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Untersuchung erreicht werden; in der großen Praxis ist das aber undurchführbar. Deshalb muß der Praktiker am Baum selbst zu erkennen suchen, was ihm fehlt. Läßt derselbe z. B. im Ertrag nach, während sonst die Entwicklung von Holz und Laub nichts zu wünschen übrig läßt, dann ist auf einen Mangel an Phosphorsäure zu schließen. Jüngere Bäume, die sich durch zu frühe und überreiche Tragbarkeit erschöpft haben und ihren Holzwachstum einstellen, werden durch reichen Stickstoff- und Kalidung zu neuem Trieb gereizt. So muß die Betrachtung von Fall zu Fall entscheiden, welcher Art die Düngung sei. Selbstverständlich muß auf die übrigen Kultur-Faktoren, Bodenbearbeitungund sonstige Pflege auch Rückficht genommen werden und dürfen diese als wichtiges Glied in der Kette nicht vernachlässigt werden. In der Hauptsache kam es darauf an, dar zutun, daß die Düngung des Obstbaumes mindestens ebenso der Überlegung bedarf, als andere Arbeiten im Obstbau, vor allem aber die Wirkung der einzelnen Stoffe zu berücksich tigen ist. Zum Schluß sei noch eine allgemeine An wendung der Düngerarten bei verschiedenen Pflanzen angeführt. 1. Gemüse: Im Herbst Stalldünger und Thomas mehl oder Kompost; im Frühjahr Kalidünge salz und im Sommer Jauche, Latrine oder Chllisalpeter als Kopfdüngung. 2. Beerenobst: Im Herbst Kompost oder Thomas mehl und Kali; im Frühjahr und knrz nach dem Abernten Jauche. 3. Erdbeeren: Im Herbst Stalldünger (auf streuen), Thomasmehl und Kali untergraben. (Reiche Stickstoffgaben rufen starke Stock entwicklung ohne Fruchtansatz hervor.) 4. Obstbäume: Im Herbst und Winter Stall dünger (soweit offenes Land zur Verfügung stehti; im übrigen Thomasmehl, Kalisalze. Im Frühjahr Jauche. Bei allen Pflanzen im Herbst und Winter alle 2—3 Jahre eine Kalkdüngung. Die Bedeutung des Wassers für die Obstbäume. Unter allen äußeren Lebensbedingungen für die Obstbäume spielt das Wasser die wichtigste Rolle. Ohne Wasser ist pflanzliches Leben überhaupt undenkbar. Alle lebenden Teile der Obstbäume sind vom Wasser, welches die Haupt masse bildet, durchtränkt. Im allgemeinen be trägt der Wassergehalt im Baum 75 Prozent. Früchte enthalten sogar 70- 90 Prozent. Fast alle Lebensprozesse des Obstbaumes finden nur bei Anwesenheit von Wasser statt, so die Zu fuhr von Nährstoffen aus der Erde, die Wande rung der in den Zellen gebildeten Stoffe, das Wachstum der Zellen. Für die Aufnahme von Wasser werden naturgemäß nur solche Organe des Pflanzenkörpers geeignet sein, welche be ständig mit Wasser oder Feuchtigkeit in Be rührung kommen; dies sind hauptsächlich die Wurzeln, dann auch die Blätter. Die Wurzeln nehmen mittelst ihrer, in großer Anzahl vor handenen, dünnen Wurzelhaare das Wasser und die darin gelösten Bodennährsalze auf, leiten es in dem Splintholz nach oben, wo es zu Bau material für Zellen verbraucht, in den Reserve stoffen abgelagert oder durch die Blätter wieder ausgeschieden wird. Da in einem Liter auf genommenen Wasfers bloß Spuren von Nähr salzen enthalten sind, die Pflanzen aber nur gelöste Nahrung anfnehmen können, so müssen sie eine große Menge Wasser durch ihren Körper fließen lassen, um den Bedarf an Boden nährstoffen zu decken. Nm Raum für neue Zu fuhr von Nährwasfer zu erhalten, ist die Pflanze gezwungen, den weitaus größten Teil des auf genommenen Wassers wieder auszuscheiden, zu verdunsten. Die Verdunstung der einzelnen Pflanzenteile ist verschieden; Baumstämme und verholzte Zweige verdunsten weniger stark als Blätter; je dünner die Haut, desto rascher die Verdunstung. Am schnellsten vertrocknen Baum wurzeln, weil ihre Haut sehr zart ist. Obgleich Stämme und Zweige der Obstbäume durch eine Kork- oder Borkenschicht gegen allzu starke Ver dunstung geschützt sind, verdunsten sie doch, selbst auch in unbelaubtem Zustande und bei niederer Temperatur ganz beträchtliche Mengen Wasser. Die Verdunstung erfolgt bei Zweigen und Ästen durch in der Rinde befindliche Poren (Lentizellen), welche sich im Winter durch Kork ausscheidungen zum Teil schließen und sich erst im Frühjahr wieder völlig öffnen. Die wich tigsten Organe zur Verdunstung sind aber die Blätter; besonders die Unterseite ist vermöge der vielen Poren (Spaltöffnungen) ganz be sonders dazu geeignet, einen Überschuß von Wasser wieder auszuscheiden. Die Blatt oberfläche, die nur wenig oder gar keine Spalt öffnungen besitzt, ist mit einem festen, glänzen den, oft wachsartigen Überzug gegen Wasser verlust geschützt. Die Wasserverdunstung wechselt beständig, je nach Jahreszeit, Temperatur, Be lichtung, Luftbewegung und Luftfeuchtigkeit. Am größten ist sie bei hoher Wärme, starker Sonnenbestrahlung, Lnftbewegnng und Luft- trockenheit. Am meisten gefördert wird die Ver dunstung bei Sonnenschein. In mit Wasser dampf gesättigter Luft, bei Nebel und Regen-