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Frankreich Paris, 18. Oktober. Die Regierung ist wegen der Möglichkeit eines allgemeinen Grubenarbeiter-Ausstandes sehr besorgt; besonders wird befürchtet, daß die Arbeiter, die im Besitze einer Menge Waffen sind, diese gegen die Truppen und Gendarmerie gebrauchen könnten. Der Präfekt wurde von der Regierung beauftragt, dahin zu wirken, daß den Arbeitern von Monceau-les-Mines, welche allein 10 000 Gewehre besitzen, die Waffen ab genommen werden. — Eine Charakteristik Kitcheners veröffentlichte dieser Tage Germain Bapst im „Figaro": Auffällig muß es zunächst scheinen, daß derselbe Kitchener jetzt in Afrika Henkersdienste leistet, der während der ersten Zeit des Kampfes (dem französischen Gewährsmann zu folge) mit diesen Worten das afrikanische Unternehmen scharf verurtheilt hat: „Der Krieg in Transvaal ist ein Unternehmen, das dem gesunden Sinn ebenso wider streitet, wie der Ansicht aller competenten Menschen. Jntersssirte Minister haben dem Volke die Ueberzeug- ung beigebracht, daß es sich um einen militärischen Spaziergange handele; sie haben wissentlich Tausende in den Tod getrieben, indem sie Siege für bestimmte Fristen befahlen. Alles dieses für eine Clique von Börsenspekulanten." Türkei. — Die amerikanische Gesandtschaft in Konstantinopel übersandte eine Note an die Pforte, in welcher sie die selbe für das Leben der Missionarin Stone verantwort lich macht. Wenn sich diese auch gegenwärtig aus bulgarischem Gebiet befände und vielleicht auch nicht einmal von türkischen Unterthanen geraubt sei, so sei die That doch auf türkischem Gebiet vollführt. Bei der Leere aller Kaffen wird es schwer halten, das geforderte Lösegeld aufzutreiben. Der Krieg in Südafrika. — Das Kitchenersche Schreckensregiment in der Kapkolonie hat die Buren keineswegs entmuthigt. Dagegen zeigen die letzten Depeschen, soweit sie die englischen Bewegungen in militärischer Hinsicht betreffen, von neuem Zaghaftigkeit und Unsicherheit. Es ist, als ob die Engländer nach dem Grundsätze vorgingen: „Wasch den Buren den Pelz,'aber mach ihn nicht naß." Nur in Bezug auf Hinrichtungen und „Erbeutung" (bei den Buren nennen die Briten es „Plünderung") von Karren, Sätteln und dergleichen, die bald einige Magazine füllen müssen, entwickeln die Briten „Schneid". Hierbei verschweigen aber jene Berichte bekanntlich, was die Engländer an solchen Gegenständen, sowie an Waffen usw. an die Buren verlieren. Darüber be richtete ein unlängst zurückgekehrter Bewohner jener Gegenden, daß die Buren von ihren ursprünglichen Gewehren keines mehr benutzten, da diese durch den vielfachen Gebrauch schadhaft geworden, auch die Pa tronen schwer zu beschaffen seien. Die Auffrischung des Waffenmaterials besorge Großbritannien selbst in ausgiebigster Weise, indem die Buren ihren Gefangenen die Waffen abnehmen und die armen „Tomys" dann laufen lassen. — Auf den Stand der Dinge im Kap- lande wirft die letzte Depesche aus Kapstadt ein eigen- thümliches Licht. Nach dieser sind die Buren im Be sitze des Thales des Großen Bergflusses, der nördlich von Kapstadt sich ins Meer ergießt. Dieser Fluß sowie die Saldanha-Bai liegen nur 60 Kilometer nörd lich der Tafelbai. — Das Lager der kriegsgefangenen Buren in Ahmednagar schildert der Correspondent der Times in Puna (Indien). Der Gesundheitszustand der Buren sei ausgezeichnet; nur drei hätten Fieber gehabt und einer sei gestorben. Die Buren hätten sogar weniger Kranke als die englischen Soldaten, weil sie in ihrer unfreiwilligen Abgeschlossenheit nicht den Versuchungen der letzteren ausgesetzt seien. Die Kriegsgefangenen rühmten ihre Behandlung sehr, nur verstehe man nicht, weshalb den Officieren nicht auf Parole gestattet werde, das Lager zu verlassen. Wenn man aber diese zur Unthätigkeit verurtheilten Männer frage, was sie jetzt über den Krieg dächten, so erhielte man nur eine Ant wort. Wer etwa den Frieden ersehne, dürfte das nicht so laut äußern, denn die Stimmung im Lager sei im großen und ganzen feindlich und selbst eines günstigen Ausganges gewiß. Sie meinen, daß die Verstärkungen aus der Kapkolonie größer seien, als die Verluste der Buren im Kriege. Sie behaupteten, die Engländer zählten jeden gefangenen Buren mehrere Male. Die Strenge der britischen Maßregeln habe eine Niederlegung der Waffen unmöglich gemacht. Wenn nach Prinsloos Gefangennahme die Gefangenen entlassen worden wären, sagen sie, würde der Krieg sofort zu Ende gewesen sein. Die dann ergriffenen scharfen Maßregeln, das Niederbrennen der Farmen und die Kitchenersche Pro klamation haben jede Hoffnung auf Frieden ausge schloffen. Die Weigerung der Gefangenen, in der englischen Geschichte unterrichtet zu werden, zeige die Gesinnung, welche die Buren noch im Exil und in der Gefangenschaft im fremden Lande belebe. Vermischtes. * Wege» Gatlcnmordes stand in Coltbua der Büdner Reinhold Mehlau au« Gersdorf bei Golffen vor dem Schwurgericht. Durch ihr zänkisches, arbeitsscheues und mannstolle» Wesens halte die Ehefrau den Mann dermaßen zur Verzweiflung gebracht, daß er eines Nachts ein Handtuch ergriff, e» der Schlafenden um den Hals legte und mit aller Gewalt wohl fünf Minuten lang zusammenzog, so daß die Frau ersticken mußte. Dann hing der Angeklagte den Leichnam an einem Schrank auf, um den Anschein des Selbstmordes zu erwecken; er ging dann ruhig nach dem Stall, wo gerade eine Kuh am Kalben war. Nur den schlechten Eigenschaften der Frau hatte der Angeklagte es zu danken, daß er mit zehn Jahren Zuchthaus davonkommt. Die Staatsan waltschaft hatte das Schuldig wegen Mordes beantragt. * Kleine Eigenheiten bedeutender Menschen. Aehnlich wie der große nordische Magnus Ibsen sich bei seinen Arbeiten durch den Anblick kleiner geschnitzter Figürchen inspiriren läßt, so haben auch andere große Geistesarbeiter kleine Eigenheiten, um ihre Aufmerksam keit zu konzentriren oder ihre Phantasie anzuregen. Es sei dabei an den großen Königsberger Philosophen er innert, der seine Blicke auf den Kirchthurm zu richten pflegte, wenn er seinen Gedanken nachging, oder an Laplace, den großen Astronomen, der eine» kleinen Garn knäuels zum Spielen bedurfte, um den Faden feiner hohen Gedanken nicht zu verlieren. Auch die espritvolle Frau v. Staöl, die Virtuosin der Konversation, brauchte irgend ein Spielzeug für die Finger, um ihren Nede- faden in den Händen zu behalten, und dem ebenso ge- lehrten wie zerstreuten Theologen Neander in Berlin war es zur Gewohnheit geworden, auf dem Katheder während des Dozirens einen Federkiel zu zerrupfen. Halövy, der berühmte Komponist der „Jüdin", fühlte sich nur durch einen zischenden und brodelnden Thee- keffel zum Schaffen angeregt, Bellini brauchte Blumen und Bilder, um produziren zu können, Cherubini blätterte in den bunten Bildern eines Kartenspiels, wenn ihm der Spiritus einmal ausging. Offenbach komponirte gerne beim Murmeln der Wellen. Aoung, der Ver fasser der „Nachtgedanken", schrieb diese bei einem Leuchter, den ein Todtenschädel bildete. Bekannt ist, daß N. Wagner seine Glieder in seidene Schlafröcke von verschiedener Färbung hüllte. Ebenso zog Buffon, der große Naturforscher, seine besten Kleider an und schmückte sich mit Spitzen und Juwelen, ehe er sich an die Arbeit setzte. Auch Voltaire und der englische Dichter Pope fühlten erst ihre Produktionskraft erwachen, wenn sie phantastische oder reiche Kleidung angelegt hatten. Für viele Männer der Feder ist der Tabak ein unentbehrliches Requisit bei ihrer Arbeit. Wenn Tennyson dichten wollte, so mußte er auf seinem Tische einen Tops mit frischem Tabak und einen zweiten mit Thonpfeifen gefüllt vorfinden. Während der Arbeit, während die Feder die zartesten Verse niederschrieb, dampfte der Dichter wie ein Schlot. Er rauchte unauf hörlich, hatte aber die Eigenheit, nie zweimal aus der selben Pfeife zu rauchen. Sobald er eine ausgerauchr hatte, zerbrach er sie, um eine neue zu nehmen, die dann dasselbe Schicksal ereilte. War der Dichter mit seiner Arbeit zu Ende, so hinterließ er einen kleinen Haufen von Pfeifentrümmern. Die Vorliebe für den Tabak theilten Gottfried Keller, Anzengruber, Boden- stedt; letzterer konnte nur beim Rauchen einer bestimmten Tabakrsorte („Latakia") produziren. Auch Paul Heyse, Rudolf Baumbach, Albert Traeger, Zola rauchen gern bei der Arbeit, weil ihre Phantasie dadurch beschwingt, ihre Stimmung im Gleichgewicht erhalten wird. Heyse ist ein begeisterter Verehrer der Cigarre und hat dieser Verehrung u. a. in seinem „Salamander" Ausdruck ge- geben. Ec denkt von Ker Wirkung einer edlen Cigarre auf die Gsmüthsstimmung und die Anregung der Phantasie nicht gering, und nächst der Musik weiß er kein heilkräftigeres Beschwichtigungsmittel im Unmuth oder in anderer Verstimmung der Seele. ' * Ein wagehalsiger Durchbrenner. Einen ver zweifelten Versuch, zu entkommen, machte dieser Tage bei Crewe ein in Begleitung der Polizei „reisender" Verbrecher von einem in voller Fahrt befindlichen Schnellzuge aus. Der Mann wurde von Liverpool nach Lundlow transportirt. Der Schnellzug hatte Crewe verlassen und befand sich auf der Strecke nach Bristol schon wieder in voller Fahrt, als der Gefangene plötzlich die Wagenthür aufriß und aus dem Zuge heraussprang. Ohne auch nur einen Moment zu zögern, sprang der Polizeibeamte hinterher. Beide fielen auf den Damm und blieben zunächst wie bewußt los liegen. Der Polizist war am Kopfe ziemlich schwer verwundet. Der Vorfall wurde von verschiedenen Bahnbeamten bemerkt, ehe sie aber den Platz erreichen konnten, wo die beiden lagen, hatte sich der Verbrecher bereits erholt und die Flucht ergriffen. Der Polizist folgte ihn,, so gut er konnte. Nun begann eine auf regende Jagd, bei welcher der Flüchtling anfangs einen ziemlichen Vorsprung hatte. Ohne irgendwie auf die Gefahr zu achten, in der er sich befand, lief er quer über die verschiedenen, Schienenstränge hinüber u. herüber und ging auf einen tunnelartigen Durchbruch los, wo er sich wahrscheinlich schnell aller Verfolgung hätte entziehen können. Zuletzt machte er noch einen ver zweifelten Versuch, über eine Mauer zu klettern und hatte das Hinderniß schon'jbeinahe überwunden, als der Polizeibeamte ihn noch im letzten Moment bei den Füßen fassen konnte. Beide fielen dann übereinander und blieben dann vollkommen erschöpft liegen, in welchem Zustande sie von den Eisenbahnbeamten gefunden wurden. Als sie die Daliegenden erreichten, dauert, es einige Minuten, bis der Verbrecher und der Polizis wieder sprechen konnten; sie wurden daher beide de, Detectiven der Eisenbahngesellschaft übergeben, die sie nach der Station Crewe zurückbrachten. Hier konnte der Polizeibeamte sich dann ausweisen. Es wurde ein Arzt geholt, der die Verletzungen und Wunden verband. Telegraphische Nachrichten vom 19. Oktober. (Hirsch's Telegr. Bureau.) Hannover, 19. Oktober. Gestern Abend 10 Uhr 35 Minuten fuhr der Schnellzug Nr. 18 von Berlin nach Hannover vor dem Bahnhof Isenbüttel auf einen in der Einfahrt begriffenen Güterzug. Einige Wagen, sowie eine Maschine wurden beschäftigt. Nach den angestellten Erhebungen ist der Unfall darauf zurückzu führen, daß der Lokomotivführer des Schnellzuges in folge starken Nebels das zwischen Fallersleben und Isenbüttel befindliche Blocksignal, welches auf „Halt" stand, übersehen hatte. Das Geleis in der Richtung Hannover-Berlin ist nur vorübergehend gestört gewesen^ während das Geleis in der Richtung Berlin-Hannover erst nach 7 Stunden wieder fahrbar wurde. Paris. Die ausständigen Grubenarbeiter zeigen sich sehr erregt. Man befürchtet, daß sie zu Gewaltthälig- keilen schreiten. Gerüchtweise verlautet schon, sie wollten die Gruben überfallen, in die Schächte hinabsteigen und die Arbeitswilligen zur Niederlegung der Arbeit zwingen. London. Aus Simla wird berichtet: Die Lage in der Provinz Rundjap ist äußerst kritisch, da infolge anhaltender Trockenheit die Ernte vollständig vernichtet ist. Mehrere hunderttausend Eingeborene sind durch Hungersnoth bedroht. London. Aus Odessa wird gemeldet, daß 20 000 Mann von den Truppen im Kaukasus als Garnison nach Asien kommen. London. Wie behauptet wird, hat das Kriegsamt Mittheilung davon gemacht, daß alle Jeomanry, die nach Südafrika abgehen sollen, einen Monatssold vor der Abreise erhalten werden. Andererseits verlautet, daß die Jeomanry, die noch rückständigen Sold zu beanspruchen haben, benachrichtigt worden sind, ihren Sold in Empfang zu nehmen, diese Maßregel hängt mit der Unzufriedenheit unter den Jeomamy zusammen. Durban. 600 Burengefangene sind in Princetown in der Nähe von Durban eingetroffen. Colombo. Die Gesammtzahl der auf Ceylon gefangen gehaltenen Buren beträgt 5120 Mann. Bloemfontein. Die geflüchteten Bewohner des Ocanjefreistaates sind im Norden von Bloemfontein in Konzentrationslagern untergebracht. Im ganzen haben in den 21 sog. Konzentrationslagern 140000 Personen Unterkunft gesunden, die sich meist mit Ackerbau beschäftigen. Konstantinopel. Neuerdings sind vier Pesterkrank- ungeu zu verzeichnen; akch ein Schiffsjunge auf einem aus Smyrna eingetrosfenen Dampfer ist an der Pest erkrankt. Konstantinopel. Hier hat, sich neuerdings das Gerücht verbreitet, daß die gefangene amerikanische Missionarin Stone mit dem mazedonischen Komitö unter einer Decke stecke und sich nur eigens zu dem Zwecke habe fangen lassen, um durch ein hohes Lösegeld dem Komito neue Mittel zuzuführen. Czernowitz. In der ganzen Bukowina ist Hoch wasser eingetreten, welches großen Schaden angerichtet hat. Washington. Staatssekretär Hay befindet sich nun mehr im Besitze des Vertrages betr. den Nicaragua- Kanal. England hat in allen Punkten nachqegeben, und die Annahme des Vertrages durch den Kongreß scheint gesichert zu sein. Präsident Roosevelt hat be reits seine Zustimmung gegeben. — Der „Tribune" zu folge umfaßt der Vertrag folgende zwei Hauptpunkte: 1) Die Vereinigten Staaten sind allein berechtigt, für die Aufrechterhaltung der Neutralität des Kanals zu sorgen. 2) Die Vereinigten Staaten werden allein dos Recht besitzen, Festungswerk in der Nähe des Kanals zu errichten. Eisenbahnfahrplan. Giltig ab 1. October 1901. Von Hohensteiu-Ernstthal nach Chemnitz: 12.28, 3.33, 5.02, 6.11, 6.58, 7.19 (nach Limbach), 7.32*, 7.471-, 9.27, 10.39, 12.03, 1.00-j-, 2.13, 3.35(ß, 5.39*, 6.00, 6.51, 7.39*, 7.45-j-, 10.10. ch bedeutet Anschluß nach Limbach. Von Hohenstein-Ernstthal nach Glauchau: 5.16, 7.39*1-, 8-00, 9.56-ß, 11.16 (bis Glauchau), 1.05-ß, 3.50-j-, 6.41, 7.48 (nur Werktags vor Sonn- und Fest tagen), 7.57-j-, 8.13*, 9.48-j-, 11.30. ch bedeutet Anschluß nach Lichtenstein. Ankunft von Chemnitz in Hohenstein-Ernstthal: 2.05, 5.14, 6.21, 7.07 (von Limbach), 7.38*, 7.59, 9.54, 11.15, 12.52, 1.02, 3.48, 5.12, 6.27 (Werktags vor Sonn- u. Festtagen), 6.37, 7.10, 7.47 (Werktags vor Sonn- u. Festtagen), 7.55, 8.12*, 9.47, 11.28. * bedeutet Schnellzug. „Wir llte die Am "rauer, aber attung zu t Verzögerung esto länger auptsächlich lar werden, "ochtcr hier Kchcs Zusm cein Schwie ätte. Wisse enug sein. >eiß, daß S ls Wirtschas lit dem Jr carren an este, ich ge ne selbst ni aß Sie miet stelle um. ne es mir icht Vorsicht Sie nick e sich noch unrn Justiz ier war." Dann g Es dam mnte. Der e verübt hc ekommen. l csprochen hc udigend, da sllte. Ein Ges un sie bei d< crartige Be ä, da mein er nur verps loch vorhin -slegetochtcr Picht betrm cbung von lwas bevorz is man sie Dn ihr verl Was ih ir wußte es egen brauch« lücht einen s au unter « s, die To nedrigcr der Mu Emils Mit ein eit, aller Zc Ärfühl: das >as Schicksal