Volltext Seite (XML)
eiteln. Bei der Anlage desKomposthaufens dient als Grundstock ein nach den Raumverhältnissen sich richtender Teil Erde, gute Gartenerde, ge mischt mit Mistbeeterde, oder auch Landerde, wie solche bei Neubauten leicht zu erhalten ist. Vor teilhaft ist es ferner, diesen Grundstock durch eine reichliche Zufuhr von erdigen Mauerresten (Lehmmauern alter Gebäude), altem und neuem Bauschutt zu ergänzen. Hierzu kommen dann im Laufe des Jahres alle Abfälle, die der Garten und das Haus liefern, wie Unkraut, Rasenstücken (Grabenaushub), Laub, Fleischreste, Küchen-(Ge- müse-)Abfälle, Blut, Kehricht und der gleichen. Knochen, die im unzerkleinerten Zu stande aufgebracht werden, haben wenig Wert; Asche, Kohlen reste und Schlacken sind ganz sern zu hal ten. Hingegen ist ein Zusatz von Kalkzwecks schnellerer Zersetzung der Stoffe sehr emp fehlenswert. Man benutzt dazu am besten den Ätzkalk, d. i. ge brannter kohlensaurer Kalk. Wohl zu mer ken ist aber, daß nach seiner Verwendung eine Bereicherung der Komposterde an stick stoffhaltigen Stoffen notwendig ist, weil der aufgelöste Kalk als Base (Lauge) den Stickstoff in Form von Ammoniak vertreibt. Hierzubenutztman Jauche oder Latrine, die eine geraume Zeit ratsam, es sei denn, daß sie weniger zur Düngung als zur Lockerung schweren Bodens dienen soll. Um beständig über einen gewissen Vorrat fertiger Komposterde verfügen zu können, richte man die Anlage so ein, daß der ältere, gebrauchs fähigere Teil von dem jüngeren getrennt liegt, nicht aber in der oftmals üblichen Weise, daß die frischen Abfälle den ganzen Vorrat bedecken. Der hohe Wert der Komposterde besteht darin, daß sie nicht nur alle wichtigen Nährstoffe wie Stickstoff, Kali und Phosphorsäure nebst Kalk besitzt, sondern diese auch im richtigen Ver hältnis und in einer für die Pflanze leicht aufnehmbaren Form enthält. Infolge die ser Eigenschaften muß die Komposterde zu den besten und wirk- samstenDüngemitteln gerechnet werden, de ren Herstellung die wenigsten Kosten ver ursacht. Hierzukommt noch, daß dieses Düngemittel bei allen Pflauzenkulturen an gewandt werden kann, ohne Gefahr zu lau fen, diesen irgend welchen Schaden zu zufügen. Neben den Nähr stoffen enthält die Komposterde nun auch noch reichlich Humus, welche meine beson dere Aufgabe bei der Pflanzenernährung zufällt. Alle Pflanzen nährstoffe im Boden werden durch gewisfe Bodenbakterien in die Königlicher Kammerherr Otto Heinrich Freiherr von Friesen 's. vor der Verwendung der Komposterde aufgebracht werden muß, damit einer gleichmäßigen Verteilung der Erde nichts im Wege steht. Um die Zersetzung und Untermischung aller Materialien zu beschleunigen, ist das Ganze im Laufe des Jahres 2—3 mal umzuarbeiten, auch während des Winters, damit Luft. Wärme und Kälte auf alle Teile einwirken können. Das im Sommer über wachsende und den Komposthaufen bedeckende Unkraut ist mehrmals umzustecken, bevor es zum Samenansatz gelangt. Anderenfalls wird durch die Komposterde das Unkraut stark verbreitet. Nach 2—3 Jahren ist die Komposterde zum Gebrauch fertig; sie früher zu verwenden ist nicht für die Pflanze auf nehmbare Form gebracht; die Bakterien selbst aber sind von dem Vorhandensein des Humus im Boden abhängig. Da, wo kein Humus vor handen ist, sind auch keine Bakterien; somit fällt ihre Tätigkeit zum Nachteile der Kultur pflanzen fort, die dieser Unterstützung bedürfen. Man bezeichnet deshalb auch die Erdschichten, in welchen weder Humus noch eine Bakrerienarbeit wahrnehmbar ist, als „toten Boden". Wenn nun der erforderliche Humus auch durch strohigen Dünger ersetzt werden kann, wie es in der Landwirtschaft hauptsächlich geschieht, so muß jedoch hervorgehoben werden, daß gerade der Humus unserer Komposterden die Vermehrung der