Volltext Seite (XML)
Kirchliche Nachrichten Monatliche Beigabe zum „Anzeiger". Redigiert von Pfarrer B. Albrecht in Hohenstein-Ernstthal, an den alle diesbezüglichen Sendungen zu richten sind. Nr. 5.Mai-Ausgabe.1903. Das Vaterherz Gottes. Aus der Welt voll Leid und Schmerz flucht' ich mich ans Vaterherz, Den bewegten Sinn und Willen an des Vaters Brust zu stillen: O wie selig ruht sich's hier, Herr, bei dir! Wenn ich in das tiefe Blau eines Sternenhimmels schau', Machen jene lichten Funken oft die stille Seele trunken: Doch dies irdisch klare Licht sättigt nicht! Ach mit seligem Vertrauen in das Valerherz zu schauen, An den gnadenreichen Blicken sich zu sonnen — welch' Entzücken! Himmelskraft ergießet sich seliglich! O wie süß von Bruders Mund fließet Trost in bittrer Stund, Doch an dieses Herz sich legen, das ist wunderbarer Segen, Mitten auch in tiefer Not, selbst im Tod! Leg' ich mich an's Vaterherz, fürcht ich nimmer Leid und Schmerz! Laß die Wasserflut sich türmen, laß es rollen, laß es stürmen — Lächelnd, wie aus sichrer Ruh schau ich zu! Mag auch Satan mich bedräu'n, darf ich doch des Herrn mich freu'n, Der, an dessen Brust ich liege, der behält im heil'gen Siege Ueber Teufel, Tod und Welt stets das Feld. Wenn von tiefer Schuld gebeugt flehend sich die Seele neigt, Steht ein ewig treues Lieben in dies Vaterherz geschrieben, Und wenn Sinais Donner dräut, — Er verzeiht! Drum soll nichts auf Erden mir rauben dieses Plätzchen hier: Brich nun, arme Welt, in Trümmer, mich erschreckst und kränkst du nimmer. Unter Vaterherzens Hut, da ist's gut! „Ich glaube, darum rede ich." (Was die Kv.-lut-. Kirche alten und neue« Irrtümern gegenüber glaubt, kehrt und -ekenut) II. Sou Hott. Wir glauben von ganzem Herzen den hohen Artikel von der -eiligen Dreieinigkeit, das ist, wir glauben, daß ein Einiges göttliches Wesen sei, wie die Schrift bezeugt, z. B. I. Cor. 8, 4: „daß kein anderer Gott sei, ohne der Einige"; in diesem Einen göttlichen Wesen aber sind drei unterschiedene Personen: Vater, Sohn und heiliger Geist, wie es im Taufbefehl heißt: Taufet sie im Namen des Vaters, und des Sohnes, und des heiligen Geistes, Matth. 28, 19. Diese drei Personen sind von einander unterschieden, das ist: eine andere Person ist der Vater, eine andere Person ist der Sohn, eine andere Person ist der heilige Geist, aber diese drei Personen sind gleich gewaltig, gleich ewig und gleicher Majestät, weil jede Person das Einige göttliche Wesen ganz hat, wie St. Paulus vom Sohne Gottes bezeugt: „In Ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit." Col. 2, 9. Wir bekennen, daß die menschliche Vernunft nicht be greifen kann, wie ein Einiges ungeteiltes göttliches Wesen und drei unterschiedliche Personen sein können; wir glauben dies aber, weil die heilige Schrift es bezeugt. Wir verwerfen daher den Irrtum der Neu-Pro- testanten und aller Unitarier, die nur Eine Person der Gott heit glauben wollen, indem sie lehren, daß allein der Vater Gott sei, den Sohn aber für einen bloßen, wenn auch mit besonderen Gaben ausgerüsteten, Menschen und den heiligen Geist für eine erschaffene Regung in den Kreaturen, z. B. für den Geist der Tugend, u. a. erklären. Von diesen Irr- lehrern halten wir, daß sie außerhalb der christlichen Kirche stehen und kein Evangelium, keine Taufe usw. haben, wie die Schrift bezeugt 1. Joh. 2, 23: „wer den Sohn leugnet, der hat auch den Vater nicht." Zum Anderen verwerfen wir auch den Irrtum alter und neuer Lehrer, die den Sohn Gottes zwar Gott nennen, aber seiner göttlichen Natur nach geringer machen als den Vater. Von diesen Jrrlehrern halten wir, daß sie das Einige göttliche Wesen leugnen und heidnische Vielgötterei in die Christenheit einzuführen in Gefahr stehen. Die Teilnahme des Christen am kirchlichen Leben. Nachdem wir in der letzten Nummer den kurzen „Unter richt über christliche Sitte und kirchliche Ordnung" von Sup. I. Haase besprochen haben, soll heute ein ganz ähn liche Schrift unsern Lesern zur Kenntnis gebracht werden, nämlich ein unter obigem Titel von v. E. Haack, Ober kirchenrat in Schwerin, dargebotener „Kirchlicher Wegweiser für jedermann". In der Einleitung lesen wir folgende schönen Worte: „Kein Christ, kein Christenhaus steht für