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1>ie fragte, was Majestät getan hätten. „Ja, waS sollte ich weiter tun, ich bin eben wieder umgekehrt. Der Mann war doch vollkommen in seinem Rechte." — Herbftuebel sind jetzt eine recht häufige Erscheinung. Sie können als die Schatten be zeichnet werden, die der herrannahende Winter vorausschickt, und der Landmann achtet in manchen Gegenden genau auf sie, weil er meint, mit Hilfe des Nebels auf die Wettererscheinungen schließen zu können. „Je häufiger und stärker die Herbst nebel, um so häufiger und stärker der Winter schnee", sagt er, und doch läßt sich an der Hand der Erfahrung und der Statistik nachweisen, daß diese Annahme durchaus nicht gerechtfertigt ist. Die prophetische Bedeutung des Nebels mag wohl darin ihre Ursache haben, daß er in seinen ver schiedenen Erscheinungen recht eindringlich auf das menschliche Gemüt einwirkt. Wenn die weiße?. Morgen- und Abendnebel wallen und weben und sich gespensterhaft aus den Tälern zwischen unseren bewaldeten Hügeln erhehen, dann erblickt in ihnen die schaffende Phantasie die mannigfaltigsten Ge stalten. Und wenn der Nebel in schweren Massen emporsteigt und die Straßen so dicht erfüllt, daß man kaum einige Schritte weit sehen kann und die Gasglühlampe oder das elktrische Licht unserer Straßenbeleuchtung nur auf wenige Meter im Um kreise die trübe Atmosphäre zu durchdringen ver mögen, so ruft der Nebel so beengende, beängstigende Gefühle hervor. Aber die Ursache ist einzig und allein in der kühleren Temperatur der Erdober, fläche, gegenüber der wärmeren, mit Feuchtigkeit gesättigten Luft zu suchen. Dringen die goldenen Strahlen der siegenden Sonne wieder auf die Erde hernieder, so verschwindet das Phänomen und die einzelnen Tröpfchen lösen sich spurlos in der Lust auf. Nichts aber berechtigt dazu, eine in Wechsel beziehung eintretende Temperaturverschiedenheit der Erde und der Luft in ursächlichen Zusammenhang mit späteren Schneefällen zu bringen. *— Unkenntnis der Gefahren macht mutig Die Geschichte erzählt uns von mancherlei Proben bewundernswerten Mutes, die schwache Weiber abgelegt haben. Die Heldentaten wären unaus- geführt geblieben bei richtiger Erkenntnis der Ge- fahr. So lange wir die Bazillen nicht kannten, aßen wir rohen Schinken und ungeschältes Obst frisch darauf los. Die Erkenntnis der Bazillen- gefahr hat uns vorsichtig, ja bis zu einem gewissen Maße ängstlich gemacht. Was von der Bazillen gefahr, das gilt auch von der Alkoholgefahr. So lange sie nicht in ihrem vollen Umfange erkannt war, blieb sie ziemlich unbeachtet; nachdem die medizinische Wissenschaft die schweren körperlichen Schädigungen des übertriebenen Alkoholgenusfes ans Licht gebracht hat, schießen die Abstinenten- Vereine wie die Pilze aus der Erde. Auch wir verkennen nicht, daß beim Alkoholgenuß so gut wie bei jedem andern ein Uebermaß von Uebel ist; die Freuden, die man übertreibt, die werden leicht zu Schmerzen. Aber wir meinen doch, man solle das Kind nicht mit dem Bade ausschütten, und in dem Bestreben, Gefahren zu verhüten, nicht erlaubte Genüsse verbieten wollen. Das Leben ist doch wahrlich nicht so reich an frohen Stunden, daß man auf die am Biertisch geborenen kalten Herzens verzichten sollte oder dürfte. Wir möchten es nicht dorthin kommen sehen, daß das in neuerer Zeit so unendlich häufig an die Wand gemalte Schreckgespenst des Alkoholmißbrauches, die Lust, einen guten Tropfen zu genehmigen, den durstigen Seelen verschränkte. Die Gastwirte wollen doch auch leben, und der liebe Gott hat Hopfen und Malz doch nicht ohne Zweck geschaffen. Nein, zu der Schaar der ängstlichen Abstinenten zählen wir uns nicht; aber deshalb behalten wir doch den Kopf oben auf. Man braucht nicht jeder Gefahr zu unterliegen, der man mit offenem Visier geqen- überlritt. Flucht ist Feigheit; der wahre Mut und die richtige Selbständigkeit zeigt sich erst darin, daß man sich den Genuß erlaubt, aber jedes Zuviel meidet. Viele von uns haben wohl das feucht fröhliche „Zuviel kann man wohl trinken, doch nie lrinkt man genug" in flottem Kreise mitgesungen; sie denken heute anders als damals, sie sind ver ständiger geworden und kaum noch für eine richtige Dummheit zu haben; aber sie unterschreiben wohl heute noch das alte Grundgesetz: Wer niemals einen Rausch gehabt, der ist kein braver Mann. Von den Gefahren des Alkoholmißbrauchs brauchen wir an dieser Stelle nicht zu reden; man braucht heute nur den Kopf aus dem Fenster hinauszu stecken, um von dieser Melodie mehr zu hören als einem lieb ist, daß wir auch im Gersten- und Rebensaft maßvollen Genuß für notwendig erachten, ist so selbstverständlich, daß wir es gar nicht erst besonders zu sagen brauchen. * Gersdorf, 7. November. Der Konsum- Verein Gersdorf und Umgegend, e. G. m. b. H., verzeichnet in seinem 13. Geschäftsbericht folgenden Abschluß: Der Gesamtumsatz v trägt, außer Brot, 334,081 Mk. 7 Pfg. (Vorjahr 337,587 Mk. 74 Pfg.), die Filiale 31,521 Mk. 63 Pfg. (Vorjahr 29,647 Mk. 43 Pfg.) Die Mitglieder setzen sich nach Be rufen wie folgt zusammen: Bergarbeiter 735, In validen 94, Ehefrauen 65, Textilarbeiter 33, Hand werker 23, Geschäftsleute 17, Metallarbeiter 12, Angestellte 10, Oekonomen 4, Geschirrführer 4, Handarbeiter 4. Der Umsatz mit der Großeinkaufs- gesellschaft belief sich auf 127,000 Mk. In BuNer erreichte der Umsatz die Höhe von über 50,000 Mk. An Speck und Wurst wurden 21,500 Mk. um gesetzt. Der Reingewinn beträgt 54,699 Mk. 99 Pfg. Zur Verteilung gelangen 15°/^ von 333,521 Mk. 34 Pfg. Umsatz - 50,028 Mk. 20 Pfg. In den letzten 10 Jahren betrug die Dividende für Waren: 1893: 10,085 Mk. 7 Pfg., 1894: 18,039 Mk. 64 Pfg., 1895: 27,602 Mk. 59 Pfg., 1896: 33,155 Mk. 64 Pfg., 1897: 40,238 Mk. 80 Pfg., 1898: 41,763 Mk. 20 Pfg., 1899: 44,288 Mk. 15 Pfg., 1900: 48,685 Mk. 89 Pfg., 1901: 52,335 Mk. 90 Pfg., 1902: 51,509 Mk. 84 Pfg. An Steuern bezahlt der Verein im Berichtsjahre 5606 Mk. 40 Pfg. (Vorjahr 4078 Mk. 8 Pfg.) Die Mitgliederzahl betrug in den letzten 10 Jahren: 1893: 370 Mitglieder, 1894: 512 M-, 1895: 663 M., 1896: 728 M., 1897: 742 M., 1898: 765 M., 1899: 813 M., 1900: 901 M., 1901: 968 M., 1902: 998 M., 1903: 1001 M. Die Auszahlung der Dividende erfolgt nur an Er wachsene in der Zeit vom 30. November bis mit 5. Dezember d. I. im Kontor der Genossenschaft vorm. 9—12 und nachm. von 4—7 Uhr. Die Haftsumme erhöhte sich von 24,950 Mk. auf 25,025 Mk. Die Stammanteile von 21,794 Mk. auf 22,879 Mk. * Langenchursdorf, 6. Nov. Beim Einfahren von Kraut geriet der Arbeiter Weise unter die Räder seines Wagens und zwar so unglücklich, daß er alsbald seinen Geist aufgab. Er stand im 58. Lebensjahre und hinterläßt 3 erwachsene Kinder. — Am Mittwoch abend '/,5 Uhr brach im Hause des Strumpsfaktors Steude auf dem Oberboden eines Anbaues Feuer aus, durch welches eine Näh maschine, eine Wäschemangel, ein Dampfbadekasten, eine Kinderwiege, Flor und Seide, Schuhwerk, Brennscheite, Stroh rc. verbrannten. Infolge der Löscharbeiten brach die Decke durch, wodurch die darunter stehenden 5 Strumpfwirkmaschinen be schädigt wurden. Auf der Brandstelle waren die freiwillige Feuerwehr von Langenchursdorf und d e Ortsfeuerwehr von Falken erschienen. * Lichtenstein, 6 Nov. Der Schreckensruf „Feuer" wurde in vergangener Nacht mehrmals vernehmbar, denn an 3 verschiedenen Stellen Lichten steins war durch ruchlose Bubenhand Feuer angelegt worden. Das erste Alarmsignal ertönte */,3 Uhr. Es brannte die Schustersche Doppelscheune in der unteren Bachgasse, sowie das daranstehende Klugesche Wohnhaus. Beide Gebäude wurden vollständig in Asche gelegt. Als die Feuerwehr eine halbe Stunde am Brandplatze tätig gewesen, ging in der großen neugebauten und massiven Scheune der Brunner- schen Schiefermühle ein weiteres Feuer auf, welches von der Feuerwehr mit dem Erfolg bekämpft wurde, daß Wohnhaus und Mühle erhalten blieben. Kaum hatte man an dieser Brandstelle eine Zeillang ge- arbeitet, als das dritte Feuer aufging. Der Brand stifter hatte eine einzelstehende Scheune des Hübsch- schen Gutes auf dem Schäller in B and gesteckt. So waren die Wehren nunmehr an 3 verschiedenen Stellen beschäftigt und arbeiteten in einer Weise, die alle Anerkennung verdient. Da die in einer Linie angelegten Feuer die Spur des Brandstifters verriet, wurde sofort dessen Verfolgung ausgenommen und gelang es unterhalb der Teichmühle eine der Tat dringend verdächtige Person festzunehmen und hinter Schloß und Riegel zu bringen. * Chemnitz, 5. November. (Schiedsgericht für Arbeiterversicherung.) Witwenrente beanspruchte die Witwe des Steinbrechers Römisch in Hohenstein-Ernstthal. R. ist am 12. Juni 1903 an einem Nieren- und Leberleiden gestorben. Die Witwe behauptete, daß diese Leiden sofort nach dem Unfall am 23. April 1890, wobei R. einen Bruch des linken Unterschenkes erlitt, auf getreten seien. Die ärztlichen Gutachten verneinen den Zusammenhang des Unfalls mit dem Tode des R Es sollen indeß noch Erkundigungen bei dem R. zuletzt behandelnden Arzte eingeholt werden. - * Chemnitz, 6. Nov. Die gestrige Sitzung der Stadtverordneten nahm einen sehr lebhaften Verlauf, da nach Erledigung der Tagesordnung Fragen angeschnitten wurden, die in der Bürgerschaft vorher Anlaß zu Klagen gegeben hatten. Vom Rate waren Heuer früher als in den vorangegangenen Jahren die Mahngebühren von säumigen Zahlern der Einkommensteuer erhoben worden, und auch dann, wenn der Mahnzettel zwar abgeschickt, aber noch nicht behändigt war. Aus der Antwort vom Ratstische war zu entnehmen, daß nicht die städtische Steuerbehörde diese Maßnahme eigenmächtig er griffen, sondern von dem König!. Finanzministerium dazu veranlaßt worden sei, das die Stadtbehörde für den Ausfall an Einkünften verantwortlich ge macht habe. Ferner wurde in der schärfsten Tonart Klage über Mißstände bei der Chemnitzer Straßen bahn geführt, die in der immer mehr überhand nehmenden Unsauberkeit der Wagen, mangelhafter Bezeichnung der Fahrtrichtung, Rücksichtslosigkeiten des Personals gegenüber den Fahrgästen usw. be stehen. Man forderte sogar, der Zentralleitung, die sich mit einem gewissen Humor über alle gerecht fertigten Beschwerden hinwegsetze, mit Konzessions entziehung zu drohen, damit endlich einmal Wandel geschaffen werde. * Chemnitz. Die hiesige Gewerbekammer hat sich in ihrer letzten Sitzung für Erlaß von Vor schriften zur Beschränkung des Ausverkaufswesens ausgesprochen, auch beschlossen, bei dem Königlichen Ministerium des Innern vorstellig zu werden, daß die 24stündige Ruhezeit für Gastwirlspersonal auf 18, bezw. 14—15 Stunden verkürzt werden, Gehilfen und Lehrlinge unter 16 Jahren bis 12 Uhr nachts beschäftigt werden können und Oberkellner, Buffetiers usw., die Waren auf Rechnung haben, von den bezüglichen Bestimmungen ausgeschlossen werden. Die übrigen Gewerbekammern des Landes sollen um gleiches Vorgehen el sucht werden. * Thalheim. 6. Novbr. Letzte Nacht in der ersten Stunde ist die Schenne des sogenannten Prinzpachtergutes mit sämtlichen Erntevorräten vollständig niedergebraunt. Dnrch die herrschende Windstille war es möglich, das Wohngebäude zu erhalten, was sonst bei den schwierigen Wasser verhältnissen nicht denkbar gewesen wäre. Die Entstehungsursache des B andes ist noch nicht auf geklärt. * Zwickau, 6. Novbr. Die von den hiesigen Bäckern und Brotverkäufern als lästig empfundenen Polizeivorschriften über den Brotverkauf, namentlich die Kontrolle des Gewichtes der Brote, werden aufgehoben. — Nachdem das Königliche Oberver waltungsgericht entschieden hat, daß die Gebühren für Revision der Bierdruckapparate nicht den Wirten auferlegt werden können, hat der Rat be schlossen, hierbei Beruhigung zu fassen, obwohl jenes Regulativ ministerielle Genehmigung gesunden hatte. Künftig sollen nur noch die Gebühren für die erste Prüfung der Apparate berechnet werden. * Crii »ulitschau, 6. Novbr. Da nach den neueren Feststellungen die Anteilsumme der Stadt Crimmitschau aus dem Elektrizitätswerk Pleißetal (Ueberlandzentrale) auf etwa 800 000 Mark zu veranschlagen ist, den städtischen Kollegieen ein solcher Betrag aber zu hoch erscheint, haben Rat und Stadtverordnete beschlossen, von der beabsichtigten Beteiligung an diesem Projekt abzusehen. Man hielt es für vorteilhafter, später einmal für unsere Stadt allein ein solche« Elektrizitätswerk zu errichten, um vor allem den Kleingewerbetreibenden zu einer billigeren Betriebskrast zu verhelfen. * Dresden, 6. November. In der Kirchenge- meinde zu Dresden-Plauen traten am Sonntag vier Geschwister, am Reformationssefle zwei Ehe männer, a n Sonntag vor acht Tagen ein Ehe mann und zwei Ehefrauen von der römisch-katho lischen zur evangelisch-lutherischen Landeskirche über. Damit ist die Zahl der Uebertritte zur Landeskirche seit Anfang des Jahres in dieser Gemeinde aus 14 gestiegen, 13 von der römisch-katholischen, einer von der deutsch-katholischen Gemeinde. * Dresden, 6. November. Der seit einem Jahre verheiratete Bankbeamte Plötz wurde auf Grunaer Flur mit durchschnittener Kehle aufgefunden. — Die Frau eines Hausbesitzers in Bischheim wurde von einer an Krämpfen erkrankten Ziege in die Hand gebissen. Nach einigen Tagen stellten sich in der geringen Wunde heftige Schmerzen und Anschwellung des Armes ein, und der Arzt ordnete die Ueberführung der Frau nach Dresden in ein Krankenhaus an, wo diese an Blutvergiftung ge storben ist. * Großenhain. Eire eigenartig,e Entdeckung machte hier ein Käufer einiger Zigaretten, als er zufälligerweise die Zigarrettenhülle zerriß. Sie er wies sich im Innern mit folgendem sonderbaren Speisezettel beschrieben: „Montag: Graupen mit Talg, Dienstag: Reis mit Fett, Mittwoch: Hirse mit Talggriefen, Donnerstag: Bohnen mit Speck- griesen, Freitag: Graupen mit Talg, Sonnabend: Grütze mit Talggriefen, Sonntag: Reis mit Butter." Wie sich auf Befragen bei dem betreffenden Zi- gareltenlieferanten herausstellte, bezieht dieser seine Zigaretten-und Zigarrenenveloppen von einer Firma, die in der Strafanstalt zu Zwickau arbeiten läßt. Einem der dortigen Gefangenen ist es offenbar möglich gewesen, in den Besitz eines sonst ver- botenen Bleistiftes zu kommen und so der Außen welt von seinem wenig verlockenden „Menu" Kenntnis zu geben. * Grimma, 5. November. Ein Bär soll sich, wie den „Nachr. f. Gr." aus Nerchau gemeldet wird, seit gestern im Schmorditzer Holze umher treiben. Wenigstens behauptet das ein Nerchauer Herr, der die Bestie gesehen haben will. Daß er einer Sinnestäuschung kaum zum Opfer gefallen sein kann, geht daraus hervor, daß man Spuren gefunden hat, die recht wohl von dem Bären her- rühren können. Auch tauchte ein unbekannter Mensch in der Gegend auf, der den Eindruck eines Bärenführers machte; doch war eine Auskunft von ihm nicht zu erlangen, da er jedenfalls Deutsch nicht versteht und aus Fragen nicht antwortete. (Erst Wölfe bei Waldheim und Frankenberg, nun ein Bär bei Nerchau; man könnte sich ja nach dem Innern Rußlands versetzt wähnen!) * Großdeuben, 6. Nov. Der 21jährigeSohn des Fleischermeisters Wilhelm Lanzendorf hier, der erst vor kurzem vom Militär entlassen worden war, nahm im Gasthofe an der Kirmesnachfeier teil, als er plötzlich zu Boden sank und sein Leben aushauchte. Ein Herzschlag hatte den jungen Mann getroffen. * Pulsnitz. Die Sektion der Leiche der am 30. v. M. in einem Wassertümpel in Niederstem« tot aufgesundenen 28jährigen Magd Josepha Schnelenska wurde am Dienstag in der Friedhoss- halle in Pulsnitz, in Gegenwart des hierzu gefesselt vorgeführten, des Mordes an ihr verdächtigen 18jährigen Maurers Garten aus Riedersteina vor genommen. Die Sektion erbrachte keinerlei Spuren eines gewaltsamen Todes. Der Staatsanwaltschaft gegenüber hat Garten gestanden, die Sch. in das Wasser gestoßen zu haben. Hierauf wurde er dem Landgerichte Bautzen überführt. * Plauen i. V, 6 Novbr. Nur beschränkt arbeitsfähig sind die fünf Feuerwehrleute, welche bei der Feuerwehrübung am 27. Juli 1902 ver unglückt waren. Zur Gewährung fernerer Unter stützung an die Braven bewilligte der hiesige Stadt gemeinderat gestern abermals den Betrag von 2200 Mark als Berechnungsgeld aus den Haus haltplan. * Reichenbach i. V, 6. Nov. Eine schwarze Fahne wurde heute früh auf einer großen Eiche im städtischen Walkholz gehißt vorgefunden. Die Fahne ist während der Nacht aufgepflanzt worden und soll zweifellos eine sozialdemokratische Kund gebung aus Anlaß desTodes des sozialdemokratischen Reichstagsabgeordnelen Franz Hofmann bedeuten. Die Fahne wurde durch die Polizei entfernt. * Altenburg, 6. Nov. Der heutige H r.st- roßmarkt, welcher verhältnismäßig gut beschickt w:r, hatte einen sehr malten Besuch zu verzeichnen. D.e Frequenz unserer Roßmärkte ist in auffallendem Rückgang begriffen, seit man — das Tippen ver boten hat. Gerichtssaal. § Stollberg. Wegen Wechselsälschung hatte sih der Kaufmann Oswald Schindler von hier zu verantworten. Am 16. Oktober geriet er in Konkur». N'ch dec Anklage hat er den Namen eine» Kunden unberechtigterweise al« Akzept benutzt und von dem gefälschten Wechsel Gebrauch gemacht. Sch. leugnete die ihm zur Last gelegte Straftat. Das Gericht erachtete ihn aber al« durch die Beweisaufnahme für überführt und verurteilte ihn zu fünf Monaten Gesängni« und dreijährigem Ehrenrecht«verlust; ein Monat Gesängni« wurde al« verbüßt erachtet. 8 Dresden. Ein entsetzlicher Ungluck«sall bildete den Gegenstand einer Anklage "egen den Hautbe sitzer und Maurermeister Hermann Ernst Schumann in Lommatzsch. Am 7. Mai d. I. vergnügte sich der dreijährige Sohn de« Genannten in Gesellschaft mehrerer anderer Kinder mit Versteckenspielen hinter dem Wohnhause Schumann«. Die Kleinen zerstreuten sich nach und nach, und die ahnung«lose Mutter befand sich, al« der Knabe nach mehreren Stunden nicht in die elterliche Wohnung zurückkehrte, in dem Glauben, der Kleine befinde sich bei den Nachbarn. Al« aber gegen Abend der Junge sich nicht wieder ein- stellle, wurden die Eltern ängstlich und begaben sich auf die Suche. Während der Vater in die Nach barschaft ging, kam die Mutter in den Garten und bemerkte nun zu ihrem Entsetzen, daß der Deckel der Senkgrube ein Loch aufwie«. Nicht« Gute« ahnend, rief sie ihren Mann herbei, und nun fanden die unglücklichen Eltern ihren Liebling tot in der Grube. Der Knabe hatte durch Ertrinken ein furchtbare« Ende gesunden. Die bedauern«werten Eltern waren untröstlich, aber noch unglücklicher wurde der Vater, al« er sich jetzt wegen fahrlässiger Tötung vor der b. Straskammer de« Kgl. Landgericht« zu Dre«den verantworten mutzte. Die Staatsanwaltschaft er brachte den Bewei«, daß der Senkgrubendeckel morsch gewesen war und hierfür wurde der Vater al« Hau«befltzer verantwortlich gemacht. El wurde mit Rücksicht auf da« ihn durch den Tod seine« Kinde« schwer getroffene Unglück zu der Mindeflstrafe von zwei Tagen Gesängni« verurteilt. § Effe», 4.Nov. Nach dreitätiger Verhandlung wurde der frühere Bureaugehilse, jetzige Fabrikarbeiter Friedrich Hoenscheid au« Gelsenkirchen wegen Kinde«- tödtung zu 10 Jahren Zuchthau« verurteilt. Der Angeklagte hatte gegen Ende März 1900 sein 7 Monate alte« Kind aus freiem Feld nur mit einem Hemdchen bekleidet, au-gesetzt, wo e« nach zwei Tagen erfroren aufgesunden wurde. Die Verhand lung entrollte ein grelle« Bild sittlicher Verkommenheit. 8 Vor dem Kriegsgericht i« München wurde, wie da« Berl. Tgbl. mttteilt, gestern gegen zwei Gendarmen verhandelt, die in Wolfratthausen anläßlich eine« kleinen Rekrutenexzeffe« einen jungen Bauernburschcn nach der Anklage derart mißhandelt haben sollten, daß ihm ein Bein amputiert werden mußte. Die Anklage war erhoben wegen schwerer Körperverletzung unter Mißbrauch der Dienstgewalt. Einer der Angeklagten wurde freigesprochen, der andre zu eineinhalb Monaten Gesängni« verurteilt. Da« Gericht hat angenommen, daß alle Tatzeugen, die unter Eid au-sagten, auf Irrtum beruhende Angaben machten. Kleine Chronik. * Hamburg, 7. November. In einem wegen Schwindeleien hier gestern verhafteten Steward, der sich August Mohr nannte, und unter diesen Namen al« Hochstapler die Ostseebäder unsicher machte, wurde ein au« Bonto« in Brasilien ver folgter Raubmörder Münch erkannt und festgenommen. * Kaiserslautern, 5, November. Wie die Pfälzische Presse meldet, ist auf der Lokalbahn strecke Alsenz—Obermoschel eine Entgleisung erfolgt. Mehrere Personen deS Zugpersonals wurden ver letzt; die Lokomotive und der Postwagen wurden umgeworfen. * London, 7. Nov. Eine große Feuersbrunst in Glasgow nahm in kurzer Zett einen großen Umfang an. Mehrere Feuerwehrleute sind in den Flammen umgekommen. Der Materialschaden beträgt über 1 Million Pfund Sterling. * Budapest. Der Wärter im Elefantenkäsig be« hiesigen Tiergartens schwebte dieser Tage in ernster Leben«gefahr. Im Tiergarten besindet sich, wie de.' Pester Lloyd berichtet, schon seit Jahren ein Elefant, der stet» als zahm und zutraulich galt und diesem Wärter besonder« zugetan war. Die Natur des Tieres scheint sich plötzlich geändert zu haben; als ihm das Futter gereicht wurde, kehrte er sich gegen den Wärter und hieb ihn mit dem Rüssel nieder. Dann ergriff er den am Boden Liegenden nochmal« an und schlitzte ihm mit einem Stoßzahn das rechte Bein auf. Der Wärter wäre von dem wütenden Tiere zweifellos zerstampft worden, hätte ihn im letzten Augenblick da« herbeigeeilte Personal nicht besreit. Schwer verletzt wurde er in» Spital besördert. * Ein geheimnisvoller Fund. Im Jahre 1888 ist zu Montigny die Weichenstellerslochler Groß beerdigt worden. Kürzlich wurde der Mutter mitgeteilt, daß da« Grab frisch belegt werden würde. Bei der Ausschachtung sand man in nicht allzugroßer Tiefe einen vorschriftsmäßig verlöteten und etwa« eingcdrücklen Metallsarg, der aus bi« jetzt unaufge klärte Weiss und vor unbestimmter Zeil in dieser Grab verscharrt worden ist. Bet der Öffnung der Sarges sand man einen weiblichen Körper darin eingezwängt, bet welchem die abgetrennten Füße neben dem Haupte lagen. Die Leiche, insbesondere der mit langen blonden Haaren versehene Kopf waren, ebenso wie die Kleidungsstücke, noch sehr gut erhalten. Vielleicht hängt mit dieser heimlichen Vergrabung die vcn der Witwe Groß vor nunmehr 7 bi« 8 Jahren gemachte Entdeckung zusammen, daß sich an dem Grubkreuze der verstorbenen Tochter ein fremder Kranz befand. ch Der Ehemann Wider Willen. Herr Webb, Apotheker in Sydney, ging eines Abends mit Miß Cheßborough spazieren, als ein eleganter Wagen an gefahren kam und Plötzlich vor einem Pärchen stehen blieb. Zwei kräftige Männer sprangen heraus, packten Herrn Webb, warfen ihn wie ein Paket in den Wagen und ließen die Miß Cheßborough ein steigen. Im Galopp sausten die Pferde davon und brachten Herrn Webb zu einem Hause, wo man ihn bis zum Morgen unter sicherer Bewachung ver steck: hielt. Dann wurde er gewaltsam in eine Kapelle geführt, wo ihn Miß Cheßborough bereits mit Sehnsucht erwartete, und ein gutbezahlter „Cler- gyman" die Trauung vornohm. Auf dem Heim wege gelang eS dem Ehemann wider Willen, sich von seiner Braut zu trennen und die Flucht zu er greifen. Er eilte sofort zum Richter und klagte ge gen Miß Cheßborough wegen Entführung. Die Sache hat jedenfalls den Reiz der Neuheit. Sonst wurden immer nur junge Mädchen von liebeStollen Männern entführt; jetzt entführen zur Abwechselung heiratslustige Damen den Mann, den sie sich als Opfer ausersehen haben. Auch daS ist ein Stück chen „Frauenbewegung.