Volltext Seite (XML)
108 Monatskalender Juli. Obstgarten. Zu Beginn dieses Monats suchen wir alle die im Vormonat nicht äusgeführten Arbeiten nachzuholen und nunmehr zu vollenden. Viel Freude machen uns in diesem Jahre die Obstbäume nicht. Sie haben unter den wechselnden Witterung? einflüssen und seinen Nebenerscheinungen stark gelitten. Folgeerscheinungen sind das massenhafte Auftreten tierischer und pflanzlicher Schädlinge, das Abfallen und Vertrocknen des anfangs so viel versprechenden Fruchtbehanges. Durch rechtzeitiges Eingreifen gegen das Überhandnehmen von Krankheiten und Schädlingen und durch Bewässerung und Bodenlockernng kann noch viel zur Gesundung der Bäume und zur guten Ausbildung des gebliebenen Zruchtbehanges getan werden. Die Ernte von Erdbeeren ist bald vorüber, Kirschen, Johannisbeeren, Himbeeren, Brombeeren, frühe Pfirsiche, Aprikosen, Frühbirnen und Frühäpfel setzen nach und nach, ein. Zum Ernten dieser Früchte wählen wir zweckmäßig die frühen Morgenstunden, weil dann das Obst am schmack haftesten und frischesten ist. Auch das Frühobst muß sortiert werden, und zwar nach der Reise und Größe. Es ist ein großer Irrtum, wenn man glaubt, die Früchte einer Pflanze reisen alle gleichzeitig und können deshalb alle auf einmal gepflückt werden. Im Gegenteil, wir müssen täglich die reisen Früchte ausbrechen, nur dadurch erhalten wir eine gleiche Qualität. Sind die Früchte für den Eigenbedarf bestimmt, dann müssen diese reif geerntet werden, sollen sie aber versandt werden, dann ernten wir sie vor ihrer völligen Reise, damit sie in genußieifem Zu stand in die Hände der Verbraucher kommen. Wir haben nicht nötig, das minder entwickelte Obst zu verkaufen, so lange wir keine zu großen Massen davon ernten, sondern diese verwerten wir für unseren eigenen Bedarf und stellen Dauerprodukte daraus her, als Saft, Marinelade, Gelee ufw. Haben wir noch keine Kenntnis von dem Einmachen der Früchte, dann fuchen wir uns solche bei einem Obst verwertungskursus des Landes-Obstbauvereins anzueignen. Das wurmstichige Fallobst ist sorgfältig aufzusammeln, zu verbrauchen oder unschädlich zu machen, damit die in dem selben lebenden Larven nicht zur Ausbildung gelangen können, in welchem Falle aus ihnen eine zweite Generation hervorgeht, de-en Larven die Früchte der Späisorten er neut wurmstichig machen. Auf das Vorhandensein von Larven sehen wir die im Juni angelegten Fanggürtel nach. Finden wir solche, so nehmen wir sie ab und verbrennen sie. Alsdann sind zum zweiten Male Fanggürtel an zulegen. Ein durchdringendes Bewässern der jungen, frisch gepflanzten Obstbäume ist bei Trockenheit sehr gut, auch ältere Bäume sind sehr dankbar dafür. An den Spalier- und Zwergobstbäumen ist eine Pinzierung der Triebe, die Fruchtholz bilden sollen, immer und immer wieder vorzunehmen, Weinreben und Leitzweige derFormenbäume sind anzuheften, erstere ständig auszugeizen. Wir denken jetzt auch an die Vermehrung der Erdbeer pflanzen. Von den zweijährigen Mutterpflanzen, die sich bei der Ernte durch reiche Tragbarkeit, große Frucht und Gesundheit auszeichneten, nehmen wir die stärksten Aus läufer ab und pikieren sie auf ein schattiges, gut vor bereitetes Beet. Sie sollen sich erst bewurzeln, deshalb kann das Pikieren mit einem gegenseitigen Abstand von 8 enr vorgenommen werden. Von dcn abgeernteten Erd beerbeeten, deren Ausläufer nicht zur Vermehrung benutzt werden können, sind diese immer rechtzeitig zu entfernen und die Beete zu hacken, zu bewässern und zu düngen. Tas Okulieren aufs schlafende Auge kann beginnen, und zwar zunächst mit solchen Unterlagen, deren Wachstum anr ehesten aufhört: Pfirsiche, Aprikosen, Pflaumen, Kirschen, zuletzt Apfel und Birnen. Gemüsegarten. Zwiebeln, die eingezogen, also reif sind, werden aufgezogen und an einem trocknen Ort zuu! völligen Abtrocknen ausgebreitet; hierher gehören die gewöhnlichen, Perl- und Chalottenzwicbeln und'Knoblanch. Die leergewordcnen Beete werden gedüngt, gegraben und neu bepflanzt. Majoran, Thymian, Minze u. dgl. sind unmittelbar vor der Blüte abzuschneiden und zu trocknen. Es gibt fortgesetzt zu hacken, zu düngen und zu behäufeln, Ivie im Monat Juni angegeben, und sowie ein Stück Land abgcerntet ist, besäen oder bepflanzen wir es von neuem. Es können ausgesät werden: Kohlrabi (frühe Sorten), Herbstrüben, Teltower Rüben, Winterrettich; von Mitte des Monats ab: Buschbohnen (frühe Sorteny Rapunzel oder Feldsalat, Kopfsalat, Radieschen, Spinat; von Ende des Monats ab: srühe Karotten, Winterendivien (Haupt- aussaatV Gepflanzt können werden: Winterkohl (Blätterkvhl), Rosenkohl ispätestens jetzt), Winterendivie, Kohlrabi, Kopf salat, Sellerie und Poröe (spätestens noch zu Beginn des Monats). Ziergarten. Der herrliche Rosenflor ist vorüber, und eine schöne neue Blüte ist nur durch rechtzeitiges Ab schneiden abgeblüter Triebe und durch Düngung mit ver dünnter Jauche in regelmäßigen Zeitabstttnden zu erzielen. Rosen und alle anderen Blumenarlen sind für Dünger durch größere, vollkommenere und schöngesärbtere Blumen dankbar. Die im Monat Juni angegebenen Arbeiten sind fortzuscpen; dazu kommt, daß Dahlien, Stauden, Gladiolen und andere blühende Pflanzen aufgebnnden werden und die Teppichbeete in Ordnung zu halün sind durch Aus schneiden, Niederhaken oder Niederbinden einzelner Pflanzen teile, und das Beschneiden der Hecken und Einfassungen von Buxus. Der Rasen fordert fortgesetzt besondere Auf merksamkeit in der Pflege durch fleißiges Spritzen und Bewässern, sowie Vertilgung des Unkrautes. I-. Kleine Mitteilungen. Obstmärkte 1911. Auch in Lief cm Jahre werden die Obslmärkte in Dresden abachatten werden. Es steht zwar keine reiche Obsternte in Aussicht, doch ist die bisherige Entwicklung der Früchte eine gute und hoffen wir deshalb für die gute Qualität einen entsprechend höheren Preis zu erhallen. Weiteres werden wir in der nächsten Nummer Mitteilen. Obstvcrwertnngskurse. Alljährlich werden mit Unter stützung des Landes-Obstbauvereins durch die Bezirks-Obst- bnuvereine in allen Landesteilen eine große Anzahl Obst verwertungskurse abgehalten. Mitglieder wollen die günstige Gelegenheit nicht vorübergehen lassen, sondern sich über Ort " und Zeit bei dem Herrn Vorsitzenden desjenigen Bezirks-Obstbauvereins, dem sic als Mitglied angehören, erkundigen. Vorbildlicher Erfolg eines genossenschaftlichen Zusammenschlusses zur Hebung des Obstbaues. Das Interesse an der Obstbaumzucht steigt in Deutschland von Jahr zu Jahr, und schon mancher leere Platz, der nicht gut anderweitig zu verwenden war, ist heute mit Obstbäumen besetzt und bringt eine erträg liche Rente. Sehr interessante Zahlen über die Rentabilität von Lbsiplantagen wurden in der Generalversammlung des Thüringer Zeniral-Obstbauvereins zu Erfurt kürzlich bekannt gegeben. Eine Genoss enfch ast, die fast aus schließlich aus Beamten besteht, begann mit der Anlage einer Obstplantage auf drei Morgen Kirchland in dein Dorfe Ronsdorf bei Sömmerda. Vor fünf Jahren wurden noch 32 Morgen Land dazu erworben. Um eine zweck mäßige Bewirtschaftung zu ermöglichen, und weil die Lage des Geländes nicht sehr günstig ist, mußten Gebäude im