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obdachlos geworden sind, durch Fahrlässigkeit ver ursacht worden ist. Der Urheber des Brandes ist ein Bäckerlehrling aus Werdau. Nach einem, Herrn Bürgermeister Schmiedel als Polizeivorstand ge machten Geständnis hat der Lehrling am Toten sonntage früh Holz zum Feuerwachen vom Ober boden geholt und auf demselben mit einem Streich holz umhergeleuchtet. Dieses hat der Bursche brennend in weitem Bogen von sich geworfen und hierauf mit dem zum Feueranzünden notwendigen Holz den Bodenraum wieder verlassen. Seine An nahme, daß das Streichholz von selbst verlöschen werde, hat sich leider nicht bestätigt. Vielmehr hat es die aufgestapelten Holzvorräte in Brand gesetzt, welchem binnen wenigen Stunden das um fangreiche Gebäude bis auf die Umfassungsmauern zum Opfer gefallen ist. * Johanngeorgenstadt, 1. Dezbr. Der Ge- schäftsgang im Handschuhmachergewerbe läßt zu wünschen übrig, und im nahen Börringen ist es so schlecht, daß der größte Teil der Arbeiter ohne Verdienst ist. Da es auch in der Textilbranche sehr flau geht, sieht die Bevölkerung dem Winter mit Sorge entgegen. * Zittau, 1. Dez. Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich gestern nachmittag im benachbarten Friedersdorf in der Nähe des dortigen Schulneu baues. Einem Langholzfuhrwerk, welches an der Biegung der Straße blieb, leistete der Gutsbesitzer Hertelt Vorspann, während Lohnfuhrwerksbesitzer Gedlich den Hinteren Teil des Gefährts mit einer Kette lenkte. Auf der schlüpfrigen Straße geriet aber der Wagen ins Rutschen, und die ganze Ladung schlug um. Ein 16jähriger Enkel des Gutsbesitzers Hertelt wurde erschlagen und war sofort eine Leiche. Dem Fuhrwerksbesitzer Gedlich wurden beide Beine zerquetscht. An dem Aufkommen des schwer Verunglückten, der besinnungslos ist, wird gezweifelt. Die Crimmitschauer Textilarbeiter bewegung. Crimmitschau, 1. Dezember. 'Nach in den Kontrollstattonen der ausgesperrten Textilarbeiter ge machten Angaben sind von den etwa 8000 Aus ständigen bi« jetzt 515 Arbeiter wieder zu den alten Bedingungen in die Fabriken zurückgekehrt. — In einer an da» „Leipz. Tgbl." gerichteten Zuschrift äußert sich der Vorstand de» Verbandes von Arbeit gebern der Sächsischen Textil-Jndustrie, Ort«gruppe Crimmitschau, wie folgt: Die Crimmitschauer In dustriellen stehen dem Zehnstundentag durchau» sympathisch gegenüber, sie würden sich aber völlig konkurrenzunfähig machen lassen, wenn sie jetzt bei höheren Löhnen nur zehn Stunden arbeiten wollten, während die in Konkurrenz stehenden Städte fast au«nahm»lo» 11 Stunden bei meist billigeren Löhnen arbeiten. Ein Ankämpfen gegen diese Macht der Verhältnisse ist weder Arbeitgebern noch Arbeitern möglich und wird beiden Teilen nur weitere unnütze Verluste bringen. Der Streik kann nur dadurch beendet werden, daß die Arbeit jetzt zu den alten Bedingungen wieder ausgenommen wird und die Arbeiter da« Vertrauen zu den Arbeitgebern haben, daß sie ihr Wort halten und den Zehnstundentag etnführen werden, sobald ihre Konkurrenten ein gleiche» tun. Gerichts?««!. 8 Chemnitz, 1. Dez. Vor dem Schwurgericht hatte sich gestern der am 7. Februar 1869 in Penig geborene, bisher noch unbestrafte ehemalige Stadtkassen-Kontrolleur Friedrich August Albin Müller in Penig zu verantworten. Müller begann als Sohn eines Fabrikarbeiters seine Beamtenlauf bahn in der Stellung eireS Kopisten, stieg aber 1896 zum Kassen-Kontrolleur auf, nachdem der Vater seine Ersparnisse von 1000 Mk. als Kaution hergegeben hatte. Mit einem Gehalt von 1100 Mk. ließ sich der Herr Kontrolleur nunmehr Hymens Fesseln anlegen und spielte den vornehmen Mann. In seiner Wohnung veranlaßte er die Herstellung einer elektrischen Lichtanlage, schaffte sich einen photographischen Apparat an und führte nebenbei ein gutassortiertes Lager von Weinen. Anfang Juni d. I. endlich entdeckte ein junger Expedient — die mit der Kontrolle M.'s beauftragten Be amten hatten nichts Verdächtige- bemerkt — umfang reiche Unterschleife von Seiten Müllers. ES wurde ein Defizit von 8693,53 Mk. festgestellt, obwohl M. nur 5000 Mk. zugibt. Die Bücher hat er durch falsche Eintragungen und Radierungen ge- fälscht. M. wurde unter Annahme mildernder Umstände und Anrechung von 5 Monaten Unter suchungshaft zu 3 Jahren Gefängnis und 5 Jahren Ehrverlust verurteilt. 8 Wegen Tragens republikanischer Ab zeichen wurden vom Schöffengericht zu Reichenbach die Arbeiter Sachsenmeyer zu 10 Tagen Gefäng nis und Richard Hoffmann zu 25 Mk. Geldstrafe verurteilt. Weitere 7 Angeklagte wurden freige sprochen. Das Vergehen hatten sich die Verurteil ten dadurch zu schulden kommen lassen, daß sie bei dem Begräbnis eines Sozialdemokraten einen riesigen Lorberkranz mit roter Schleife vorantrugen. 8 Ci» Rechtsanwalt unter der Anklage der Wahlfälschung. Der sozialdemokratische Reich»tag«abgeordnete Rechtsanwalt Dr. Hertzseld wurde wegen Wahlfälschung von der 3. Straf kammer des Berliner Landgerichts I zu 14 Tagen Gefängnis verurteilt. Dem Angeklagten waren zwei selbständige Verstöße gegen den betreffenden Para graphen de» Strafgesetzbuch» zur Last gelegt worden. Er hatte sich am 16. Juni in Rostock an der Retch«tagswahl beteiligt und am 25. Juni bei der Stichwahl in Berlin gewählt. Der Angeklagte be stritt seine Schuld. Er habe schon seit 1896 sich um da» Rostocker Reich»tag«mandat beworben und seit jener Zeit sich wiederholt wochenlang in Rostock aufgehalten. Auch seitdem er 1898 Abgeordneter geworden, habe er sich fort und fort kürzere oder längere Zeit in Rostock aufgehalten. Im April d. I. sei er schon an 6 Tagen in Rostock gewesen, am 10. Mai sei er wieder hingegangen und sei die ganze Zeit bis zur Hauptwahl dageblieben. Er habe seine Eintragung in die Rostocker Wählerliste beantragt und diesem Anträge sei von dem Magistrat stattgegeben worden. Al« er nach Berlin zurückge- kehrt war, habe er nicht den mindesten Zweifel gehabt, daß er, da er dort in der Wählerliste stand, be rechtigt war, seine Stimme bei der Stichwahl am 25. Juni abzugeben. Er habe sich dazu sür durch au« berechtigt gehalten und nicht die Ueberzeugung gehabt, eine Gesetze«wtdrigkeit zu begehen. Die Beweiraufnahme beschränkte sich auf die Verneh mung einiger Rostocker Kellner, die behaupten, daß Recht«anwalt Herzfeld in Rostock logierte und am Wahltage, nachdem er in Rostock sein Wahlrecht au«geübl hatte, nach Berlin gereist sei. Ein Gast sagte: der reist gewiß nach Berlin, um dort noch einmal zu wählen, der erste Etaateanwalt Cretsch- mann betonte, daß ein jeder, nnd ganz besonder« ein Reich«tag«abgeordneter, wissen müsse, daß er nicht an zwei verschiedenen Orten bei der gleichen Wahl wählen dürfe, Haupt- und Stichwahl stellen ein einheitliche« Ganze« dar. Der Angeklagte war nicht berechtigt in Rostock zu wählen, nachdem er e« aber einmal getan hatte, durste er keinesfall« bei der Stichwahl seine Stimme in Berlin abgeben; der Staattanwalt beantragte vier Monate Gefängni« und ein Jahr Ehrverlust. Der Gerichtshof sprach den Angeklagten wegen der Ausübung der Wahl in Rostock frei, da er dort pertodenweise sein Domi zil hatte und sich zur Teilnahme an der Wahl für berechtigt halten konnte. An der Berliner Stich wahl durfte er dagegen nicht mehr teilnehmen; wegen dieser Rechtsverletzung wurde auf eine I4tägige Gefängnisstrafe erkannt. 8 Vor dem Schwurgericht Amberg hatte sich in der Person de« 26jährigen verheirateten Häu«ler« Georg Marx eine Bestie in Menschengestalt zu verantworten. Der Bursche hatte ein 15jährige« Dienstmädchen, da« er auf der Straße traf, in den Wald gelockt und zu vergewaltigen versucht. Als e« Widerstand leistete, erwürgte er e«, trat ihm mit den Stiefelabsätzen auf den Kopf herum, schlitzte ihm mit dem Regenschirm den Leib auf und nagelte die Leiche, der er mit dem Regenschirm seitlich den Hals durchstieß, förmlich an den Boden fest. Vorher hatte er seinem Opfer noch die Barschaft von 30 Ps. und eine Zuäerdüte au« der Tasche genommen. Der Angeklagte ist auch dringend verdächtig, eine Scheune angezündet und sein eigenes erstgeborene« Kind getötet zu haben. Da« Urteil lautet auf Tode«strafe und 10 Jahre Zuchthaus. 8 Konitz, 1. Dez. Die vom Könitzer Schwur gericht wegen Meineids in der Mordaffäre des Gym nasiasten Winter verurteilte Frau Roß hatte den Antrag auf Wiederaufnahme deS Verfahrens ge stellt. Dieser Antrag wurde jedoch zurückgewiesen. Die Strafe war bereits verbüßt. 8 Tonderu, l. Dez. Die in Sachen des Nord seebades Lakolk seit Freitag in Untersuchungshaft befindlichen Direktoren und Gründer bez. Gesell schafter Jakobsen, Thomasson, Schmidt, Petersen, Olussen, Lassen, Sonntag und Vogel wurden heute wieder aus der Haft entlassen. Kleine Chronik. * Berlin, 2. Dez. Gestern erfolgte auf dem Potsdamer Bahnhof ein Zusammenstoß zweier Güter züge, wobei mehrere Wagen und die beiden Lokomotiven nicht unerheblich beschädigt wurden. Der Material schaden ist bedeutend. Personen wurden nicht verletzt. * Berlin, 2. Dez. Beim 5. Garderegiment zu Fuß ereignete sich auf den Schießständen in der Jungfernheide ein trauriger Unfall. Da« Gewehr eines Unteroffizier«, da« dieser einem Rekruten zum Halten gab, ging lo« und tötete einen vor der Mündung stehenden Soldaten. Die Untersuchung ist eingeleitet. Der Unteroffizier glaubte, da« Gewehr sei entladen. * Kottbus, 1. Dez. Bedeutende Unterschleife sind im DarlehenSkassen-Verein zu Kolkwitz entdeckt worden. Der langjährige Rendant der Kasse, Kaufmann Donat, ist verhaftet worden. Die ver untreute Summe beläuft sich auf etwa 30000M!.; Donat hat Fälschungen und Unterschlagungen zum Nachteil der Kasse schon seit 6 Jahren begangen. Er genoß bisher allgemein großes Ansehen. * Thorn, 2. Dez. In einem hiesigen Drogen geschäft erfolgte gestern mittag eine Benzinexplosion. ES entstand Feuer, daS mii großer Schnelligkeit an Ausdehnung gewann, und öald wurden drei Häuser an der Ecke der Breiten- und Schillerstraße von den Flammen ergriffen; durch einen an das Drogen geschäft grenzenden Lichthof war vaS Feuer auf die Nachbargrundstücke übergesprungen. Als die Wehren der Stadt und deS MilitärsiSkuS an der Brandstätte erschienen, bildete das gesamte Häuser viertel bereits ein großes Flammenmeer, doch konnten die Bewohner sich rechtzeitig in Sicher heit bringen, mit Ausnahme eines Gehilfen, der während der Benzinexplosion in dem Drogengeschäft tätig war und am ganzen Körper schwere Brand wunden erlitt. Die Gewalt deS Feuers war nach einigen Stunden gebrochen. * Bremen, 1. Dezember. Die größte Ladung Aepfel, die jemals von Newyork verschifft wurde, überbringt der heute in Bremerhaven eintreffende Dampfer „Main" deS Norddeutschen Lloyd. Sie besteht aus 22,929 Fässern und 1540 Kisten Aepfel. * Köln, 2. Dez. In einer hiesigen Nadelfabrik, welche etwa 200 Arbeiter beschäftigt, ist der Typhu« ausgebrochen. Mehrere Erkrankte befinden sich in Baracken, andere stehen unter ärztlicher Beobachtung. Man befürchtet, daß die Krankheit durch Genuß gesundheitsschädlichen Wasser« entstanden ist. * Elberfeld, 1. Dez. Die Firma Schliper L Baum stiftete anläßlich ihres 75jährigen Bestehens für die Beamten und Arbeiter 100000 Mark. * Friemersheim, 1. Dezember. (Amtliche Meldung.) Heute früh gegen 7 Uhr fuhr der von Hoch feld in den Güterbahnhof einfahrende Güterzug 6303 in Gleis 3 auf den in diesem Gleise stehen- den verspäteten Güterzug 6240 auf. Durch den Ausstoß wurden 27 Güterwagen beschädigt und zum Teil zertrümmert. Zwei Bremser wurden getötet und ein Bremser mäßig verletzt. Lokomotivführer und Heizer blieben unverletzt, ebenso der Zugführer. Obgleich die drei Gleise unfahrbar wurden, wird der Betrieb aufrecht erhalten. Der Unfall ist durch unrichtige BefehlSerteilung von Seiten de» dienst habenden Stationsbeamten herbeigeführt worden. * Paris, 2. Dez. Dem au« dem Humbert- prozeß bekannten Romain Daurignac wurden in der Zelle Edelsteine von bedeutendem Werte abgenommen. * Lemberg, 1. Dezember. Im Laufe deS Pro zesses Kwilecki wurde gemeldet, daß die auf daS Datum der Geburt deS unehelichen SohneS der Cäcilie Parcza, verehelichten Meyer, bezughabenden Angaben in den Krakauer Taufbüchern auSradiert worden seien und daß der Geburtsschein deS jungen Parcza mit anderen Geburtsscheinen auch aus dem Statistischen Amte in Krakau spurlos verschwunden sei. Auf Grund amtlicher Erhebungen wird nun fest gestellt, daß nicht nur der Geburtsschein de« genann ten Kindes ordnungsgemäß in den Geburtsbüchern der Pfarrei bei St. Maria in Krakau eingetragen wurde, sondern auch die Anmeldung dieser Geburt im Krakauer Statistischen Amte ordnungsgemäß auf bewahrt wird. * Budapest, 1. Dezember. Die Ortschaft Ba- bomir im Hungader Komitat ist zum größten Teil durch Feuer vernichtet worden; 52 Häuser sind niedergebrannt. Vier Personen wurden unter den Trümmern als Leichen aufgefunden, und man be fürchtet, daß noch mehrere Menschen um« Leben ge kommen sind. Die Löscharbeiten werden durch hef- tigen Sturm erschwert. * Riga, 2. Dez. In einer hiesigen Patronen fabrik ereignete sich eine Explosion, durch welche 4 Arbeiter getötet, 1 schwer und 2 leicht verletzt wurden. * Im Wahnsinn ermordete in Köpenick bei Berlin eine Arbeiterfrau ihr Töchterchen, indem sie ihm mit einem Küchenmesser den Hals durchschnitt. An einen Selbstmord konnte die Frau verhindert werden. Die Frau, die seit längerer Zeit geistig gestört war, verübte die Tat, als ihre Wärterin sich auf kurze Zeit entfernt hatte. * Zum Zusammenstoß zwischen einem Offi zier und einem Techniker kam es nach der KgSb. Hartg. Ztg. in Allenstein in Ostpreußen. Als der Leutnant Kleinau durch die Bahnhofstraße ging, wurde er von einem Bauführer, einem Techniker, mit einem Schneeball geworfen. Von dem Offizier zur Rede gestellt, wurde der Bauführer handgreif lich, so daß der Offizier ihn von sich abwehren und schließlich seinen Degen ziehen mußte. Der Bauführer, der am rechten Arm durch mehrere Hiebe verletzt wurde, kam inS Krankenhaus. * Wohin Naschsucht führe» kann, zeigt eine Mitteilung Budapester Blätter. Auf dem Neupester Friedhof wurde die Entdeckung gemacht, daß die Gräber einer Anzahl verstorbener Kinder am Tage nach der Beerdigung geöffnet und die Leichen ihrer Kleider beraubt waren. Der Polizei gelang e«, die Leichenräuber auf der Tat zu ertappen. E« waren 4 Mädchca im Alter von 11 bi« 15 Jahren. Sie verkauften oie geraubten Kleider und holten sich für den Erlös allerlei Näschereien. * In Neapel drangen Diebe in den Friedhof, wo sich die Gräber und Grüfte der Patrizier be finden. In einer Gruftkapelle durchbohrten sie eine Wand, so daß sie in die Gruft de« Baron« Baia Pasquale gelangten. Sie zertrümmerten den Glar sarg der Baronin und raubten der Leiche Brillant ohrringe, ein prächtige» Geschmeide und eine sehr wertvolle Perlenhaltkette. Handels-Nachvichten. 8^.u«, 1. Dezember. (Wechsel-EourS.) vlseout Amsterdam S T per 100 fl. b. 2M Brüssel und Antwerpen 8 T pr. 100 Francs. 8M Italienische Plätze 10 T vr. 100 Lire 2M Schweiz. Pl. 100 Frc. 8 T London 8 T pr. 1 Lstrl. NM Madrid und Barcelona 14 T pr. 100 Pesetas LM Paris 8 T pr 100 Franc NM Petersburg 8 T pr. 100 Rubel »M Warschau 100 Rubel 8 T Wien 8 L per 100 Kr. 5 W. NM Reichsbankdiskont 4°/», Privatdiskont 3'/,°/». 1. Dezbr. Nornzucker cxcl. 89-/, R.m- demenl 8,10—8,27. Nachproducte cxcl. 75"/, Rendemcnt. 6,25—6,40. Stimmung: ruhig, stetig. Krystallzuckcr 119,70. Brodraifinade 1 19,45. Gem. Raffinade 19,45. Bem. Melis 18,70*. Rohzucker I. Product Trans, f. a. B. Hamburg per November 16,90 Gd., 17,00 Br., —,— bez, per Dez. 16,95 Gd., 17,00 Br., per Januar-März 17,45 Gd., 17,55 Br., —bez. per Mai 17,80 Gd., 17,85 Br., — bez., per August 18,20 Gd., 18,25 Br., —,— bez. Stimmung: Stetig. Hemdurx, 1. Dezbr. Weizen ruhig, Holsteinischer u. Mecklenburger 148—149, Hard Winter 136. Roggen ruhig, südruff. 103—105, Holsteinischer und Mecklenburger 132—140. MaiS matt, amerikanischer 90,00. Hafer still, Gerste ruhig. Wetter: Schnee. Ilaumwotle. Srvmea, 1. Dezember. Tendenz: Fest. Upl. middl. loko 59'/« Pfg. Liverpool 1. Dezbr. Mutmaßlicher Umsatz: 6LLÜ Ballen. Stimmung: stetig. Import: 12000 Ballen. Preise 1 Punkt höher. — Umsatz: 5000 Ballen, davon für Spekulation und Export 500 Ballen. Amerikaner stetig, 2 Punkte höher, Egypter ruhig, unver ändert, Brasilianer 4 Punkte höher. Lieferungen stetig. Dezember 6,06, Dezember-Januar 6,01, Februar-März 5,97—5,98, April-Mai 5,94—95,Juni-Juli 5,92. Zahlungseinstellungen. I. Prächt, Augsburg. C. Levy Schlesinger, Berlin. Robert Lehmann, Bischofstein Ernst Töpken, Bremen. Bruno Richter, Colditz Karl Heinrich Petzold, Dresden. Sally Baum, Duisburg. August von Oordt, Elberfeld. Joh. Franz Niermann, Essen. Karl Franslau, Krojanke. Edm. Smith L Co., Inh Fritz Posse, Hannover. Gebr. Schäfer, August Pape Nachf., Hess.-Oldendorf. Sally Levy, Magdeburg. Georg Drescher, Mainz Gustav Haase, Naumburg a S. Moritz Zeimann, Nixdorf. Friedr. Feige, Stettin. Richard Beck, Waltershausen- Tenneberg. 213,60 215,85 85,25 Die Blüte des Bagno. Roman von Goron und Emile Gautier. 112. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Oliva hatte dem Gegner einen gehörigen Stoß versetzt. Sie hatte von Lemoine erfahren, daß Robert son alias Macaron sich in Cayenne aufgehalten hatte ... aus gewissen Gründen ... und eS ge schah deshalb mit Absicht, daß sie daS Wort „Galeere" unausfälllg in ihre Konversation mischte. Aber Bastien, der die wahre Ursache dieser Redewendung nicht ahnen konnte, hatte sich wieder gesetzt und sagte mit gutem Humor: „Eine Galeere, die Ehe? Da- kommt doch darauf an. Wenn man sich so innig liebt . . . wie wir . . ." „Ja, Sie haben recht, Herr Robertson . . . aber die Liebe dauert nicht ewig . . . Wenn ein Haushalt einig und ruhig sein soll, so muß er versilbert sein . . . „Allerdings ja. Ich verstehe .. ." „Nun denn; ich meinerseits besitze keinerlei Ver mögen." „Schönes Geschäft!" „Und ich liebe den Luxus!" „Ich auch!" „Also! Der LuxuS ... mit der Stellung, welche Sie haben . . ." „Allerdings! DaS ist richtig. Ich verdiene reichlich meinen Lebensunterhalt . . . jedoch . . ." „Verhindert daS nicht, daß Ihre Stellung un sicher ist." „Unsicher . . . ja . . . ganz richtig gesagt..." „Ich würde meinerseits niemals einen Mann heiraten, der nicht imstande ist, mir Schmucksachen und Toiletten zu kaufen . . . Mein Ehrgeiz geht nicht so weit, ein eigenes, elegante- Hotel, Pferde und Wagen unbedingt zu verlangen . . ." „Gott sei Dank!" seufzte Bastien. „Aber ich möchte doch wenigsten- ... um unsere Kochtöpfe auf- Feuer bringen zu können wie man zu sagen pflegt ... so ungefähr ein, Dutzend Tausend-FrankS-Noten haben." „Donnerkeil!" „DaS mccht nur tausend Franks per Monat . . . Wenn Sie mir die nicht geben können, dann wäre eS schon besser, gleich jetzt auf unser . . . Verhältnis zu verzichten. Warum noch mehr leiden?" „Und wenn ich Ihnen verspreche, daß ich Ihnen — ich! — die tausend Klickerchen geben werde!" „Leider glaube ich, daS Sie mir falsche Ver sprechungen machen!" „Falsche Versprechungen? Ich? Ah! Nein; daS ist stark ... Ich werde sie haben, sage ich Ihnen . . . Zwölftausend Franks Zinsen, daS macht . . . ja . . . na . . . ah l . . ." „DaS macht ein Kapital von 400,000 Franks zu drei Prozent . . .!" „Ah! Sie rechnen gut!" »Zu gut, leider; denn ich habe damit die Un möglichkeit jenes Glücks bewiesen, welches wir un- versprachen . . ." „Aber nicht doch ... ich werde sie haben." „Sie?" „Jawohl! . . . Mit hundertausend Frank- an der Börse, richtig angesetzt! . . . Ganz gewiß . . . der Meister wird den Koup schon machen." „Wer ist da- . . . der Meister?" Macaron zögerte einen Augenblick, gerade so lange, um den Namen zurückzuhatten, der ihm auf den Lippen schwebte. Oliva, äußerlich ruhig, beugte sich zu ihm hinüber, von einer lebhaften inneren Erregung er griffen. Würde sie jetzt endlich „wissen"? Würde sie jetzt, in diesem Augenblick, endlich die Gewißheit erhalten, daß ihr Verdacht begründet war? Würde der Name deS Schurken, den sie erwartet, dem Munde Robertsons entschlüpfen? Aber Bastien hatte sich gefaßt. „Der Baron de Saint-Magloire natürlich," sagte er, „er kann mir nicht- verweigern." (Forssetzung folgt.) Depeschen. Paris. Da« Befinden der Prinzessin Mathilde Bonaparte ist hoffnungslo«. Paris. Die Polizei verhaftete den au» Köln wegen Betrug« und Unterschlagung steckbrieflich ver folgten Adolf Bauer, der sich unter falschem Namen hier aufhielt. Paris. Au« Chermont-Ferrant wird berichtet: Gestern fand eine Versammlung in der Arbeiterbörse statt, nach deren Beendigung es zu Tumulten kam. Die Arbeiter griffen mit Steinwürsen die Straßen bahnwagen au und durchzogen die Stadt unter Ab- singung revolutionärer Lieder. Militär mußte zur Verstärkung der Polizei herbeigeholt «erden, ehe es gelang, die Demonstranten zu zerstreuen. Ueber 100 Verhaftungen wurden vorgenommen. Paris. Gerüchtweise verlautet, daß Archivar Grinelon, welcher die Fälschung der Dokumente im DreyfuS-Prozeß begangen haben soll, heute nacht Selbstmord verübt hat. Eine Bestätigung dieser Nachricht war bisher nicht zu erhalten. Bordeaux. 2000 Streikende begaben sich gestern nach den Dock«, um die Arbeitswilligen zu bewegen, sich dem Ausstande anzuschließen. Die Polizei trat den Streikenden in den Weg, worauf diese versuchten, die Reihen der Polizei zu durch brechen. Erst nachdem die Polizei Verstärkung er halten hatte, gelang es, die Ausständigen zu zer sprengen. Sofia. Vergangene Nacht hat sich da« Erd beben wiederholt. Gegen 5 Uhr früh trat ein Zyklon auf, der an Gebäuden zahlreiche Schäden anrichtete. Gestern herrschte eine ungewöhnliche Wärme von 15 Grad Reaumur. Tunis. Der heftige Sturm hält an. Ueber- allher kommen Meldungen über neue Katastrophen. Peking. Die russische Gesandtschaft hat die Mitteilung erhalten, daß Admiral Alexejew von Port Arthur nach Peking abgeretst ist. In Peking werden einige sehr wichtige Konferenzen stattfinden.