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8 -- ' Nm Morgen nach Elisabeths Ankunft schien sich alle- I soweit besänftigt zu haben im Hause Fröhlich. So macht» > sich Elisabeth auf den Weg, sich bei de Jong im Kranken» I Haus zu melden und zu hören, wann sie anfangen könnte. » Herbert Fröhlich hatte indes ein paar Besprechungen in ! der Zollverwaltung. „Ich bring' dich hin, Lisel', schlug er vor. „Mußt , allerdings ein paar Augenblicke vor der Domäne warten. » Der Aufseher läuft mir sonst davon. Um 11 Uhr machen ! die Kerls ja schon Mittagspause.* Sie fuhren im Auto durch die sonnenhellen Straßen I der Niederlassung. Europäische Angestellte mit Mappen ! unter dem Arm, Hellen Khakianzügen, kamen an ihnen ' vorüber, Schwarze, glänzend vor Staub und Hitze, Lasten I aus dem Kopf. Grell geputzte Negerinnen, kleine Woll» I köpfige Kinder auf dem Arm, schwatzten an den Ecken. ! Es roch nach Staub, fremden Pflanzen und Bäumen. ' Kurz hinter ihnen bremste ein großer lackglänzender I Wagen vor dem Zollgebäude. Ein Herr stieg aus, er I stutzte; als er Herben Fröhlich sah, wollte er mit einem I knappen Gruß vorüber. Da sah er Elisabeth. Ein prüfen» ' der Blick zu ihr, wie sie do stand, größer als Herbert Fröh» I lich, schlank und doch in der schwellenden Reife ihrer I dreißig Jahre mit dem gelassenen Hellen Gesicht. „Ob, Monsieur Fröhlich', der Nein» Herr mit dem ! raschen Blick lüftete weit den Tropenhut, kam aus die beiden zu. „Fehlte uns noch', flüsterte Herbert Fröhlich, > „Duvois. Sei nett, Lisel.' ^Nachdruck verboten.) ; Grete Fröhlich stand schnell auf: „Entschuldigt, meine Migräne wird wieder uner- I träglich.' Elisabeth mußte trotz ihres kleinen Aerger» < gefühls innerlich lächeln. Manchmal kam Grete di« » Migräne zur rechten Stunde. Sie verschanzte sich immer ! Hinter ihr, wenn das Temperament ihres Manne- einen I Sturm heraufzubeschwören drohte. „Gerhard gehört jetzt auch ins Bett', befahl Herbert s Fröhlich. Er fühlte, Grete wich ihm irgendwie aus. Und i er mußte seinem aufgespeicherten Aerger Luft machen. I Aber wenn er geglaubt hatte, Gerhard würde rebellieren, ; hatte er sich getäuscht. Denn Gerhard, der ebenso eigen- ; sinnig und verbockt sein konnte wie der Vater, stand auf, i machte eine betonte steife Verbeugung mit Hackenzusam- I menschlagen und wollte verschwinden. Aber Elisabeth » nahm ruhig und fest seine Hand: ; „Gute Nacht, mein Junge, und schlaf mal schön. ! Grete, ich komme dann noch zu dir, und mach' dir ein« j Kompresse.' » Ihre unbeirrbare Ruhe legte sich wie ein frischer » Hauch auf die Nerven der drei Menschen. - 8. Fortsetzung Herbert Fröhlich tat einen tiefen Schluck aus seinem I Glase: „Na, denn viel Vergnügen. Ich habe nicht die Ehre, ! die Merrediers privat zu kennen. Nur ihn eben so ge- ' schästlich, und wenn man mal im europäischen Klub zu- I sammenkommt. Aber verheiratet möchte ich mit ihm nicht I sein. Ich glaub', so etwas wie Quartalssäufer.' „Ist die Pflanzung Merrediers weit von hier ent- i fernt?' „Dem Kerl gehört ja der halbe Distrikt. Da kannst » du ein paar Tage reisen und bist immer noch auf Merre- , dierschem Boden. Seinen Wohnsitz hat er, vier Auto- ! stunden von hier, in Bonn.' „So?' meinte Elisabeth wieder und dann zögernd: ! „Ich hätte nämlich mit der kleinen Stormsen ganz gern ; gelegentlich Fühlung genommen. Sie hatte offenbar i Angst, in das Haus des Schwagers zu gehen. Da hab' I ich ihr gesagt, wenn irgend was ist —.' Herbert Fröhlich setzte sein Glas hin. Sein Gesicht ! rötete sich in der jähen Zornesanwandlung, die ihn so I leicht befiel: „Tu willst doch nicht etwa Rettungsanker für diese ! kleine Stormsen spielen, Elisabeth? Ta müßte ich doch ! sehr bitten. Merredier ist mein ärgster Konkurrent. Ich I glaube, ihm dank' ich den Zusammenstoß mit Duvois. I Nee, nee, Elisabeth, laß die Merrediers aus ihrer Farm . mal allein kramen. Wir können uns da nicht einmischen. ! Bin froh, daß ich den Duvois wieder zur Vernunft ge- I bracht hab'. Ich möchte dich sogar sehr bitten, ihm nett l entgegenzukommen.' „Ich weiß gar nicht, was du immer willst, Vater.' ! Gerhard war aufgeregt auf seinem Stuhl hin und her I gerutscht, man sah, er war schon lange auf dem Sprung, > sich in das Gespräch einzumischen. „Ist doch ekelhaft, vor diesem Duvois immer zu katz- » buckeln. Was ist er denn schon? Vertreter des Bezirks- I leiters. Was ich mir dafür schon kaufe.' „Erst mal kaufe dir gefälligst Witz und Verstand, ! mein Sohn", fuhr Herbert Fröhlich seinen Sohn an, ' „ich weiß schon, was ich tue. Von Duvois hängt alles für I mich ab. Er kann uns bis aufs Blut schikanieren. Ich I hab' nicht Lust, immerjort schlaflose Nächte zu haben. I Mit den Wölfen mutz man heulen. Das ist in der ganzen i Welt so.' „In Deutschland aber nicht', stietz Gerhard trotzig I hervor. i „Aber Gerhard', die Mutter sah ihn beschwörend an. Herbert Fröhlich wurde noch röter. „Was in Deutsch- i land ist, kann mich hier nicht interessieren. Wir sind hier I im afrikanischen Mandatsgebiet, und danach haben wir ! uns zu richten. Tante Elisabeth wird das besser ver- ! stehen, als du grüner Junge.'