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153 Auch die Beobachtungen und Erfahrungen bei meiner auswärtigen Tätigkeit brachten mich zu der Überzeugung, daß unter solchen Umständen für die meisten Apfelsorten der Doucin ungeeignet fei. Eine Ausnahme machen die sogenannten Massenträger, wie z. B. Cellini, Jakob Lebel usw-, zum großen Teile Früchte, welche die Bezeichnung „Tafelöpfel" kaum noch verdienen. Gelegentlich einer Obstbaustudienreise des Deutschen Pomologenvereins nach England im Jahre 1910, an welcher ich teilnahm, besuchten wir auch zwei der größten englischen Baum schulen, die von Bunyard in Maidstone und von James Veitch L Sons in Feltham. Dort erfuhren wir, daß alle niederstämmigen Apfelbäume auf Paradiesunterlage veredelt werden und der Doucin, weil nicht genügend fruchtbar, in Eng land so gut wie gar nicht zur Verwendung kommt. Trotzdem zeigten alle Bäume, Spaliere sowohl wie auch die anderen Baumformen, ein üppiges Wachstum, so daß wir kaum diese Mitteilung glauben wollten. Es wurde uns aber dasselbe in den verschiedenen Obstfarmen, welche wir besuchten, bestätigt. Der englische Obstzüchter ebenso wie der Baumschulgärtner sehen allerdings weniger auf korrekt gezogene Baumformen nach unseren deutschen Begriffen. Künstlich eingegriffen wird dort weniger, es muß sich der Baum mehr natürlich entwickeln. Wir sind bei uns noch zu sehr Schnittkünstler. Es wäre mit Freuden zu begrüßen, wenn es Herrn Lindner gelingen möchte, eine Klärung dieser Frage herbeizuführen, mögen auch Boden- und klimatische Verhältnisse dabei mit von Einfluß sein, in erster Linie ist doch die Unterlage maß gebend. Wolanke, Wurzen. Welche Apfelsorten tragen mit Erfolg auf Doueinunterlage? Diefe Frage stellte Herr Geschäftsführer Lindner in Nr. 5 dieser Zeitschrift. Als Ant wort wird er wohl meistens die Namen: Cellini, Lord Susfield, Lord Grosvenor, Lanes Prinz Albert, Hawthornden usw. erhalten. Anders würde die Sache sein, wenn die Frage lautete: Welche Apfelsorten und unter welchen Verhältnissen sollen oder müssen wir, um zeitig' Ertrag und Ersolg zu haben, auf Paradies, Doucin oder Wildlingsunterlage ver edelte Bäume pflanzen. Unsere Kulturverhältnisse drängen dazu, möglichst die uns zur Verfügung stehenden Grund flächen intensiv auszunutzen. Es tritt nun die Frage an uns heran, können wir dieses besser mit schwachwachstnden oder mit kräftigwachsen den Unterlagen erreichen? Beide Fragen haben unter bestimmten Verhältnissen ihre volle Be rechtigung. Hierzu einige Beispiele. Habe ich ein eingezäuntes Grundstück in warmer Lage mit vorzüglichem Boden, dann kann ich es nicht besser ausnutzen, als wenn ich Bnsch- bäume von Edelobstsorten auf Paradiesunterlage pflanze. Die Bäume fangen zeitig an zu tragen, die Früchte entwickeln sich vorzüglich zu schönen Kabinettstücken, welche guten Absatz finden und hohe Preise erzielen. Ich kenne eine Menge Obstzüchter, welche auf diese Art ihre Kulturen zu hoher Entwicklung gebracht haben und dabei ein vorzügliches Geschäft machen. Habe ich ein Grundstück mit geringerem Boden oder ungünstigerer Lage, dann Pflanze ich die Bäume nicht auf Paradiesunterlagen, sondern auf Doucin und wähle Sorten, welche nicht so anspruchsvoll, aber doch im Obsthandel gesucht sind. Sind die Verhältnisse noch ungünstiger, so bleibt mir keine andere Wahl als Bäume auf Wildlingsunterlage zu pflanzen Häufig kommt es nun bei der Anlage eines größeren Grundstückes, welches verschiedene Boden verhältnisse aufweist, vor, daß man alle drei Unterlagen wählen muß, wie dieses auch praktisch in den bedeutenden Edelobstplantagen des Herrn C. W. Mietzsch in Niedersedlitz, Theisewitz und Dohna durchgeführt ist. Die Paradiesunterlage eignet sich, wie schon gesagt, nur für beste nahrhafte Böden, wo diese nicht vorhanden, muß entweder die Paradiesuuterlage durch eine anspruchslosere ersetzt oder es müssen durch Bodenverbesserung die Lebensbedingungen für dieselbe geschasst werden. Ein großer Vorzug der Bäume auf Paradies unterlage besteht noch darin, daß dieselben sich sehr leicht ohne jeden Schaden verpflanzen lassen, selbst ältere Bäume nehmen dieses nicht übel, wachsen leicht an und tragen dann auch bald wieder schöne Früchte. Es ist uns durch diese Eigenschaft der Unterlage ermöglicht, die Pflan zung in der Jugend der Bäume enger auszu führen und später die zu dichtstehenden Bäume zu verpflanzen. Als Sorten für Paradiesunterlagen kommen in der Hauptsache nur die starkwachsenden besten Tafelsorten in Betracht, welche durch den Ein fluß der Unterlage ihr starkes Wachstum bändigen und dadurch zeitiger mit der Fruchtbarkeit be ginnen sollen. Als Sorten führe ich folgende an: Schöner von Boscoop, Pariser Rambour renette, Goldrenette von Blenheim, Gravensteiner, Gelber Bellefleur, Landsberger Renette. Gelber Edelapfel, Aderslebener Calvill, Cox's Orangen renette, Ananasrenette, Goldparmäne usw. HMKauvereins: Dresden-A., HrunaerStr. 18, Hel. 18SS8.