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Gegenden Sachsens des öfteren zu beobachten Gelegenheit gehabt habe. An der Beschaffenheit der Obstalleen der Staatsstraßen könnten alle Obstzüchter lernen. Diesem lehrreichen Vorträge wurde mit großem In teresse gefolgt, wie denn auch Herr Lindner am Schluffe reichen Beifall erntete. An den Vortrag knüpfte sich eine lebhafte Aussprache, in der auch Herr Lindner öfters seine reichen Erfahrungen auf dem Gebiete des Obstbaues kundgab. Wie in fast allen Versammlungen des Vereins, so. fand hierauf auch diesmal eine Besprechung zweier Apsel- sorten statt, und zwar der Sorten: gelber Bellefleur und gelber Edelapfel. Beide Sorten würden gut beurteilt, nur wurde bemerkt, daß die letztere Sorte die Bezeichnung als „Edelapsel" nicht so recht verdiene. Den 2 Fragen, nämlich der Vornahme von Garten schauen und Prämiierung der bestgepflegten Obstanlagen, sowie der eventuellen Veranstaltung einer Landes-Obstbau- auSstellung im Jahre 1913 in Leipzig soll näher getreten werden. R. Der Vcztrks-Obstbauverein Plauen i. V. hielt am 25. März d. I. seine Hauptversammlung in Plauen ab. Der Vorsitzende, Herr Amtshauptmann Or. Mehnert- Planen, konnte den anwesenden Mitgliedern einen recht erfreulichen Bericht von der Vereinsarbeit im vergangenen Jahre bieten. Herr Obstbauwanderlehrer Oberlehrer Michael-Auerbach hat im Vereinsgebiet im letzten Jahre mehrere Wanderverjammlungen und 6Obstverwertungskurse mit 123 Teilnehmern abgehalten und außerdem 90 Garten- besichtigungcn vorgenommen. Diese Tätigkeit sowohl wie eine Obstausstellung in Elsterberg, 15.-17. Oktober, und die Verteilung von Obstbäumen haben das Interesse sür Vereinszwecke so geweckt, daß die Milgliederzahl (Anfang 1910 360) um 119 gewachsen ist, sodaß sie sich zur Zeit der 500 stark nähert. Der Verein beabsichtigt auch sür 1911 durch Abhaltung von 4 Wanderversammlungen, durch Obstverwertungskurse und Anschaffung von Obstbaum spritzen u. a. neues Interesse zu wecken und die Verwirk lichung der Vereinsziele zu fördern. Die Versammlung wählte nach Ausnahme des Berichts die auSscheideuden Herren Heinicke-Elsterberg und Schiller-Thierbach wieder in den Vorstand, an Stelle des verstorbenen Herrn Landtagsabgeordneten Rittergutsbesitzer Sieber-Liebau aber Herrn Postsekretär Schnei der-Jocketa. Der nun mehr vorgetragene Kassenbericht war weniger erfreulich: wenn er auch noch mit einem ansehnlichen Überschuß schließt, so sind doch die Ausgaben des Vereins verhältnis mäßig stärker gestiegen als die Einnahmen. Es sind Mittel und Wege ausfindig zu machen, wie einesteils die Obstbaumverteilung, andererseits die Beschaffung und der Versand der Vereinszeitschrift (diese beanspruchte im Jahre 1910 fast die Hälfte der Einnahmen) billiger zu gestalten sind. Nach Richtigsprechung der Jahresrechnung, Ent lastung des Rechnungssührers und Neuwahl zweier Rechnungsprüfer erhielt Herr Geschäftsführer Lindner- Dresden das Wort zu seinem Vortrage: Der Erwerbsobstbau. Der Redner führte aus: Wenn der Obstbau den Mann ernähren soll (möglich ist es>, so ist das von der Erfüllung folgender Bedingungen abhängig: 1. Es ist ein in Boden wert, Lage und Preis günstiges Grundstück zu wählen. 2. Intensiver Betrieb macht intensive Bodenvorbereitung und Bodenbearbeitung nötig, wobei hohe Nebenausgaben zu vermeiden sind. 3. Obstart und Obstsorte sind den Verhältnissen anzupassen; Spezialisierung führt auch im Obstbau zum Erfolg. 4. Nnterkulturen, gärtnerische oder landwirtschaftliche (Grasbau ausgeschlossen), müssen einen Ertrag vom ersten Jahre an sichern. 5. Absatzmöglichkeit ist Voraussetzung für den Gewinn; gute Ware erhöht Absatz und Gewinn. 6. Schädlingsbekämpfung! 7. Die Person des Betriebsleiters, sein Geschick zur Ausnützung der Verhältnisse sind von wesentlichem Einfluß auf die Höhe des Gewinns. Dem Vortrage folgte eine rege Aussprache, in der besonders betont wurde, daß die Vielheit der Sorten wohl die Schuld daran trage, wenn im Vogtland sich erst geringe Spuren von Erwerbsobstbau zeigen. Die Versammlung stimmte im weiteren Verlause der Sitzung noch einem Anträge des Vorstandes bei, wonach den Mitgliedern aus Elsterberg 100 M. zur Gründung einer Ortsgruppe zu besserer Pflege des Obstbaues in genannter Gegend bewilligt wurden. Damit schloß die Sitzung. L. L. Monatskalender. Juni. Obstgarten. Viel und interessante Arbeit hat der Spalierobstzüchter zu erlediget:. Der Monat Juni ist der Monat des Formierens. Solange der sormgebende Trieb, der Leittrieb, noch krautartig ist, läßt er sich biegen und drehen nach jeder gewünschten Richtung hin. Neben triebe des Leittriebes, sogenannte Konkurrenztriebe, sind aus Astring abzuschneiden. Andere Nebentriebe, an denen sich Früchte bilden sollen und deshalb Fruchttriebe genannt werden, sind zu entspitzen lzu pincieren), auf drei "gut ent wickelte Blätter, aber so, daß an jedem Fruchttrieb immer nur ein Blätter- oder Holztrieb verbleibt. An unseren Hoch-, Halb- und Niederstämmen gibt es jetzt nichts zu schneiden. Um so mehr geben wir Obacht aus die Be kämpfung von Blatt- und Blutläusen, auf Raupen und andere Schädlinge. Das Bespritzen mit Kupferkalkbrühe gegen Schorf wird in einer 1"/„igen Lösung nach Bedarf wiederholt an den kühleren, windstilleren Abendstunden vorgenommen. In diesem Monate sind auch die Maden sanggürtel in Brusthöhe anzulegen. Wir bedienen uns dazu entweder der im Handel' befindlichen Fanggürtel, oder wir nehmen Holzwolle in schmalen Streifen um den Stamm herum und binden wetterfestes Pergamentpapier darüber. Außerdem müssen zur Bekämpfung sämtliche abgesallenen Früchte aufgesammelt werden. Sehr häusig wollen zu spät gepflanzte'Obstbäume nicht austreiben, ob wohl die Rinde noch frisch ist. Wir nehmen sie heraus, schneiden die Wurzelcnden srisch an und legen sie etwa 24 Stunden in der ganzen Länge ins Wasser. Alsdann pflanzt man die schon für verloren gehaltenen Bäume von neuem, bewickelt den Stamm mit Moos und hält das Moos längere Zeit regelmäßig feucht. Diese Bäume wachsen gewiß noch an. Eine wichtige Arbeit beim Spalierobstbau und auch beim Pfirsichbau ist das Ausbrechen zu dicht stehender Früchte. Durch diese Einschränkung des Behanges werden die sitzengebliebenen Früchte schöner und vollkommener und das Holz'wacbstum wird gleichzeitig gesördert. Die Spalier- und Buschobstbäume mit ihren flachen Wurzeln sind un gemein dankbar für Bewässerung bei Trockenheit. Wir nehmen dies in den Abendstunden vor. An den umgepsropften Bäumen sind die Verbände nachzusehen. Sowie diese beginnen in die Rinde ein zuschneiden, werden sie gelöst und durch neue, die nun nicht sehr fest angezogen werden, ersetzt. Vor dem Aus brechen der angewachsenen Edelreiser bei Wind oder durch Aufsehen der Vögel schützen wir uns durch Anbringen von Stäben an die Veredelungsstellen, gleichzeitig um die sich entwickelnden jungen Triebe anhefte'n zu können. Die Ernte der Erdbeeren ist im vollen Gange. In den zweijährigen Pflanzungen bezeichnen wir die sich durch große Tragbarkeit und gut ausgebildete Früchte aus zeichnenden Früchte durch Stäbchen und benutzen später ausschließlich deren Ausläufer zur Vermehrung. Bei Himbeeren und Brombeeren werden vom Wnrzel-