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wird wie beim Pfirsich, sind wir gegenwärtig noch recht schlecht daran. Wohl haben wir, wie Löbner betont, in Holstein überall Sämlinge des Gravensteiners; Minister von Hammerstein ist ein Sämling der Landsberger Renette, die ^uocmmnAlios-Renette wird als ein Sämling der Ananas-Renette angesihen, der Edelgrauech als ein solcher des Sauergrauechs u. dgl. m. Man sagt, wir brauchen keine neuen Sorten, und doch brauchen wir sie, weil gewiß viele in der Gegenwart bestehende Spielarten im Laufe der Jahrzehnte degenerieren werden und es doch zweifellos notwendig ist für einen entsprechenden Ersatz zu sorgen. Wie sieht heute der Stettiner Apfel aus, wie die Liegels- und mancherorts die Winterdechantsbirne. — Diese Sorten, so wertvoll sie einst waren, sind heute rm Ver-- gehen, d. h. im Abbau begriffen. Wenn durch Ansaat und Zucht beim Kern obst Samenbeständigkeit angestrebt wird, so ist das natürlich eine Sache, die sich nicht in einigen wenigen Jahren erledigen läßt. Hierzu sind Jahrzehnte, vielleicht auch mehr erforderlich, da der Sämling wohl erst in 8—10 Jahren Früchte bringt und dann doch 3—4 Generationen geprüft werden muß, und da vergehen leicht 30—50 Jahre. Es ist somit klar, daß deijenige, welcher sich auf das Gebiet der Zucht samenbeständiger Kern obstsorten begibt, die Früchle seiner Arbeit selbst nicht ernten kann. Er arbeitet also für die Nachwelt. Dies ist gewiß mit ein Grund, warum sich nur selten jemand findet, der an Züchtungs fragen gedachter Art herantritt. Kann doch niemand wissen, ob sein Nachfolger im Besitz das gleiche Interesse für die Sache an den Tag legt, und die Wahrscheinlichkeit spricht mehr für „nein" als für „ja", da der passionierte Züchter sozusagen geboren werden muß. Die Erziehung emesMenschen hierzu ist bei fehlenden Anlagen kaum denkbar. Sollte einmal wirklich ernstlich daran ge schritten werden, die Zucht von Edelobst auf Samenbeständigkeit in geregelte Bahnen zu lenken, so wäre dies nur in der Weise erreichbar, daß der Staat oder einzelne Provinzen In stitutionen schaffen, welchen nur das eine Ziel „züchterische Tätigkeit" vorzuschweben hätte und wo, wenn einmal der Leiter des Instituts heim geht, dessen Nachfolger die gleichen Obliegen heiten übernimmt und so die einmal auf genommene Arbeit als ununterbrochene Kette eine dauernde Fortsetzung findet. Es werden zwar die einzelnen aufeinander folgenden Leiter nicht alle die gleiche züchterische Befähigung be sitzen. Es ist aber klar, daß man bestrebt sein wird, das verantwortungsvolle Amt nur solchen Personen anzuvertrauen, welche Lust, Liebe und Interesse für die Sache in irgend einer Weise bekundet haben. Eine solche Zuchtstatwn darf nicht mit einigen wenigen, sondern sie muß mit einer sehr großen Anzahl von Sämlingen arbeiten, denn nur dann wird es ihr gelingen, treue und treueste Individuen ausfindig zu machen, die hinsichtlich ihrer Früchte durch Veredlung auf älteren Standbäumen einer rascheren Prüfung unterworfen werden können. Unsere gegenwärtig bekannten wertvollen Sämlinge sind gewiß nur Zusallsprodukte. Es kann aber kaum angezweifelt werden, daß eine Jahrzehnte lang durchgeführte Selektionsarbeit zu Erfolgen führen mutz, welche die Nachkommenschaften nicht wehr als Produkte des Zufalls erscheinen lassen, sondern bei denen die Sortenbeständigkeit etwas Normales und Abweichungen von derselben etwas Abnormales ist. Ähnliches wie hinsichtlich des Kernobstes muß auch für alle anderen Obstarten Geltung haben. Die Erreichung der gewünschten Ziele ist wirklich nichts anderes als eine Frage der Zeit. (Schluß folgt.) Salz als Heilmittel für den Gummifluß der Steinobstbäume. Der Gummifluß ist bekanntlich eine der übel sten Krankheiten unserer Steinobstbäume. Er tritt gewöhnlich ohne erkennbare äußere Ursachen auf und, wir sehen nur, daß sich an den Ästen unserer Kirsch-, Reineclauden-, Pfirsich- und Aprikosenbäume große Klumpen gummiartigen Harzes bilden und einzelne Äste, ja mitunter ganze Kronenhälften vertrocknen. Die Mittel, ßie gegen den Gummifluß dem Baumbesitzer an empfohlen worden find und die bisher dagegen angewendet wurden, sind sehr zahlreich. Kein Mittel hat bisher aber wirklich dem Übel radikal abgeholfen. Mit um so größerer Freude müssen wir es deshalb begrüßen, daß der Gärtner Franz Rochau-Berlin neuerdings ein solches im Salz gefunden haben will, und unterlassen wir es deshalb nicht, nachstehend mitzuteilen, was er hierüber schreibt: Eines Tages im Spät herbste wurde bei mir überflüssig gewordene Pökellake wahrscheinlich auf die Baumscheibe eines an Gummifluß erkrankten Aprikosenbäum- chens gegossen. Im ersten Ärger wollte ich den Baum herausnehmen und fortwerfen. Da kam aber der Frost dazwischen, und später wurde der Vorfall vergessen. Im Frühjahr nun blühte die gesunde Hälfte des Bäumchens, wenn auch nur spärlich, und irgend welche Spuren einer schäd lichen Einwirkung des scharfen Salzwassers zeigten sich nicht, im Gegenteil, das Bäumchen fing an nach der verdorrten Seite hm frische Triebe zu machen, und der Gummifluß hörte ganz auf. Es war eine Freude, die frische Lebenstäligkeit des Bäumchens mit anzusehen. Ich hatte nun eine Reihe Reineclaudenbäumchen