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zu springen. Viele hielten Leimann für verloren, wenn er in die hohe See springe, und suchten ihn mit Gewalt an Armen und Beinen festzuhalten (die Baronin von Wrangel riß ihm bei dieser Gelegenheit den Hemdärmel aus), im Nu schleuderte er seine Hinderer unsanft von sich, schwang sich !auf die Brüstung des oberen Prome nadendecks und wagte den gefährlichen Sprung. Laut, lose Stille auf dem ganzen Deck. Gebete, wie man nachträglich erfuhr, begleiteten ihn, aber auch manche Frauen sielen in Ohnmacht, und manche beweinten ihn. Jeder athmete erleichtert auf, als nach einiger Zeit Lei mann an der Oberfläche erschien. Augenblicklich hatte er sich orientirt, wo der Unglückliche sich befand, so schnell wie möglich suchte er an ihn heranzukommen, fahle ihn von hinten unter die Arme, hielt seinen Kopf über Wasser und schwamm nach dem Rettungsgürtel, der sich in einer Entfernung von 10—15 Meter befand, legte den Unglücklichen mit großer Geschicklichkeit in den Gürtel und schwamm dem Rettungsboote zu, welches indessen näher herangekommen war. Zuerst wurde der Gereitete in's Boot gezogen und dann unser Held unter donnern- den Hurrahrufen Unbeschreiblich war der Anblick, als das Boot hoch gewunden war, und Leimann auf das Deck sprang. Unter donnerndem Hurrah wurde er be- grüßt. Jede des schönen Geschlechts und auch viele Herren wollten seine Unterschrift und einige Zeilen im Album haben. Herr Leimann mußte annährend zwei Stunden mit Schreiben zubringen. Slaatsminister a. D. Brefeld, der auch mik der „Königin Louise" nach New- york fuhr, beglückwünschte ihn aufs Wärmste und zollte ihm die höchste Anerkennung. Fein gesponnen oder Das Fa st nachtsgeheimnitz. Criminal-Roman von Lawrence F. Lynch. — Deutsch von E. Kramer. (Nachdruck verboten.) 27. Fortsetzung. „Weißt Du, welche Zeit es war, als der Mann und die Frau sich trennten?" „'s noch früh," erwiderte Patsy nach kurzem Be sinne». „Nicht mehr als halb elf." „Hm!" murmelte Carnow. Was that der Kerl dann?" „Ich glaube, er aß zu Mittag," sagte Patsy. „Es war wenigstens Zeit dazu. Es dauerte ziemlich lange, bis er wieder 'raus kam, und jetzt steckte er in 'nem langen, braunen Staubmandel, bis an den Hals zuge knöpft, und hatte einen anderen Hut auf dem Kops. Er ging bis zum Promenade Hotel, aber nicht hinein, sondern bis auf die Seite gegenüber. Dort lief er auf und ab und guckte fortwährend nach den Fenstern rauf. Es dauerte nicht lange, da kam die Frau wieder raus. Sie schienen etwas zu verabreden, und dann ging er nach seinem Hotel und sie nach ihrem, und ich rannte hierher, und da wollten sie mich nicht zu Ihnen lasten." Sein Gesicht verdunkelte sich bei der Erinnerung. „Armer, alter Pat," sagte Carnow und klopfte ihm freundlich aufs Knie. „Sie wußten nicht, daß Du meine rechte Hand bist." Der Knabe lächelte und strich sich mit der Hand über die Augen. „Na, Sie können sich denken, wie mich das verdroß, aber ich wußte, daß Sie sich gut mit dem Polizeidirector standen und ging zu dem hin; aber der war auch weg, und nun war ich schlimmer daran, als je. Patsy, dachte ich, nun mußt Du die Geschichte allein durchführen, und lch überlegte, wie ich's anstellen sollte, und dann — und dann fiel ich rein." Er erzählte hastig, was ihm am nächsten Tag begegnet, und wie ihm schließlich trotz seiner Anstrengung Larsen entwischt war. „Ich habe alles gesehen, was ich konnte," schloß er. „Tag für Tag habe ich auf der Straße gelegen und den Kutschern und den Leuten in den Ställen aufgepaßt, bei den Theatern hab' ich gelauert und bei den Hotels, aber dem auf den Fersen zu bleiben, dazu gehört einer, der feiner ist als ich, und besonders jetzt." „Weshalb jetzt, Patsy?" Der Knabe beugte sich vor und sagte flüsternd: „Den nächsten Tag kam ich beim Schauhaus vorbei, und da stand eine Menge Menschen 'rum, um sich eine Frau anzusehen, die auf der Gasse gefunden morden war. Ich dachte, da kannst Du auch mal reingchen, und wie ich sie mir ansehe, da erkenn' ich gleich ihre Kleider. Das Gesicht erkannt' ich nicht wieder, aber die Kleider ganz genau. Ich ging ganz still weg und trieb mich auf dem Promenadehotel rum, bis ich 'raus kriegte, daß sie dort nicht mehr war." „Wer, Pat?" „Na sie — die Frau, die sich mit unserem Kerl trafund mit ihm im Wagen fuhr. Und den nächsten Tag kam's raus, daß sie im Promenadehotel gewohnt hatte und wie sie hieß und alles. „Pat, hast Du irgend Jemand erzählt, daß Du diese Frau gesehen hast?" „Ich?" fragte der Junge entrüstet. „Na da kennen Sie mich schlecht!" „Konnl' ich mir denken, das wird schwere Arbeit kosten, bis mir unseren Mann wieder aufstöbern; aber ich verlasse mich auf Deine Hilfe. Geh' jetzt ins Nest, mein Junge, ruh' Dich ans, und morgen stell' Dich hübsch früh wieder ein. Schwatze nicht und halte die Augen offen." Ebe Carnow zu Bett ging, theilte er Patsys Bericht dem Polizeidirektor mit und besprach mit ihm den Plan für das weitere Vorgehen. Es war lange nach Mitter nacht, als er, von den Anstrengungen des Tages über müdet, einschlummerte. Aber sein Schlaf war kein ruhiger: er träumte, er stände auf einer öden Berges- spitze und blickte tief hinunter auf zerrissene, mit Dorn gestrüpp bewachsene Felsen, die aus einem schwarzen Gewässer hervorragten. Plötzlich fühlte er sich von der furchtbaren Höhe herabgestoßen, ein heiseres Lachen schallte an sein Ohr, und die Gesichter Joe Larsens und des blonden Verbrechers, den er im Zuchthaus als Nummer 46 gekannt hatte tauchten auf und blickten höhnisch auf ihn hinab, wie er, von Dornen und Fels zacken zerrissen, versank. Zwanzigstes Capitel. Des Polizeidirectors nächste Maßnahme bestand darin, einige der Kutscher, die nach Patsys Versicher ung von Joe Larsen mit der Photographie Bertha Warhams bedacht worden waren, aufzugreifen und mit mehr oder minder sanfter Gewalt auf sein Bureau zu citiren. Aber keiner der Leute konnte ihm den geringsten Aufschluß über Joe Larsens Persönlichkeit oder Aufent haltsort geben; sie waren sämmtlich angewiesen worden, Mittheilungen über etwaige Begegnungen mit dem Original des Bildes an Mutter Riggs, die alteAepfel- frau, die ihren Stand neben dem „Neuen Theater" hatte, gelangen zu lassen. Nach diesen Angaben wurden die Kutscher entlassen, und Mutter Riggs erschien vor dem Director. Sie machte ihre Aussagen bestimmt und klar: Ein junger Mensch von dunkler Gesichtsfarbe hatte sie vor einiger Zeit gebeten, die Rolle eines Postmeisters zu spielen, und alle Botschaften, die man ihr für ihn ausrichten würde, in Empfang zu nehmen. Zu einer gewissen Stunde sollte man ihn an einer gewissen Straßenecke treffen und ihm Bericht erstatten. Er wollte sie gut be zahlen. Aber sie hatte keinerlei Nachricht erhalten, und ihn seit etwa einer Woche überhaupt nicht mehr gesehen. „Es scheint." sagte der Director später zu seinem Untergebenen Felix, den er besonders schätzte, „als wenn Carnow Recht hätte. Dieser Larsen ist von den Kuischern, der Appfelfrau und Patrick am Tage vor dem Morde gesehen worden und seitdem spurlos ver schwunden. Ich verstehe übrigens nicht," fuhr er fort, „weshalb Carnow nicht längst gewünscht hat, daß jemand nach Uyton geschickt werde, um dort über Larsen, den er doch für Mrs. Warhams Mörder hält, Erkundig ungen einzuziehen. Ich verschob es absichtlich, um seine Ansicht darüber zu hören, aber er hat scheinbar garnicht daran gedacht." „Hm," meinte Felix, „Siewerden sich erinnern, daß Mr. Calton gelegentlich seiner Unter, edung mit Ihnen, bei der ich ebenfalls zugegen war, sagte, Dick Stein hoff sei in Uyton." „Gewiß." „Nun, weiß das Carnow vielleicht?" „Allerdings." „Dann will ich wetten, glaubt er die Dinge in Uyton in so guter Hand, als wäre er selber dort. Er vertritt die Ansicht, Dick sei schon Detectiv gewesen, ehe die Welt erschaffen war." „Felix," lachte der Director, „Sie sind ein Schlau berger. Wenn ich Sie hier nicht so uothwendig brauchte, würde ich Sie nach Uyton schicken." — „Meine Ansicht," sagte Carnow zwei Tage später zu dem Director, der ihm einen Krankenbesuch abstattete, „ist leicht auSeinandergesetzt. Mein Jnstinct sagt mir mit Bestimmtheit, daß Larsen Mrs. Warhams Mörder ist, und wtnn Patrick nicht Zeuge ihres Zusammen treffens gewesen wäre, so würde ich das Gefühl haben, als wenn ich durch sein Schreiben auf seine Annonce in der „Eule" den Bluthund auf die unglückliche Frau loSgelassen hätte." „Pa!" erwiderte der Director mit einer leichten Handbcwegung, „Ihre Krankheit hat Sie nervös ge macht. Sie sprechen von Instinkten und Gefühlen! Ueberlassen Sie die ersteren den Thieren und die letzteren den Frauen. Wir wollen von Geschäften reden." „Wie Sie befehlen," versetzte Carnow ruhig. „Trotzdem danke ich dem Himmel, daß ich es nicht war, der Larsen und Mrs. Warham zusammenbrachte. — Sie haben einen schönen Anfang mit dem Verhör der Kutscher gemacht," fuhr er fort, „aber zur Auffindung Larsen nützt eS wenig." Der Director lachte kurz auf, und seine Augen zwinkerten belustigt, als er em Schreiben aus seiner Brusttasche zog. „Vielleicht wird es Ihre Zuversicht, daß Larsen der Mörder ist, erschüttern, wenn Sie hören, daß der Finger des Verdachts bereits auf einen anderen weist. Ich glaube, ich deutete das schon neulich an. Diesen Bries erhielt ich vor drei Tagen, und wie Sie an dem Stempel sehen werden, muß er auf irgend einer kleinen Poststation mehrere Tage liegen geblieben sein. L-sen Sie." Carnow nahm den Brief. Es war ein mühsames gekritzeltes Schreiben, unter zeichnet „Ein Wissender!" Der Absender unterrichtete darin die Polizei, daß, wenn sie Mrs. Warhams Mörder zu finden wünschte, sie gut thun würde, nach dem ält lichen Herrn zu suchen, der zweimal bei der Dame im „Promenaden-Hotel" vorgesprochen habe. Dieser Mann, sagte der Schreiber, habe durch das Versprechen, ihr bei dem Auffinden ihrer Stieftochter behilflich zu sein, Geld von Mrs. Warham zu erlangen gesucht. Dann folgte eine eingehende Beschreibung des ältlichen Stutzers, und der Brief schloß mit der Vermuthung, daß der Fremde, durch die vielen Schmucksachen, die Mrs. War ham getragen, in Versuchung geführt, sie unter dem Vorgeben, sie würden wichlige Nachrichten über ihre Stieftochter erhalten, in eine abgelegene Straße gelockt und dort ermordet habe. Dies alles war in ungeschickter Art ausgeführt, und die Bemühung, die Handschrift zu verstellen, klar er sichtlich. „Was halten Sie von dem Schreiben?" fragte der Director lächelnd, „ich denke, man braucht kein Gewicht darauf zu legen." „Ich glaube," erwiederte Carnow langsam, „Joseph Larsen schrieb diesen Brief." Ein energisches Klopfen ließ sich an der Thür ver nehmen und auf Carnows „Herein" erschien ein Mann, bei dessen Anblick sich Beide zu einem freundlichen „Willkommen" erhoben. „Dick!" rief Carnow, „Du bist gerade der Mann, den wir brauchen!" „Und Du gerade der, den ich brauche," erwiderte Richard Steinhoff, jedem eine Hand entgegenstreckend; „just Sie Beide sind die rechten Männer!" (Fortsetzung folgt.) HKndels-Nachrichten. ljorttn, 25. Sept. (Wechsel-Cours), ksuk- vlsount Mark Amsterdam per 100 st. b. Brüssel und Antwerpen pr. VX) Francs. Italienische Plätze pr. 100 Lire Schweiz. Pl. 100 Frc. London pr. I Lstrl. Madrid und Barcelona pr. 100 Pesetas Paris pr 100 Franc Petersburg pr. 100 Nudel Warschau 100 Nudel Wien ver 100 Kr. ö W. 6 T 2M 3 8 T 3M 10 T 2M 3V.10T 8 T 3 3M 14 L 2M 8 T, 3M 50.8 T' " 3M 5'/, 8 T 4 3M§ 108,25 167,5 > 80,75 80,40 78,10 80,95 20,38 20,25 80,80 80,40 85,15 84,30 Reichsbank 4, Lomb.-Z.-F. 5. G G G G G G G G B G G G 25. Sept. Kornzucker cxcl. 88X0 Rendement 8,50 bis 8,60. Nachproducte excl. 75°/» Rendemenr — bis —. Stimmung: Ruhig. Krystallzucker l mit Sack 28,70. Brodraffinade i ohne Faß 29,95. Gem. Raffinade mit Faß 28,70. Gem. Melis 1 mit Faß 28,20. Rohzucker 1. Product Transito f. a. B. Hamburg per Sept. —,— Gd., —,— Br., ver Okt. 7,75 bez., 7,77-/, Gd., per Okt.-Dez. 7,80 Gd., 8,85 Br., per Jan.-März 8,02'/, bez., 8,05 Gd., per Mai 8,27 Gd.,'/, 8,25 Br. Tendenz: Stetig. Uamkmr»?, 25. Septbr. Weizen ruhig, Holsteiner loco 155 bis 160, La Plata 122—128. Roggen ruhig, südruss. cif. Hamburg 96—98, do. loco 98 bis 101, Mecklenburgischer 132 bis 138. Mais unverändert, amerik. mixed. 128',, La Plata 103, Hafer ruhig, Gerste matt. Wetter: Heiß. »reinen, 25. Sept. (Baumwolle-. Tendenz: Stetig. Upland middl. loco 44'/, Pfg. DIvorpovt, 25. Sept. (Baumwolle.) Muthmaßlicher Um satz: 8000 Ballen. Stimmung: Ruhig. Jmoort: 6000 Ballen, Preise unverändert bis '/«» höher. Umsatz: 7000 Ballen, davon für Speculation und Export 500 Ballen verkauft. Amerikaner ruhig, good middling, '/», fully good middling fair '/>« niedriger, Ostindische ruhig. Lieferungen: Ruhig. Oktober 4"'/,« Käufer, Nov.-Dez. 4'°«. do., Januar-Februar 4"/a«—4'°/«« Verkäufer, März-April 4'°/,, do. Zahlungseinstellungen: Johannes von Alphen, Bremen. Paul Breslauer, Breslau. Karl Otto Findeisen, Kipsdorf-Dippoldiswalde. Wilde L Co., Dortmund. Paul Pflügge, Halle. Paut Schlamm, Hamburg. Notirungen der Produkten - Börse zu Chemnitz, am 25. Sept. 1901, Mittags »/.I Uhr. Witterung: Schön. Tendenz: Still. Getreide. Mk. Raps an bis pro 100 kg. netto. 26,50 25,— 23,50 21,50 do. Cinquantin Erbsen, Kochwaare do. Mahl- und Futterwaare Roggenkleie Weizenkleie, grob 169—176 166—170 142—146 149—151 143—147 160—180 150—155 130—140 154—160 140—148 130—140 130—134 135—140 136—140 190—220 165—175 98—100 96--S8 255-265 Weizen, fremder do. sächsischer Roggen, hiesiger neuer, verregnet Mais, grobkörnig do. mittel niederländisch-sächs. u. preuß. fremder Brauwaare, fremde Brauwaare, sächsische Mahl- und Futterwaare preußischer und sächsischer, neuer do. do. Gerste, do. do. Hafer, do. do. Alles pr. 1000 Kilo netto. Obige Preise verstehen sich für Quantitäten von 10000Kilo Mehl. Kaiser-Auszug Mk. 30,— Weizenmehl 00 „ 25,50 do. 0 „ 24,— Roggenmehl 0 „ 23,25 Vö. I „ 21,25