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-j- Einer Sickte der Lelbft»örder kam dieser Tage die Polizei in Petersburg auf die Spur. Die Angehörigen dieses Bundes haben es sich zur Pflicht gemacht, an ihrem 30. Geburtstage frei willig zu sterben, und stehen hierbei von der Ansicht aus, daß die durchschnittliche Lebensdauer des Men schen erwiesenermaßen nur 30 Jahre beträgt, wäh- rend ein Mehr „auf Kosten anderer Individuen" gelebt wird! Diesen „Fehler der Natur" beab sichtigte nun die „Selbstmördersekte" zu korrigieren, indem jedes Mitglied den Eid leistete, mit 30 Jahren zu sterben. Hatte einer der Geheimbündler das 30. Lebensjahr erreicht, so wurde er in einem unterirdischen Gewölbe in Anwesenheit sämtlicher Mitglieder und unter feierlichen Zeremonien leben dig eingemauert. Die Polizei erhielt Kenntnis von dem Treiben des Bundes und überraschte die Ge sellschaft gerade in dem Augenblick, als Vorberei tungen getroffen wurden, ein Mitglied in vorge schriebener Weise einzumauern. Alle Anwesenden, unter welchen sich auch intelligente Personen be fanden, wurden verhaftet. Diese sonderbare Sekte, der schon zahlreiche Personen zum Opfer gefallen sind, soll auch Zweigstationen in Moskau, Kiew und Odessa besitzen. -j- Bier Monate schlafend! Die medizinischen Kreise Athens stehen ratlos vor der Tatsache, daß sich ein 22jähriges Mädchen Maria Daskalaki seit 4 Monaten in tiefem Schlafe befindet, den sie, ohne sich aus ihrer liegenden Stellung zu rühren, nur sehr selten für Augenblicke unterbricht. Das arme Mädchen, das mit seiner Hände Arbeit eine ganze Familie ernährt hatte, war seelisch tief er schüttert worden durch die tragischen Eindrücke von menschlichem Leiden und Sterben während eines Aufenthaltes im Krankenhause Evangelismos. Nach Hause zurückgekehrt, verfiel Maria Daskalaki in jenen Zustand, in dem sie mit offenen Augen schläft, zuweilen nur geistliche Lieder singt oder die Stimme der Krankenwärter des Evangelismos nachahmt. Man veranstaltet in Athen Sammlungen zum Besten des Mädchens, das bis jetzt durch keine ärztliche Kunst geheilt werden konnte. Mart 3 3 3 4' Visoovt 4 5 85.35 84,85 Amsterdam per 10V fl. b. Brüstet und Antwerpen pr. 100 Franc?. Italienische Plätze pr. 100 Lire Schweiz. Pl. 100 Frc. London pr. 1 Lstrl. Madrid und Barcelona pr. 100 Pesetas Paris pr 100 Franc Petersburg pr. 100 Rubel Warschau 100 Rubel Wien Handels-Nachrichten lorUn, 8. Mai. (Wechsel-TourS.) 5 4 5'.', 8 T! ' 3M ! Hamburg per Mai 16,85 Gd., 16,90 Br., 16,90 bez., per Juni 16,95 Gd., 17,00 Br., per Aug. 17,20 Gd., 17,25 Br., per Olt.-Dezbr. 18,15 Gd., 18,20 Br., per Jan.-März 18,45 Gd., 18,50 Br. Stimmung: Ruhig. v»mdurx, 8 Mai. Weizen fest, Holsteinischer und Mecklenburger 158—-62, Harb Winter 130. Roggen ruhig,füdrust. 103—105, Holsteinischer und Mecklenburger 130—140. Ma s ruhig, 118—120, runder 92/,. Hasrc fest, Gerste fest. Wetter: Regnerisch. Lromou. 8. Mai. <BauunvoUe>. Tendenz: Fest. Upl. mtddl. loco 53'/« Pfg. Ickrvrpool, 8. Mai. (Baumwolle.) Muthmaßlicher Umlatz: 8(XOB. Stimmung: Fest. Import: Ballen. Preise 1 bis 3 Punkte hoher. — Umsatz: 10000 Ballen, da von für Spekulation und Export 3000 Ballen. Ameri kaner fest, 4 Punkte höher. Oftindische unverändert. Lieferungen: stetig. Mai 5,43, Mai-Juni 5,43, Juli- August 5,41—5,42, September-Oktober 4,91—4,92, Nov.- Tezember 4,66—4,67. Zahlungseinstellungen. Hartmann Lißka, Hain-Borna. Christian Bruno Weidauer, Cher nih. Albin Theodor Lieberwirth, Reu kirchen-Chemnitz. Herm. Hirsch, Delmenhorst. Joh. Magd, Potschappel-Dohlen. Max Tippmann L Co., Dresden. H. W. E. Wildmerier, Dresden. Otto Böttcher, Egeln. Eduard Zachowski, Elbing. Friedr. Christ. Boysen, Hamburg. O. Lewandowski, Hohensteiu (Ostprü F. de la Porte L Co., Magdeburg. Simon Jachmann, Rixdorf. Carl Specht, Solingen. per 100 Kr. ö W. ReichSbank 8'/.°/», Lomb.-Z.-F. 4'/,°/«. 8 Mai. Kornzuckec cxcl. 88'/„ R . - deinen! 9/0—9,65. Nachoroducte excl. 75'/« Rendement 7,40—7,70. Stimmung: Ruhig. Krystallzucker 1 30,07'/,. Brodrasfinade l 29,82'/,. Gem. Raffinade mit Fab 29,82'/«. Gem. MeliS 29,32'/,. Rohzucker I. Product Trans, f. a. B. 8 r 2M 8 r 3M 10 T 2M 10 T 8 r 3M i4 r 2M 8 T 3M . .8 r! '3M Briefträgers Hannchen. Von Georg Paulsen. 46. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.» „Herrin, helft, beschützt miu)!" stammelte sie. „Böse Menschen sagen, ich sei Spitzbub', Aluscha niemals ein Stück genommen, das ihr nicht gehört, wenn auch der Hunger weh tat." „Kennen Sie diese Zigeunerin, mein Fräulein ?" fragte jetzt der Polizeibeamte höflich, während daS „verehrte" neugierige Publikum einen weiten Kreis um die Gruppe schloß. „Ja," antwortete Hannchen, „dar heißt, ich bin ihr zweimal begegnet und auf mich hat sie immer einen guten Eindruck gemacht." „Sie ist obdachlos, sie soll gestohlen haben." Lie Zigeunerin sprang auf: „Aluscha stiehlt nicht. Mutter ist tot, Vater ist fort," fuhr sie dann in fliegender Eile, zu Hannchen gewendet fort, „hab' gehört, daß Leute von meinem Volk in der Nähe sind, da wollt ich sie aufsuchen." „Und da hat sie hier in einem Metzgerladen stehlen wollen." „Hab' ich nicht. Auf Finger geschlagen dreisten Menschen, gar nix weiter!" beteuerte daS braune Mädchen. „Ja, hier können wir den Tatbestand nicht fest stellen," sagte der Wächter der öffentlichen Ordnung gutmütig, aber bestimmt, „wir müssen ins Bureau. BoiwärtS." „Ach, Herrin, mich nicht verlassen!" bat die Zigeunerin. „Dars ich milkomme/i?" fragte Hannchen unsicher. „Gewiß. Sie wären doch die einzige, die die Person identifizieren könnte. Wenn Sie so gut sein wollen?" Man ging und vor dem diensttuenden Polizei- beamten sprach Hannchen mit Nachdruck zu gunsten ihrer Schutzbefohlenen. Inzwischen ward der Be- schuldiger vorgeladen, und als er aufgefordert wurde, sich genau zu besinnen, ob Aluscha wirklich habe etwas stehlen wollen, meinte er stockend, ihm sei es so vorgekommen, er könnte sich aber auch irren. Damit fiel diese Anschuldigung zunächst in sich zusammen. ES blieb nur noch die wegen der Ob dachlosigkeit und ErwerbSlosigkcit. Dec Polizeibeamte, der Hannchen s. Z. hatte auf der Hofbühne auftreten sehen, war so liebens- würdig und verbindlich, wie möglich, aber da die Zigeunerin nun einmal kein Unterkommen habe, müsse sie in Haft bleiben. „Helft, ach helft," bat Aluscha in herzergreifen den Tönen. „Werd' ich eingesperrt, sterb' ich, und ich bin doch noch so jung." Hannchen faßte sich ein Herz. „Wenn eS sich nur darum handelt, der Zigeunerin ein Unterkommen zu bieten, dann will ich sie vor läufig mit mir nehmen. Bitte, erfüllen Sie meine Bitte und lassen Sie die Aermste mit mir gehen, wenn es möglich ist." Sie bat herzlich, der weiche Klang ihrer Stimme ward von dem beredten Blick ihrer Augen unterstützt. Der Beamte schwankte ein Weilchen. „Eigent lich ist die Freilassung nicht zulässig, aber ich will eS wagen. Mag Ihnen daS Mädchen keine Ent täuschung bringen. Du kannst mit dem Fräulein gehen," wendete er sich dann zu Aluscha, „aber ich sage Dir, wir werden ein strenges Auge auf Dich haben, und beim geringsten Anzeichen, daß Du Deine alten Gewohnheiten wieder aufnehmen willst, wirst Du in Nummer Sicher gebracht." Die Zigeunerin hatte gar nicht mehr auf diese Warnung geachtet, in überströmender Dankbarkeit küßte sie ihrer Befreierin die Hände. „Aluscha will Euch dienen, wie eine Sklavin, ihr Lebenlang." „Wenn sie's nur hält," lächelte der Polizei-Chef, aber Hannchen bekam bei dieser Ankündigung keinen kleinen Schreck. Sie wußte selbst nicht, was aus ihr einmal werden würde, und nun diese freiwillige Dienerin? „Laß! mich bei Euch," bettelte Aluscha wieder. „Aluscha hat kein Nater, keine Mutter, kein Bruder, keine Schwester. Will aus den Steinen schlafen, von Wasser und Broi leben, bloß jagt sie nicht fort, die arme Aluscha." „So komm denn!" entschied Hannchen sich energisch. „Verzeihung, Fräulein Hölder," wehrte der Be amte ihrem Abschied, „es wird besser sein, ich lasse für sie eine Droschke holen. Sie möchten sich für Menschen nicht reiten können, wenn Sie mit der Zigrunerin so über die Straße gehen. Sie nahm es dankbar an, und bald rollten sie dahin. Hannchen überlegte, und Aluscha saß still ihr gegenüber. Die Christelbase! O ja, die würde Augen machen, wenn ihr da noch ein Gast ins Haus gebracht würde! Indessen, die Christel hatte doch ein goldenes Herz, und meinte es die Aluscha wirklich recht, dann konnte sie im Haushalte doch von einigem Nutzen werden. Nur später die Mutter. Ja, das war sicher, die würde über den braunen Fremdling wieder anders, ganz, ganz anders denken, als Hannchen. Sie mußte da sehen, daß sie ihr nun einmal ge gebenes Versprechen halten konnte; denn ohne Weiteres das Zigeunermüdchen forlschicken, das ging unmöglich an. Jetzt hielt die Droschke vordem Hause der Base, die Insassen stiegen aus nnd traten, um allen neu gierigen Blicken zu entgehen, schnell ins Hans. Die Base, die schon herbeigeeilt kam, blieb mit erhobenen Händen stehen. Sie wußte augenschein lich nicht recht, was sie sagen sollte. Dann gerade, als Hannchen eine Erklärung beabsichtigte, stieß sie hervor: „Aber Kind, das geht denn doch uet, daß du eine Landstreicherin mitbringst!" Aluscha stand dabei und hatte still den schwarzen Kopf geneigt. Hannchen richtete sich hoch auf. Hell und fest klang es, als sie sagte: „Base, sei so gut, ja? Schau, 's ist ein arm Menschenkind, schlimmer dran fast wie ein Hund. Und ist ein treu, anhänglich Ding. Der liebe Gott wird dir's lohnen, wenn die Aluscha hier bleiben kann." (Fortsetzung folgt) Kirchen-Nachrichten. Ht. Arivitatis-AaroLie. Am Somckag Cantate, den >0. Mai stütz 7 Uhr Beichte und hl. Abendmahl. Herr Hilssg. Seidel. Borm. 9 Uhr Predigtgottesdienst über Matth. 28, 18—20. Herr Pastor Schmidt. Nachm. halb 2 Uhr lirchl. Unterredung mit den in den Jahren 1901, 1902 und 1903 konfirmierten Jungfrauen. Abends halb 8 Uhr Jungfrauenverein im Gemeinde haus. Abends halb 8 Uhr Jünglingsverein im Gemeindehaus. Wochenamt: Herr Pastor Schmidt. Aarochte Hl. tz-rillovSori Am Sonntag Cantate, den 10. Mai, früh 7 Uhr Beichte und Kommunion. Vorm. 9 Uhr Hauptgottesdienst. Predigt über Matth. 28, 18—20. Here Pf. Albrecht. Die kirckl. Unterredung mit den kousirm. Jünglingen füllt aus. Ev.-luth. Jungsrnuenvercin: Abends '/,8 Uhr im Vcrcuis- lokal. Cv.-luth. Jünglingsvercin fällt aus. Donucrslag, den 14. Mai, abends '/.9 Uhr Missions stunde im Waiscnhanssaale. Wochenamt: Herr ?. Günther. Ao« Göerlungwitz. Cantate, den 10. Mai 1903. Borm. '/,9 Utzr Predigtgottesdienst in der Haupt- kirchc. Herr k. Werner. Daraus Beichte u. hl. Abendmahl. Anmcldg. vou 8 Uhr au in der Sakristei. Vorm. '/.9 Uhr Predigtgottesdienst in der oberen Kirche. Herr k. Zcisjig. Abends 8 Uhr cvgl. Arbeiterverein. Vortrag des Herrn k. von Kicnbufch über die politischen Parteien. Montag nachm. 4 Uhr Miisiouskränzchen in. „Lamm". Wvchenamt: Herr ?. Zcisiig. Ao« Gersdorf. Am Sonntag Cantate, den 10. Mai, früh ',',9 Uhr Beichte n. nach der Predigt Kommunion. Herr k. Böttger. Nachm. halb 2 Uhr Kindergottesdienst. Abends halb 8 Uhr im Gasthof zum „blauen Stern" christlicher Kamilienabend zum Besten der Gemeinde- Diakonie. Dienstag, den 12 Mai, abends 8 Uhr Btbelstuude. Die Woche für Taufen nnd Trauungen hat Herr Pastor Böttger, für Hanskommunioncn und Begräbnisse Herr Hilssg. Ranft. Aon Arsprung. Sonntag Cantate nm 10. Mai. Früh 8 Uhr Predigtgottesdicnst. Nachm. '/«2 Utzr Kindergottesdienst. Nächsten S'nntag, am 17. Mai, findet ein BormittagS- gott'Sdienst nnd Feier des hl. Abendmahles statt. Beichte halb 8 Ukr. In den nächsten Tagen wird, wie alljährlich, eine HauS- Kollekle znm Beste» des Gustav - Adolf - Vereins und der Acnstercn Mission ciiigesammclt werden nnd werden die lieben Gememdeglieder herzlich gebeten, zu diesen Liebcswcrken nach Kräften reichlich bcisleuern zn »vollen, eingedenk des Wortes des Apostels, das der Gustav-Adols-Vercin zur Losung sich erwählt hat: „Lasset nnS GnteS tun an Jedermann, aller meist aber au des Glaubens Genossen." Aon Langeuchursdorf mit Jalkeu. Tom. Cantate, den 10. Mai 1903. früh halb 9 Uhr Beichte. Normillaas 9 Uhr Predigt und heil. Abendmab!. Nachm. 5 Uhr Missionsstnnde. Aon Aernsdorf. Monnl April. Gelaust wuidcii: Rudols Waller, S. des Rudolf Aron Dost, Bleichereibcs. H. Cnrt Willy, S. deS Karl Ernst Rabe, Bergin. B. Alwin Ernst, S. des Wilhelm Otto Flemig, Wirischastsgehilse B. Frip Richard, S. des Ernst Alwin Müller, Gnlsbef. B. Hildegard Pauline, T. des Karl Herm. Forner, ans. Bäckers H. Elsa Klara, T. des Karl Julins Vogler, Schuhmachers H. — Austcrdcm 2 unchel. K. B. H. Getraut wurden: Richard Bernhard Stiegler, Maurer H., mit Auua Tlwst H. Louis Auw Winter, Stnunpfw. B., mit Hedwig Schnlze H. Wilhelm Hugo Reinbold, Zimmerm. in Lichlenstein, mit Selma Pauline Härtig B. Hugo Paul Heimpold, Bergm. iu Gersdors. mit Hulda Ido Thost B. Begrabe» w»rdcn: Erich Waller, S. des Ernst LvuiS Zschäpe, ans. Slr»mpsw. R., I M. 18 T. Bor der Taufe vcrst. T. des Max Richard Haase, Haudarb. B., l T. Trau gott Friedrich Schmidt, pens. Polizeidicner H„ 67 I. 2 M. 5 T. Walter Oswald, S. des Friedr. Ernst Kirsch, Garten- des. B., 2 M. 1 T. Milda Frieda, T. des Hermann Otto Kunze, GnlSbes. B., 4 M. 18 T. Austcrdem 2 unedel. K. B. Svitnlag Cantate, den 10. Mai, vormittags 9 Uhr Haupt- gottesdienst mit Predigt über Matth. 28, 1^-20. Rach der Predigt Beichte und peil. Abcndmakl. Nachm. 2 Uhr kirchl. Unterredung mit der erwachsenen männlichen Jugend. Aon Langenberg mit Meinsdorf. Sonntag Eautate, den 10. Mai 1903, sinh 9 Uhr Predigigottesdicnst. Nachm. halb 2 Utzr kirchl. Unterredung mit den Konfirmierten der drei letzten Jahre. Aon WMenbrand. Sonntag Cantate, den w. Mai 1903, vonnittags !» Uhr Predigtgottesdicnst. 'Nachm. halb 2 Uhr kirchliche Unterredung. Verantwortlicher Redakteur: Emil Horn. Truck und Verlag: Horn öe Lehmann, Hoheustein-Ernstthal.