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Gerichtsverhandlungen. 8 Bochum, 17. Okt. Das Schwurgericht verurtheilte den früheren Gerichtsvollzieher Naujoks wegen Unter schlagung von Amtsgeldern in Höhe von 30 000 Mark zu drei Jahren Zuchthaus und drei Jahren Ehrverlust. Naujoks, der geständig war, erklärte, das Geld im Spiel verloren zu haben. Ein Metzgergeselle gewann von ihm 20 000 Mark. Vermischtes. * Ein wirklicher „Flachsmann" war der bisherige Rector K. zu B. bei Siegen in Westfalen insofern, als er durch gefälschte Papiere die Leitung einer Schule erlangt hatte. Er hat Theologie studirt, aber kein Examen gemacht. Als Hauslehrer verlobte er sich, und da die Eltern der Braut auf Begründung einer gesicherten Existenz drangen, meldete er sich als Lehrer an der Rectoratsschule zu Leopoldshöhe. Auf Grund eines gefälschten Prüfungszeugnisses erhielt er die Stelle. Unter Vorlegung des falschen Zeugnisses kam er dann nach Wantrop und später als Rector nach B., wo er neun Jahre lang wirkte. Durch einen Zufall kam die Sache ans Licht, und die Strafkammer zu Siegen ver- urtheilte ihn kürzlich unter sofortiger Verhaftung zu einem Jahre Gefängniß. Der Mann wußte trotz des fehlenden Zeugnisses seine Stellungen fast 25 Jahre lang gut auszufüllen. Bei der Besprechung des Lust spiels „Flachsmann als Erzieher" von Otto Ernst wurde vielfach die Möglichkeit bestritten, daß ein Lehrer durch gefälschte Zeugnisse eine Stellung erhalten könne. Der geschilderte Fall hat dies jetzt bewiesen. * Auf der Bühne des Variete „Wilhelmtheater" in Danzig wurde bei der Probe der Thierbändiger August Kemp aus Reichenbach in Böhmen durch einen Löwen angefallen und an der linken Seite furchtbar zerfleischt. Seine Verletzungen sind lebensgefährliche. Fein gesponnen oder Das Fastnachtsgeheimnitz. Criminal-Roman von Lawrence F. Lynch. — Deutsch von E. Kramer. 47. Fortsetzung. Neunundzwanzig st es Capitel. An einem herrlichen Frühlingstage traf Steinhoff, mit Mrs. E. Percy Jermyns Adresse versehen, in New- Dork ein. „Es ist auf der anderen Seite," murmelte er, nach einem Blick in sein Notizbuch. Er befand sich in einer der Straßen des vornehmsten Viertels und schritt jetzt über den Fahrdamm nach der gegenüberliegenden Häuser reihe. Der Detectiv trug heute einen schäbigen Anzug, und mit dem Packet unter dem Arm sah er ganz wie ein Dienstmann auf einem Botengänge aus. „Das Haus dort muß es sein, vor dem der Wagen steht," sprach er nach einiger Zeit vor sich hin. „Nun, wenn das ihre Equipage ist, dann führt sie einen Haushalt in großem Stil, der sich sehen lassen kann." Als er noch eine kleine Strecke vom Wagen entfernt war, trat eine Dame aus der Hausthür und schickte sich an, einzusteigen. Steinhoff beschleunigte seine Schritte und er konnte ihr, als sie sich umdrehte, um dem Kutscher noch eine Weisung zu geben, voll ins Gesicht blicken. Sein Arm umschloß plötzlich das Packet, das er trug, fester, seine Gestalt richtete sich auf, und sein Blick wurde gespannt und lebhaft. Das waren Bertha Warhams Züge! Wie ein Blitz durchzuckte ihn plötzlich ein Gedanke. Als er Mrs. Jermyns Adreffe notirt, hatte er gar nicht darauf geachtet, daß das Haus, bis zu dem Rose Hilders Bertha Warham nachgefahren war, und das, in welchem Charly Jenkins Stiefschwester wohnte, in der gleichen Straße lagen. Er zog rasch sein Notiz buch aus der Tasche und verglich die Nummern. Es war dasselbe Haus: Bertha Warham und Mrs. I. Percy Jermyn weilten unter einem Dache! Innerhalb einer Stunde war sein Plan fertig. Als Richard,Steinhoff zum zweiten Male sein Hotel verließ, bot er einen angenehmeren Anblick dar. Seine schlanke Gestalt wurde durch die eleganten, gut sitzenden Kleider, die er jetzt trug, gehoben, und sein Bestreben, möglichst vornehm auszusehen, war ihm vollkommen ge lungen. Vielleicht war es eine sehr weise Eingebung gewesen, die der ältere Rufus Carnow, in dessen Ge sicht die Erfahrungen unruhevoller Jahre ihre Spuren eingegraben halten, anstatt seiner lieber diesen hübschen, verständigen, kaltblütigen jungen Mann mit dem feinen Takt und dem eisernen Willen als Sendboten zu einer stolzen Frau schicken ließ. Steinhoff hatte zu seinem Besuch eine Stunde ge wählt, zu der Mrs. Jermyn nicht zu Hause war. Nach wenigen Minuten kam der Diener, dem er seine, mit einem kurzen Bleistiftvermerk versehene Karte gegeben hatte, zurück, geleitete ihn in ein schönes, ganz in Weiß, Gold und Rosa gehaltenes Empfangszimmer und ver schwand. Bald darauf wurde ein schwerer Vorhang in der gegenüberliegenden Thür durch eine weiße, mit Ringen geschmückte Hand gehoben, und eine anmuthige Gestalt trat ins Zimmer — Mrs. Jermyn! Wieder sah Steinhoff daS Gesicht vor sich, daS gleicherweise der Photographie, die Bertha Warham darstellte, wie der ermordeten Frau im Hotel Victor an zugehören schien. „Ich hoffe, Sie werden mich entschuldigen, wenn ich Sie warten ließ," sagte sie mit Heller wohlklingender Stimme, „ich bin eben erst von einer Ausfahrt zurück gekommen." Er verbeugte sich, sie trat einen Schritt näher und blickte ihm gerade ins Gesicht. „Ihre Karte war mir sehr willkommen, Mr. Stein hoff. Sie bringen mir Nachricht von meinem Bruder?" Tausend Gedanken kreuzten sich im Kopfe des De- tectivs, als er der Frau gegenüberstand. War dies Bertha Warham? — Oder war es wirklich Mrs. Percy Jermyn? Allein in seinem Aeußeren veriieth sich von alledem nichts, als er sich abermals verneigte und sagte: „Ich habe also die Ehre, Mrs. Jermyn vor mir zu sehen?" „Gewiß." Sieblickte von der Karte, die sie in der Hand hatte, in daS Antlitz ihres Besuchers, und eine leichte Verlegenheit klang aus ihrer Stimme. „Ich ver- muthe, mich zu erinnern, daß ich Sie schon einmal ge- sehen habe, Mr. Steinhoff. Ihr Name klingt mir be kannt." „Wenn wir uns schon gesehen hätten, so würde ich Sie sicher nicht vergessen haben, gnädige Frau." „Wollen Sie nicht Platz nehmen, mein Herr?" bat Mrs. Jermyn. „Wenn Sie meinen Bruder kennen, so dürfen Sie sobald mich nicht wieder verlassen. Ich habe Sie viel zu fragen." „Ihr Bruder befindet sich in sehr bedenklicher Lage, Mrs. Jermyn." Ihr Gesicht drückte große Besorgniß aus, und sie wandte die Augen nicht von ihm. „Sie benimmt sich sehr natürlich!" dachte er. „Sie meint cs entweder ehrlich, oder sie ist eine sehr geschickte Schauspielerin." „Mr. Steinhoff," sagte sie, indem sie sich etwas vor beugte, „um was handelt es sich? Erzählen Sie es mir, verhehlen Sie mir nichts!" Ihre Stimme zitterte leicht. „Ihr Bruder ist im Gefängniß, Mrs. Jermyn, und steht unter einer schweren Anklage. Er wird mächtiger Freunde bedürfen, wenn sein Leben gerettet werden soll." MrS. Jermyn schien stark erschüttert. „Bitte, theilen Sie mir Näheres mit," flüsterte sie. „Ich erfuhr Ihres Bruders Lage durch einen Detectiv, mit dem ich seit Jahren befreundet bin, und der mich zu Ihnen schickt. Die Nachrichten, welche die Zeitungen über die Angelegenheit berichten, habe ich Ihnen mitge- bracht. Sie können sie nachher in Muße lesen. Was ich Ihnen berichte, ist keinem Menschen außer mir, meinem Freund und Ihrem Bruder bekannt." Er er zählte Charly Jenkins Geschichte von dem Zeitpunkt ab, wo dieser zuerst bei der Circusfanny erschienen war, bis zu dem Geständniß, das er in seiner Zelle dem vermeint lichen Geistlichen abgelegt, und der letzten Bitte, die er diesem anvertraut hatte. Mit der größten Zurückhaltung und Schonung der Eigenliebe seiner Zuhörerin behandelte er deren Stellungnahme zu ihrem Stiefbruder und nirgends erwähnte er den Namen der Frau, für deren Mord Jenkins unschuldig zur Verantwortung gezogen werden sollte. „Ich weiß nicht, was ich thun — ich weiß nicht einmal, was ich denken soll," sagte sie, als er geendet hatte. Sie erhob sich, und während sie erregt im Zimmer auf und ab schritt, hatte er Gelegenheit, ihre selbst in diesem Augenblick stolze Haltung, ihre graziösen Bewegungen und ihren einfachen und doch kostbaren Anzug zu bewundern, dessen Olivengrün mit den im Zimmer herrschenden Farbentönen wundervoll harmonirte. Als sie sich wieder an ihn wandte, stand er auf. „Ich erwarte nicht, daß Sie lediglich auf meinen Rath hin handeln, Mrs. Jermyn," sagte er, „ich stelle Ihnen anheim, an den Detectiv, an die Polizei und an den Vertheidiger Ihres Bruders zu telegraphiren und dann Ihren Entschluß zu fassen. Ich werde noch einige Tage in New Jork bleiben und stehe jederzeit zu Ihrer Verfügung." Etwas wie Erleichterung flog über ihr Gesicht, und sie blieb dicht vor ihm stehen. „Wieviel Zeit haben wir noch bis zu seinem Verhör?" fragte sie rasch. „Wenn ich auf Ihre Unterstützung rechnen kann, so hoffe ich einen Aufschub der Gerichtsverhandlung um cinen Monat, vielleicht um zwei, zu erreichen." „Ich bitte Sie, meine Unterstützung als selbstver- stündlich zu betrachten, Mr. Steinhoff. Wenn ihn Geld und Geschicklichkeit retten können, dann soll der arme Mensch nicht zu Grunde gehen! Sie haben mir Ihre Hilfe angeboten, und ich werde sie in Anspruch nehmen. Können Sie mir morgen eine Stunde Zeit schenken? Ich mag — ich kann diese Sache hier nicht erörtern. Wollen Sie mich im Centralpark treffen? Um elf Uhr? Dort sind wir ungestört." „Gewiß, gnädige Frau." „Sie werden nicht denken, daß' ich gegen meines Bruders Geschick gleichgiltig bin, wenn ich Sie bitte, mich jetzt zu verlassen? Meines Beistands versichere ich Sie, aber ich muß zunächst überlegen." „Jch'verstehe Sie.gnädigeFrau," versicherte Sie! „und ich werde nicht verfehlen, mich pünktlich einzig Auf morgen also!" „Was für ein prächtiges Gesicht," murmelte sj er sich entfernt hatte, „wie offen, männlich und enei Ich habe nie einen so ritterlichen Mann gese Und mit zusammengepreßten Lippen ging sie nach Boudoir, einem wahren Wunder von zarten rosa S und crömefarbigen Spitzen, das sie hinter sich Vers Mit einem schweren Seufzer öffnete sie eine Kon, und nahm ein zierliches Ebenholzkästchen heraus, in vier oder fünf in Leder gebundene kleine Bücher, mit dem in Gold gepreßten Monogramm E. I, sehen, sich befanden. Sie schlug das Titelblatt de^ daS die Aufschrift Ellen Jermynghams Tagebuü 18 . . trug, »auf und ließ sich mit dem Buch j Hand am Tisch nieder. — (Fortsetzung folgt.) Airchen-Wachrichtcrr. St. Kriuitatis-Warochie. Am 20. Sonntag nach Trinitatis, den 20. Octobn Vormittag 9 Uhr Predigtgottesdienst über Lucas >:!, zugleich zur Eröffnung des Confirmandcn»Unten! Herr Hilssgeistl. Seidel. Abends halb 8 Uhl Jungfrauenverein im Cantoy Wochenamt: Herr Hilssgeistl. Seidel. Warochle St. ßhrtstopyori. Am 20. Sonntag nach Trinitatis, Vorm. >/,9 Uhr BH 9 Uhr Hauptgottesdienst, Predigt über Luc. 13, 6—o, ?. Albrecht. Nachm. halb 2 Uhr Kindergottesdienst. Abends 0 Uhr Predigtgottcsdienst. Vormittag 9 Uhr Predigtgottesdienst im Bctsa«! Hüttengrundschule. Ev.-luth. Jünglingsverein: Abends 8 Uhr im Verem- Ev.-luth. Jungfraucnvercin, Abends o,8 Uhr im Vcrem- Ev. Arbeiterverein. Montag, den 21. Oktober, Abend- 9 Uhr im Vcreinslokal. Donnerstag, den 24. Oktober, Abends '/,9 Uhr Bibelsh im Waiseuhaussaalc. Wochcnamt: Herr Diac. Günther. Won Hvertungwitz Am 20. Sonntag nach dem Trinitatisfest, 20. Oktober Vormittag 8 Uhr PrcdigtgotteSdienst. Herr Di» Tammcnhain. Nachm. halb 2 Uhr kirchliche Unterredung mit den Z frauen. Wochenamt: Herr Diakonus Tammcnhain. Montag, den 21. Octobcr, Kirchweihfest. Vorm. 8 Uhr FcstgottcSdicnst. Herr 1'. Werner. Taufen an diesem Tage nur Nachmittag halb 3 Uhr. l^L. Kirchenvorstandswahl Sonntag, den 27. Octobcr, mittags 11—12 Uhr. Won Gersdorf. Am 20. Trinitatissonntagc, den 20. Octobcr I90I, 9 Uhr Gottesdienst, Herr ?. Böttger Bei diesem Gottesdienst wird vornehmlich an unsere Confirmandcu gedacht. Es ist selbstverständlich, das; alle U mauden daran theilzunchmen haben. Aber auch au alle l und Pathen, ja auch an alle Gemeindegliedcr ergeht die he Bitte, an diesem Gottesdienst theilzunchmen. Von '/«1l Uhr bis 12 Uhr erfolgt in der Kirche die Er§ NNgslvahl znm Kirchcuvorstand. Nur mit dem Kirchens! versehene Stimmzettel haben Gültigkeit. Nachm. '/,2 Uhr KatechiSmnS-Unterrcduug mi! Jungfrauen. Abends halb 8 Uhr Jungfrauenverein. Dienstag, den 22. Oktober, Abends 8 Uhr Bibelstund Donnerstag, den 24. Oktbr., früh 9 Uhr Wochencommm Die Woche für Taufen und Trauungen hat Herr Hilf- Lamm, für Hauscommunionen und Begräbnisse Herr ?' Bi Wo« Mrsprung. , Am 20. Sonntag nach dem Trinitatisfest, den 20. Octobc 9 Uhr Predigtgottesdicnst, der letzte in diesem Jahre Schule zu Seiscrsdors und Feier des heiligen Abcndu sür Alte, Kranke und Schwache. Beichte halb 9 Uhr. Nach dem Gottesdienst soll eine Collcctc zum Bcstci Gustav-Adolf-Vercins eingcscmmelt werden. Nächsten Sonntag, den 27. Octobcr, Predigtgottesdiensl Feier des heiligen Abendmahls in der Schule zu Ursprungs Der Confirmandcnunterricht beginnt Monntag, den 2l. Nachmittags 1 Uhr in der Confirmandenstube der hiesigen Wohnung. In diesem Jahre findet wieder Kirchenvorstandswah dieselbe wird Sonntag, am 10. November, nach Schl! Gottesdienstes, Vormittags '/,H Uhr in der Sakristei inj Kirche abgehaltcn werden. Aus dem Kirchenvorstande sch diesem Jahre drei Mitglieder aus, zwei aus Ursprung, < Seifcrsdm s. Aus Ursprung die Herren Gutsbesitzer Emil und Louis Schmidt, aus Seiscrsdors Herr Gutsbesitzer Car dieselben sind wieder wählbar. Zur Wahl berechtigt sind nur diejenigen stimmbercchtig glicder der Gemeinden von Ursprung und Seifersdvrf, die Eintragung in die Wahllisten persönlich oder s ch r angcmeldct haben, aber jeder für seine eigene Person, ni cs früher mehrfach geschehen ist, das; Einer im Auftrag außer seinem eigenen Namen noch eine Anzahl anderer N die Wahllisten cinträgt. Stimmberechtigt sind alle selbständigen evangelisch-lut Hausväter in der Gemeinde, die das 25. Lebensjahr ! haben, sie seien verheirathet oder nicht, mit Ausnahme fol durch Verachtung des göttlichen Wortes oder der Ordnm Kirche, Unterlassung der Taufe, der Trauungen oder durch baren Lebenswandel, öffentliches durch nachhaltige Bessern wieder gehobenes Aergcrniß gegeben haben, und von der berechtignng bei den Wahlen der politischen Gemeinden schlossen sind. Für die stimmberechtigten Gemeindegliedcr von Ursprun zwei Listen aus, die eine auf dem Pfarramt und die an Herrn Gartenbesitzer August Hösel, sür Scifersdors liegt Herrn Gcmeindcvorstand Julius Barthold aus, vou Mon 14. Octobcr, früh 9 Uhr bis Montag, den 28. Octobcr, 0 Uhr. Später erfolgende Anmeldungen können keine sichtigung finden. Nach Abschluß, Prüfung und Feststes Listen werden den Wählern mit dein Kirchcnstcmpcl ! Stimmzettel zugcstcllt werden, nur diese sind bei der T 10. November gültig, nnd müssen bei derselben eigenh abgegeben werden, aus andere Art abgegebene oder cn Stimmzettel müssen als ungültig angesehen werden. Redigirt, Druck und Verlag: Richard Decker, Hohenstein-Ernstthal.