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VMM W AvUgtt Tast ob la t k, Nr, 2T2. Mittwoch, den 29 Oktober LKLZ J^rgau.; Sturmvögel. Ein Schisfsroma» ans deni Nordland von A u n y Wot h e. 88. Fort! (M chd.eck vertwlcii.t Oop^« i^Ilt Ivio ^VoN><') Eine Magd hatte Olaf nnd Sigru-n die triefenden Regenröcke a> genommen. Marne war schon wieder ach dein Gang nnd gab Wine Anordnungen. Die Stimme klang klar nnd l ech und Olaf lauschte ich. „Ich danke Ihnen," wandte er sich an den Vansherrn, „das; Lie mich so freundlich auf nehmen, aber es bedarf keiner Gasttammer. Nach kurzem Aufenthalt will ich zurück nach NehtMnk. Erstens möch.e ich die Hauptstadt Ihres Eislandes noch etwas kennen lernen, denn morgen früh scl on geht unsere Ozcana wieder in See, und dann möchte ich Ji neu die Wiedersehcussreude mit Ihren Kindern" beinahe Hötte er Töchtern gesagt - „nicht unnütz verkürzen." Der Alte lächelte, als säte er Dinge, die gar nicht vorhanden waren, so Weltern war das fächeln. „Thit," rief er dem soeben wieder eintre lenden Marne zu, „Dein Freund hier drängt »Hou wieder zum Aufbruch. Sage ihm, das; er uns willkommen sei, solange er Luft hat, zu bleibe», und das; der Sturm da drautzen wtzt keinen Ritt erlaubt. Dann aber las; das Irühmall rüsten. Ihr werdet hungrig sein." „Thit", hatte Halfdan Oddurson sein blom des Kind genannt, das jetzt zu Oaf trat, mit ihn zum Bleiben zu bewegen. Olas mutzte immerzu daran denken. War Thit nun ein M dchenname? Er hörbe gar nicht, was der blonde Bursche zu ihm sprach, und er dachte nur immer das eine, das; dieser Abschied jetzt vielleicht ein Abschied auf ewig war. Marne batte ihm zwar feierlichst versprochen,, am spä len Abend des Tages wieder an Burd der Ozeana zu seiu. Wie aber, wenn er sich doch znrückl, alten lies; im Baterhaus, das er so lange entbehrt? „!hit, wiederholte Olaf immer den Na men in seinem Inneren, „Thit." „Sie sind zerstreut, Herr von Bodenbringk " lachte Marne, dem Gast einen Stuhl zuschic, bend. „Lehen Lie, da kommt uuser National gericht, Sthr nennt man es." In grotze-u Töpfen wurde die saure, ge ronnene Milch gebracht. Mit sicher Sahne und Zucker verwischt, mundete es Olaf Herr lich nach dem anstrengenden Ritt. Er sprach auch wacker dem rosigen Schinken zu und dem weitzcn Schaf äse, und er trank durstig aus dem alten Wickingcrschiff den feurigen, 'schwe ren Wein, den der Alte ihm kredenzte, aber immer hoste er im geheimen auf irgend ein Zeichen, das ihm sagen sollte: Du hast mich getäuscht. Der blonde Knabe da ist ein Weib, nnd Du kannst nm ihn werben, Du kannst ihn erringen. Wieder stand der Schweis; in grotzen Trop fen auf seiner Stirn. Eine l eitze Angst legte sich ihm auf die Brust. War sein Wünschen und Hofe» nicht Wahnsinn2 War es nicht das S mptom einer schrecklichen Krankheit, die ihn gepackt l^atte, sein heitzes. qualvolles Wünschen? Marne schien keine Ahnung zu haben, was in ibm verging. Oder doch? Mit dunklen Augen sah Olaf bittend zn ibm hinüber. „Erlöse michl!" las Marn« in Olafs Blicken. Ein leises Rot flog über das zarte Gesicht des Knaben-, daun wiMte er Sigrun init den Äugelt, und Arm in Arin verlieh er mit der Schwester-, den beiden Männern leicht zn nickend, die Halle. Nun schien es Olas plötzlich düster im Gemach- Der Sturm da drautzen hatte nach gelassen, aber schwer siel der Regen hernie der. Es war, als sei alles da drautzen m »sc---«'"-»,-----------'---c es töuntc nie wieder Tag werden, und doch kommt auch zu uns öfter die Lonne. Wie gerade lenlc, wo meine Kinder wieder bei mir einkcl ren im Gunarhof. — Lie werden nicht lange rasten," fuhr er düster fort, „auch Sigrun nicht. Mar, uuser alter Knecht, der ein Wahrträumer ist, hat es uns prophezeit. Ihr lächelt, Herr, Ihr glaubt nicht daran, das man vorausseheu kann-, was geschehen wird? Ihr kennl nicht unser starres, dunkles Land mit den ernsten Menschen, deren Blick nach innen gerichtet ist. Wir sehen in unse rer Todeseinsamkeit vieles, was den anderen da braus en im Trubel der Welk nicht of cn- bar wird. Meine beiden wilden Bögel sind leimgekehrt ins Nest. Ich bin glücklich dar über,' aber ich Weitz, das sie bald wieder die Schwingen rühren. Ich selbst habe ihnen den Weg gezeigt, weil ich nicht wollte, Herr, da,; sie bier in dem einsamen weltabgeschiedenen Hof an der gleichen Sehnsucht zugrunde^gin gen wie ihr Baler. Ich bin ein Bauer, Herr Als ich jung war, lernte ich auf der Latein schule allerlei Zeug, was^den Bauern nicht frommt, und die alten Sagabücher, die ich in unseren langen Wintcrnächten verschlang, wnrdc-n meine Welt. So ganz in der Stille wurde so der ehemalige Student — ein Dich ter! Thit Hal es von mir, u-nd wenn ich ihre Lieder lese, dann meine ich, ich wäre wieder jung, und alle meine Sehnsucht gäbe ihr die Spannkraft zum Fluge in der Son neunacht über die Wolken." Olaf hielt den Atem an. Eine heitze Blu,welle drängte sich ihm zum Herzen. Hatte der Greis es nicht soebe-n ausge sprochen, was er zu hören so Heitz ersehnte? Er hätte ausspringen mögen und dem alten Mann dort laut jubelnd an die Brust sinken, nnd doch mutzte er stille sein und schweigen. Kein Wort, kein Laut, keine Frage durfte »erraten, das; er Marnes Geheimnis -nicht ehrte. Martie selbst mutzte sich ihm offenbaren. „Thit, Thit," koste dabei seine Seele zärE lich den Namen, mit den; Halfdan Oddurson dort den blonden Jungen genannt. „Als Sigrun dem fremden Mann folgte," vegan» Halfdan Oddurson von nenem, sin nend in die grauen Regenmassen hinausstar rend, „habe ich ihr gesagt: „Du wirst viel Leid er ahren, mein armes Kind. Islands Kinder sind Sturmvögel, die nicht aushalten können in der Stille." Aber Sigrun lachte und flog über das Meer, und wen» die Ferne ihr Leid schuf, so war sie selbst daran nicht ohne Schuld, denn nicht überall langen die harten Schwingen», mit denen man wild ge gen die Felsen schlägt. Weiche, zarte Flügel tragen oft viel leichrer darüber hinweg, wenn anch vielleicht nicht immer zur Sonne empor. „Pielleicht habe ich meine Töchter auch nicht ganz richtig- erzogen," fuhr der Alte schwer grübelnd fort. „Ich hatte keinen Sohn, und »venu ich sterbe, dam; wird hier der Gu- narl of in der starren Talmulde in fremden Besitz übergehen. Von meiner Frau hen, einer Dänin, sind die Modal unabhängig von mir. Das ist gilt so, den-n es wurde ihnen da durch leicht, ihre eigenen Pfade zu stechen. Ich lehrte sie schietzen und jagen, als sie noch in den Kinderschuhen steckten, und nie dul- de.e ich Frauenröcke bei Enen, als nur an l ohen Festtagen, oder wenn wir zur Kirche ritten. Männer wollte ich erziehen, um ihnen das Leid fernzuhalten, an dem ihre bleiche, feine Mutter so schwer trug, die in dem har ten Lande an meiner Seite zugrunde ging, obwohl ich sie so lieb gelebt. (Fortsetzung folgt.)