußt wird, daß das Vaterland auf jede Möglichkeit gefaßt ist. Aber die militärische Macht eines Landes, dessen Herrscher in der Frage der Frie denskonferenz im Hang die Initiative ergriffen hat, kann nnr den Staaten unangenehm sein, die aggressive Absichten haben. So wie der Herrscher, wünsche Rußland den Frieden; aber es ist im Bedarfsfälle auch gerüstet." Diese Mitteilungen der „Petersburger Vörsen- zeitung" haben in Berliner politischen und mili tärischen Kreisen große Beachtung gefunden. Ueber die in diesen Kreisen herrschende Auffassung er klärte eine in hoher verantwortungsvoller Stel lung befindliche Militärperson: „Man hält es für kaum glaublich, daß ein russischer hoher Militär derartige, sich selbst charakterisierende Behauptungen in die Welt gesetzt habe. Wenn alle Mitteilungen über die Kriegsbereitschaft der russischen Armee so wahr wären, wie die über die Vorzüglichkeit des Sitorski-Luftschiffes, so könnte Deutschland beruhigt sein. Im übrigen muß man sich fragen, was mit dem Artikel eigentlich bezweckt wird. Deutschland und Oester reich sind in dem Artikel vorsichtigerweise nicht erwähnt und der Schluß bildet einen eigenar tigen Ausklang zu der Fanfare des Beginnes. Daß Rußlands Heer in guter Verfassung ist, hatte noch niemand bestritten; es wäre auch noch schöner, wenn dies den russischen verantwort lichen Persönlichkeiten nicht gelingen wollte. Ob aber die in den höchsten Tönen gehaltene Lobes hymne auf das russische Heer den Tatsachen ent sprich!, muß nach allem, was über die Schlag fertigkeit der russischen Armee bekannt ist, zum mindesten bezweifelt werden." Deutscher Reichstag. 235. Sitzung vom 13. März. Auf eine kurze Anfrage des Abg. Kopsch (Vp.) erklärt Ministerialdirektor Caspar: In der Wirt schaft ihrer Eltern beschäftigte Kinder sind kranken versicherungspflichtig, wenn sie sür ihre Dienst leistungen Entgelt erhalten. Werden Wohnung, Nahrung und Kleidung a!s Vergütung für die Arbeit gewährt, so sind sie als Entgelt auzu- sehen. Im Emzelfall entscheidet die zuständige Versicherungsbebörde. Es folgt die Duelliuterpcllation des Zentrums. Der Jnterpellaüon liegt der Zweikampf zu Grunde, der am 26. Februar zwischen den Leutnants des 98. Jnfanterieregimems in Metz La Valette St. George und Haage unter schwersten Bedingungen ausgefochten wurde und bei dem der letztere getötet wurde. Sie fragt, ob der Reichskanzler die Behandlung des Falles durch den Ehrenrat mit Gesetz und Recht für vereinbar hält und welche Maßnahmen er zu ergreifen gedenkt, um dem Zmeckampf im Heere wirksam entgcgenzutreten. Abg. Gröber (Zlr.) begründete die Resolution. Er schilderte die Vorgänge und meinte, der Ehrcn- rai hätte seine Schuldigkeit in diesem Falle nicht getan. Im Heere sei der Hauplsitz des Duell- Übels, das gegen göttliches und menschliches G. bot velstoße. Ein einmütiges Zusammengehen von Volk und Fürst, Reichstag und Bundesrat würde Besserung erzielen. Preußischer Kriegsminister v. Kalkenhayn er- kläite, daß die Vorgänge vollkommen geklärt seien, daß er darauf jedoch aus Rücksicht auf die Familienangehörigen nicht eingehen wolle. Der Ehrenrat habe die Bedingungen des Duells, das er nicht verhindern konnte, da der Beleidigte jeden Vermittelungsversuch schroff zurückwies, nach Möglichkeit gemildert. Mit Mühe nur brachte man den schwer Gereizten von unge regelter Selbsthilfe ab Den Bestimmungen des Ehrenrats sei ein Duellzwang unbekannt. Der Ehrcnrat habe auch nicht gegen das Gesetz ge handelt. Abhilfe könnten allein gesetzgeberische allgemeine Maßnahmen bringen. Im Heere be mühe man sich redlich, die Duelle zu vermindern, da jedem Duell ein grober Verstoß gegen die guten Sitten vorangegangen sein Müsse. Auf 75 000 Offiziere entfielen 1913 nur 16 Duelle, viel weniger als früher. Gewiß sei das Duell ein ungeeignetes Mittel zur Herstellung der Ge rechtigkeit und gewiß verstoße es gegen göttliches und menschliches Gebot, auch könne dein Belei digten u^ch d.r Hausehre auch noch das Leben geraubt werd n. Das alles aber trete zurück gegenüber dmi Umstande, daß hier das Leben eingesetzt werde. Auf diesen Einsatz komme es an, nicht aus den Verlaus des Drolls. Die G.- sinnung, d e zum Duell führe, müsse bekämpft weiden. In der Besprechung äußerte sich Abg. Haase (Soz.) schms gegen das Duell und meinte, daß ein Duellzwaug im Heere herrichc. Abg v. Cutckcr (utl) sprach sich gegen ein Duellveibvt, alnr für schärfere Strafen r ci frcvcl- haster Veranlassung eines Zweikampfes aus. Abg Gras Westarp (kauf.) stellte sich auf dm Standpunkt des Ministers. Abg. Blunck (Vp) brachte den Fall des Leutneuns v. Brandenstein zur Sprache, worauf der Kriegsimnister erwiderte, v. Brandenstein sei nicht wegen seiner ablehnenden Haltung gegen das Duell, sondern wegen seiner mangelnden Entschlußfähigkeit verabschiedet morden. In der weiteren Auseinandersetzung wurden der Abg. Wendel (Soz.) wegen ungebührlicher Bemerkungen über den Kaiser und Abg. Ledebour (Soz.) wegen einer Beleidigung des Kriegsmim- sters zur Ordnung gerufen. Damit schloß die Besprechung. Donnerstag: Kolonialetat. TSchfischer Landtag Erste Kammer. 24. Sitzung vom 13. März. Nach Bericht des Grafen zur Lippe bewil- . ligt das Haus in Uebereinstimmung mit der Zweiten Kammer 260 000 Mk. zum Neubau s eines SteuergebäudtH in Zwickau und nach Be- j richt des Präsidenten a. D. v. Kirchbach gleich- z falls in Uebereinstimmung mit der Zweiten s Kammer die Kap. 22 (Zivilliste) und 23 (Apa- l nagen) des Etats nach der Vorlage. Es folgt eine Reihe von Eisenbahnsachen des z außerordentlichen Etats, die nach Berichten des t Kommerzienrats Dr. Reinecker nach der Vor- t läge bewilligt werden. Einige Eisenbahnpetitionen, « über die Dr. Becker berichtet, werden den An trägen der Deputation gemäß erledigt. Den Schluß bilden Recheuschaflssachen (Be richterstatter v. Hüttner). Nächste Sitzung: Mittwoch, 18. März, 11 Uhr. Tagesordnung: Etatkapitel, Rechenschaftssachen, Petitionen. Zweite Kammer. 61. Sitzung vom 13. März. Die Tagesordnung enthält lediglich Eisen bahnsachen. Zwei Petitionen läßt man nach Berichten des Abg. Nitzschke (Natl.) auf sich beruhen. Die erste Rate von 300000 Mk. zur Ver legung der Schmalspurlinien Zittau—Hermsdorf und Zittau—Oybin—Jonsdorf zwischen den Bahnhöfen Zittau und Zittau-Zchießhaus wird nach Bericht des Abg. Kockel (Kons.) bewilligt. Die Petitionen des Eisenbahnkomitees für Erbau ung einer Eisenbahn von Obercunewalde nach Löbau um Inangriffnahme dieses Bahnbaues wer den der Regierung zur Kenntnisnahme überwiesen. Nächste Sitzung: Montag, 16. März, '^4 Uhr. Tagesordnung: Petitionen. KMirmanden Anzüge eWer Anfertigung in hervorragend großer Ausmahl M ganz besonders billige« Kreise«. Earl Diederich Größtes Spezialhaur eleg. Herren- u. Knaben-Kleidung SohnmirM IohamisM. Ko nfirma nde n-Anzüge 1- und 2reihige Form in :: eleganter Ausführung :: kurzen und langen Hosen Kammgar«, Cheviot, Melton M>. 7"" Ist 13-0 19"" 23 HL«") stst und höher. 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