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für Obst ausgibt, das möglicherweise dem Aus lande zugute kommt. Dazu kommt aber noch ein anderes Moment. Der Obstgenuß ist be kanntlich für die Gesundheit von hohem Werte. Wer sein Obst selbst erbaut, wird viel mehr davon genießen, als wenn er es kaufen müßte. Wirk lich gutes Obst, Edelobst, hat außerdem nicht nur einen hohen Preis, sondern ist auch nicht immer leicht zu haben. Und nun noch eins: der Liebhaberobstbau erweckt und erhöht die Freude und Liebe zum Garten und zur Natur und bewahrt den Men schen vor mancherlei Auswüchsen unsers gesell schaftlichen Lebens. Man beachte nur einmal den Besitzer eines kleinen Gärtchens, vielleicht den Schrebergärtner. Kaum hat die Glocke Feierabend geläutet, so finden wir ihn schon bei der Gartenarbeit. Jeder freie Augenblick wird dazu verwendet, der gewohnte Skat oder Doppel kopf vergessen, der Schrebergärtner hat jetzt keine Zeit mehr übrig zum Besuche des Wirts hauses. Und kommt der Feiertag, so trifft man ihn und seine Familie, wenn es die Witterung nur irgendwie erlaubt, sicher in seinem Gärtchen. Wie wohltuend die Gartenarbeit für die Gesund heit, ja für das ganze Befinden eines Menschen sein kann, hat man wohl nirgends mehr Ge legenheit zu erkennen, wie beim Kleingarten besitzer bez. Schrebergärtner. Aus den Der Bezirks-Obstbanverein Leipzig hielt am 22. März d. I. im Hotel „Sachsenhof" seine Monatsver sammlung ab. Der stellvertretende Vorsitzende, Herr Baumschnlenbesitzer Pflanz, Böhlen, eröffnete für den dienstlich abgehaltenen Vorsitzenden, Herrn Amtshauptmann von Rostitz-Wallwitz, die Versammlung und begrüßte die erschienenen Mitglieder, insbesondere aber auch den zur Haltung eines freundlichst zugesagten Vortrags an wesenden Geschäftsführer des Landes-Obstbanvereinch Herrn Martin Lindner, Dresden. Da Eingänge nicht be kannt zu machen waren, erhielt Herr Lindner sogleich das Wort zu seinem Bortrag über „Ob st bauliche Fragen". .Der Herr Vortragende beschäftigte sich zunächst mit dem für alle Gartenbesitzer und Obstzüchter wichtigsten Punkte: der Beschaffenheit des Bodens, insbesondere der Bodenlockerung, Düngung und der Bodenfeuchtigkeit, der Herstellung und Beschaffenheit der Komposterde, der großen Bedeutung des Torfmulls hierbei und der Erzeugung der Bodenwärme. Der geschätzte Redner kam nach allen diesen ausführ lichen Besprechungen zu dem Satze, daß schwerer Boden sich langsamer erwärme als gut gelockerter Boden, daß Heller Boden viel schneller auStrockne als dunkler mit Torfmull, Komposterde und Humus durchsetzter Boden und daß letzterer sich viel schneller erwärme. Der offene, lockere Boden werde vielmehr an Feuchtigkeit bereichert als Grasboden, was gerade beim Obstbau berücksichtigt werden müsse. Allzureichliche künstliche Bewässerung sei aber nicht gut, da dies den Boden zu sehr abkühlt. Sodann behandelte Herr Lindner die Frage: Sollen wir mehr Spalierobstbau treiben, oder mehr beim Busch- Nun darf man aber nicht denken, daß ich dem plan- und finnlosen Darauflosarbeiten im Kleingarten, dem Anpflanzen aller nur denk baren Sorten, das Wort reden will. Nein, auch der Liebhaber soll mit Umsicht und Verständnis, womöglich mit einem klaren Plane, einem sicheren Ziele arbeiten. Auch sind Urteile über Wert gewisser Sorten, Werkzeuge, Mittel zur Schäd lingsvertilgung und über Vorkommnisse meist mit Vorsicht aufzunehmen. Aber dafür, daß Schlüffe, die der einzelne aus seiner Tätigkeit und Erfahrung zieht, nicht ohne weiteres ver allgemeinert werden, find doch die Obstbauvereine und Obstbauwanderlehrer und andere Fachmänner da. Diese sollen wachen und dafür sorgen, daß der Liebhaberobstbau sich immer mehr und mehr in den Dienst des landwirtschaftlichen Obstbaues stellt. Dies ist auch deswegen nicht so schwer, weil die Liebhaber in der Regel die zahlreichsten, eifrigsten und treuesten Vereinsmitglieder sind. Man stelle sich nur einmal vor, wie der Landes- Obstbauverein aussehen würde, wenn man die Liebhaber aus seinen Listen streichen wollte! Falsch wäre es natürlich, da, wo die Verhält nisse den Obstbau im großen gestatten, Klein obstbau zu treiben. Wir wollen jedem Betriebe seinen rechten Platz und den seiner Bedeutung entsprechenden Rang anweisen, aber keinen von beiden unterdrücken. G. H- Krause-Siegmar. Vereinen. bäum, zu dem ja auch die Pyramide gehört, verbleiben? und betonte hierbei, daß es bei beiden Baumarten, bei den Äpfeln sowohl als auch bei den Birnen, in der Hauptsache auf die Unterlage ankomme; denn zwischen Doucin- und Paradiesunterlage, Quitte oder Wildling sei in Bezug auf das Wachstum ein großer Unterschied. Herr Lindner unterschied zwischen Wildling als starkwachsender, und Paradiesunterlage als schuachwachsen- der Art, dazwischen liege die Doucinunterlage als soge nanntes Mittelding. Beim Obstbau müsse das Hauptgewicht in erster Linie auf gute Bodenpflege und gute Biattbildung gelegt werden. Ebenso bilde aber auch die Sortenfrage "einen Hauptpunkt in der Obstzucht; minderwertige Sorten gäbe es in Menge, aber an den edlen Sorten mangle es überall. Die Besitzer kleiner Gärten seien am meisten berufen, das edle Obst zu liefern, diese müßten sich mehr und mehr als Edelobstzüchter herausbilden. Weiter fei eine ganz bedeutende Frage die, ob „inten siver oder extensiver Obstbau betrieben werden müsse". Beim intensiven Obstbau komme in erster Linie die Absatzmöglichkeit in Betracht; es dürfe bei Schaffung einer größeren Obstanlage nicht sogleich ein großer Gewinn herausgerechnet werden, dieser müsse vielmehr durch einen wirtschaftlichen, verständnisvollen Betrieb herausgewirt- schaftet werden. Unter den extensiven Obstbau rechnete Herr Lindner außer der Obstzucht seitens der Landwirte im Nebenbetriebe in der Hauptsache die Schaffung von Obstalleen auf den Landstraßen, nnd er betonte hierbei ganz ausdrücklich, daß gerade in dieser Beziehung in unserem Sachscnlande gegen früher außerordentliche "Fortschritte zu verzeichnen seien, wie er bei seinen Dienstreisen in die verschiedensten