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ist also bei ihm nicht im landläufigen, sondern im tieferen, ästhetisch-kulturellen Sinne gemeint 1 ). Und gerade seine hervorragendste Eigenheit, die kein anderer Literat besitzt, scheint so unbekannt zu sein, dafs man sie für jeden einzelnen erst be sonders entdecken mufs, um von ihr reden zu könnenEr bekümmert sich nicht im geringsten um den sogenannten „Geist","nachdessen Er ziehung doch alle Welt trachtet, und richtet sein Augenmerk einzig und allein nur auf die Seele. Das ist es, was ihn von allen anderen, Grofsen und auch Kleinen unterscheidet und, das sei gleich im voraus gesagt, die eigentliche, tiefer liegende Ursache zu seinen ungewöhnlichen Erfolgen bildet. Er ver schmäht alle Mittel, mögen sie nun künstlerisch oder unkünstlerisch sein, den Geist zu packen, zu fesseln oder gar zu blenden. Der Geist wird ge martert, gepeinigt und gequält von der A-B-C- SChützerzeit-an bis in das höchste Professoren alter hinauf. Für ihn werden Uterrichtsstunden-- Schul- und Kollegiengelder zu vielen Millionen be zahlt. Für ihn mufs sogar der kinderlose Bürger, der weder Geist besitzt noch welchen wünscht, das Schulgeld mit entrichten. Ihm hat der einzelne, die Gemeinde, der Staat die gröfsten Opfer zu bringen. Vor dem allerkleinsten Qeisterlein zieht man den Hut vom Kopfe. Je gröfser er ist, desto entblöfster werden die Köpfe. Und paart er sich noch gar mit Rang und Stand, so beugen sich die Rücken und die Kniee! Und aber die Seele? 1) Es ist interessant, wie May von dem eng begrenzten erzieherischen Beruf der Schulstube in diese grofsen volks erzieherischen Aufgaben geworfen wurde. Karl May, ge boren am 25. Februar 1842 in Hohenstein-Ernsttal i. S., ist der Sohn armer Webersleute und besuchte die Volksschule und zwei Seminare, blieb aber nur kurze Zeit Lehrer und wendete sich der Schrifstellerei, der grofsen volkspädago- -gischen Arbeit, wie jeder Schriftsteller seinen Beruf auffassen sollte, zu. —_