14 diesen Zweck zu stellen sind, als gerade die May- sehen genannten Werke. Altmeister Willmann hat die Forderung an eine gute Jugendschrift be kanntlich folgendermafsen fixiert: „Sie sei wahr haft kindlich, das ist einfältiglich und phantasie voll zugleich; sie sei sittlich bildend in dem Sinne, dafs sie Gestalten und Verhältnisse aufzeigt, die, einfach und lebensvoll, das sittliche Urteil zur Bil ligung oder Mifsbilligung herausfordern; sie sei lehrreich, biete Anknüpfung zu belehrenden Be sprechungen'über Gesellschaft und Natur; sie sei von bleibendem Werte, zur steten Rückkehr ein ladend ; endlich: sie sei einheitlich, damit sie einen tiefen Eindruck bewirke und Quellen eines viel seitigen Interesses aus sich entlassen könne.“ 1 ) Vergleicht man nun Mays Werke für die Jugend mit diesem klaren Programm, so mufs man glauben, es sei ihm bei seinen Dichtungen auch vorgeschwebt. Wie kindlich, sinnenfällig, dem geistigen Horizont der Jugend entsprechend versteht er zu plaudern. Die Phantasie des jungen Lesers wird angeregt und in Spannung gehalten, ohne dafs Phantasterei da bei herauskommt. Obwohl anscheinend fern liegende Verhältnisse zur Darstellung kommen, ver steht es der universelle Mann, mit der goldenen Seele des ewig jungen Menschenkindes einfach und lebensvoll zur Jugend von diesen Dingen zu plau dern. Wie das sittliche Urteil angeregt und Be lehrung geboten wird, das ist in den weiteren Ka piteln noch eingehend dargestellt. Wie die Bücher bleibenden Wert behalten und stets zur Rückkehr einladen, das hat wohl jeder erfahren, der die Mayschen Bücher an die Jugend abgegeben hat. Und soll ich noch reden von der Einheitlichkeit des Charakters, der über jedem einzelnen Werk und 1) Vgl. Löhrer, Vom modernen Elend in der Jugend literatur. Päd. Zeitfragen Heft 6, München, Val. Höfling, 1905.