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Wetter, kann der Baum nicht mehr verdunsten, die Zufuhr von Nährstoffen ist dann unter brochen. Ein nasser Sommer'wird daher die Ablagerung von Reservestoffen, wie Stärke, Zucker, Eiweiß usw., sehr hindern; ein trockener Sommer sie ungemein fördern. Die Verdunstung ist demnach nur das Mittel zum Zwecke, sie dient, dazu, die für das Pflanzengewebe nötigem Mineralstoffe in den Pflanzenkörper zu bringen" und für Ablagerung von Refervestoffen zu sorgen. Ein weiterer Nutzen, den die Obst bäume aus der Verdunstung ziehen, besteht auch in dem Schutz vor allzu starker Erwärmung durch die Sonnenstrahlen. Die Obstbäume ver dunsten unter Umständen sehr viel Wasser, können sich aber auch dem jeweiligen Feuchtig keitszustande des Bodens und der Luft anpassen. Man hat sich bemüht, das durch die Verdunstung verdampfte Wasser festzustellen und hat diese bei einem ausgewachsenen Apfelbaume auf ungefähr 100 Liter Wasser auf den Tag geschätzt. Die Obst bäume besitzen bis zu einem gewissen Grade auch das Vermögen, Wasseraufnahme und Wasser verdunstung in einem dem Baum erträglichen Verhältnis zu erhalten. Setzt z. B. im Hoch sommer neben großem Bodenwasserverbrauch hohe Wärme ein, so werden die neugebildeten Blattflächen, die ja die Hauptverbraucher des Wassers sind, bedeutend kleiner angelegt. Hält jedoch die'Hitzewelle längere Zeit an, so stößt der Obstbaum allmählich seine Blätter ganz ab. Durch diese Art der Selbsterhaltung wird die Verdunstung auf das geringste Maß herabgesetzt. Sehr oft kann man beobachten, daß nach an haltender Trockenperiode und ungenügender Wasferaufnahme bei den Obstbäumen die so genannte Spitzendürre entsteht; die alten Zweige entziehen den jüngeren das Wasser und hindern deren Weiterentwicklung. Das Wachstum des Sproßgipfels wird verlangsamt und schließlich ganz aufgehoben, der Trieb vertrocknet. Hier wird sogar ein ganzer Zweig geopfert, um dem Obstbaum das nötige Lebenswasser zu erhalten. Fragen wir nun, reicht die jährliche Regenmenge aus, um uns ein gutes Ge deihen der Obstbäume und regelmäßige Ernten zu gewährleisten? Versuche haben ergeben, daß selbst in normalen Jahren und unter normalen Verhältnissen die Winterfeuchtigkeit und die Sommerniederschläge nicht hin reichend sind, den Wasserverlust der Obstbäume zu ersetzen. Gerade die Obst bäume stellen erhöhte Anforderungen an die Wasserzufuhr; sie erhalten meist im Hoch- und Spätsommer in der Regel zu wenig Regen. Dies trifft namentlich für Obstbäüme im Grasgarten zu, die fast ganz und gar auf die Winterfeuchtigkeit ange wiesen sind, da die Grasnutzung den größten Teil der Sommerniederschläge an sich reißt. Einen sehr hohen Wassergehalt des Bodens beanspruchen besonders die Formbäume, die nur bei ausreichender, öfterer Bewässerung edles, wohlausgebildetes Tafelobst liefern; ferner alle flachwurzelnden Obstarten. Das richtige Maß der Bodenfeuchtigkeit zu finden ist für den Obst züchter deshalb von der größten Bedeutung; es hängt ab vom Klima, von der Jahreszeit, von der Beschaffenheit des Bodens, der Boden bearbeitung und der Art der Kultur. In regen armen Gegenden und in trockenen Jahren sollte deshalb eine künstliche Bewässe rung und fleißige Bodenbearbeitung vorgenommen werden. Gerade durch letztere wird es möglich sein, das Bodenwasfer in der Umgebung der Wurzeln zu fesseln. Ganz be sonders zu empfehlen ist in nicht zu kalten Gegenden die Winterbewässerung, vorausgesetzt, daß der Boden genügend wasserhaltende Kraft besitzt und nicht zu tonig ist. Die Winter- bewäsfirung wird sehr viel Vorratswasser in die tieferen Erdschichten bringen, das im Frühjahr beim Austrieb, während der Blütezeit und im Sommer sehr nötig wird. Sehr viel Wasser benötigen die Obstbäume, namentlich die Stein obstgehölze, im Frühjahr während der Blüten periode, besonders bei hoher Wärme und an haltenden, trockenen Ostwinden. Es wird deshalb bei dieser Obstart eine ausgiebige Frühjahrsbewässerung die besten Erfolge zeitigen. Besondere und regelmäßige Wasser zufuhr verlangen alle Früchte tragenden Obst bäume zur Zeit der Hauptentwicklung der Früchte. Große und zahlreiche Früchte entwickeln sich nur bei genügender Sommerbewässerung. Wassermangel im Hochsommer bringt stets eine geringe Ernte. Bei durch Trockenheit und Nährstoffmangel er schlafften Obstbäumen, wo zu befürchten steht, daß die Zweige vertrocknen, wenn ein langer, warmer Herbst eintreten würde, oder wo Herbst- sröste zu befürchten sind, ist eine Herbstwässe rung vorzunehmen. Damit das Regenwasser oder das künstlich zugeführte Wasser in die tieferen Bodenschichten eindringen kann, empfiehlt es sich, den Boden vorher gründlich zu lockern. Im Grasgarten, wo dies nicht möglich ist, sind wenigstens die Baumscheiben gut umzugraben. Gute Dienste verrichten auch im Bereich der Kronentraufe eingesenkte Drainröhren; besser noch ist es, offene, schmale Gräben zwischen den Obstbäumen auszuheben, in welchen die Winterniederschläge sich sammeln können. Auch zum Unterbringen flüssiger Düngemittel können sie und die Drain röhren Verwendung finden. Ganz besonders der vergangene Sommer zeigte wohl allen Garten- und Obstbaumbesitzern,