Volltext Seite (XML)
VMM M Hohkißno-ElüWliln Kl>)NM Rr. S. Donnerstag, de« 8 Jannar Bon den im Amtsgerichtsbezirk Hohenstein-Ernstthal erscheinenden Blättern die in Emstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf, Langenchursdorf, ff f v Wüstmbrand, Mittelbach, Erlbach, Kirchberg, Ursprung, Bernsdorf, Rüsdorf usw. Einzige Zeitung im Bezirk, die eine ständig steigende Abounentenziffer nachweisen kann. 41. Jahrgang Exzellenz »r. v. Bitter, Präsident des Ober- verwaltungsgcrichts, -er, wie schon gemeldet, in -er Nacht zum Sonntag in Berlin kurz vor Bollen-uug seines 68. Lebensjahres an Herz schlag gestorben ist. Ser türkische RaMm. Von alte» türkischen Staatsmännern und Militärs ist seit fünf Jahren am meisten ge nannt der setzt zum Brigadegeneral und Kviegs- niinister des Sultans ernannte Enver-Pascha, der kaum 34 Jahre alt ist. Wegen seiner stäh lernen Entschlossenheit und seiner kleinen Fi gur hat inan ihn den türkischen Napoleon« ge nannt. Napoleon war freilich in diesem Alter schon Kaiser, aber die Laufbahn Envers in sechs Jahren etwa vom Leutnant bis zum Minister und General ist auch eine sehr schnelle. Ilnd sie ist noch nicht beendet, wenn Allah ihm das Leben noch lange erhält. Der Posten eines Kriegsministers in Konstantinopel ist 'ein gefahrloser, allein im Vorjahre sind zwei Inhaber desselben, Nasim Pascha und Mah mud Schcwket Pascha, erschossen worden. Im Jahre 190s zog der junge Leutnant Enver Bey aus seiner albanischen Garnison in die Berge und gab damit das Signal zu der Aufstandsbewegung der jungtürkischen Of fiziere, die das eigenmächtige Regiment des Sultans Abdul Hamid stürzte. Enver wurde dann Hauptmann. 1909 zog er, als Abdul Hamid den Versuch gemacht hatte, die alte Willkürherrschaft von neuem einzuführen, mit auf Konstantinopel und wurde nach der Ein setzung des heutigen Sultans Mohamed Major. Den Krieg in Afrika gegen Italien führte er als Oberstleutnant, im Balkankriege wurde er Oberst und, wenn er am Leben bleibt, wird er sicher in ein Paar Jahren Großwesir sein. Wenn nicht mehr! Was bedeutet das? Vor allem, daß ein Mann aus dem. Wege zur Macht ist, der den Glauben an die Zukunft der Türkei, wie an üch selbst hat und kein Mittel scheut, das, Ivas er für heilsam hält, durchzusetzen. Aus seinem Aufenthalt in Deutschland kennt er ge ordnete Verhältnisse in der Armee wie in der Verwaltung, er will und wird mit dem Schlen drian in Konstantinopel auf,räumen. Viele Gegner wird er dabei finden, unter den tür kischen Generalen wie bei chllen Mächten, denen an einer neu gestärkten Türkei nichts liegt. Als türkischer Kriegsminister tritt er natürlich in nahe Beziehungen zu dem deutschen Gene ral Liman Pascha, dem Chef der deutschen Militärmission. Und das sind zwei Männer, die mit einander auskommen werden. Tagesgeschichte. Königs-Geburtstag tu München. König Ludwig von Bayern feiert am heu tigen 7. Januar seinen 68. Geburtstag. Am 12. Dezember 1912 folgte der damalige Prinz Ludwig seinem verstorbenen greisen Vater Luitpold als Regent und im letzten Novem ber übernahm er nach vorausgegangener not wendiger Aenderung der Verfassung die Kö nigswürde anstelle seines kranken Vetters, des Königs Otto. Als ein ganz hervorragender Regent und Staatsmann, als ein volkst m- licher Fürst und Patriot und als ein ausge zeichneter Kenner aller Zweige des wirtschaft lichen Lebens, namentlich auch des Verkehrs und der Landwirtschaft, steht der Monarch nicht nur in seiner engeren Heimat, sondern im ganzen Reiche im höchsten Ansehen und erfreut sich einer verdienten Beliebtheit. Sein Geburtstag, der erste als König, wird in Bay ern in Stadt und Land gefeiert, und dieses Tages wird auch im Reiche mit Teilnahme gedacht werden. Der neue Militärluftkreuzer „Z. 7" bat, wie aus Friedrichshafen gemeldet wird, am Montag die Gassüllung erhalten. Die erste Fahrt ist für Mittwoch beabsichtigt. Das Luft- schiss soll für Dresden bestimmt sein, wird aber voraussichtlich seinen Weg dorthin über Leipzig nehmen. Ob in Leipzig eine Zwi schenlandung vorgenommen wird, ist bisher noch nicht endgültig entschieden. Das Ueberfitegcn -er -eutsch-russtschtn Grenze. In der Frage des Uebevfliegens der deutsch-russischen Grenze durch o-tugzeuge hat zwischen der deutschen und der russischen Re gierung ein Notenwechsel stattgesunden, durch ! den die beiden Negierungen sich unter der > Bedingung der Gegenseitigkeit bereit erklären, > von Fall zu Fall die Erlaubnis zum Ueber- j fliegen der Grenze für wesentlich sportliche Zwecke unter näher sestgestellten Vorschriften ! zu erteilen. Dem russischen Flieger Wassiljew ist die Erlaubnis zum Ueberfliegen deutschen Gebietes für seinen Flug von Petersburg nach Paris im Prinzip erteilt worden mit der Be dingung, daß er verbotene Zonen meidet. Eia Mittelweg. Der Verband sächsischer Industrieller steht aus dem Standpunkt, daß ein gesetzliches Ver bot des Streikpostenstehens aus vielen Grün den nicht angängig ist, er empfiehlt dagegen die Schaffung besonders geschulter und genau instruierter Polizeibeamter zur Ueberwachung von Streiks und Streikposten. Die Neichs- regierung hat bereits erklärt, daß auch sie ein Verbot des Streikpostenstehens für undurch führbar hält; der Reichskanzler kündigte jedoch in der Reichstagsisihung vom 13. Dezember an, daß Vorarbeiten für die Bekämpfung des Terrorismus in den Organisationen der Ar- beiter im Gange seien. Ein politischer Prozeß in Ungarn. Der gegenwärtig in Maramoros-Szuget verhandelte sog. Ruthenen-Prozeß richtet sich gegen 180 Angeklagte, die des Ausstandes und der Aufreizung dazu angekkagt sind. Der Hauptangeklagte, ein gewisser Alexander Ka- balyuk, hat nichts anderes erstrebt, als die von griechisch-ckatholischen Ruthenen bewohnten Landgebiete Oesterreichs unter russische Herr- scha t zu bringen. Zu diesem Zweck hat er mit lln.erstützung des Petersburger Vereins verschiedene Flugschriften und Blätter verbrei tet, in denen der ruüjsche Nationakgedanke und die griechisch nichtuniierte Kirche gepriesen und der Haß gegen den ungarischen Staat gepre digt wird. Vielleicht nimmt jedoch der Pro zeß, der in Oesterreich-Ungarn viel Aufsebcn erregt, ein vorzeitiges Ende. Drei Haupt- angälagte wurden bereits unter ärztliche Beob achtung gestellt, weil bei ihnen Erscheinungen von religiösem Wahnsinn ausgetreten sind. Der Prozeß ist vorläufig unterbrochen worden. Weitere französische Gendarmerieinstrukteurc. Einer offiziösen Mitteilung aus Paris zu folge ist die französische Negierung« von der türkischen ersucht worden, ihr weitere fünf -Offiziere zur Leitung der Gendarmerie in Kleinasien zur Verfügung zu stellen. Befehls haber der Gendarmerie in Kleinasien ist der französische General Baumann. Englau-s Absichten aus Abessinien. Zu den Angaben, daß England die An gliederung Abessiniens vorzunehmen beabsich tige und darüber bereits in Unterhandlungen mit den Regierungen der übrigen Großmächte eingetreten sei, erklärt eine amtliche Berliner Meldung der „Köln. Ztg", daß bisher nichts von einer solchen Absicht Englands offiziell bekannt geworden sei und daß darüber mit Deutschland jedenfalls nicht verhandelt werde. Dieses Dementi schließt die Möglichkeit nicht aus, daß England bezüglich Abessiniens doch Einverleibungsabsichten verfolgt. Die Gelegen heit wäre günstig, da der viel totgesagte Kai ser Menelik wirklich gestorben sein soll und der Thronwechsel innere Unruhen nach sich ziehen wird, zumal der neue Kaiser Lidj Jeassu erst 16 Jahre alt ist. Neben Italien ist England die nächste Macht, die ein natürliches Inter esse an der Einverleibung Abessiniens hat. Britisch-Ostafrika schließt Abessinien von der Landseite im Süden und im Westen ab, nach dem Golf von Aden bis zur Straße von Balb- el-Mandeb bildet Britisch-Somaliland die Grenze. Das italienische Somaliland lehnt sich im Südosten nur aus eine kürzere Aus dehnung an Abessinien an, und die langge streckte italienische Kolonie Erythrea am Roten Meer schließt Abessinien zwar im Nordosten auf längere Ausdehnung vom Meere ab; Ita lien aber hat nach den Erfahrungen von Adua im März 1896 offenbar ein Haar in der abes sinischen Eroberungspolitik gefunden und trotz der tripolitanischen Erfolge keine Lust, den Frieden von Addis Abeba umzustoßen, durch den es aus Erythrea beschränkt wurde. Frank reich endlich« nennt «nur ein ganz schmales Küstengebiet unmittelbar an der Straße von Bab-el«Mandeb sein eigen. Während Italien vollauf mit der Pazi izierung Tripolitaniens zu tun hat, ist der Wunsch Englands nach der soeben mit Deutschland erziel en Abgrenzung der Interessensphären in Südafrika begreiflich, seinen osta'rikanischen Kolonialbesitz durch die Annexion Abessiniens abzurunden und leinen alten Plan einer Kap-Kairo-Bahn der Ver wirklichung näher zu bringen. Der Besitz Abessiniens würde ihm eine höchst wertvolle Abzweigung dieser Bahn nach dem Golfe von Aden gestatten. Da England feinen Macht Die Herren von Dieskau Original-Roman von Franz Treller. 3v. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Alle drei traten in die ärmliche Kammer, in der sie auf dem Lager ruhte. Sie sah erschreckend, fast gespenstisch aus. „Ich muß was sagen, ich sterbe, Herr Pfarrer, ich kanns nicht mit hinüber nehmen. Ach, Herr Pfarrer, ich hatte sie lieb — sie ivar so herzensgut — und — sie war auch verheiratet — ich — ich — o, wird Gott es verzeihen? Ich habe den Trauschein gestohlen." „O —" Von heftiger innerer Bewegung, wie vom Fieber geschüttelt, fuhr sie fort: „Ich wußte, Ivo er lag, sie sah ost in die Papiere in der großen Brieftasche und einmal hatte sie gesagt, das ist mein Trauschein — aber es mußte ganz im Geheimen bleiben — nur den, Pfar rer wollte sie zur rechten Zeit alles sagen — da kam „er" und bot mir Geld, viel Geld, o dreißig Mark, ich sollte ihm den Trauschein verschaffen — und ich — o — ich wußte nicht, wie schwer ich mich versündigte — ich stahl ihn und gab ihn hin. „Sie starb — starb — und sie suchten den Trauschein — gestehen konnte ich's nicht — und das Kind hatte nicht Vatetz, nicht Mut ter. Seit der Zeit habe ich keine ruhige Stunde mehr — sie war so gut — u-nd ich bestahl sie — o, .Herr Pfarrer, wird Gott es verzeihen?" „Er wird Deine lange und tiefe Reue an sehen und Dir' ein gnädiger Richter sein." Die so schwer erkrankte Frau, deren körper liches Leiden wohl durch die seelischen Er schütterungen am Grabe zu jähem Ausbruch gekommen war, atmete erleichtert aus. „Also Du sahst den Trauschein der Marie Steger?" „Ja, und ich gab ihn dem jungen Manne und er sah hinein und sagte, es sei alles rich- lig — ich sollte aber nur schweigen, sonst käme ich ins Zuchtl-aus." „Und nun, Herr Pfarrer," fuhr sie leise ort, „war ihr Mann heucte am Grabe und auch der Knabe, ich hörte alles — sie hatte sie gerufen — und neben mir stand der Böse, der mich verführt — —" Es zuckte über ihr Gesicht und dann begann sie wild zu phanta- fieren. In ernster Stimmung entfernten sich Vater und Sohn, während der Pfarrer seines Am tes waltete. In der Nacht starb« die reumütige Alte. Hermann von Dieskau aber, der neues Leben in sich fühlte und die melancholische Rube sei nes Wesens abgeschüttelt zu haben schien, fuhr schleunigst mit dem Sohne, dessen Art ilnn schon unendlich gefallen hatte, ehe er seine Be- Ziehungen zu ihm kannte, zurück. Auch Holtau, jetzt Hermann von Dieskau, war glücklich bei dieser Lösung der Rätsel der Vergangenheit. Vor Schloß Dieskau fuhren zwei Wagen vor, sehr zur Ueberraschung der Dienerschaft, die seit einiger Zeit fremden Verkehrs ent wöhnt war. Dem ersten, auf dessen Bock neben dem Kutscher der Waldwärter Klaus saß, entstiegen Hermann von Dieskau, Oberstleutnant Felseck und Holtau, dem zweiton der Justizrat des freiherrlichen Hauses und der Amtsrichter des Bezirks. Die Diener starrten Dieskau, der ihnen mit der Miene des Gebieters durch eine Geberde befahl, Platz zu machen, verblüfft an und sahen ihn mit seinen Begleitern in schweigen- der Verwunderung den Weg nach den oberen Räumen des Schlosses nehmen. Auf dem Flur des ersten Slockes trat ihnen mir finsterer Miene Harald entgegen. Kaum erkannte er aber seinen Onkel, als er bleich wurde und zurückwich, als ob er eine Geister- crscheinung sehe. Dieskau maß ibn mit einem Blicke tiefer Vera.brung und sagte: „Ja, Herr Neffe, ich lebe noch," dann ging er weiter. Harald verschwand. In eineni der nächsten Zimmer bat Dies kau die ihn begleitenden, sehr ernst gestimm ten Herren zu warten und betrat ohne weite res das Gemach seines Bruders. Was zwi schen den beiden da drinnen vorging, blieb für immer ihr Geheimnis. Man hörte eine Weile ihre gedämpften Stimmen. Dann öffnete Hermann von Dieskau die Tür und bat die Herren, einzutreten. Sie sahen den Freiherrn bleich und sehr angegriffen im Lehnstuhl sitzen. Er blickte die Eintretenden scheu an und sagte dann mit schwacher Stimme: „Ich be stätige hiermit, daß ich Zeuge der kirchlichen Training meines hier vor mir stehenden Bru ders Hermann mit Fräulein Marie Steger in der Dorfärche zu Geismar im Herzogtum Meiningen war; es war am 15. Oktober 1861." Der Justizrat hatte sich ohne weiteres an den Schreibtisch gesetzt, um ein Protokoll auf- zunehmcn und schrieb die Aussage nieder. Jetzt trat der Amtsrichter vor. „Sie sind bereit, Herr Bodo von Dieskau, diese Aussage zu beschwören?" -Ja." Hieraus nahm er ihm den Eid ab un- alle Anwesenden unterschrieben das hierüber ausgenommen«« Protokoll. „Und nun, Bodo," sagte Hermann von Dieskau mit ernster Stimme, „verlebe Deine Tage hier in Frieden, das HauS Dieskau soll nicht weiter in den Mund der Leine kommen, der künftige Majoratsherr aber fleht hier." Er deutete auf seinen Sohn. Der Freiherr nickte. „Alles andere wird geräuschlos geordnet. Mein Bruder willigt ein, Hermann, daß Du seine Tochter Hilda zum Weibe nimmst, be danke Dich." Der künftige Majoratsherr schritt auf seinen «Onkel zu — doch dieser sagte nur matt: „Werdet glücklich«!" Einer Olnmacbt nabe sank er zurück, und doch fühlte er sich im Innern glücklich, da' die drolende Wolke sich entladen hatte, ohne für ibn groß Unheil zu bringen, das er ge fürchtet hatte. Alle verließen daS Zimmer und gleich dar auf trugen die Wagen die so überraschend ge kommcncn Besuckwr wieder davon. Als der Freiherr zu sich kam, sandte er nach Harald. Dieser aber hatte sich seinen Renner satteln lassen und Ivar davon geritten. Man hat nie wieder etwas von ihm ge hört. Ein Gerücht verlautete später, daß er in Algier in der Fremdenlegion gesehen wor den sei. (Schluß folgt.) SMMsst Konto voa L Lo., R Atüclc 50 Werner msckt 6«r Lr«»a> „Vari*" Lroow) rot« uoä »prüöe ttsut neiÜ uo6 »«U2w»t>v«ick. Tubob0?1jt